In da club

ist eines meiner favorisierten Lieder von 50 Cent. Am Dienstag war ich tatsächlich in einem Club. Nicht in ner Disse in der Provinz, sondern in einem richtigen Club in der nächstgelegenen Großstadt. Ich war dort mit einer 20 Jahre jüngeren Freundin. Zuerst hatte ich bedenken, dass der Türsteher mich nicht reinlässt, aufgrund meines exorbitant hohen Alters, doch er lächelte mir zu und wünschte uns viel Spass.

Im Club selbst wurde Musik gespielt, die 1:1 aus meiner Playlist hätte stammen können. Wir tanzten und wir wurden sogar angebaggert. Bevor die Jünglinge jedoch von der anderen Seite der Bar zu uns kommen konnten, verschwanden wir.

Es war ein ausgelassener Abend und meine Bedenken, dass jemand dort mein Alter hätte erahnen können, waren unbegründet, denn bei Nacht sind bekanntlich alle Katzen grau.

Letztes Jahr hattest Du ein Rentiergeweih auf dem Kopf

Jedes Jahr am dritten Septemberwochenende (wenn nicht gerade eine Pandemie wütet) findet in meiner Geburtsstadt das Volksfest statt.

Traditionell gehe ich freitagabends immer mit meinen Freundinnen dort hin, so auch dieses Jahr wieder. Wir hatten uns kräftig aufgebrezelt, unsere “Saufrehlein” umgeschnallt und kamen schon mit dem Zug reichlich angeschickert auf dem Festplatz an. Im Zug hatten wir für ordentlich Aufsehen gesorgt und neue Bekanntschaften geknüpft.

Zu vorgerückter Stunde tanzten wir ausgelassen im Stadl und plötzlich sagte ein Bekannter zu mir “Hey, Margit, gell, letztes Jahr hattest Du auf dem Volksfest ein Rentiergeweih auf dem Kopf, dieses Jahr hast Du einen Blumenkranz”. Ich antwortete “Das Rentiergeweih war eigentlich ein Rehgeweih und ich trug es im Februar an Fasching, weil ich da als Reh verkleidet war”. Wir fingen beide an zu lachen. Das kann man schon mal verwechseln. Ein Dirndl ist außerhalb Bayerns auch eine Art Kostümierung und das Volksfest ist ebenfalls eine exzessive Saufparty wie Fasching und auch an Fasching standen wir an einer Hütte, die dem Volksfeststadl durchaus ähnelte. Das kann man wirklich durcheinander bringen. Es wäre auch nicht groß aufgefallen, wenn ich das Geweih zum Volksfest getragen hätte. Das bringt mich schon wieder auf eine Idee…

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Das kannst Du doch nicht sagen

Gestern traf ich eine weitläufig Bekannte und wir kamen auf das Thema Urlaub zu sprechen sowie eine bekannte Therme, in der sie schon mal war. Sie schwärmte von der Badeanstalt und fragte mich, ob ich dort auch hin wolle. Ich antwortete wahrheitsgetreu ” Ich war da auch schon, aber in den Ferien sind mir da viel zu viele Kinder, das würde mich nerven”. Sie entgegnete entrüstet “Aber Margit, sowas kannst Du doch zu einer Mutter nicht sagen!”.

Doch, kann ich! Freie Meinungsäußerung. Die Kinder dürfen dort gerne hin und ihren Spass haben, nur muss ich dann eben nicht dort sein, weil es mir zu laut ist und mich das nerven würde! Das darf ich auch einer Mutter sagen. Ich habe nicht gesagt “Das Bad sollte für Kinder gesperrt werden”, weil ich das auch gar nicht denke. Die Kinder sollen und dürfen dort ihren Spass haben, aber ich muss einfach nicht gleichzeitig dort sein. So simpel!

Deswegen muss nun wirklich keine Mutter sauer auf mich sein. Es sind aber nicht alle Mütter so. Ich habe die Geschichte einer befreundeten Mutter erzählt und sie meinte “Ich hätte exakt dasselbe gesagt”. Ihre Kinder sind inzwischen erwachsen und sie geht seither immer in Adults Only Hotels. Ich will Kinder nicht aus öffentlichen Einrichtungen, Hotels, Restaurants, Bäder etc ausschließen. Wenn ich es für mich allerdings entscheide, dann gehe ich da eben nicht hin, wo viel Trubel herrscht. Das gilt nicht nur für Kinder. Zuviel Menschen sind gerade nicht so mein Ding. Ich mag es eher gemütlich und leerer, nicht so überfüllt. Das auszudrücken ist aber mein gutes Recht. Wenn deshalb ein paar überempfindliche Mimosen entrüstet sind, dann ist das echt nicht mein Problem. Ich hab keinen Bock mehr darauf, jedes meiner Worte auf die Goldwaage legen zu müssen. Nicht mein Zirkus – nicht meine Affen!

Das ist mir zu kindisch

Ich bin ja nun zugegebenermassen echt oft massiv infantil, aber manches ist selbst mir zu kindisch, zum Beispiel diese “Babysprache”. Menschen, die morgens schon aus der Haiaa steigen, in ihrem Schlafi und die Kinder in den Kindi oder die Schule schicken. Nachmittags gibt es Happahappa und danach muß der Nachwuchs dann Hausi machen und wenn das Feinifeini war, dürfen sie zum Spieli. Irgendwann gibt es dann wieder Happahappa und wenn es Nachti ist, gehen alle wieder in ihren Schlafis in die Heiaa.

Da kommt mir doch glatt das Käffchen wieder hoch.

Sei wie Du bist

Gestern stand ich morgens vor dem Spiegel und wusste nicht so recht, was ich anziehen soll, doch dann fiel mein Blick auf den braunen Tüllrock, den ich vor drei Wochen auf einem Frauenflohmarkt für € 4,00 erstanden hatte.

Ja ok, zugegeben etwas overdressed aber so what! Ich zog ihn an und als Oberteil ein weisses T-Shirt mit der Aufschrift “Legalized”. Und ja: Ich fiel damit auf. Normalerweise tragen die Kolleginnen in der Branche, in der ich arbeite, kein Prinzessinnenoutfit, weder geschäftlich noch privat. Es ist ein sehr bodenständiger, konservativer Sektor. Gestern dachte ich so bei mir “Scheiss drauf”, das wird jetzt angezogen und Basta.

Ich war noch keine 10 Minuten am Arbeitsplatz, als eine sehr liebe Kollegin mir schrieb “Ich habe Dich heute morgen von Weitem gesehen und Du hast so schön ausgeschaut in Deinem Tüllrock”. Das war so, weil ich mich nicht verbogen hatte, sondern ich selbst war. Ich hatte mich nicht angepasst, denn das erwartet auch gar niemand von mir. Ich kann einen Prinzessinnenrock tragen, warum auch nicht.

Ich habe noch einen hellblauen Tüllrock und einen in altrosa mit Stufen. Die hängen auch nicht mehr unnütz im Schrank. Es wird Zeit, dass sie ausgeführt werden. Man ist nicht overdressed, die anderen sind dann halt einfach underdressed.

Das Plappermäulchen

Ich vertrage Alkohol nicht gut. Ich bin schnell beschwipst. Oft reicht ein Radler, mich betrunken zu machen. Das ist zwar günstig und ich werde nie gefährdet sein, Alkoholikerin zu werden, doch Alkohol hat noch eine andere Wirkung: Ich gebe alles ungefiltert von mir, was mir so durch den Kopf geht.

Das kann gut sein und ich sage Freunden, dass ich sie lieb habe, es kann aber auch nicht so gut sein und ich sage Dinge, die ich normalerweise nur denke. Dinge, die man nur denken sollte!

So kam es unter Alkoholeinfluss schon zu den kuriosesten Szenen, in denen ich zu ehrlich war.

Den selben Effekt hat auch Übermüdung, oder wenn ich morgens vor 9:00 Uhr auf die Menschheit losgelassen werde. Auch dann funktioniert die “Sozialschranke” in meinem Hirn noch nicht und es kommt raus, was immer mir durch den Kopf geht. Mein Mann nennt es immer: “Das Plappermäulchen”.

Wenn ich nüchtern bin und Seltsames beobachte, dann denke ich mir meinen Teil dazu, nicht jedoch wenn ich beschwipst bin. Dann kommen Sätze aus mir, die oftmals nicht so sozialkompatibel sind und zu “Schwund” führen können. Aber ist es wirklich ein Verlust? In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass niemand “Wichtiges” verloren ging, sondern nur die “Spreu vom Weizen” getrennt wurde. Es schadet nicht, wenn man ab und zu mal “Tacheles” redet.

Vielleicht muss ich in solchen Situationen sagen: “Sorry, das was ich gesagt habe, war genau so gemeint, aber wenn ich nüchtern gewesen wäre, hätte ich es nicht gesagt”.

Irreversibel faltig

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Ich war heute bei einem Arzttermin. Eigentlich reine Krebsvorsorge. Bis das Gespräch auf meine Falten kam. Ich lernte, dass, wenn ich jetzt nix “machen” lassen würde, meine Falten irreversibel wären. Jetzt müsse ich handeln, ansonsten schließe sich das Zeitfenster und aus die Maus. Dann bleiben die Falten, die – wie ich ebenfalls lernte – mich streng ausschauen lassen. Das einzige, was mir helfen könne, sei das Zeug, das mit B anfängt.

Ich hadere ja eh oft genug mit meinem Aussehen und das war nicht gerade förderlich, meine dysmorphophobe Veranlagung zu schwächen.

Gut, dass B nicht vegan ist. Sonst wäre ich vielleicht in Versuchung geraten, so aber brauche ich überhaupt nicht darüber nachzudenken. Altern ist echt nix für Weicheier und je älter ich werde, desto mehr grenzen Arztbesuche an Altersbashing.

Wenn Sätze mit “In Ihrem Alter” beginnen, enden sie nie gut. Bestenfalls ziehen sie einen nur kurz runter, wie “In Ihrem Alter schließt sich bald das Zeitfenster, wo man was machen kann”. Schön sind die Sätze nie. Wer hört schon gerne eine Sprechstundenhilfe laut über den Tresen rufen “Bekommen Sie noch Ihre Tage?”, so dass es garantiert auch jeder im Wartezimmer gehört hat, oder “In Ihrem Alter brauchen wir keine Augenuntersuchung machen, ob sich was geändert hat. Gehen Sie zum Optiker und lassen sich eine Gleitsichtbrille machen, das könne wir per Ferndiagnose lösen”. Unschön sind auch Äußerungen wie “Wir brauchen Sie ja nicht mehr zu fragen, ob Sie schwanger sind hahahahhaaa”, oder gar “Den Hallux Valgus müssen Sie operieren lassen. Da kommen Sie nicht drum rum, aber jetzt würden sich schönere Füsse wenigstens noch etwas lohnen”. Unverschämt!

Der Mensch in seiner unendlichen Grausamkeit hat ein 11. Gebot erschaffen “Du darfst nicht alt aussehen”, aber selbst wenn man noch nicht so alt ausschaut, wie man laut Geburtsurkunde ist, nützt einem das bei den meisten Arztpraxen nichts. Sowie sie einen Blick auf das Geburtsdatum auf der Versichertenkarte geworfen haben, ist man abgestempelt und es folgen Fragen und Äußerungen, die niemand gerne hört.

Indizien dafür, dass ich ein Alien bin

Ein Kumpel meines Mannes behauptet ja schon seit Jahren, dass er überzeugt ist, dass ich nicht menschlich bin. Er sagt immer “Wenn das Mutterschiff kommt, dann werde ich sagen: Ich habe es Euch immer gesagt, dass das ein Alien ist!!! Denkt an meine Worte.”

Ich liste hier mal ein paar Anzeichen dafür auf, dass er recht haben könnte:

  • Ich mag nicht, was ein Großteil der Menschheit mag: Blumensträuße (sehr morbid), Musicals (kotzwürg) und Friseurbesuche (zu viel Schlechtes erlebt, um es entspannt genießen zu können)
  • Meine Körpertemperatur ist generell immer sehr niedrig. “Fieber” habe ich sehr selten. Das ist dann eher das, was bei anderen Normaltemperatur ist
  • Ich altere zum Glück langsam. Könnte an meiner Alien DNA liegen
  • Vieles von dem, was Andere tun, habe ich noch niemals ausprobiert und werde es auch nie tun: Solarium, Fitnessstudio, Sauna, Botoxbehandlungen und Diäten
  • Es fand sich bisher noch keine Sportart, die mir Spass machen würde. Allerdings kann ich essen wie ein Scheunendrescher ohne zu zu nehmen
  • Katzen lieben mich und ich liebe sie. Katzen haben ja auch etwas Ausser- oder sogar Überirdisches an sich
  • Tiere allgemein lieben mich eigentlich fast immer. Auch das beruht auf Gegenseitigkeit
  • Ich bin nie auf “erwachsen werden” reingefallen, ich wusste schon immer, dass das eine Falle ist
  • Tabletten schlucken ist nicht so mein Ding. Ich muss die Teile – egal wie klein sie sind – immer mit dem Finger in den Schlund runter schieben, sonst wird das nix

Vielleicht hat er recht und ich bin tatsächlich “nicht von dieser Welt”, aber wie heißt es doch so schön: When you feel strange in a world, it is because you are here to built a new one.