Sechs Wochen vor Quartalsende

Immer kurz vor Mitte Februar, Mitte Mai, Mitte August, Mitte November werde ich sehr melancholisch. Jedesmal zu diesen Zeiten bin ich deprimiert und desillusioniert. Mit jedem Jahr schwindet die Hoffnung mehr und mehr.

Manchmal bin ich so verzweifelt, dass ich kurz vor “Ich bin zu alt für diese Scheiße” sage, ohne ein Sicherheitsnetz zu haben und vielleicht werde ich das wirklich eines Tages tun.

Ich ertrage all den Nonsens nicht mehr. Ich bin wirklich zu alt für den Zirkus.Dann kommen wieder irgendwelche Random People und raten mir, meine Resilienz zu stärken. Ich solle resistenter gegen den Irrsinn werden, mich mehr abhärten gegen all den Unfug.

Ja, vielleicht sollte ich tatsächlich resilienter werden, gelassener und mehr in mir ruhend, wenn ich nur wüsste wie.

Gut gemeint ist echt immer immer immer Sch….

Ich hatte schon zweimal eine RCS auf dem rechten Auge. Das ist eine Art Blase in der Netzhaut, wo sich Flüssigkeit ansammelt. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als ob ein Regentropfen auf dem Brillenglas wäre, nur eben direkt auf dem Auge. Also mal ganz grob und laienhaft den Sachverhalt beschrieben. Entsprechend “schlecht” sieht man an dieser Stelle, bis sich die Flüssigkeit wieder abbaut.

Es kommen dann immer gut gemeinte Rat-Schläge, wie “Bestell Dir doch einen größeren Bildschirm”, “Lass Dir eine neue Brille machen”, “Lass Deinen Bildschirm anders einstellen” etc., etc. Gut gemeint, aber komplett unsinnig.

Genauso verhält es sich bei unbedachten Äusserungen wie “Mach doch mal nebenher einen Laden auf und verkauf Deine Taschen.”. Als ob es so einfach wäre. Selbst ein reiner Online-Shop wäre sehr zeitintensiv und würde erstmal nur kosten. Auch bei Plattformen wie Etsy muss man gegen rechnen, ob es all den Aufwand wert ist. Wenn am Ende nur “ausser Spesen nix gewesen” dabei rum kommt, steckt dafür zu viel Energie drin.

“Du wirst nie bis Mai was ändern können, das sind doch nur noch ein paar Wochen”, Ja, vielleicht nicht, aber wenn ich es nicht versuche, ganz sicher nicht.

Die Leute labbern immer so leicht daher. Tu dies und das oder tu dies und das nicht, aber meist sind es gerade die, die selbst niemals etwas wagen und nie ein Risiko eingehen. Diejenigen, die immer ein Sicherheitsnetz haben wollen einem erzählen, was man zu tun hat.

Als ich vor vielen Jahren meine Fremdsprachenkorrespondentenausbildung anfing, wollte mir ein schlauer Mensch einreden, dass ich nicht Englisch als Hauptfach belegen soll weil das “Jeder” machen würde, sondern “seltenere” Sprachen, wie zum Beispiel Polnisch. Nix gegen die polnische Sprache, aber die Welthandelssprache ist halt nun mal Englisch und Fremdsprachenkorrespondenten-Ausbildungen wurden für polnisch überhaupt nicht angeboten. Der Rat-Schlag war komplett fürn Arsch und ich habe auch keine Sekunde in Erwägung gezogen, ihn zu befolgen.

Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die, die mir so oft und gerne ungefragt Rat-Schläge erteilen exakt die sind, die selbst nie vom Ofen vor kommen und die größere “Defizite” im Sozialverhalten aufweisen. Kurz gesagt: Die mit dem allergrößten Dachschaden wollen mir raten, wie ich mein Leben führen soll.

Es ist in etwa so, als ob mir ein Metzger Rat-Schläge zu meinem veganen Leben geben oder ein Heroin-Junkie meinen Red Bull Konsum kritisieren würde. Die würde ich ja auch nicht für voll nehmen. Deshalb ignoriere ich auch die ach so gut gemeinten Hinweise. Für wen meinen die es eigentlich gut? Wollen sie wirklich nur “Mein Bestes”? Ich bezweifle das sehr!

Don`t panic

Schrieb der grossartige Douglas Adams in “The hitchhikers guide to the galaxy”.

Das sollte ich mir zu Herzen nehmen, wenn ich mitten in der Nacht mit Herzrasen aufwache und das Gefühl habe, keine Luft zu bekommen.

Das kommt leider immer häufiger vor. Ich schlafe ein, doch irgendwann so gegen 3:00 oder 4:00 Uhr morgens schrecke ich aus einem fürchterlichen Alptraum auf. Zum Glück habe ich den Inhalt dieser Träume sofort nach dem Aufwachen wieder vergessen, zurück bleibt jedoch das Gefühl, das sie hinterlassen.

Ich stecke seit 10 Jahren in einer Situation fest, die ich ändern will, doch je mehr ich mich bemühe, desto mehr versinke ich darin. Es ist so, wie es eine Freundin von mir ausdrückte “Je mehr wir etwas wollen, desto weniger erreichen wir es”. Bei ihr sind es noch keine 10 Jahre, dass sie ihre Umstände ändern will, jedoch auch schon über 5. Es ist zwar ein anderer Lebensbereich als bei mir, aber genauso verfahren und nichts geht voran. Manchmal gibt es Hoffnungsschimmer, die dann sofort wieder zerstört werden. Ich denke, sie hat recht. Wir wollen die Veränderung zu sehr. Es ist wie bei einem Bekannten, der verzweifelt eine Frau sucht. Ich bin mir sicher, wenn er aufhört zu suchen, kommt die Frau von selbst. Genauso, wie ich aufhören muss, diesen Lebensumstand bei mir, auf den ich hier nicht näher eingehen kann, unbedingt ändern zu wollen. Wenn ich akzeptiere, dass ich halt nun mal in der “Grube feststecke”, dann kommt die “Leiter” oder das “Seil” das mich daraus befreit bestimmt von selbst. Ursache und Wirkung.