Grenzen setzen – damit tu ich mich sehr schwer

Vor ungefähr einem Jahr lernte ich im Internet eine ältere Dame kennen, die damals unseren Yoshi adoptieren wollte. Wir haben uns gegen sie entschieden und für seine jetzige Familie, weil mein Bauchgefühl mir damals sagte, dass es nicht passt. Nichtsdestotrotz sind wir in Kontakt geblieben und vor einem halben Jahr bekam sie zwei Katzen aus dem Tierschutz.

Sie schreibt mir seit einem Jahr jeden Tag und es ist ok für mich. Die Frau ist sicher einsam. Alle ihre Verwandten sind verstorben und sie hat nur die Katzen. Nun ist eine der Katzen schwer krank geworden. Es war bekannt, dass sie FIV hat und es jederzeit ausbrechen könnte.

Die Dame rief mich an und bat um seelischen Beistand. Ich hörte zu, aber schon während des Gesprächs spürte ich, dass es mir damit nicht gut geht.Ja, ich verstehe die Frau. Auch ich hatte die letzten Jahre oft Sorge um meine Katzen und leider auch drei Todesfälle. Ich weiss, wie hilflos und verzweifelt es sich anfühlt. Ich kenne die Panik, die aufkommt. Dennoch ist es diesmal nicht meins. Ich will nicht der Seelentröster der Frau sein. Ich kann das nicht. Ich habe momentan gerade genug Kraft und Energie für mich selbst. Ich will keine Fremdenergien. Ich will nicht mitfühlen! Ich bin nicht für die ganze Welt verantwortlich.

Dennoch kommt wieder das Gefühl auf “Aber Margit, Du könntest ihr doch helfen blablabla”. Nein, ich helfe ihr nicht damit, dass ich mit ihr telefoniere. Sie jammert gerne. Nicht falsch Verstehen. Ich kann ihre Situation nur zu gut verstehen und ich weiss, wie sie sich fühlt, doch ich kann daran nichts ändern. Geteiltes Leid ist nicht halbes Leid, sondern doppeltes Leid. Is so!

Ich grenze mich von der Frau ab. Vielleicht macht mich das egoistisch. Mag sein, aber ich kann nicht. Ich will nicht. Ich mag nicht. Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen. Es tut mir wegen der Katze leid, aber auch an ihrem Zustand würde sich nichts ändern, wenn ich mir das Leid der Frau aufbürden lassen würde.

Auch meine Ressourcen sind begrenzt, sowohl zeitlich, als auch mental. Ich will mich nicht immer um das Zeugs Anderer kümmern. Ich habe genug mit mir selbst zu tun. Oder wie es die Schwaben sagen: Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür, dann ist alles sauber!

Unser Puschel

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Das ist unser jüngster Katzensohn. Eigentlich heißt er Muffin, doch meistens nennen wir ihn Puschel, Puschelchen, PuschPusch oder Puschelschwänzchen. Manchmal würde ich morgens am liebsten nicht aus dem Haus gehen, weil er im Flur sitzt und sein Köpfchen schief legt und mich sehnsüchtig anschaut. Er ist so drollig und unglaublich süss.

Er schaut mich meistens an, als wäre ich der tollste Mensch auf Erden. Er ist ein “Mamakind” und war schon immer sehr anhänglich mir gegenüber, doch seit wir im Urlaub waren, ist er noch anhänglicher geworden und hat immer Angst, ich könnte wieder längere Zeit weg gehen. Wenn ich morgens im Bad bin, schaut er mir detailliert zu, was ich mache. Wenn ich koche, sitzt er zu meinen Füssen, wenn ich auf dem Sofa sitze, liegt er auf mir und nachts schläft er grundsätzlich in meinen Kniekehlen. Es ist schon so weit, dass ich wirklich nicht gut schlafe, wenn das Puschelchen nicht an mich gepuschelt ist. Er ist, wie unsere anderen beiden Katzenkinder, einfach unfassbar wundervolll.

Helikopter-Katzenmama

Ich gebe es zu, ich bin die absolute Helikoptermutter. Wenn eine meiner Katzen nur kurz niest, bricht bei mir schon die Panik aus.

Einer der Kater frisst gerade mäkelig, der andere liegt momentan gerne auf den Fliesen. Das Mädchen ist sehr verschmust und sabbert, wenn sie sich freut.

Alles normal für diese Jahreszeit und nichts ungewöhnliches für normale Menschen. Für Helikoptermütter wie mich, der Auftakt zu einer Panikattacke. Der Gedankenkreisel beginnt. Unsere MissC lag in ihren letzten Wochen auch am liebsten auf den Fliesen, bevor sie starb. Auch sie sabberte, wenn sie sich freute und auch sie war mäkelig beim Fressen.

Die letzten Jahre ist einfach so viel passiert und wir haben vom Juni 2018 bis Juni 2020 drei Katzenkinder verloren und das hat mich geprägt. Natürlich weiss ich, dass meine Katzen eine niedrigere Lebenserwartung haben, wie Menschenkinder, aber Merlin war erst geschätzt drei Jahre alt und auch Gizmo war erst 10. Kein Alter wo man ans Sterben denkt. Es war für uns ein massiver Schock innerhalb weniger Wochen gleich zwei Kater zu verlieren. Deshalb bin ich nun die Helikopter-Mama, die sich sofort sorgt, auch wenn sie nur Haarballen Rauswürgen oder sich länger als ein paar Sekunden am Ohr kratzen.

Vielleicht werde ich diese Angst nie wieder los, weil mein Urvertrauen erschüttert wurde, vielleicht wird es aber auch wieder besser, wenn nichts mehr Schlimmes passiert.

Oder wie es eine Freundin ausgedrückt hat, die Ähnliches erlebt hat: “Wir müssen wieder Vertrauen in das Leben an sich entwickeln”. Deshalb übe ich mich jeden Tag ein klitzekleines bisschen in Lebensfreude Training. Hier ein gutes Lied, eine kleine Auszeit, etwas, das mir guttut. Dazu gehört auch, sich – wo es möglich ist – nur noch mit wohltuenden Menschen zu umgeben und die Energieräuber zu meiden, weil ich gerade alle Energie für mich selbst benötige. Es gibt so ein Sprichwort, das ungefähr heißt, dass man mit einem stumpfen Messer nichts mehr schneiden kann. Auch ich muss “mein Messer erst wieder schärfen”. Vielleicht lässt dann auch mit der Zeit meine Hypochondrie und mein Helikopter-Dasein nach.

Yoshi im Glück

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Am Freitag haben wir Yoshi besucht. Er ist mit seinen beiden Mamas überglücklich und wir sind so unendlich dankbar, dass er dort ein so schönes Zuhause gefunden hat. Es war aber auch schön, sein liebliches Stimmchen mal wieder zu hören und zu sehen, dass er uns noch kennt. Er kam gleich auf uns zu und schleckte unsere Hände ab. Ich dachte, er hätte uns vergessen, hat er aber nicht. Er mag uns noch und es war wirklich toll, ihn nach 5 Monaten wieder zu sehen.

Alles ist gut, so wie es ist.

Das Puschelchen

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Am Freitag wird es ein Jahr, seit unser Muffin bei uns lebt. Er ist so drollig und goldig und einfach nicht mehr weg zu denken. Ich bin mir auch sicher, dass er glücklich bei uns ist und sich sehr wohl fühlt.

Manchmal träumt er noch schlecht von seinem alten Leben auf der Strasse in einer Streunerkolonie in Spanien. Dann gibt er laute Töne von sich und wälzt sich hin und her. Heute ist er auf diese Weise von meinem Bauch herunter gepurzelt und vom Sofa geflogen. Einmal hat er kürzlich ganz laut und deutlich “Wau” gesagt, als er aus einem Alptraum aufschreckte. Wir hoffen, dass die Alpträume im Laufe der Zeit aufhören werden. Bei unserem Gizmo war es so. Es dauerte jedoch sehr lange, bis es soweit war.

Als ich heute mittag nach Hause kam, sah ich, wie Muffin und Orpheus sich im Flur kurz küssten. So süss. Mit Onya ist es schwieriger. Sie können zwar oft Fell an Fell liegen (gestern lag sie so dicht neben ihm, dass sie ihren weißen Schweif wie eine Federboa um ihn geschlungen hatte), aber sie zicken sich auch manchmal an. Einmal jagt sie ihn und einmal er sie. Es ist jedoch um Welten besser, als mit Yoshi.

Manchmal schaut er mich an, als wäre ich der tollste Mensch auf Erden. Diesen Blick hat nur mein Muffin drauf. Er ist soooo goldig.

Wir lieben unser Puschelchen und sind froh, dass wir es haben. Er hat aber auch wirklich von Anfang an gut zu uns gepasst. Wir haben ihn hoffentlich noch ganz viele Jahre.

Lieben heisst auch loslassen können

Neun Monate lebte Yoshi bei uns und am Freitag zog er in sein neues Zuhause. Es fiel uns alles andere als leicht und gestern ohne ihn aufzuwachen war wirklich seltsam. ABER, er ist im neuen Zuhause so glücklich und liegt heute schon auf seiner neuen Mama. Die anderen drei sind entspannt und glücklich ohne ihn und auch wir sind nicht mehr so unter Strom. Hier nochmal der kleine Schatz in seiner ganzen Schönheit:

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Yoshi

Yoshi zog gestern in sein neues Zuhause. Wir haben wirklich ganz tolle Adoptiveltern gefunden. Sie kamen zu uns und er ging sofort auf sie zu und leckte ihre Finger ab. Das hat er noch nie bei Besuch gemacht. Den ersten Interessenten hat er in den Zeh gebissen. Somit hat Yoshi unseren Eindruck bestätigt. Wir sind emotional noch recht durch den Wind, weil wir den kleinen Mann natürlich lieb haben, aber wir haben wirklich alles probiert, außer das uns von der Tierpsychologin empfohlene Gabapentin, das sich für uns einfach nicht gut angefühlt hat. Wir wollen ein glückliches Leben für ihn und ihn nicht dauerhaft ruhig stellen. Uns Menschen alleine gegenüber war er ja immer ruhig und lieb.

Trotz dass es uns natürlich unendlich weh tut, ihn gehen lassen zu müssen, wissen wir, dass wir auch in seinem Sinne richtig entschieden haben, auch wenn es für uns bedeutet, dass wir noch eine Weile trauern werden.

Wir bekamen auch gleich bei der Ankunft Bilder und später wie er schon die neue Wohnung inspiriert hat und wie er auch gleich auf dem Sofa sass.

Ich postete dieses Bild, wie er im neuen Reich auf dem Sofa sitzt auf meinem Status und bekam den “gut gemeinten Ratschlag”, dass Katzen nicht als Einzelkatzen gehalten werden sollten und immer Katerkumpane bräuchten und dem Hinweis, dass Yoshi im neuen Zuhause traurig ausschauen würde mit dem leicht anklagenden Zusatz “Hoffentlich wird er glücklich”. Ich sagte der Person, dass er sehr dominant ist und zumindest unsere Onya und unseren Muffin echt hasste. Dass sie weder die genauen Umstände kennt, Yoshi nicht kennt und die Adoptanten auch nicht und dass ich heute sowieso emotional nicht in der Lage bin, mich mit so einer WhatsApp auseinander zu setzen.

Mit Orpheus und Yoshi ging es nur deshalb gut, weil Orpheus sich nicht provozieren lies und genauso werde ich es auch halten. Ich lerne von meinem Orpheus und halte mich zurück, mit dem, was mir dazu durch den Kopf geht. Was maßen sich die Leute eigentlich an? Wenn ich nicht genau weiß, um was es geht (was ich in diesem Fall jedoch nicht glaube, ich denke, die Person kannte die Hintergründe sehr wohl), dann halte ich doch einfach meinen Schnabel!

Es ist so schon schwer genug, da braucht man solche “Hinweise” wahrhaftig nicht. Es ist uns alles andere als leicht gefallen und wir hätten ihn nicht irgendjemand gegeben, sondern mussten uns sicher sein, dass die neuen Eltern ihn genauso lieb haben wie wir und ebenfalls alles für ihn tun werden. Wir können ihn zukünftig besuchen, wir werden Bilder erhalten, er ist nicht aus der Welt. Auch wenn es sehr schmerzhaft ist, es ist nicht wie bei Spocky, MissC, Gizmo und Merlin. Diese Lieblinge können wir in dieser Welt nicht mehr sehen und wir wissen nicht, ob sie glücklich sind, können es nur hoffen. Bei Yoshi ist es anders. Er ist 45 Fahrminuten entfernt und hat zwei liebevolle Menschen bekommen, die sich um ihn und seine Bedürfnisse kümmern. Dort darf er so diktatorisch sein, wie er will, es sind keine anderen Katzen da, die er schlagen könnte. Er darf dort auch zur Ruhe kommen, so wie unsere drei verbliebenen Katzen, die gerade gechillt um mich herum liegen.

Muffin hat gestern noch die ganze Nacht das Haus abgesucht, ob er auch wirklich weg ist, er hat dem Frieden nicht getraut. Onya ist gleich aufgetaut und hat sich auf den Rücken geschmissen, die Pfoten nach oben gestreckt und geschnurrt. So wie es sein sollte, wenn wieder Harmonie im Haus ist. Wir werden alle fünf endlich – nach 9 Monaten – wieder zur Ruhe kommen und wenn wir wissen, dass Yoshi glücklich ist, wird uns die Trennung leichter fallen.

Falls mir noch jemand irgend einen “gutgemeinten” Ratschlag geben will, der sei vorgewarnt: Ich habe beschlossen, dass ich Leute, die mich runterziehen und mir nicht guttun, nicht mehr in meinem Leben haben möchte. Auch meine Toleranz ist irgendwann erschöpft und ich brauche Eigenschutz! Es könnte dann sehr gut möglich sein, dass ein gepflegtes “FICK DICH DOCH” als Antwort kommt. Als ersten Schritt habe ich die oben erwähnte Person aus meinen Kontakten gelöscht. Es tut gut, ab und zu “auszumisten”. Es lebt sich einfach leichter ohne solche Menschen und genau das brauchen wir nach all der Schwere der letzten Jahre: Etwas Leichtigkeit und Lebensfreude. Menschen die uns aufbauen und guttun. Alles andere fliegt durchs Deppenraster.

Ratschläge sind eben immer auch Schläge

Wir haben nach 9 Monaten fehlgeschlagener Vergesellschaftung unseres Yoshi mit unseren anderen Katzen entschieden, ihm ein neues Zuhause als Einzelprinz zu suchen. Diese Entscheidung fiel uns alles andere als leicht, aber wir wissen schlicht und einfach nicht mehr was wir tun sollen. Am Montag hat Yoshi Onya durch eine Unbedachtheit meinerseits (sie ist mir aus dem Arm entwischt und wollte davon rennen und er sofort wie ein Geier hinter ihr her, so schnell konnten wir gar nicht reagieren) so gejagt und geschlagen und gegen die Küchenzeile geschleudert, dass sie einen ihrer unteren Reißzähne verlor und wir mit ihr zum Notdienst mussten. Es geht nicht mehr. Schicht im Schacht!

Wir schrieben ihn auf Facebook, Instagram, bei verschiedenen Tierschutzportalen und bei mir in der Firma im Intranet zur Vermittlung aus.

Es kamen daraufhin wirklich nette Zusprüche. Viele Menschen wünschten uns Glück bei der Suche und schrieben uns auch, dass dies das einzig Vernünftige ist, was wir noch tun können. Zum Glück überwiegen diese netten und lieben Zuschriften. Es fällt mir eh nicht leicht und ich bin deshalb eh schon nah am Wasser gebaut und sehr empfindlich.

Dennoch gab es auch ein paar weniger erfreuliche Rat-Schläge wie “Lasst doch das die Katzen unter sich ausmachen, das wird schon, deswegen braucht Ihr ihn doch nicht abgeben”, “Du musst nur laut genug Nein sagen, Du erziehst ihn nicht richtig”, “Macht doch einfach die Tür auf und Ruhe ist, der soll für sich selbst sorgen”, “Warum tut ihr ihm diesen Stress an, wieder ein neues Zuhause zu bekommen?”.

Es gab auch die Überlegungen, ihn als Freigänger zu halten. Diese Idee hatten wir auch schon, aber wie soll das bei vier Katzen funktionieren? Das Problem, dass er Onya wie ein Hühnerhabicht anfällt und verletzt und auch Muffin oft schlägt wäre damit ja nicht aus der Welt. Dann müsste er in der Garage leben oder wie? Das geht doch nicht. Er braucht ein vernünftiges Zuhause. Ausserdem würde er als Freigänger hier in der Nachbarschaft auch alle Katzen aufmischen und das will ich auch niemand zumuten.

Ich bin mir sicher, wenn wir einen Platz als Einzelprinz für ihn finden, bei einer Familie oder Person, wo genügend Zeit für ihn vorhanden ist und wo er mit niemandem (keine anderen Katzen, keine Kinder) die Liebe der Adoptiveltern teilen muss, wird er zur Ruhe kommen und glücklich werden. Wenn wir ihn als Freigänger halten würden, wäre er trotzdem hier im Haus immer unter Strom und müsste die anderen patroulieren und kontrollieren. Ich glaube nicht, dass ihn das so auspowern würde, dass er Onya und Muffin in Ruhe lassen würde. Selbst wenn ich ewig mit ihm Ball oder Angel spiele ist er nicht ausgepowert. Er ist aber auch ein temperamentvoller Teenager. Das passt einfach nicht zu unseren gemütlichen Dreien, die am allerliebsten chillen.

So schwer es ist – und das ist es wirklich!!! – er wird bei uns nicht glücklich werden und die anderen drei mit ihm auch nicht. Fakt!

Bevor noch jemand auf die Idee kommt, mir so tolle RatSCHLÄGE zu erteilen, wie “werft ihn doch einfach auf die Straße” sollte sich derjenige mal einfach die Situation durch den Kopf gehen lassen, bevor er den Mund aufmacht.

Es ist nicht unsere Schuld, dass wir ihn unter komplett falschen Angaben vermittelt bekamen als “Lieb und sanft und komplett verträglich mit allen anderen Katzen”. Er ist schlicht und einfach nicht richtig sozialisiert. Vermutlich hat er zu früh die Mutter verloren und alle wesentlichen Dinge im Umgang mit Artgenossen nicht gelernt. Daher kommt auch das unvermittelte Beißen ohne jegliche Vorwarnung. Auch das war der Pflegestelle bekannt, wurde uns aber geflissentlich verschwiegen. Es ist wie es ist. Gelitten haben unter dem vortäuschen falscher Tataschen wir alle, inklusive Yoshi. Wir haben seit 9 Monaten keine Ruhe mehr im Haus. Onya, Muffin und selbst Orpheus sind gestresst, Yoshi ist ständig unter Strom und hat keine Ruhe und wir Menschen auch nicht. Das ist kein Leben mehr. Jetzt hoffen wir, dass wir ein ganz wundervolles Zuhause für ihn finden, dass 100 %ig passt. Wer das nicht versteht, der kann mich Kreuzweise am Arsch lecken!

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Ein Leben, wie im Märchen

IMG_1615 Gestern lagen wir auf dem Sofa und netflixten, als Muffin auf den Couchtisch sprang, seine Pfote in eines unserer Trinkgläser tauchte und die Pfote abschleckte. Er tat es mit einer lässigen Souveränität, die auf Gewohnheit schließen lässt. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie oft ich schon Wasser getrunken habe, in dem eine der Katzen Zunge und / oder Pfote hatte. Es ist schon etwas eklig, vor allem wenn man nur zu gut weiss, wo die Zungen und Pfoten vorher waren. Aber sie sind ja unsere Kinder und dann ist es Wurscht. Die dürfen alles.

Somit leben wir wie im Märchen und fragen uns immer öfter “Wer hat in meinem Bettchen geschlafen, wer hat aus meinem Becherchen getrunken und wer hat von meinem Tellerchen gegessen”. Ein kleiner Tipp: Schneewittchen war es nicht. Sehr wohl aber Onya, Orpheus, Muffin und Yoshi. Von Yoshi wussten wir es, dass er gerne aus Gläsern trinkt. Bei Muffin war es eine “Überraschung”.

Sie schlafen auch nachts bei uns im Bett. Orpheus und Muffin liegen neuerdings im Pulk zusammengerollt auf meinen Schienbeinen. Onya liegt zumindest nachts nicht auf einem, sondern lediglich am Fussende. Ich habe jedoch schon öfter festgestellt, dass Katzen gerne auf “Knochigen Körperteilen” liegen. Es gibt durchaus gepolsterte Stellen, aber nein, die Knie oder Knöchel müssen es sein. Keine Ahnung, was daran so verlockend ist. Als Muffin bei uns einzog (und Yoshi macht das auch), wurden wir sehr schnell dazu erzogen, das dreckige Kochgeschirr sofort in die Spülmaschine zu räumen. Wenn wir dies nicht taten, wurden die Pfannen und Töpfe ausgeschleckt. Das waren sie vermutlich von ihrem früheren Leben so gewohnt. Mit der Zeit gab sich das zum Glück, als sie merkten, dass die Näpfe immer ausreichend gefüllt sind und sie keine Essensreste suchen müssen. Wir dachten, dass das mit dem Wasser auch aufhören wird, was bei Yoshi auch der Fall war, jedoch fing es nun bei Muffin an. Oder er hat es schon immer gemacht und wir haben es nur zum ersten Mal gesehen. Katzen sind Nachahmer. Vielleicht müssen wir zukünftig Abdeckungen für unsere Gläser kaufen.

Wir hatten früher MissC und Spocky, die bei uns lebten. Beide aßen immer manierlich und es waren nie Essensreste um die Näpfe verstreut. Doch dann starb Spocky und Onya und Orpheus zogen ein. Sie frassen wie die Barbaren. Ein Streukreis von mehreren Zentimeter war keine Seltenheit. Doch wir hatten noch unsere Grande Dame MissC, die ihnen Manieren beibrachte. Später zog dann Gizmo ein und auch ihm wurde ein geordnetes Fressen beigebracht. Doch dann starb MissC und schon kurz darauf fielen Onya und Orpheus in ihr barbarisches Fressverhalten zurück. Nicht nur das, auch Gizmo fing an zu fressen wie sau. Als dann noch später Merlin bei uns einzog, frass er als einiger gebührlich.

Gizmo und Merlin starben letztes Jahr im Sommer und kurz darauf fing das unmanierliche Gefresse wieder massiv an. Yoshi und Muffin fressen beide echt ok,  Orpheus geht inzwischen auch wieder, doch bei Onya wird es immer schlimmer. Inzwischen schleppt sie die Fleischbrocken meterweit und verteilt alles im halben Haus. Überall findet man Essensreste. Auch Onya und Orpheus tranken früher aus unseren Gläsern, weil sie es so von den Vorbesitzern gewohnt waren. Vielleicht hört das Verteilen des Fleisches auch irgendwann mal wieder auf. Aber auch wenn nicht, wir lieben alle Katzen genau so, wie sie sind. Es gibt wahrlich Schlimmeres, als Katzen, die des nachts auf den Knöcheln schlafen und hinter denen man her putzen muss. Sie sind und bleiben die genialsten, anmutigsten und schönsten Geschöpfe ever.

Ich gebe auf, ich kann nicht mehr!

Seit beinahe 8 Monaten versuchen wir, den kleinen Yoshi mit unseren anderen drei Katzen zu vergesellschaften. Wir haben ALLES probiert. Tierpsychologin, Tierheilpraktikerin, Tierärztin, die auf dominante Kater spezialisiert ist, Zylkene, Anxitane, verschiedene Bachblüten, darunter sogar aus Amerika importierte Ultimate Peacemaker Solution vom Katzenpapst Jackson Galaxy. Wir probierten Globuli wie Ignatia, Lycopodium und Nux Vomica nach Dosierungsanleitung der Tierheilpraktikerin. Wir versuchten es mit einer Katzentrainerin und Clickertraining, wir engagierten eine Katzentherapeutin und wir gaben allen Katzen Calm Futter und CBD Öl (ohne Terpene). Wir versuchten das Soul Mate No. 1 Spray und wir versuchten es mit Tierkommunikation und Auralesung. Es gab wirklich nichts, was wir nicht versucht hätten, ausser Psychopharmaka was uns von der Tierpsychologin und der Katzentherapeutin empfohlen wurde, aber das fühlt sich nicht richtig an. Ich will ihn nicht ruhig stellen. Er soll glücklich sein. Allerdings kann er das bei uns nicht. Er muss immer die anderen Katzen kontrollieren und patrouillieren. Speziell das Mädchen, aber auch die beiden anderen Kater. Sogar unser sonst so extrem gechillte Orpheus ist schon ganz schreckhaft geworden. Deshalb haben wir uns extrem schweren Herzens dazu entschlossen, dass wir ihm ein Zuhause ohne andere Katzen suchen. Wir und auch die Katzenpsyschologin, die Therapeutin und die Tierheilpraktikerin sind sicher, dass er als Einzelprinz glücklicher ist. Er will seine Menschen für sich alleine. Es ist ja auch für ihn nicht gut, wenn er immer unter Strom ist und alle beherrschen muss. Die anderen drei sind auch viel entspannter, wenn sie ihn nicht sehen müssen. Muffin kuschelt sich immer schutzsuchend an mich, sowie Yoshi ausserhalb seines Zimmers ist. Es geht nicht mehr. Wir haben unser Bestes getan.

Wenn die Orga ehrlich zu uns gewesen wäre, wäre uns allen eine Menge Stress erspart worden, aber es ist wie es ist und wer weiss, zu was es gut ist. Die Tierheilpraktikerin sagte auch, dass es gut war, dass er bei uns gelandet ist. So manch andere Adoptanten hätten ihn beim ersten Biss schon vor die Tür gesetzt und seinem Schicksal überlassen.

Er ist ein lieber kleiner Schatz und er macht das sicher nicht aus Bosheit. Wir vermuten, dass er misshandelt wurde und geschlagen. Vermutlich hatte er mal ein Zuhause, weil es ungewöhnlich ist, dass ein Kater in Bulgarien schon kastriert aufgefunden wird. Einerseits ist er sehr dominant, aber andererseits auch wieder extrem sensibel, wie vor einigen Wochen, als er eine Panikattacke hatte, weil ein Monteur auf dem Dach lief und nach unserer Solaranlage geschaut hat.

Meine Hoffnung ist, dass wir eine liebe Person für ihn finden, die Katzenerfahrung hat, viel Zeit und keine anderen Tiere. Wir sind ziemlich sicher, dass er dann auch nicht mehr beissen wird. Alle wirklich schlimmen Bisse, die er uns zugefügt hat, entstanden aus Panik oder Eifersucht. Er hat mir einmal “die Pulsadern aufgeschlitzt”, als er Onya ansprang und ich meine Hand schützend vor sie gehalten habe. In zwei weiteren Situationen hat er mich in den Arm und in den Fuss gebissen, als ich wieder aus einem Beschützerreflex heraus Muffin schützen wollte. Manchmal beisst er auch, wenn man ihn streichelt, ohne jegliche Vorwarnung. Er liegt genießerisch da und schnurrt und zack, beisst er ins Handgelenk. Das ist aber nie so, dass man in der Notaufnahme landet. Das geschieht nur, wenn man “zwischen die Fronten” gerät.

Ohne andere Katzen ist er deutlich entspannter. Er ist glaub ein Border Collie im falschen Körper. Er ist superintelligent. Er kann Türen öffnen und knackt jedes Intelligenzspielzeug. Körperlich ausgepowert ist er so gut wie nie, vorher bin ich es. Egal ob Ballspielen oder die Spielangel jagen. Er macht dabei Ninja-mässige Saltos. Er ist sehr groß und wiegt fast 7 kg, ist aber nicht dick.

Wenn ich es schaffen würde, ihm das Geschirrle anzulegen, würde ich mit ihm spazieren gehen. Das würde ihm sicher gefallen, aber ich habe echt Angst um meine Arme. Ein kleines bissle traumatisiert bin auch ich nach der letzten Beißattacke. Er hat sich regelrecht in meinem Fuss verbissen. Vorgestern nacht war er mit in unserem Schlafzimmer und ich wachte nachts auf und hatte Angst um meine Füsse und deckte sie schnell zu, aber er schlief selig auf dem Sideboard.

Es fällt uns alles andere als leicht, ihn her zu geben, aber wir sind sicher, dass es so das Beste für alle Beteiligten ist, auch für ihn. Es ist auch kein Dauerzustand, entweder ihn oder Onya separieren zu müssen. Ich habe auch echt Angst um Onya. Sie ist so zierlich und klein und wiegt knapp 3 kg. Er kann ihr wirklich ernsthaft was antun.

Jetzt hoffen wir inständig, dass wir ein wundervolles Zuhause für ihn finden, damit wieder Ruhe im Haus einkehrt und alle vier Katzen wieder entspannt sind.

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