Good Bye Arschlochjahr 2020

Nicht nur wegen Corona, sondern hauptsächlich weil wir zwei unserer Katzenkinder an den Tod verloren haben, war 2020 ein Arschlochjahr. Besonders schlimm waren die Monate Mai, Juni und Juli.

Es gibt aber auch Begebenheiten und Geschehnisse, für die ich dankbar bin.

Ich bin meiner besten Freundin unendlich dankbar, dass sie jetzt auch vegan lebt. Ich finde das so toll. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie genial ich das finde. Ich mochte sie natürlich genauso, als sie noch tierische Produkte aß, das ist nicht der Punkt. Jeder Mensch in meinem Umfeld, der vegan lebt, ist für mich ein Stück mehr in die richtige Richtung für die Tiere. Für die Rechte der Rechtlosen, zum Schutz der Schutzbedürftigen.

Ich bin auch dankbar dafür, dass ich mit einer neuen Bekanntschaft das Schweinchen Fräulein Freitag retten konnte und dass daraus eine Freundschaft mit meiner Co-Retterin und auch mit der Betreiberin des Lebenshofs entstand, wo das Fräulein Freitag untergebracht ist.

Ich bin auch dankbar für alle Freunde, die sich trotz Corona – unter Beachtung der geltenden Regeln – regelmässig mit uns getroffen haben und dafür gesorgt haben, dass wir nicht vereinsamen.

Ich bin dankbar, dass dieses Jahr heute endet. Ich wünsche uns Allen ein 2021, dass es wieder zulässt, dass wir uns treffen, umarmen und miteinander feiern können.

In Würde altern

Madonna, ja genau die Madonna, hatte Bilder von sich gepostet und darunter standen Kommentare wie “Sie sollte einsehen, dass ihre Zeit vorbei ist”, “Warum altert sie nicht in Würde?” bis hin zu “Das ist gruselig”.

Ich sah nur eine nach wie vor schöne Frau. Ich finde sie heute sogar schöner als in den 80ern. Warum sollte “Ihre Zeit vorbei sein”? Sie hat doch noch immer dasselbe Talent wie vor 40 Jahren und auch ihre Stimme hat sich nicht sehr verändert. Was soll “In Würde altern” eigentlich bedeuten? Ist es wirklich würdevoll, wenn man es akzeptiert dass man alt und runzelig wird und nichts dagegen tut? Soll das ein Messwert für die Würde eines Menschen sein?

Ein netter Kommentar war auch dabei und der hat genau das ausgedrückt, was auch ich empfand: “Ich finds toll. Sie ist ein junger Geist und wird es immer bleiben”.

Sie ist 63 und schaut aus wie Anfang 40 und das ist vollkommen ok. Warum sollte sie ausschauen wie 63, wenn sie es nicht muss.

Was ich daran besonders ekelhaft finde, ist, dass das nur einer Frau in der Form so geschieht. Bei einem männlichen Künstler ist es anscheinend was “ganz anderes” und egal, wie alt er ist.

Ich kenne biologisch junge Leute, die sich verhalten wie Rentner und ich kenne biologisch ältere Leute, die jung sind und immer jung sein werden. Alter ist keine Frage der Jahre, die man auf diesem Planeten verbracht hat. Ich hatte mal eine Azubine, die war zwar erst 17, redete aber immer daher wie ein “Altes Waschweib”. Sie redete fast ausschließlich vom Kochen, Backen und von Krankheiten. Sie war objektiv betrachtet recht hübsch, jedoch fehlte ihr jegliche Ausstrahlung. Sie war mega langweilig. Wie sie heute ist weiss ich nicht, ich habe sie schon 10 Jahre nicht mehr gesehen. Sie ist nun 27 und vielleicht “jünger” als damals, wer weiss, vielleicht hat sie sich verändert.

Dieses Altersbashing ist einfach zum kotzen. Es ist angeblich nicht würdevoll wenn man versucht, auch im geriatrischen Altersbereich noch gut auszuschauen. Ab bestimmten Jahren darf man dann keine Zöpfe, keinen Dutt, keine Pferdeschwänze mehr tragen, geschweige denn kurze Röcke, figurbetonte Kleider oder Bikinis.

Der Mensch in seiner unendlichen Grausamkeit hat das 11. Gebot erfunden: “Du darfst nicht alt ausschauen!”, wenn Du es aber einhältst, bist Du würdelos. Das soll noch einer verstehen. Hier gilt wie immer: Wenn Regeln keinen Sinn machen, muss man sich auch nicht dran halten und was “Die Leute sagen” ist sowieso Bullshit, oder wie es mein ehemaliger Nachbar mal so treffend sagte: “Nächste Woche treiben sie eine andere Sau durchs Dorf”.

Unsicherheiten

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Momentan habe ich wieder Phasen, wo ich mich sehr hässlich fühle. Ich weiss, dass diese Zeiten kommen und gehen. Um sie durch zu stehen, habe ich mir vorgenommen, immer das hervor zu heben, was ich an mir mag. Was ich am Meisten an mir mag, sind meine Augen. Sie sind hier mit viiiiiiel Mascara geschminkt, aber genau so finde ich sie am Schönsten.

Vielleicht ist es mit dem Jahr 2020 wie mit meinen depressiven Zuständen. Auch eine Pandemie wird vergehen. Eventuell nicht gleich in 2021, aber arg viel Schlimmer als dieses Jahr kann es hoffentlich nicht werden.

Doppelleben

Es gibt eine Serie, die heißt “The Pier”. Darin hat ein Mann ein Doppelleben und eine zweite Familie 30km entfernt mit Hund und Tochter. Die Ehefrau weiss davon nichts. Erst als er scheinbar Selbstmord begeht, findet sie es heraus. Mich hat die Serie so genervt und innerlich aufgewühlt. Ich weiss nicht einmal warum. Der Typ war ein Drecksack, aber es ist doch nur eine Serie, warum regt mich das so auf.

Vielleicht weil wir alle eine dunkle Seite in uns tragen? Etwas, das zu so einem Parallelleben fähig wäre? Nein, dazu wäre ich nicht fähig. Das würde mich gänzlich fertig machen.

Ich hatte mal eine Bekannte, die drei Freunde gleichzeitig hatte und nur einer wusste von den Anderen, die restlichen beiden waren ahnungslos. Sie fand nichts dabei. Ich fand es furchtbar den beiden Unwissenden gegenüber. Wenn die alle davon gewusst hätten und es wäre für alle Beteiligten ok gewesen, hätte sie ja meinetwegen treiben können, was immer sie gewollt hätte. Das ist 20 Jahre her. Heute ist sie erzkonservativ und gläubige Katholikin. Von der Hure zur Heiligen. Die hatte früher wirklich alles ausgelebt, was es auszuleben gab und nie “was anbrennen lassen”, wie man so sagt. Vielleicht ist sie deshalb ins gegenteilige Extrem gerutscht. Zu der Zeit gab es ein Lied namens Daisy and her boyfriends. Jedesmal wenn es im Radio kam, musste ich an diese Bekannte denken. Vielleicht brauchte sie wirklich einen Typen, der sie glücklich machte, einen der sie traurig machte, einem mit dem sie lachen konnte. Sie hatte das alles nicht in einer Person gefunden. Gibt es das überhaupt? Eine Person, die alle Bedürfnisse erfüllt? Ja, die gibt es: Man selbst. Niemand sonst kann uns alles geben, ausser wir selbst. Wir müssen uns selbst genug sein, mit all unseren Licht- und Schattenseiten. Mit allen Abgründen und allen Talenten. So wie wir sind. Wenn wir das gelernt haben, müssen wir es nicht mehr bei anderen suchen.

Was die Serie angeht, sie regt mich nach wie vor stark auf, dennoch würde ich gerne wissen, wie es ausgeht, aber ich glaube, ich habe nicht den Nerv mir das 2 Staffeln lang anzutun. Ich kann ja bei Serienjunkie nachlesen, was passiert und wie das Ende ist. Dann ist meine Neugierde befriedigt und ich muss mich nicht mehr darüber aufregen.

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk 2020

Vor einigen Tagen erhielt ich abends einen Anruf eines Herrn. Er wollte mich als Fotografin engagieren um seinen Hund und seinen Stier zu fotografieren, jedoch erst im Frühling, wenn die Wiese wieder grün ist. Wir unterhielten uns darüber, wie er sich die Bilder vorstellt und er fragte nach meinen Ideen. Er erzählte mir, dass der Hund und der Stier zusammen aufgewachsen wären und sich sehr mögen. Das gefiel mir sehr. Doch dann sagte er dass er die Portraits als Andenken an den Stier wolle, weil dieser geschlachtet werden soll.

Ich sagte ihm, dass ich in diesem Fall die Bilder nicht machen kann. Ich erklärte ihm auch warum: Ich weiss, dass ich nicht alle Tiere vor dem Schlachter retten kann. Wenn ich jedoch ein Tier persönlich kenne und eine Beziehung dazu aufbaue, dann bringt es mich in einen massiven Gewissenskonflikt. Dann würde ich den Stier unbedingt retten wollen. Ein Rind auf einem Lebenshof unterzubringen ist jedoch sehr schwer, wie ich aus Erfahrung weiss. Rinder sind auch im Unterhalt sehr teuer und man braucht viele Teilpaten, um die Versorgung sicher zu stellen. Trotzdem müsste ich das dann aber versuchen, weil ich nicht zulassen könnte, dass das Tier stirbt.

Ich erzählte ihm, dass ich vor drei Jahren einmal einen todkranken Hund fotografiert habe. Das Frauchen des Hundes wollte die Bilder ebenfalls als Erinnerung. Das tat mir damals auch sehr weh, weil der Hund wirklich toll war. Ich war dann auch wirklich traurig, als er zwei Monate später seiner Krankheit erlag. In diesem Fall stand es nicht in unserer Macht, den Hund zu retten und die Frau hätte auch alles für ihn getan, weil sie ihn sehr liebte.

Bei dem Stier wäre es nochmals eine schlimmere Situation, weil er ohne Not sterben müsste. Er ist ja kerngesund und hat noch eine Lebenserwartung von 15-20 Jahren. Der Mann hörte sich alles was ich zus sagen hatte in Ruhe an und sagte zuerst nichts, doch dann sagte er, dass es ihm auch unangenehm wäre, den Stier töten zu lassen. Er rief mich kurze Zeit später nochmals an und fragte, ob ich seine Tiere fotografieren würde, wenn der Stier auf einen Hof von Freunden von ihm käme und dort leben dürfte. Ich sagte ihm, dass ich dann absolut keinen Grund mehr hätte, die gegen die Portraits sprächen. Ich fragte ihn, warum er ihn nicht selbst als Ochse behalten könne und er sagte mir dass er darüber nachdenken wird.

Gestern kam eine WhatsApp von ihm, dass er das Rind als Ochse behalten wird. Ich sagte ihm, dass er mir kein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte machen können. Jetzt freue ich mich schon auf die Bilder im Frühjahr. Ich sehe es schon vor mir, wie beide Tiere glücklich zusammen auf der Koppel herum tollen und ich das mit der Kamera einfangen darf.

Is doch wahr!

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Eine Wahrheit, die man nicht gerne hört. Fleischkonsum, Massentierhaltung, Ausbeutung unserer Mitgeschöpfe – das alles sind die Gründe für die Misere in der wir nun alle sitzen. Und wofür? “Weil es so gut schmeckt” und weil man nicht darauf verzichten will. Wo ist nun die vielzitierte soziale Ader, andere zu schützen? Wenn sich jeder pflanzlich ernähren würde, hätten wir keine Zoonosen. Wo sind jetzt die ach so auf Correctness bedachten Zeitgenossen? Die posten fleissig Bilder von gegrillten Hähnchen und kommentieren es mit “So lecker”. Wo bleibt nun die Solidarität? Wenn schon nicht mit den gequälten Tieren, dann doch wenigstens mit den anderen Menschen? Soweit geht der Altruismus dann doch nicht. Wenn es um Fleischkonsum geht ist sich wieder jeder selbst der Nächste. Es ist auch einfach, die Zusammenhänge zu verdrängen. Fleisch von Schweinen, Kühen, Schafen, Enten, Gänsen, Rehen zu essen ist natürlich etwas gänzlich anderes, als Fledermäuse oder Pangoline zu verspeisen. Ist dem so? Es sind alles fühlende Wesen, die Schmerz und Angst empfinden. Es gibt keinen Unterschied. Es gibt kein “Besseres Fleisch”.

“Ich sehe aus wie ein Fussballer aus den 80ern”

Vorgestern zog ich mir auf YouTube eine alte “Umstyling” Folge einer bekannten Model Casting Show rein, deren Namen ich jetzt nicht nennen werde. Ich stolperte zufällig darüber, als ich etwas gänzlich anderes suchte und es war wie bei einem Unfall: Ich musste einfach hinschauen.

Die Moderatorin mit der schrillen Stimme sagte zu einer der Kandidatinnen “Du wirst Dich schon noch dran gewöhnen”, als sie das bedauernswerte Mädchen zum Spiegel führte, wo sie sich das erste Mal nach der Verschandelung sah. Vorher zierte eine lange Wallemähne ihr Haupt, nun schaute sie genau so aus, wie sie es treffender nicht hätte ausdrücken können: “Oh mein Gott! Ich schaue aus wie ein Fussballer aus den 80ern! Das ist ja ein Vokuhila!” Genau so schaute es tatsächlich aus. Die weltbekannte Moderatorin redete es schön mit “Jetzt schaust Du viel frischer und moderner aus”. Nope!

Ich glaube auch nicht, dass irgend jemand so ein Model bucht, es sei denn, es geht um eine Retro Werbung, aber dafür gäbe es auch gute Perücken. Dafür hätte man die Arme nicht in ein Rudi Völler Double verwandeln müssen.

Einem anderen Mädchen wurde ebenfalls ein Herrenhaarschnitt verpasst, jedoch so kurz, dass man denken könnte, sie wird zum amerikanischen Militär eingezogen.

Die bedauernswerten Geschöpfe konnten nur mühsam die Tränen unterdrücken und ich fühlte mit ihnen. Eine brachte es auf den Punkt: “Ja, es sind nur Haare und sie wachsen wieder, aber sie sind so wichtig für das Aussehen”. Genauso ist es. Klar hatten alle Kandidatinnen schöne Gesichter, dennoch waren sie entstellt.

Man hatte nicht “ihren Typ” verändert, um ihre “Chancen” zu verbessern, sondern man hatte sie absichtlich entstellt um die Quoten zu erhöhen. Sie waren einfach die “Bauernopfer”. Sie wurden vor einem Millionenpublikum vorgeführt, des schnöden Mammons wegen. Was für ein krankes Sendeformat.