Dysmorphophobie

Ich habe seit Jahren eine leichte dysmorphophobe Störung. Sie ist bei mir zum Glück nicht schwer ausgeprägt und es tritt Phasenweise auf und dem Einhorn sei Dank nicht immer.  Es gibt aber Tage, so wie heute Mittag, da finde ich mich entstellt, hässlich, einfach grausig. Ich fühle mich dann wie Quasimodo. Ein Blick in den Spiegel wird zur Qual. Zum Glück hielt der heutige Schub nicht lange an und der “Spuk” war heute Abend vorbei. Ironischerweise pünktlich zu Halloween. Wenn andere sich freiwillig gruseln, hörte bei mir das Gruseln auf. Wenn ich mich jetzt anschaue, kann ich die Gefühle von heute mittag nicht mehr nachvollziehen, dennoch waren sie zu dem Zeitpunkt real und ich bin dann immer so darin gefangen, dass nichts und niemand mich vom Gegenteil überzeugen kann, so gefestigt ist die “Erkenntnis”, dass ich hässlich und entstellt bin. Diese Phasen sind nicht schön, aber ich bin dankbar, dass sie nicht schwer ausgeprägt sind. Wie müssen sich Menschen mit dem vollen Krankheitsbild fühlen. Ich weiss, dass diese Phasen verschwinden und widme ihnen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit. Manchmal muss man Bullshit einfach vorbei ziehen lassen.IMG_1577_pp

Shit happens

Letzte Woche war ich in der Stadt und parkte auf einem etwas abgelegenen Firmenparkplatz. Es standen nicht sehr viele Autos dort und es wohnt dort auch niemand. Trotz der wenigen parkenden Autos schaffte ich es doch tatsächlich eines der Autos beim ausparken zu beschädigen.
Ich fuhr aus der Parklücke und es machte “Plong” und ich dachte mir so “Nein, verdammt”. Aber geschehen war nun mal geschehen. Ich suchte die umliegenden Gebäude nach dem Besitzer des Fahrzeugs ab, doch es war alles menschenleer, bis auf ein paar wenige arbeitende Menschen, die mir nicht weiterhelfen konnten.

Also machte ich das, was am nahe liegendsten war. ich rief die Polizei an und schilderte den Vorgang. Eine sehr nette Polizistin nahm alles auf und sagte mir, dass sie eine Polizeistreife schicken wird. Die kamen auch echt innerhalb von 15 Minuten. Zwei sehr nette Polizisten. Der eine schaute sich den Schaden an und meinte “das kann passieren”. Der andere sagte “Sie haben sich absolut richtig verhalten”. Anscheinend geschieht es sehr oft, dass bei solchen Bagatellschäden die Leute einfach weiterfahren. Man liest es ja oft, dass Leute Zeugen suchen, weil ihre Fahrzeuge beschädigt sind. Das kann ich nicht nachvollziehen. Man ist doch versichert und es reisst einem keiner den Kopf ab. Die Polizisten waren wirklich sehr angenehm. Einer der beiden sprach die mündliche Verwarnung aus und der andere sagte noch, dass mein Schaden so gering ist, dass man das sicher selbst wieder eindrücken könne. So war es auch.  Den Schaden an meinem Auto reparierte mein Mann selbst. Er drückte die Delle wieder nach aussen und man sieht nichts mehr vom Schaden. Um den Schaden an dem anderen Auto kümmert sich meine Versicherung. Es handelte sich um ein Poolfahrzeug einer Firma. Dann hat sich die Versicherung auch mal gelohnt. In über 25 Jahren darf man auch mal einen Schaden melden.

und jährlich grüsst das Murmeltier

Gerade endete die alljährlich stattfindende SWR 1 Hitparade. Auf Platz eins war Bohemian Rapsody von Queen und auf dem zweiten Platz Stairway to Heaven von Led Zeppelin. Seit gefühlten 1000 Jahren wechseln sich diese beiden Songs auf den ersten beiden Plätzen ab. So vorhersehbar und unendlich langweilig. Kann nichtmal ein gänzlich anderes Lied Platz 1 sein? Nix gegen diese Songs, die sind schon ok, aber warum wählt man jedes Jahr immer wieder dasselbe??? Wenn man weiss, was Platz 2 ist, weiss man auch schon was die Top Ten anführt. Das sagten sogar die Moderatoren.

Aber gut, wenns den Leuten gefällt und sie nach 20 Jahren noch immer die gleichen Lieder wählen, dann ist das ja auch schön. Was weiss ich Kulturbanausin schon. Ich bin diejenige, die sich bei den ersten Takten von Under Pressure freut wie eine Schneekönigin, nur um dann enttäuscht fest zu stellen, dass es nicht Ice Ice Baby ist.

Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung

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Das entspricht dem, wie ich mich selbst sehe

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und das ist die harte Realität.

Denken alle “alten Menschen”, dass sie noch jung sind? Vermutlich. Ich kenne aber auch Menschen, die noch niemals jung waren und schon alt geboren wurden.  Das sind dann alte Menschen in jungen Körpern. Ich dagegen bin ein junger Mensch, gefangen in einem nicht mehr ganz so jungen Körper. Aber es ist schon noch ok, es ist nicht schlimm. Nur ein paar Augen und Denkerfalten. Gibt definitiv Schlimmeres.

Das kann man doch mal verwechseln

Eine Polizeistreife hielt mich an. Fahrzeugkontrolle. “Zeigen Sie Ihren Führerschein und Ihre Fahrzeugpapiere”. Ich war – ohne Grund – nervös und kramte die gewünschten Dokumente aus meinem Geldbeutel und gab sie dem Beamten. Er warf einen Blick darauf und sagte “Wollen Sie mich verarschen?” Ich wusste nicht, wovon er sprach und antwortete wahrheitsgemäss “Das liegt mir fern”. Er wurde wütend und sagte laut “So eine unglaubliche Frechheit, geben Sie mir sofort Ihren Fahrzeugschein! Hier haben Sie Ihren Blödsinn wieder”. Erst in diesem Augenblick erkannte ich, dass ich dem Herrn anstatt des Fahrzeugscheins mein Bonusheft vom Zahnarzt ausgehändigt hatte. Ich fing an zu lachen und konnte nicht mehr aufhören. Er kam sich noch veräppelter vor und schrie mich an “Wenn ich nicht sofort den Fahrzeugschein bekomme, können Sie gleich mit aufs Revier” und ich lachte noch lauter. Mir tat der Bauch und die Kiefermuskeln weh, so sehr lachte ich. Letztendlich fand ich in letzter Sekunde den Fahrzeugschein. Er studierte ihn und meinte nach einer gefühlten Ewigkeit, dass ich weiter fahren könne. Meine Mitfahrer kommentierten das Ganze mit “Das kann echt nur Dir passieren”. Ich finde, dass man das leicht verwechseln kann und ein anderer Polizist hätte wahrscheinlich auch gelacht.

Wahre Alchemie

Kann man aus Scheisse wirklich Gold machen?

Ich las vor einigen Tagen im Internet einen Spruch, der sinngemäß ungefähr so war, dass auch das Schlimmste, was einem widerfährt in leuchtendes Gold verwandelt werden kann.

Dazu fiel mir die Geschichte einer Frau ein, deren Sohn von einem Kriminellen erschossen worden war. Sie besuchte den Täter im Gefängnis und freundete sich mit ihm an. Letztendlich adoptierte sie den Mörder ihres Sohnes. Krasse Geschichte, die sich wirklich so in den USA zugetragen hat.

Als Kind fand ich im Religionsunterricht die Hiob Geschichte immer ganz furchtbar. Er wurde “auf die Probe” gestellt und ihm wurde alles genommen, was er liebte. Zum Dank für seine Loyalität bekam er eine neue Familie. Ich fand das nicht so prickelnd und ziemlich fies dem Hiob gegenüber.

Wie ist es bei mir selbst? Ich habe auch schon einiges erlebt in meinem beinahe methusalemischen Alter. Konnte ich das in “leuchtendes Gold” transferieren? Ja und Nein.

Die Trennung von meinem Ex stellte sich im Nachhinein als absoluter Glücksfall heraus und war eines der besten Dinge, die mir passiert sind. Nichts gegen ihn, wir haben nur schlicht und einfach absolut nicht zusammen gepasst.

Mein Mann und ich wollten mal Eltern eines leiblichen Kindes werden und das klappte nicht so. Auch das ist, glaub ich, ein Segen und sollte so sein. Wir sind wohl die besseren Katzeneltern. Ich weiss nicht, ob wir Bock auf das ganze drumherum gehabt hätten, wie wickeln, stillen, Babybrei etc, von der Pubertät später ganz zu Schweigen. Ich glaube, das wäre echt nicht unser Ding gewesen.

Das sind die beiden Ereignisse, wo das “Schlimme” zu was gut war. Ganz anders schaut es beim Tod aus. Wenn der Tod ins Spiel kommt, wandelt sich nichts mehr in Gold. Es tut einfach nur weh, auch nach Jahren noch. Diese Wunden verheilen niemals so ganz. Doch der Tod gehört leider zum Leben. Es ist der unvermeidliche Lauf der Dinge. Diese Erlebnisse prägen einen und lassen den einen oder anderen vielleicht reifen. Trotzdem verwandelt sich da nichts in irgendwas, schon gar nicht in leuchtendes Gold. Es wird auch nicht leichter, je öfter man ihn erlebt hat und gewöhnen tut man sich schon gar nicht daran, ein geliebtes Lebewesen zu verlieren. Die wahre Alchemie ist vielleicht, dass man nicht daran zerbricht.

Oktober Blues

Ich hatte letzte Woche frei. Urlaub. Ganze fünf Tage. Ich habe viel mit meinen Katzenkindern geschmust, ich habe genäht, modische Accessoires kreiert, Familie und Freunde besucht und mit Freunden gefeiert. Es war eine schöne Woche. Um so härter traf mich der Alltag wieder. Es war wie ein Faustschlag. Es grüßt wieder täglich das “Murmeltier”. Dieselben Menschen im Bus, derselbe Weg, die immergleichen Haltestationen. Die Arbeit, danach einkaufen, kochen, waschen, die Katzen bespaßen, nachts nicht schlafen können und grübeln. War das schon alles?

Jaja, ich sollte dankbar sein, anderen geht es noch viel viel viel schlimmer und die meisten Leute machen nicht das, was sie von Herzen lieben, so ist das nunmal, das war schon immer so und wird immer so sein. Kaum jemand kann von dem leben, was sie/ihn erfüllt. Das Leben ist eben kein Zuckerschlecken und man kann nicht immer Urlaub haben blablablabla. WürgundKotz!

Es gibt da so einen Spruch, dass es nicht gerade von geistiger Gesundheit zeugt, wenn man an das System angepasst ist. Ich bin für meine kleine Rebellenseele viel zu angepasst und das schon viel zu lange. Ich muss echt die Sau raus lassen. In mir schlummert leise und knisternd die Anarchie und sie will raus.

Kürzlich gab es einen kleinen Aufblitzer. Ich konnte den Schein nicht mehr aufrechterhalten und nicht mehr so tun, als könnte ich eine bestimmte Person leiden. Es war mir mit jeder Faser meines Körpers anzusehen, dass ich die nicht leiden kann. Mir sind die Gesichtszüge entgleist. Meiner Mimik war deutlich anzusehen, was ich dachte: “Boah, Du nervst so unglaublich”.

Solche “Entgleisungen” geschehen mir immer öfter. Die Fassade bröckelt. Es gibt auch Menschen in meinem Umfeld, die ertrage ich einfach nicht mehr. Treffen mit diesen Leuten laugen mich aus. Die rauben mir Energie und Lebensfreude. Niemand, den man gerne um sich hat. Junge Seelen, die noch ganz viele Inkarnationen vor sich haben, bis sie kapiert haben, dass Statussymbole nicht glücklich machen und es nicht gerade schlau ist, sein Leben nur darauf auszurichten, was “die Anderen sagen könnten”.

Eines schönen Tages in nicht allzuferner Zukunft werde ich, wie man in meiner hohenlohischen Heimat zu sagen pflegt “Den Beddl nouschmaissa”. Dann werde ich drauf scheissen, ob diese Leute dann enttäuscht von mir sind und es unmöglich finden werden, wie ich so etwas tun kann. Sie werden nie verstehen, wieso ich das tun werde, weil sie nicht in meinen Schuhen laufen. Sie wissen nicht wie ich mich fühle und es ist ihnen auch egal, ob ich glücklich bin oder nicht.

Warum fragt eigentlich niemand “Bist Du glücklich?”. Die Meisten fragen nur so Zeug wie “Was macht die Arbeit?”, “Wie läufts bei Euch?”, “Was gibts Neues?”. Mich hat noch nie jemand gefragt “Macht Dich das glücklich?”, “Bist Du zufrieden mit Deinem Leben?”, “Machst Du das, was Dich erfüllt?”.

Nein, Momentan bin ich in so manchen Bereichen meines Lebens nicht glücklich. Ich habe oft depressive Phasen. Je länger ich in der “Matrix” gefangen bin, desto mehr zweifle ich an mir selbst. Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden und ich mache ganz sicher nicht das, was mich erfüllt. Es liegt nur an mir, dies zu ändern. Doch ich bin gefangen in meinem Sicherheitsbedürfnis. Ich bin immer noch jung und brauche das Geld. Ich weiss nicht, wie ich frei sein kein, zu tun, was mich erfüllt. Ich habe schon so viel probiert und bin immer gescheitert. Habe den Unken gelauscht und wieder an mir gezweifelt. Vielleicht ist es die größte anarchische Handlung, an mich zu glauben und die Unken unken zu lassen.

Ich gebe auf, ich kann nicht mehr!

Seit beinahe 8 Monaten versuchen wir, den kleinen Yoshi mit unseren anderen drei Katzen zu vergesellschaften. Wir haben ALLES probiert. Tierpsychologin, Tierheilpraktikerin, Tierärztin, die auf dominante Kater spezialisiert ist, Zylkene, Anxitane, verschiedene Bachblüten, darunter sogar aus Amerika importierte Ultimate Peacemaker Solution vom Katzenpapst Jackson Galaxy. Wir probierten Globuli wie Ignatia, Lycopodium und Nux Vomica nach Dosierungsanleitung der Tierheilpraktikerin. Wir versuchten es mit einer Katzentrainerin und Clickertraining, wir engagierten eine Katzentherapeutin und wir gaben allen Katzen Calm Futter und CBD Öl (ohne Terpene). Wir versuchten das Soul Mate No. 1 Spray und wir versuchten es mit Tierkommunikation und Auralesung. Es gab wirklich nichts, was wir nicht versucht hätten, ausser Psychopharmaka was uns von der Tierpsychologin und der Katzentherapeutin empfohlen wurde, aber das fühlt sich nicht richtig an. Ich will ihn nicht ruhig stellen. Er soll glücklich sein. Allerdings kann er das bei uns nicht. Er muss immer die anderen Katzen kontrollieren und patrouillieren. Speziell das Mädchen, aber auch die beiden anderen Kater. Sogar unser sonst so extrem gechillte Orpheus ist schon ganz schreckhaft geworden. Deshalb haben wir uns extrem schweren Herzens dazu entschlossen, dass wir ihm ein Zuhause ohne andere Katzen suchen. Wir und auch die Katzenpsyschologin, die Therapeutin und die Tierheilpraktikerin sind sicher, dass er als Einzelprinz glücklicher ist. Er will seine Menschen für sich alleine. Es ist ja auch für ihn nicht gut, wenn er immer unter Strom ist und alle beherrschen muss. Die anderen drei sind auch viel entspannter, wenn sie ihn nicht sehen müssen. Muffin kuschelt sich immer schutzsuchend an mich, sowie Yoshi ausserhalb seines Zimmers ist. Es geht nicht mehr. Wir haben unser Bestes getan.

Wenn die Orga ehrlich zu uns gewesen wäre, wäre uns allen eine Menge Stress erspart worden, aber es ist wie es ist und wer weiss, zu was es gut ist. Die Tierheilpraktikerin sagte auch, dass es gut war, dass er bei uns gelandet ist. So manch andere Adoptanten hätten ihn beim ersten Biss schon vor die Tür gesetzt und seinem Schicksal überlassen.

Er ist ein lieber kleiner Schatz und er macht das sicher nicht aus Bosheit. Wir vermuten, dass er misshandelt wurde und geschlagen. Vermutlich hatte er mal ein Zuhause, weil es ungewöhnlich ist, dass ein Kater in Bulgarien schon kastriert aufgefunden wird. Einerseits ist er sehr dominant, aber andererseits auch wieder extrem sensibel, wie vor einigen Wochen, als er eine Panikattacke hatte, weil ein Monteur auf dem Dach lief und nach unserer Solaranlage geschaut hat.

Meine Hoffnung ist, dass wir eine liebe Person für ihn finden, die Katzenerfahrung hat, viel Zeit und keine anderen Tiere. Wir sind ziemlich sicher, dass er dann auch nicht mehr beissen wird. Alle wirklich schlimmen Bisse, die er uns zugefügt hat, entstanden aus Panik oder Eifersucht. Er hat mir einmal “die Pulsadern aufgeschlitzt”, als er Onya ansprang und ich meine Hand schützend vor sie gehalten habe. In zwei weiteren Situationen hat er mich in den Arm und in den Fuss gebissen, als ich wieder aus einem Beschützerreflex heraus Muffin schützen wollte. Manchmal beisst er auch, wenn man ihn streichelt, ohne jegliche Vorwarnung. Er liegt genießerisch da und schnurrt und zack, beisst er ins Handgelenk. Das ist aber nie so, dass man in der Notaufnahme landet. Das geschieht nur, wenn man “zwischen die Fronten” gerät.

Ohne andere Katzen ist er deutlich entspannter. Er ist glaub ein Border Collie im falschen Körper. Er ist superintelligent. Er kann Türen öffnen und knackt jedes Intelligenzspielzeug. Körperlich ausgepowert ist er so gut wie nie, vorher bin ich es. Egal ob Ballspielen oder die Spielangel jagen. Er macht dabei Ninja-mässige Saltos. Er ist sehr groß und wiegt fast 7 kg, ist aber nicht dick.

Wenn ich es schaffen würde, ihm das Geschirrle anzulegen, würde ich mit ihm spazieren gehen. Das würde ihm sicher gefallen, aber ich habe echt Angst um meine Arme. Ein kleines bissle traumatisiert bin auch ich nach der letzten Beißattacke. Er hat sich regelrecht in meinem Fuss verbissen. Vorgestern nacht war er mit in unserem Schlafzimmer und ich wachte nachts auf und hatte Angst um meine Füsse und deckte sie schnell zu, aber er schlief selig auf dem Sideboard.

Es fällt uns alles andere als leicht, ihn her zu geben, aber wir sind sicher, dass es so das Beste für alle Beteiligten ist, auch für ihn. Es ist auch kein Dauerzustand, entweder ihn oder Onya separieren zu müssen. Ich habe auch echt Angst um Onya. Sie ist so zierlich und klein und wiegt knapp 3 kg. Er kann ihr wirklich ernsthaft was antun.

Jetzt hoffen wir inständig, dass wir ein wundervolles Zuhause für ihn finden, damit wieder Ruhe im Haus einkehrt und alle vier Katzen wieder entspannt sind.

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Der wahre Charakter zeigt sich im Kleinen

Vor vielen Jahren hatte ich einen Bekannten mit dem wir ab und zu was unternahmen. Wir hatten damals einen kleinen Ausflug gemacht und saßen in einem Café. Es war noch lange vor Corona und das Café war sehr eng bestuhlt und gut besucht. Jedenfalls sassen am Tisch neben uns zwei sehr sympathisch wirkende Frauen. Die Bedienung kam und fragte, was sie trinken wollten und eine der Frauen sagte zu der Servicekraft “Du kannst ruhig Du zu uns sagen, Du musst uns nicht siezen”.

Der Bekannte schimpfte daraufhin vor sich hin “Jaja, Duzen! Als ob Ihr 20 wärt. Schaut Euch doch mal an. So taufrisch seit Ihr nicht mehr”. Er sagte es zum Glück nur laut genug, dass ich es hören konnte, aber nicht die Frauen, die ich grob auf Anfang 40 geschätzt hätte (sie sahen beide wirklich nett und angenehm aus). Er sagte es dermaßen boshaft, dass ich richtig erschrak.

Es war nicht das erste Mal, dass er und seine Frau mir negativ aufgefallen waren. Nicht nur durch sehr abfällige Bemerkungen, sondern sie durch extreme Launenhaftigkeit und er durch ein nicht eingehaltenes Versprechen.

Ich habe mit ihm und seiner Frau schon seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr und das ist auch ganz ok so. Keine Ahnung, warum ich heute an sie denken musste. Vielleicht weil sie mich lehrten, dass man auf die kleinen Bemerkungen acht geben sollte, die Menschen so beiläufig von sich geben. Sie offenbaren den wahren Charakter. Die vor sich hin gemurmelten Boshaftigkeiten, die unbedarft ausgesprochenen Verwünschungen, die großen Reden, denen keine Taten folgen.

Je weniger solcher Menschen man um sich hat, desto besser ist es.

Wenn ich an diesen Tag im Café zurück denke, dann wäre ich viel lieber mit den beiden netten Frauen befreundet als mit dem Griesgram und seiner Frau. Trau, schau, wem!

Echt schön, wenn der Schmerz nach lässt

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Am Mittwochmorgen stand ich auf um ins Bad zu gehen. Yoshi wollte unbedingt mit. Bin ich gewohnt, Privatsphäre hat man mit Katzen keine mehr. Er sitzt gerne neben der Dusche und liebt es, wenn er mit etwas Wasser besprengt wird. Jedenfalls hatten wir eine schöne Zeit im Bad. Er war total verschmust, strich mir um die Beine, schnurrte und freute sich des Lebens. Tja, bis ich die Badezimmertür aufmachte. Draussen sass Muffin und wollte ebenfalls mit schmusen. Mit seinem üblichen lieblichen “Grugrugru” begrüsste er uns und kam mit aufgestelltem Schwänzchen gutgelaunt auf uns zu. Yoshi gefiel das gar nicht. Er sprang sofort auf ihn zu, drängte ihn an die Wand im Flur und schlug auf ihn ein wie ein Berserker. Muffin lag mit dem Rücken zur Wand und streckte die Beinchen abwehrend von sich. Ich rief Yoshi zu, dass er aufhören, soll, aber er war wie im Rausch. Reflexartig stellte ich meinen Fuss daneben, damit er aufhört. Hat er dann auch. Er hat sich nämlich in meinen Fuss verbissen. Das Ergebnis seht ihr oben. Das Ganze geschah innerhalb von Sekunden. Natürlich könnte man rational sagen “Hättest halt was Weiches geworfen, ein Kissen zum Beispiel”. Ja, klar, aber ich habe wirklich nur reflexhaft reagiert. Ich war im “Ich muss Muffin aus dieser Situation rausholen” Modus. Yoshi kann man auch keinen Vorwurf machen. Er ist nunmal traumatisiert. Der Fuss war für ihn ein Trigger und er dachte er wird bedroht. Vermutlich wurde er früher geschlagen und getreten, was auch die Panikattacke vor ein paar Wochen erklärt.

Also landete ich mal wieder beim Notdienst und bekam Antibiotika. Ich muss nächste Woche noch mal zur Kontrolle zum Arzt. Wird schon wieder werden. Hoffe ich. Ich hänge an meinen Gliedmaßen.

Er sah an dem Tag echt schuldbewusst aus, als ich vom Arzt nach Hause kam:

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Er ist echt ein lieber kleiner Schatz und ich würde ihn ungern hergeben, aber ich kann das Muffin und Onya nicht länger zumuten. Ich denke, er ist als Einzelprinz glücklicher. Wenn er uns Menschen für sich hat, ist er echt lieb, aber sowie er die anderen sieht, muss er sie kontrollieren und beherrschen. Das würde funktionieren, wenn alle Katzen so wären wie Orpheus, den das einfach nicht juckt. Yoshi triezt Orpheus auch und er hakt gerne in sein Schwänzchen. Orpheus schaut dann nur etwas genervt, so als ob er sagen würde “Oh nicht der kleine Hallodri schon wieder, der nervt”, aber dann dreht er sich um und frisst Yoshi zur Strafe den Napf leer. Orpheus frisst mit Abstand am meisten, ist aber ebenfalls mit großem Abstand der dünnste von allen, gefolgt von seiner Schwester Onya. Muffin frisst am wenigstens, ist aber schon etwas – nun nennen wir es wohlwollend plüschig und flauschig.

Wir wissen nicht, was Yoshi in Bulgarien erlebt hat, können nur annehmen dass es nichts Gutes war. Meine letzte Hoffnung liegt auf den Ultimate Peacemaker Solutions, die mir meine Nichte aus USA mitgebracht hat. Die Rezensionen sind hervorragend. Aber wenn das nicht funktioniert, dann müssen wir dem kleinen Mann ein anderes Zuhause suchen. Nach beinahe 8 Monaten muss wieder Ruhe im Haus einkehren.

Gestern lagen Muffin, Onya und Orpheus im Pulk zusammen auf dem Sofa mit mir. Total entspannt, während Yoshi mit meinem Mann im Büro war. Alle drei waren total friedlich und schnurrten um die Wette.

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Mit Yoshi bisher undenkbar. Aber die Leute in den Rezensionen berichteten von ähnlichen Konstellationen und einer massiven Veränderung im Verhalten der Diktatoren durch die Bully Solution. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ich hoffe noch immer auf ein Wunder. Bitte drückt uns die Daumen.