Urlaub und meine Gedanken dazu

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Wir waren ein paar Tage in einem südlichen Land im Urlaub. Es war ein schönes Hotel direkt am Meer, sehr abgelegen, weit und breit kein Remmidemmi. Personal war supernett. Wir haben viel gefaulenzt, im Meer und im Pool gebadet, gut gegessen und uns echt erholt, was bitter nötig war. Soweit so gut.

Ein paar Tage waren völlig ok, aber länger hätte es nicht sein müssen. Ich habe festgestellt, dass ich nicht der Typ für Strandurlaub bin und ich auch nicht mehr unbedingt in ein südliches Land muss.

Das hat mehrere Gründe:

Wir sahen unzählige Katzen und auch ein paar herrenlose Hunde. Natürlich alle nicht kastriert. Allerdings war kein Tier älter als ungefähr 1 Jahr. Es gab keine erwachsenen Tiere, sondern nur Kitten und Halbwüchsige. Sie sahen zwar alle recht gut aus, aber ich habe recherchiert. Es ist wohl so, dass sie über den Sommer vom Hotelpersonal und den Urlaubern gefüttert werden (sie sahen auch echt alle gesund aus), aber in den Wintermonaten verhungern sie oft, weil niemand mehr da ist, wenn die Ferienregionen “zu” sind.

Ich habe im Hotel nachgefragt und es wurde mir gesagt, dass die Anlage ganzjährig bewacht wird und das Wachpersonal die Katzen und Hunde füttern würde. Ich hoffe inständig, dass es so ist, aber es ist schon sehr merkwürdig, dass ich keine älteren Tiere sah. Mir schlägt sowas enorm aufs Gemüt. Die Hunde und Katzen waren so tolle Tiere und wirklich wunderschön.

Auch geschmälert wurde das Urlaubsvergnügen durch das Essen, das landestypisch aus vielen tierischen Produkten bestand. Das Schlimme für uns Veganer war nicht der Umstand, dass die Essenauswahl für uns auf die Beilagen und einen Teil der Salate beschränkt war, sondern dass wir die einzigen waren, die sich darüber Gedanken gemacht haben, dass das “Essen” einmal ein fühlendes Geschöpf war. Tintenfische sind hoch intelligente Wesen. Ich bin mir sicher, dass sie in vielen Fällen, denjenigen, die sie verspeist haben, geistig haushoch überlegen waren. Es ist aber nicht die Intelligenz das Kriterium, sondern die Leidensfähigkeit. Ich bin mir sicher, dass Hummer oder Krebse massive Schmerzen empfinden, wenn sie zu Tode gekocht werden. Jeder der sich schon mal gebrannt hat, kann sich das Ausmaß vorstellen.

Mein Mann sprach gestern Abend im Speisesaal aus, was ich dachte: “Das ist hier wie beim kleinen Arschloch”. Die Comicfigur von Walter Moers war auch immer massiv “drüber”. Wir hatten gestern das extrem zweifelhafte Vergnügen, die lautstarke Unterhaltung von drei “Grazien” am Nebentisch mit anzuhören. Es gab kein Entrinnen, auch wenn ich mir teilweise echt die Ohren zuhalten musste. Uns war klar, dass die angenehme Zeit beim Essen vorbei war, als die drei Frauen ankamen und sich an den Tisch neben uns setzten. Es waren komplett unterschiedliche Frauentypen, aber schon von weitem auf ihre Art unsympathisch. Sie setzten sich und die Unterhaltung erstreckte sich vom Lammkotelett über Mastschweine und detailliert über das Schlachten selbiger.

Uns war nicht klar, dass man sich über eine halbe Stunde nur über das Töten von Tieren unterhalten kann. Im alltäglichen Plauderton. Ohne auch nur eine Sekunde an die Angst, die Schmerzen und das Leiden der Tiere zu denken.

Ich ertrage das nicht mehr und ich will es auch nicht mehr ertragen. Wir standen auf und gingen an den Strand, wo wir unsere Ruhe hatten. Keine doofen Weiber, keine Tierleichen, nur das Rauschen der Wellen. Es waren ein paar schöne Tage, die durch einige Umstände geschmälert wurden. Leider ist die Welt noch immer – auch hierzulande – überwiegend von Tierleid dominiert. Ich kann leider nicht alle Tiere retten und ich kann die Menschheit nicht zum Umdenken zwingen, so sehr ich das auch möchte. Dennoch ist da noch Hoffnung, dass es vielleicht doch einmal eine Welt geben wird, in der Tiere das Recht auf Unversehrtheit haben werden. Unterstützt wurde diese Hoffnung von einem circa 8jährigen Jungen, der extra in die nächstgelegene Stadt gefahren war, um Katzenfutter zu kaufen und der jeden Abend damit beschäftigt war, alle hungrigen Mäuler zu füttern.

Hauptsache, der Hund stirbt nicht

Der für mich schlimmste Horrorfilm, den ich je sah, war Antarctica. Ein Film von 2006 in dem Schlittenhunde sterben. Dieser Film hat mich echt so unendlich traurig gemacht. Ich kann mir sämtliche Szenen in Game of Thrones an sehen, wo Menschen drauf gehen, aber als zwei der Schattenwölfe starben, fand ich das ganz schlimm. Es war mir gleichgültig als John Wick alle niedergeballert hat, aber als sein Hund getötet wurde, ging das gar nicht.

Ich sah mal einen Film, dessen Namen ich vergessen habe. Irgendeine Gruppe überquerte einen gefährlichen Gebirgspass mit Eseln. Einer der Esel stürzte ab und mir wäre es lieber gewesen, wenn einer der unsympathischen Protagonisten abgestürzt wäre, aber auf keinen Fall der Esel! Selbst bei Zeichentrickserien werde ich traurig, wenn den Tieren etwas geschieht.

Zombieapokalypse, Weltraumschlachten, Mittelaltergemetzel, ist mir egal, Hauptsache kein Drache, kein Pferd und kein außerirdisches Tier wird verletzt oder getötet.

Auch ganz schlimm war Guardians of the Galaxy 2, wo die Geschichte von Rocket erzählt wird, wie er in einem Versuchslabor mit seinen Freunden zusammen eingesperrt ist. Ich habe im Kino fast den ganzen Film durch geheult. Es macht keinen Unterschied, dass ich weiss, dass das alles Fantasy ist und nicht real, denn leider ist es im realen Leben nur allzu oft so, dass den Tieren etwas schlimmes geschieht.

Misshandelte, gequälte und getötete “Haus- und Nutztiere” millionenfach. Der Social Media Algorithmus zeigt mir leider immer mehr und mehr und mehr von all diesem Elend. Ich kann das nicht mehr ertragen. Vielleicht ist es nicht gut, die Seiten stumm zu schalten, die solche Szenen posten. Aber macht es die Welt besser, wenn ich es immer und immer wieder sehe? Ich tue wahrscheinlich nicht genug, um Tiere zu retten und ihre Lebensumstände zu verbessern. Ich versuche so viel wie möglich, aber nicht genug. Für mehr habe ich aber leider gerade keine Kraft. Es ist gerade so viel los in meinem Leben, dass ich momentan kaum mehr Reserven habe. Deshalb habe ich alle Accounts mit grausamen Bildern und Geschichten nicht nur stumm geschalten, sondern gleich deabonniert.

Ich bewundere alle Lebenshofbetreiber und Tierrechtsaktivisten und was sie jeden Tag leisten und ertragen. Sie haben alle meinen vollsten Respekt. Würde es nur mehr solche Menschen geben.

Muuust Duuu probiiiireeee

Gestern war ich seit langer Zeit wieder in einem Restaurant, welches ich als gehobene italienische Gastronomie im Hinterkopf hatte. Ich war dort vor ungefähr 6 Jahren mal im Rahmen einer Firmenfeier. Damals gab es total leckere Antipasti und ich hatte eine extra vegane Platte bekommen.

Ich freute mich schon voll darauf, doch als wir im Restaurant eintrafen und die Speisekarte studierten, gab es keine Antipasti mehr. Es schaute auch irgendwie anders aus. Ich fürchte, die Besitzer hatten inzwischen gewechselt. Von gehobener Gastronomie konnte keine Rede mehr sein.

Wir bestellten einen gemischten Salat und Pizzabrot und erklärten nett aber dennoch ausdrücklich, dass wir vegan leben und nichts tierisches zu uns nehmen, als der Kellner uns das Joghurt Dressing anpries wie Sauerbier. Er sülzte noch was von “Das müsst Ihr probieren, es ist seit 30 Jahren berühmt”. Wir lehnten freundlich dankend ab und erklärten nochmals, dass wir keinesfalls etwas tierisches essen möchten und baten um ein Balsamico Dressing.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns die abartigen Gespräche der Leute am Nebentisch anhören mussten (Eine junge Frau erzählte sehr freimütig und detailliert von ihrer Analepilation und alle hörten zu, als wäre es das normalste der Welt) kam endlich das Pizzabrot. Die Salate kamen kurz darauf, doch als er unseren Tisch erreichte, erkannte er, dass doch das Joghurtdressing drauf ist. Er entschuldigte sich und nahm die Teller wieder mit.

Soweit so gut. Nach zwei Minuten kam er mit einem Teller wieder und stellte es uns als “Entschuldigung des Hauses” auf den Tisch. Es sah aus, wie ein gemischter Salat mit Senfdressing, doch als wir anfingen zu essen, wurde uns klar, dass es das Joghurtdressing war. Wir hörten auf es zu essen. Es kamen dann die Teller mit dem Balsamico. Der Kellner sagte süffisant “Na, wie hat Euch die Soße geschmeckt”. Mein Mann sagte “Sie ist nicht vegan oder?” er grinste debil und sagte “Jeiiiiin” und wir sagten “Also sicher nicht! Deshalb geht es auch zurück”.

Die Salate und auch das Pizzabrot waren echt nicht gut. Jeder Lieferservice wäre die bessere Wahl gewesen und das ach so berühmte Hausdressing ist seinen Ruf nicht wert. Ich mache eine 10000x bessere Salatsoße! Es war ein Armutszeugnis für ein italienisches Restaurant. Ich bin mir sicher, dass das ein Asiatischer “Allesladen” besser hin bekommen hätte. Zum Schluss sagte der Typ doch allen ernstes “Kommt bald wieder”. Nee, sicher nie mehr unter dieser Leitung!

Das war so unfassbar fies und respektlos, uns dieses Zeug unter zu jubbeln. Eine Frechheit! Nur um sein Ego zu stillen wegen seiner mittelklassigen “berühmten Soße”. Man kann ihm nur zugute halten, dass er eben etwas dumm war. Mittelschwer bis schwerer unterbelichtet. Wie man in meiner hohenlohisch-fränkischen Heimat zu sagen pflegt: S’ isch hald a Dibblhaufaa!

Warum muss das so heißen?

Wir unterhalten uns nett mit neuen Bekannten. Wir kommen – wie immer – unweigerlich auf das Thema vegan. Die Bekannten äußern, dass sie sich daran stören, dass vegane Produkte, wie die “Echten” heißen. Also zum Beispiel vegane Currywurst, veganes Schnitzel. Ich frage sie, was sie damit für ein Problem haben. Sie wissen es nicht so recht. Es fallen Sätze wie “Ich verstehe nicht, warum das so heißen muss wie das ‘Echte’, warum kann das nicht anders heißen” und “Wenn ich eine Currywurst will, dann will ich eine ‘Richtige’.

Es wird doch niemand gezwungen die pflanzlichen Alternativen zu essen. Wie sollte man es denn vermarkten, wenn man es nicht, wie das “Original” benennen dürfte? “Produkte auf Erbsen/Soja/Tempeh/ Seitan etc Basis an Currysoße klingt etwas sperrig.

Dann müssten die tierischen Produkte aber auch umbenannt werden. Dann wäre eine Currywurst “zerstückelte Leichenteile eines fühlenden Lebewesens in dessen Darm gestopft” mit Currysoße. Nicht so prickelnd, gell.

Bei Milch ist es ja schon lange so, dass pflanzliche Milchalternativen nur “Drink” oder so ähnlich genannt werden dürfen, aber keinesfalls Milch. Wenn man hier ehrlich wäre, müsste “richtige” Milch “Eutersekret einer artfremden Spezies, die für deren Kinder bestimmt war, die wir Menschen ihnen aber weggenommen haben um die Kinder mit spätestens 5 Monaten zu schlachten wenn sie männlich sind und oder jahrelang auszubeuten, wenn sie weiblich sind”.

Es kam noch das Argument vom “humanen” Schlachten auf der Wiese. Eine Kuh ist sehr sozial und pflegt viele Freundschaften. Als ob das die anderen Kühe nicht mitbekommen würden, wenn eines ihrer Mitglieder aus der Herde gerissen wird und unter ihnen getötet wird. Das ist alles andere als human. Es gibt kein humanes Schlachten. Einem Lebewesen wird das Leben genommen. Es will nicht weit weit weit vor seiner Zeit sterben!

Ich kenne persönlich einen Mann, der tut für seine Rinder alles. An Silvester schläft er bei ihnen im Stall, damit sie keine Angst haben, er striegelt sie täglich, er redet immer mit ihnen. Er gibt ihnen Namen und sie bekommen nur das beste Heu / Gras und können aus dem Stall raus und rein gehen auf die Weide, wie sie wollen. Sie werden nie angebunden. Es geht ihnen dort echt richtig gut. Tja, bis die Kühltruhe leer ist und er eines von ihnen zum Tode verurteilt. Er geht sogar mit ihnen den “letzten Gang” und ist beim Metzger “bis zum Ende” dabei.

Das finde ich fast noch schlimmer. Die Tiere vertrauen ihm, lieben ihn wahrscheinlich und dann verrät er sie und lässt sie töten. Er hat sogar selbst zugegeben, dass sie spüren, was passieren wird, wenn er mit ihnen den “Metzgersgang” geht. Sie haben Todesangst. Das ist auch beim scheinbar “humanen” Schlachten auf der Weide so.

Wisst Ihr was das Allerschlimmste daran ist, vegan zu Leben? Dass sich die Meisten keine Gedanken darüber machen, was mit den Tieren geschieht. Es ist ihnen egal, dass sie ausgebeutet und getötet werden. Es wird sich dann herausgeredet mit besagtem “humanen Schlachten” oder “Wir essen nur ganz wenig Fleisch und wenn, dann vom Metzger des Vertrauens”. Selbst wenn sie glauben das zu tun, essen sie noch immer genug Produkte aus der Massentierhaltung. Sei es in Süssigkeiten oder Gebäck etc. In diesen Produkten sind ganz sicher nicht nur Biomilch und Bioeier verwendet worden.

Manchmal ertrage ich das nicht mehr. All die Ausreden und fadenscheinigen Ausflüchte, weshalb man nicht auf Tierleid verzichten kann. Man könnte, aber will nicht. Dann wäre es ehrlicher zu sagen “Ich habe keinen Bock mein Leben für Tiere umzukrempeln, weil die mir egal sind. Ich will mich nicht verändern und meinen Lebensstil auch nicht, weil es ‘nur’ Tiere sind und der Mensch sie schon immer ausgebeutet und getötet hat und deswegen ist es mir auch im wahrsten Sinne des Wortes Wurscht was mit denen geschieht”.

Almost harmless stimmt nicht so ganz

Ich habe gestern spaßeshalber bei einer großen, bekannten Jobplattform als Suchkriterium “Tierschutz” eingegeben. Ratet was für Jobs mir angeboten wurden? Exakt einer, nämlich als Metzger eines großen Fleischproduzenten in der Nachbarstadt.

Das ist in etwa so, als wenn ich bei der Suche “Pfarrer” eingeben würde und es würde ein Jobgesuch als Satanist erscheinen.

Diese Suchmaschine spiegelt die Gesellschaft wider. Es gibt so viele Tierheime, die ihre Jahresfeiern mit der Verköstigung von toten anderen Tieren abhalten. Die Hunde, Katzen, Kaninchen, Hamster etc werden gerettet und aufgepäppelt, die sogenannten Nutztiere getötet, gegrillt und gegessen.

Ich bin mal aus einem Tierschutzverein hier in der Gegend ausgetreten, weil die regelmässigen Treffen in einer Metzgereigaststätte stattfanden.

Es ist nur anerzogener Karnismus. Hierzulande sind Meerschweinchen Haustiere, in Peru sieht man das gänzlich anders. Welche Tierart gegessen wird und welche nicht, ist völlig willkürlich und von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich. In vielen Ländern wird kein Schwein gegessen, in anderen ist es kein Problem Hunde oder Katzen zu verspeisen.

Ich bin der Meinung, dass jedes Leben gleich lebenswert ist. Eine Kuh, ein Schwein, ein Schaf etc, hat es genauso verdient, ein schönes Leben zu führen, wie ein Hund oder eine Katze.

Ich sah gestern ein Reel auf Insta, wo ein Huhn aus Bodenhaltung gerettet worden war. Es hatte die Nummer 3000. Es hatte einen gebrochenen Flügel, viele Hämatome, Pickstellen am Kopf und sah wirklich sehr lädiert aus. Ein tierliebes Paar päppelte es über Monate auf, bis es letztendlich ein glückliches, gesundes Huhn wurde, das zum ersten Mal richtigen Boden und Sonnenlicht spüren durfte. Hühner sind überaus liebenswerte Mitgeschöpfe, genauso wie alle anderen Tiere.

Hier noch passend zu Ostern mein Lieblingslammrezept: Man nehme ein Lämmchen, rette es und lässt es glücklich leben, bis es eines Tages einen natürlichen Tod an Altersschwäche stirbt.

Jeder der eine Katze oder einen Hund hat, der weiss, das es eigenständige Persönlichkeiten sind, die Gefühle haben. Wieso sollte das bei anderen Tierarten anders sein. Das ist es natürlich nicht und alle empfinden Freude, Schmerz, Angst und haben Familie und Freundschaften.

Nochmals: Wir sind die Hüter unserer Tiergeschwister. Wir müssen sie beschützen, nicht ausbeuten, quälen, ausnützen und töten.

Ich sah diese Woche die Science Fiction Serie “3 Body Problem” und als die Aliens sagten, dass sie Angst vor den Menschen haben, konnte ich das sehr gut verstehen.

Unter Barbaren

Ich befinde mich mit mir mässig bekannten Menschen in einem Bus. Die näheren Umstände dazu kann ich aus Datenschutzgründen nicht erläutern.

Jedenfalls fahren wir eine Landstrasse entlang, bis es zu einem Stau kommt. Der Stau wird verursacht von einem Schäfer mit seinen Hunden und Schafen, die die Straße überqueren. Unter den Schafen sind viele Lämmer.

Herr Hinz (Name ist natürlich geändert) ruft laut “Da schnappen wir uns eines, dann haben wir ein Osterlamm. Dazu können wir dann Knödel und ein gutes Sößchen machen”. Frau Kunz (auch dieser Name ist selbstverständlich geändert) ergänzt: “Genau, so ein Lammbraten ist was Feines”.

Ich bin sprachlos. Das Einzige, was ich beim Anblick der Tiere dachte, war “So wunderschön”. Wie abgestumpft und barbarisch muss man sein, wenn man beim Anblick eines Lämmchens nur daran denkt, wie man es fressen kann! Ich hätte allerhöchstens daran gedacht es zu streicheln und zu knuddeln.

Wir fahren weiter und Herr Hinz und Frau Kunz erzählen entrüstet von einem Wolf, der irgendwo in Norddeutschland drei Lämmer gerissen hat. Der böse böse böse Wolf. Der sollte sofort abgeknallt werden.

Wie zynisch und doppelmoralisch. Wenn der Wolf die Lämmer reisst, dann ist es schlimm, aber wenn sie selbst Tierkinder essen, ist es “Tradition”. Ich will schreien, ihnen sagen, wie abartig und bestialisch ich sie finde, erinnere mich jedoch daran, dass es sinnlos wäre. Die Beiden finden sich moralisch im Recht, weil man das “schon immer so gemacht hat”.

Sie hatten mir schon die gesamte Woche – ob ich wollte oder eher nicht – erzählt, dass sie so gerne Hasen essen und dass der Kopf das beste wäre. Sie berichteten detailgetreu vom Schlachten von Schweinen und dem Kessel voll Innereien, von dem sie schwärmten. “So was Gutes”. Mich würgt es und ich kann nur mit Mühe ihr Geschwätz ausblenden.

Ich muss diese furchtbaren Menschen leider noch etwas ertragen. Es hilft ein wenig, wenn ich mir gebetsmühlenartig vorsage: “Don`t argue with Idiots!”

Kleine Randnotiz: Herr Hinz und Frau Kunz haben glaub alle Zivilisationskrankheiten, die man sich vorstellen kann. Hatten auch schon Schlaganfälle und von Osteoporosen bis Gicht echt alles. Mich wundert das nicht. Manchmal regelt Karma das doch.

“Das macht der Margit nichts aus”

Ich war mit  ein paar Bekannten in einem Restaurant essen. Sie bestellten Fleischgerichte. Eine der Bekannten sagt “Das macht der Margit nichts, wenn wir mit ihr an einem Tisch sitzen und Fleisch essen”.

Ich sagte nichts, blieb still und das ist eigentlich nie ein besonders gutes Zeichen. Was sollte ich darauf auch entgegnen. Sie würde es nicht verstehen. Sie würden mich alle für militant halten. Ich wäre dann die “missionierende” Veganerin. Also sage ich in solchen Situationen nichts und versuche nicht auf die Teller zu schauen.

Sie essen nicht alles, sondern lassen bestimmt 1/3 zurück gehen. Noch schlimmer. Die Tiere sind also zu 30 % umsonst gestorben. Sie haben garantiert keine Sekunde darüber nachgedacht, ob das  Wesen, das das Stück Fleisch auf ihren Tellern einmal war, je Tageslicht gesehen hat, ob es Freunde hatte. Kühe zum Beispiel haben enge Freundschaftsbeziehungen. Sie verschwendeten keinen Gedanken daran, ob das Tier unter “guten Bedingungen” gelebt hat, oder eingepfercht auf engstem Raum, womöglich fixiert in einem Kastenstand. Keiner schert sich einen Deut darum, ob die Tiere Todesangst hatten, als sie ins Schlachthaus gekarrt wurden und ob sie betäubt waren oder noch bei vollem Bewusstsein, als der Schlachter sie tötete.

Doch, das macht der Margit sehr viel aus!!! Diese Gleichgültigkeit und absolute Emphatielosigkeit unseren Mitgeschöpfen gegenüber schockiert mich zutiefst!

Kulturelle Aneignung

Vor vier Wochen war ich mit meiner BF auf einer Karnevalsveranstaltung. Es war dort exorbitant voll. Man merkte, dass die Menschen Nachholbedarf hatten, nach drei Jahren Pandemie.

Es begleiteten uns noch zwei Bekannte meiner Freundin und einer davon erwähnte beiläufig, dass er morgens eine Debatte über kulturelle Aneignung im Radio gehört hätte. Es ging darum, dass sich Kinder nicht mehr als Indianer verkleiden sollten, weil dies kulturelle Aneignung wäre.

Wir waren schon mittelschwer angeschickert und sahen kurz darauf einen als Indianer verkleideten Mann und beschlossen, ein Trinkspiel daraus zu machen. Immer wenn wir Kostüme mit “kultureller Aneignung” sahen, tranken wir einen großen Schluck aus unseren Gläsern. Wir weiteten das Spiel auf Partygäste mit Sombreros aus sowie auf Kostüme mit Rastas und zum Schluss tranken wir auch, wenn wir Wikinger oder Ägypter (Pharaonen) sahen. Jedesmal wenn wir tranken, riefen wir vorher “Kulturelle Aneignung”. Es war selbstverständlich ein nicht ernst gemeintes Trinkspiel und es war schon jede Menge Alkohol geflossen, bevor wir auf die “grandiose Idee” kamen.

Doch was ist kulturelle Aneignung wirklich? Der fast gleichaltrige Nachbarsjunge von früher und ich verkleideten uns nicht nur zu Fasching oft als Indianer, sondern auch unterjährig, weil wir von den amerikanischen Ureinwohnern fasziniert waren. Keines der Kinder wollte bei uns je einen Cowboy spielen, sondern immer nur , die unserer Ansicht nach edlen Indianer. Wir hatten schwarze Langhaarperücken und braune Kleidung mit Ornamenten bestickt und liebten diese Kostüme sehr. Wenn das kulturelle Aneignung war, dann bin ich froh, dass wir das gemacht haben, den es war ein sehr schöner Teil unserer Kindheit. Ich war auch mal als Inderin verkleidet. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ein Teenager und hatte mir den Sari selbst genäht und fand es toll. Es kam auch sehr gut an. Ist es nicht gerade der beste Teil an Karneval / Fasching, in andere Rollen schlüpfen zu können und sich als jemand anderes zu verkleiden? Dieses Jahr war ich als Reh verkleidet, ist das dann kulturelle Aneignung der Lebensweise der Waldtiere? Wie weit darf Zensur gehen? Sind die indigenen Völker wirklich diskriminiert und herabgewürdigt wenn sich Kinder (oder auch Erwachsene) hierzulande als Indianer verkleiden? Ist es wirklich eine “Abwertung”? Ich habe das nie so gesehen, sondern fand es eher als eine Art Hommage. Man verkleidet sich doch selten als etwas, was man nicht gut findet. Das gibt es in wenigen Fällen auch. Ich habe schon welche gesehen, die waren als Vogelscheuchen verkleidet, das ist aber die ganz seltene Ausnahme. Meistens sind speziell Frauen als was “Schönes” verkleidet. Als Fee, Prinzessin, Katze, Fuchs, Hase, Reh, Arielle, Elsa, Wednesday, Rotkäppchen oder eben als Indianerin, Mexikanerin, Inderin, Cleopatra. Ich habe welche gesehen, die hatten einfach ein Dirndl an. Das ist auch “kulturelle Bayrische Aneignung” wenn man es ganz genau nimmt. Darf dann auch niemand mehr Kuckucksuhren haben ausser den Leuten im Schwarzwald?  Was ist mit den nicht afrikanisch stämmigen Menschen die Dreadlocks tragen,”dürfen” die das dann auch nicht mehr? Wo fängt man an, wo hört man auf? Ist es wirklich Rassismus, wenn sich jemand als Squaw verkleidet? Ist nicht die Intention das Ausschlaggebende?

Früher im Urlaub wurde einem von PoC Frauen häufig angeboten, ob man sich bei ihnen die Haare flechten lassen will. Ich weiss nicht, ob es das heute noch gibt, aber 2008 auf Teneriffa war das so. Wenn man als Frau mit langen Haaren am Strand war, wurde man von Frauen angesprochen, ob man sich gegen Bezahlung Zöpfe flechten lassen wolle. Ich wollte das nie, weil ich schon immer der Meinung war, dass das bei weissen Frauen echt in den allerwenigsten Fällen gut ausschaut. Ich bin mir aber sicher, dass weder die Frauen, die die Flechtereien anboten, noch die Frauen, die sich die Haare flechten ließen auch nur ansatzweise Gedanken um kulturelle Aneignung gemacht haben. Die Fechterinnen waren meist sehr enttäuscht und oft auch sauer, wenn man sich keine Zöpfe flechten lassen wollte. Es war ein Business, von dem sie lebten, genauso wie die Sonnenbrillenverkäufer.

Mit all dieser “political correctness” und Anprangerung als “kulturelle Aneignung” bis hin zu “cancel culture” kann ich nicht so viel anfangen. Wir haben demEinhornseiDank noch freie Meinungsäußerung. Wie fade wäre die Welt, wenn sich niemand mehr etwas gerade heraus sagen trauen würde, aus Furcht davor zensiert, geächtet und dadurch benachteiligt zu werden?

Mich würde interessieren, wie die angeblich Betroffenen darüber denken. Was denkt eine People of Color über Rastas, Dreadlocks, Cornrows bei Weissen? Was denken amerikanische Ureinwohner über Karnevalskostüme, die sich von ihren historischen Trachten ableiten?

Ist kulturelle Aneignung nur schlimm und wert geächtet zu werden, wenn es um Gruppen geht, die unter Unterdrückung und Diskriminierung litten und leiden, während es akzeptabel ist, zum Beispiel as Wikinger auf den Fasching zu gehen, weil die Skandinavier zu keiner unterdrückten Volksgruppe gehören, genauso wenig wie die Bayern, weshalb es ok ist, überall auf der Welt in Dirndl und Sepplhose herumzulaufen, ohne dafür den Stempel der “kulturellen Aneignung” verpasst zu bekommen?

Es ist sicher gut, darüber nachzudenken, aber ich persönlich (freie Meinungsäußerung) denke, man kann auch alles übertreiben. Übertreibungen schaden oft mehr, als sie der Sache dienlich wären.

Ich nehme dazu ein Beispiel aus einem gänzlich anderen Umfeld:

Vor einigen Jahren nahm ich an einer Art offenen Stammtisch teil zum Thema Veganismus. Es gab dort leckeres, natürlich rein pflanzliches Essen und es sollte dazu dienen, dass Omnis (also Allesesser) sich informieren könnten über Massentierhaltung, Ausbeutung von Tieren, Speziesismus, Carnismus. Man wollte Aufklären und nebenbei das Essen schmackhaft machen. Es funktionierte auch recht gut und viele Interessierte kamen und es gab angeregte nette Gespräche. Doch dann wurde ein Gruppenmitglied plötzlich Straight Edge und immer militanter. Die Person vergraulte mit ihrer No Sugar, No Alcohol, No Nikotin Kampagne nicht nur einige der anderen Mitglieder, sondern natürlich auch die Interessenten. Letztendlich wurde der Stammtisch aufgelöst. Die radikale Person warf einen Schatten auf die gesamte Organisation und bewirkte nichts Gutes. Schon gar nicht für die, um die es uns geht: Die Tiere, deren Stimme wir sein wollten um ihnen zu helfen, dass Jahrtausende Speziesismus endlich enden.

Hühnchen süss-sauer

Vor einigen Monaten traf ich mich mit netten Bekannten im China-Restaurant. Es war ein angenehmer Abend. Es handelt sich um ein Paar. Ich mag beide wirklich gern, es sind nette Zeitgenossen. Die Frau hatte von der Organisation “Rettet das Huhn” mehrere Hennen aus einer Legebatterie übernommen.

Sie erzählte mir, in welch desolatem Zustand die Hühner bei ihr angekommen waren und wie toll sie nun ausschauen würden. Sie hatte sie gut aufgepäppelt und ihr Gefieder war wieder richtig schön geworden. Als sie bei ihr ankamen, waren sie total zerfleddert, mit vielen kahlen Stellen. Stolz zeigte sie mir Bilder der geliebten Vögel.

Sie erzählte mir auch, wie neugierig die Hennen sind und dass sie ihr bei der Gartenarbeit auf Schritt und Tritt folgen. Der Mann ergänzte, dass die Hühner wirklich sehr neugierig und intelligent sind. Beide freuten sich offensichtlich sehr über ihre gefiederten Freunde und waren stolz und froh, sie gerettet zu haben. Soweit, so angenehm das Gespräch. Ich freute mich mit ihnen und vor allem für die Hühner, dass sie so ein schönes Zuhause gefunden haben.

Doch dann kam die Bedienung und nahm die Bestellung auf. Sowohl die Frau, wie auch ihr Mann bestellten “Hühnchen süss-sauer” und untermauerten die Bestellung mit “Das haben wir schon lange nicht mehr gegessen”.

Aliens

Vor einiger Zeit waren mein Mann und ich Gäste auf einer Veranstaltung, wo wir die einzigen Veganer waren. Der Gastgeber meinte es gut. Doch wie wir wissen, ist gutgemeint echt immer immer immer Scheiße!

Wir wurden allen anderen Gästen, die wir nicht kannten, als “Die Veganer” vorgestellt. Auch das Personal wurde wenig dezent daraufhin gewiesen, dass “da hinten die Veganer sitzen”.

Als das Essen herein kam (Schlachtplatte für die Nichtveganer, Gemüseplatten für uns) wurde wieder unüberhörbar “Das bekommen die Veganer da hinten” mit dem Finger auf uns gezeigt.

Die Dame, die zur Rechten meines Mannes sass, begann die Konversation mit “Ich habe noch nie in meinem Leben etwas Veganes gegessen”. Ich fragte sie, ob sie wirklich noch niemals Gemüse, Obst, Getreide, Nüsse oder Beeren gegessen hätte, doch sie beharrte darauf, noch nie ein veganes Gericht gegessen zu haben. Ich fragte sie nochmals, ob sie wirklich noch nie Pommes mit Ketchup oder Spaghetti mit Tomatensosse gegessen hätte. Sie antwortete regelrecht erbost mit “Ich esse grundsätzlich nur Bolognesesoße”.

Kaum hatten wir die Hauptspeise vertilgt, wurden wir von mindestens 5 Leuten befragt, ob das vegane Essen auch geschmeckt hätte. Als der Nachtisch kam, began dasselbe Schauspiel von Vorne. Wieder wurde mit ausgestrecktem Finger auf uns gezeigt und lauthals “Den veganen Nachtisch bekommen die Veganer da hinten” verkündet. Auch hier kamen wieder Nachfragen, ob der vegane Nachtisch geschmeckt hätte. Ich habe mitgezählt: Der Gastgeber verwendete die Phrasen “veganes Essen”, “die Veganer” und “veganer Nachtisch” insgesamt 12x, ich habe ernsthaft mitgezählt, weil es mir so auf den Zeiger ging.

Wir wurden auf dieser Feier vorgeführt, wie Aliens oder exotische Tiere. Wir fühlten uns nicht wirklich wohl. Um uns herum drapiert hatte das Personal die Schlachtplatten und jeder der anderen Gäste verkündete, dass er niemals auf Fleisch, Milch oder Käse verzichten könne.

Was mich daran immer am meisten stört, ist nicht das vorgeführt werden. Das kann ich ab und im Nachhinein hat es auch immer eine unfreiwillige Komik. Was mich wirklich nervt ist der Umstand, dass niemand ausser uns, an die Tiere gedacht hat, die da zerstückelt auf den Platten lagen. Keiner verschwendete auch nur einen Gedanken daran, dass das einmal fühlende Wesen waren, die soziale Bindungen haben, die Angst und Trauer, aber auch Freude und Glück verspüren. Niemand macht sich einen Kopf darum, dass ihnen das Leben genommen wurde.

Das Paradoxe daran ist, dass immer mehr Zoonosen aufkommen, aber daran will keiner von den Fleischessern schuld sein. Nur wir sind die abartigen Veganer. Ich fürchte, wenn Krankheiten wie Corona, oder jetzt die Affenpocken, durch irgendeinen veganen Fleischersatz entstanden wären, bin ich mir sicher, dass die Meute uns schon lange gesteinigt hätte.