Mein Leben als Dosenöffnerin

Wer meinen Blog regelmässig verfolgt, der weiß, dass wir vier pelzige Adoptivkinder haben.

Unsere älteste Tochter ist nun beinahe 17 Jahre alt, die andere Tochter und die beiden Söhne sind 8 Jahre alt.

Sie haben mich gut erzogen. Sowie sie maunzen, springe ich. Ich weiss auch genau, was welches Miauen bedeutet. Ich kann jede Tonart in Menschensprache übersetzen. Zum einen gibt es nölende Maunzer, die mich auf gähnend leere Näpfe hin weisen. Die ich dann natürlich sofort fülle. Doch nicht immer sind sie mit meinen Diensten zufrieden. Zwei der Kinder sind extrem mäkelig.

Ich bin mir sicher, dass sie immer so tun, als würden sie ein Futter besonders gern mögen und sowie wir eine größere Bestellung dafür aufgegeben habe, ist genau dieses zuvor heiß geliebte Essen das widerlichste, was ich ihnen je vorgesetzt habe. Sowie ich die Dosen ins Regal geräumt habe, ernte ich strafende Blicke für dieses abscheuliche Zeug. Angeekelt drehen sie sich vom Teller ab und setzen sich leidend in Pose. Begleitet wird dieses Szenario von mißbilligenden Miau-Lauten, die stark an die Autohupe aus der Serie “Die Waltons” erinnern.

Es gibt aber auch liebliche Töne, die mich zum schmusen und knuddeln animieren sollen. Es wirkt immer. Egal ob um 4 Uhr nachts, oder um 19:Uhr. Egal wie tief ich schlafe: Sowie ich eines der Kinder mit mir reden höre, erwache ich sofort. Schlaf wird sowieso seit Jahren überbewertet. Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass einer der Söhne mitten in der Nacht seine Spielschiene wieder entdeckt und die Kugel lautstark in der Schiene hin und her kickt. Das klingt dann etwas wie kegeln. Die beste Liegefläche scheinen für die Stubentiger übrigens meine Schienbeine zu sein. Drei der Kinder liegen oft im Pulk auf ihnen. Wenn ich morgens manchmal Durchblutungsstörungen in den Füssen habe, könnte das eventuell an den 15kg Katzengewicht liegen… könnte aber auch reiner Zufall sein. Nein, da besteht bestiiiiiimt kein Zusammenhang.

Ich war mal vor vielen Jahren auf einem Feng Shui Vortrag und die Rednerin sagte: “Katzen legen sich am liebsten dort hin, wo schlechte Energieströhme sind, während Hunde dort zu finden sind, wo positive Energie herrscht”. Ähm… ja, mein Bauch, meine Schienbeine, mein Rücken… extrem schlechte Energie…manchmal liegt die Seniorin sogar auf meinem Kopf… das gibt mir zu denken…

Apropos Kopf… der neuestes “Ticks” der ältesten Tochter sind: Meine Haare kämmen. Dabei fährt sie mit ausgefahrenen Krallen durch meine Haare. Des weiteren ist “Nasenstupsen” sehr beliebt. Meine Nase wird so lange mit der Pfote angestupst, bis ich aufwache und sie knuddel. Der dritte Tick ist etwas unappetitlich. In mir schleierhafter akrobatischer Leistung pinkelt sie in einen der Wassernäpfe. Unsere Tierärztin hat das mit “Sie macht halt eine Eigenurinbehandlung” kommentiert.

Das Haus ist nie richtig sauber, eine Tiefschlafphase hatte ich schon ewig nicht mehr und Urlaube sind auch gestrichen, aber wenn sie mich einmal anschauen, mit ihren Kulleraugen, dann ist das alles vergessen. Wie heißt es doch so treffend: “Ein Leben ohne Katzen ist möglich, aber sinnlos”.

 

 

Dankbarkeit des Tages

Wir hatten heute einen tierärztlichen Notfall. Unsere älteste Adoptivtochter hatte Blut gepinkelt. Ich rief sofort unsere Tierärztin an und sie nahm gleich nach dem ersten Klingeln ab – am Neujahrstag! Dafür bin ich unendlich dankbar. Sie konnte unserer kleinen Süssen sofort helfen und es geht ihr heute Abend schon deutlich besser.

Bin ich ein Goa`uld?

Manchmal kommt es mir so vor. Die fiktive ausserirdische Spezies aus der Serie Stargate hat einen Symbiont.

Meine älteste Katzentochter ist am glücklichsten, wenn sie auf mir liegt oder sitzt. Wenn ich esse sitzt sie auf meinen Beinen, im Bett liegt sie auf meinem Bauch oder auf meinem Rücken. Wenn ich koche sitzt sie zu meinen Beinen und wenn ich dusche sitzt sie vor der Dusche.

Je älter sie wird, desto mehr ist sie auf mich fixiert. Manchmal fühle ich mich wie der Wirt eines Symbionten. Doch ein einziger Blick in diese wunderschönen Augen genügt und alles “belagern” wird freudig “ertragen” und bin für jeden Tag dankbar, wo ich diesen kleinen Schatz um mich habe.

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Wegen einem haarigen Fuss soll man nicht weinen

mit diesem bescheuerten Spruch wurde ich heute konfrontiert und ich antwortete der Person, die diesen Bullshit zu mir sagte, dass die “haarigen Füsse”, die bei mir zuhause wohnen FAMILIENMITGLIEDER sind und wenn sie einmal sterben werden, werde ich natürlich um sie weinen. Die Person beharrte jedoch darauf, dass man “das nicht soll”. Es hat mich so wütend gemacht. Also sind Tiere so minderwertig, dass sie nicht einmal Tränen wert sind? Ich weine manchmal still und leise um all die Wesen, die täglich geschlachtet werden, obwohl ich sie nicht persönlich kenne.

Ich weiss ganz genau, dass meine Katzen mich lieben und ich liebe sie.

Als unser Kater am 30.09.2010 völlig unerwartet während einer Notoperation verstarb, warf mich das Monatelang komplett aus der Bahn. Er war über 15 Jahre lang um mich und ich habe ihn unendlich vermisst. Er war jede Träne, die ich um ihn vergossen habe, mehr als wert! Jeder haarige Fuss ist unsere Liebe und unsere Tränen wert!

Menschen sind den Tieren nicht überlegen und sicher nicht mehr wert. Tiere sind einfach anders, dennoch haben sie dasselbe Recht auf ein gutes, unversehrtes Leben.

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Kinderschmusezeit

Wir haben vier Adoptivkinder der Spezies Katze. Zwei Kater und zwei Mädchen.

Die Mädchen und einer der Kater sind mehr die verspielten Typen, aber der gefleckte Kater ist einfach nur verschmust. Spielen interessiert ihn gar nicht. Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten den ganzen Tag von mir auf dem Arm herumgetragen werden und schmusen.

Kürzlich war abends eine Bekannte zu Besuch. Sie kam gleich nach der Arbeit, wir aßen zusammen und danach machten wir bei mir im Hobbyraum noch Portraitbilder von ihr.

Normalerweise ist Katerschmusezeit sowie ich heim komme. An diesem Tag war ich jedoch später als sonst von der Arbeit heim gekommen und ich wusste, die Freundin kommt gleich. Also fiel die Schmusezeit aus.

Wir waren gerade mitten im Fotografieren, als er den Raum betrat und seinen Unmut lautstark kund tat. Um zu verstehen, was er sagte, benötigte niemand von uns einen Tierkommunikator. Es war mehr als deutlich. Es hörte sich ungelogen so an wie “Was soll denn dass, Du kümmerst Dich um das fremde Wesen da und hast heute Abend noch nicht mit mir geschmust, So geht das nicht! Du hast jetzt gefälligst mit mir zu knuddeln!”

Wir unterbrachen das Shooting und ich sagte der Bekannten, dass mein geliebtes geflecktes Wesen jetzt Vorrang hat. Ich nahm ihn auf den Arm und sofort fing er an in den lautesten Tönen zu schnurren und mich zu küssen. Die Welt war wieder in Ordnung. Zufrieden ging er nach oben und legte sich schlafen.

Das soll mir eine Lehre sein. Zuerst kommen die Kinder und dann der Rest. Man muss Prioritäten setzen.

Es tut sich was in Sachen Gleichstellung von Mensch und Tier

Letzte Woche hatte ich einen Vorfall von Anti-Speziesismus der ganz besonderen Art.

Ich bekam einen Anruf und eine Person beschwerte sich massiv über das Verhalten einer meiner Töchter und einer meiner Söhne.

Mit Abstand einer Woche finde ich das Ereignis ziemlich witzig. Immer wenn ich früher traurig war, dass niemand meinen Kindern zum Geburtstag gratuliert – sie gehören ja nicht der Spezies Mensch an und sind adoptiert – dachte ich immer “Na wenigstens beschwert sich keiner über meine Kleinen”.

Doch genau dies ist letzte Woche geschehen. Sie wurden von einer aussenstehenden Bekannten für ihr Verhalten gerügt.

Das entbehrt nicht einer gewissen Komik.

Insomnia – durch Katzenschmusen

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Das ist meine älteste Tochter. Sie hat seit einigen Wochen / Monaten den Tick, mich nachts, wenn ich schlafe, so lange mit ihren Pfoten an der Nase zu stupsen, bis ich aufwache. Wenn ich nicht schnell genug aufwache, werden schon auch gerne die Krallen ausgefahren. Ich liebe dieses zauberhafte kleine Wesen, doch ich benötige auch meinen Schlaf.

Dieses Gestupse geht die ganze Nacht hindurch im halbstündigen Intervall.

Gerade liegt sie neben mir und schläft wie ein Engel und das Teufelchen auf meiner Schulter flüstert mir zu “Jetzt kannst Du Dich rächen. Stupse sie einfach alle 30 Minuten mit dem Finger an der Nase, bis sie aufwacht”. Aber so fies kann ich nicht sein. Soll sie schlafen… obwohl… wenn sie jetzt wieder stundenlang pennt, dann ist sie heute Nacht wieder in bester Stupslaune… ein Teufelskreis… ich bringe es nicht über`s Herz sie zu wecken und sie schläft auch immer extrem tief und fest. Ich glaube, sie würde eh nicht aufwachen, selbst wenn ich sie wegtragen würde.. aber eine Nacht durchschlafen wäre auch mal wieder schön. Sie aus zu sperren ist auch nicht so optimal. Dann jault sie und ihre drei Geschwister vor der Tür, oder kratzen so lange an der Tür, bis wir sie gerne wieder ins Schlafzimmer lassen.

Wenn irgendjemand Tipps hat, wie ich meiner kleinen Madame dieses Gestupse abgewöhnen kann, wäre ich sehr dankbar.

Vegan leben mit fleischfressenden Tieren

Während es für Hunde schon veganes Futter gibt, kennen viele Veganer mit Katzen den Gewissenskonflikt nur zu gut, dass man seine Mitbewohner mit anderen fühlenden Lebewesen füttern muss.

Man lehnt schließlich aus ethischen Gründen den Konsum tierischer Produkte jeglicher Art ab, weil man nicht will, dass ein anderes Lebewesen für einen selbst leidet und getötet wird. Dennoch ist man gezwungen, Katzenfutter zu kaufen, weil die Samtpfoten zum Überleben auf das Fleisch angewiesen sind. Auch Biofleisch kann das Gewissen nicht erleichtern. Es bleibt kaum eine Wahl, selbst wenn sich alles in einem dagegen sträubt, die geliebten Familienmitglieder mit einer anderen tierischen Spezies zu füttern.

Bei Freigängern ist es vielleicht noch möglich, sie ihr Fressen selbst erjagen zu lassen, zumindest wenn man auf dem Land lebt. Gänzlich anders sieht es in der Stadt aus. Erst recht, wenn man in einer Gegend wohnt, wo Freigang zu gefährlich wäre, oder wenn man chronisch kranke Tiere beherbergt, die auf Spezialfutter und Medikamente angewiesen sind.

Natürlich meidet man Futtersorten mit Lamm oder Kalb, damit  wenigstens keine Tierkinder verfüttert werden müssen. Dennoch sterben für das Futter andere Lebewesen, die genauso süß, niedlich, verschmust und intelligent sind, wie Katzen und Hunde.

Von Omnivoren kommt dann schon gerne mal die Bemerkung, dass man als Veganer gefälligst solche Tiere um sich haben sollte, die auch selbst vegan ernährt werden können, wie etwa Kaninchen, dann bräuchte man kein schlechtes Gewissen zu haben. Jedoch sind ethisch motivierte Veganer auch oft im Tierschutz tätig oder hatten die fleischfressenden Mitbewohner schon bevor sie vegan wurden.

In den veganen Reihen gibt es Vertreter der These, dass nur die Freiheit artgerecht ist.

Was dabei vergessen wird, ist die Tatsche, dass wir hier von seit Jahrtausenden domestizierten Tieren sprechen, die mit Wildkatzen ungefähr soviel gemein haben, wie ein Investmentbroker mit einem Angehörigen des Kawashiva Stamms.
Nicht in jedem Bundesland gibt es eine Kastrationspflicht und es gibt unzählige streunende Katzen alleine in Deutschland. Tierschützer, die schon einmal Katzen mit Lebendfallen gefangen haben um sie tierärztlich versorgen und kastrieren zu lassen, wissen, dass diese heimatlosen Tiere sehr wenig mit der verklärten Idylle von einem freien Leben zu tun haben. Parasiten und übertragbare Krankheiten sowie Inzest sind große Probleme in Streuner-Kolonien.

Noch schlimmer als hierzulande ist die Situation in Osteuropa und rund ums Mittelmeer – von Afrika, Asien und Südamerika ganz zu schweigen. Auch in Nordamerika werden herrenlose Tiere von Tierfängern gefangen und in sogenannte Tötungsstationen gebracht. In den meisten Tierheimen im Ausland ist es so, dass die Tiere getötet werden, wenn sie nicht innerhalb einer bestimmten Frist vermittelt werden.

In ländlichen Gegenden ist die Mär, dass Katzen einmal schwanger werden sollten, leider nach wie vor hartnäckig verbreitet. Dadurch wird das Katzenelend noch weiter vergrößert. Junge Weibchen, die  oft selbst noch Kitten sind, werden schwanger. Mutter und Jungtiere werden nicht selten ihrem Schicksal überlassen, weil man der Meinung ist, dass eine Katze prima ohne Menschen überlebt. Genauso denken auch oft Diejenigen, die ihrer Tiere überdrüssig sind und sie einfach aussetzen.

Eine Waldkatze – also eine Felis silvestris – gehört in die Natur. Eine verwilderte Hauskatze wird mehr recht als schlecht sich selbst überlassen überleben.

Hauskatzen sind prädestiniert dazu, von ihren Menschen umhegt und umsorgt zu werden. Dies schließt auch die Verpflegung mit ein. Selbst wenn dies einen täglichen inneren Kampf für das herbivor lebende Personal bedeutet.

Eventuell gibt es schon in wenigen Jahren eine Lösung für dieses ethische Dilemma. Mit etwas Glück wird in den nächsten 5 Jahren ein bezahlbares Futter aus echtem Fleisch aus tierischen Zellen erhältlich sein.

Professor Yaakov Nahmias und sein Team von Super Meat (www.supermeat.com) wollen ein solches tierleidfreies Fleisch züchten. Wenn dies marktreif gelingt, steht einer ethisch einwandfreien Fütterung der Stubentiger nichts mehr im Weg.

 

Artgerecht ist nur die Freiheit?

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Dieses wundervolle Zauberwesen zog heute genau vor zwei Jahren bei uns ein. Er hat einen Nierenschaden und benötigt täglich Spezialfutter und Medikamente.  Ja, er verursacht Kosten und wir verzichten dafür gerne auf so manchen Urlaub. Ihn zu adoptieren war eine der besten Entscheidungen, die wir je getroffen haben. Er lebte 5 oder 6 Jahre auf der Strasse, bis er angeschossen wurde. Eine der Diabolokugeln war im Maul und konnte entfernt werden. Zwei im Bauchraum hat er noch drin und das heißt für uns, regelmässige Ultraschallkontrollen, ob die Teile wandern und auch regelmässige Blutkontrollen, bezüglich des Bleigehalts.

Wir könnten ihn nicht als Freigänger halten, selbst wenn wir wollten. Damit könnten wir nicht mehr die lebenswichtige Gabe der Medikamente und des Spezialfutters sicher stellen. Er hat auch niemals Anstalten gemacht, raus zu wollen. Er ist glücklich, wenn er mit seinen Geschwistern kuscheln und schmusen kann und natürlich mit uns Zweibeinern. Er hätte draussen nur eine sehr kurze Lebenszeit. So jedoch hat er Aussicht auf noch viele Jahre des Wohlbefindens.

Viele Tierrechtler und Tierschützer stellen sich “freie Katzen und Hunde” wildromantisch vor. Ich habe hier schon öfter was zu dem Thema geschrieben und es kann sein, dass ich mich wiederhole, aber ich muss das los werden. Wir reden hier von domestizierten Tieren. Nicht von einer Waldkatze, sondern von Hauskatzen. Streuner sind verwilderte Hauskatzen. Das ist etwas gänzlich anderes. Ich habe früher selbst mit zwei sehr lieben Menschen zusammen Katzen auf einem großen Industriegelände mit einer Lebendfalle eingefangen um sie kastrieren und ärztlich versorgen zu lassen. Die meisten Tiere waren dort entweder ausgesetzt worden oder von umliegenden Gehöften zugewandert, in der Hoffnung, dort Nahrung zu finden. Es war nicht wildromantisch. Die meisten Kater hatten Verletzungen von Kämpfen, die Weibchen wurden oft schon schwanger, wenn sie selbst noch Kinder waren. Inzest war ein großes Problem. Wir brauchten fast 2 Jahre, bis wir alle Katzen kastriert und versorgt hatten und es war ein Fass ohne Boden, den es kamen immer neue dazu. Viele der Landwirte, die zwei Kilometer entfernt ihre Höfe hatten waren uneinsichtig und ließen “ihre” Tiere nicht kastrieren. Selbst nicht, als wir anboten, die Kosten zu übernehmen. Sie argumentierten damit, dass die naheliegende Bundesstraße eine Überpopulation immer “von selbst regeln würde”.

Ich wiederhole mich ungern, aber es ist bei ausgesetzten Hauskatzen so, wie wenn man mich irgendwo zum Beispiel im Amazonasgebiet, fernab jeglicher Zivilisation aussetzen würde. Im besten Fall würde ich ein paar Monate mehr schlecht als recht überleben, aber vermutlich wären es höchstens ein paar Wochen, wahrscheinlich nur wenige Tage. Auch ein Hausschwein, würde in der Natur nicht ohne menschliche Hilfe überleben, ganz im Gegensatz zu einem Wildschwein.

Wenn wir mal irgendwann eine (bis jetzt noch recht utopische) Zukunft haben, in der alle Tiere als “nicht menschliche Personen” anerkannt sind mit allen dazu gehörenden Persönlichkeitsrechten, dann kann man die Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner nicht einfach “sich selbst überlassen”. Sie würden nicht lange überleben. Ich bin keine Biologin, ich kann nicht einschätzen, wie lange es dauern würde, bis die ganzen überzüchteten Rassen sich irgendwann wieder zurück entwickelt hätten, so dass sie wieder ohne menschliche Hilfe leben könnten. Wir sprechen hier von Jahrhunderten und Jahrtausenden der Domestizierung. Ich fürchte, wir werden in dieser möglichen Zukunft noch lange auf Lebenshöfe angewiesen sein.

Das gleiche Problem haben die Tierrechtler in Argentinien mit der Schimpansin Sandra. Sie wurde in den 80er Jahren in einem deutschen Zoo geboren und bekam 2014 gerichtlich den Status einer Person zugesprochen. Aber was nun? Auswildern nach so vielen Jahren der Gefangenschaft ist beinahe unmöglich. Es ist ein Dilemma. Ein größerer Wildpark mit Artgenossen könnte vielleicht eine Lösung sein. Die “Freiheit” wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ihr Todesurteil.

Freunde von mir haben einen Gnadenhof. Die Tiere sind dort glücklich, das sieht man. Klar, sie sind eingezäunt und nicht “frei”, aber sie sind auch beschützt, weil sie eben “frei” nicht lange überleben würden. Ich finde Gnaden- (wobei ich den Ausdruck echt nicht mag) und Lebenshöfe eine gute Lösung.  Genauso wie Familien, in der Hunde und Katzen, Kaninchen etc als geliebte Familienmitglieder leben.

Wer die “Freiheit” für domestizierte Tiere fordert, soll mal in ein südliches Land reisen und schauen, wie dort die ausgesetzten Tiere eher vegetieren als leben. Aber so weit braucht man gar nicht gehen. Einfach mal bei einer größeren Firma fragen, ob die Streunerkatzen haben. Werden sie in den meisten Fällen haben. Dann schauen, wie die Katzen ausschauen und sich dann die Frage stellen, ob man immer noch die “Freiheit” fordert.

Bald Sweet Sixteen

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Dieses wunderschöne Wesen wird in wenigen Monaten 16 Jahre alt. Sie hat eine Niereninsuffizienz, was wir aber mit entsprechenden Medikamenten und Spezialfutter ganz gut behandeln können. Sie bekommt die Medikamente SUC von der Firma Heel, was sehr gut anschlägt und ihr seit 3 Jahren ein relativ beschwerdefreies Leben ermöglicht. Es sind drei Komponenten in Form von Ampullen. Sie bekommt täglich eine halbe Ampulle. Damit haben wir die Beschwerden so weit eingedämmt, dass sie nur circa alle 1,5 Wochen Galle erbricht. Ansonsten geht es ihr gut und sie springt manchmal herum wie ein kleines Kitten. Als Futter bekommt sie spezielles eiweißreduziertes Renalfutter, was ihr zum Glück gut schmeckt. Das Futter, sowie die Medikamentengabe sind selbstverständlich mit unserer Tierärztin abgestimmt. Gerade, wenn ich diese Zeilen schreibe, schläft sie wie ein Engel in ihrem Körbchen. Sie schläft viel, seit sie älter geworden ist und das ist auch vollkommen normal.

Wir lieben dieses anmutige Geschöpf. Auch wenn sie altersbedingt manchmal vergisst, wo die Klos stehen. Ganz gleich, ob Schuhe manchmal nass sind und nach Ammoniak riechen, wenn man sie anziehen will – wir lieben sie immer – bedingungslos. Es kam tatsächlich auch schon mal vor, dass sie mein Kopfkissen im Schlaf “benetzt” hat, mitsamt meinen Haaren. Vermutlich hat sie geträumt, sie wäre auf dem Klo… solche Malheure passieren ungefähr alle 3 Monate und damit können wir ganz gut leben. Alles was waschbar ist, kommt in die Waschmaschine und der Rest wird geputzt. Fertig ist die Laube.

Es gab schon Menschen, die zu uns sagten “Warum lasst Ihr die nicht einschläfern, wenn sie inkontinent ist?”. Weil sie unsere geliebte Adoptivtochter ist! Sie hat uns in jungen Jahren viel Freude bereitet und tut es noch immer. Sie hat so viel Lebensfreude. Das bisschen putzen und waschen, also wirklich. Babys und alte Menschen machen genauso viel “Ärger”, die schläfert man doch auch nicht ein. Unverschämt so eine Frage!

Ich hoffe, dass diese Menschen später mal nicht in ein Altersheim abgeschoben werden, weil sie “lästig” werden und “Arbeit machen”. Unsere Kleine ist ganz sicher niemals lästig und bleibt bei uns und wir hoffen, dass das noch sehr lange der Fall sein wird.

Wenn Ihr ein Tier adoptieren wolt, egal welcher Gattung es angehört – seid Euch klar darüber, dass es mehrere Jahrzehnte alt werden kann. Im Alter kommen vielleicht Kosten für Medikamente und Spezialfutter dazu. Das sollte man finanzieren können. Im Kitten- und Teenageralter kann so Manches zu Bruch gehen und Möbel und Vorhänge können schon leiden. Im Alter kann es schon mal vorkommen, dass die Badewanne mit dem WC verwechselt wird und ab und an bleibt bei Kindern mit längeren Haaren schon ab und an hinten am Schwänzchen was im Fell hängen, was dort nicht unbedingt hin gehört. Auch Haarknäuel werden an “ungünstigen” Stellen erbrochen. Das muss man ab können. Wer das nicht kann, der sollte besser nicht mit einem Lebewesen zusammen leben und sich lieber einen Roboter kaufen.