Immer dieser Speziezismus

Wir haben am 14. Februar diesen Jahres einen süssen Kater aus dem Tierschutz adoptiert. Er ist geschätzt 2-4 Jahre alt und einfach nur drollig. Er schaut, als ob er alles wüsste und hoppelt die Treppe rauf und runter wie ein Hase. Er ist soooo unsagbar flauschig. Er ist hochintelligent und kann alle Türen öffnen sowie die Leckerli aus dem Katzenspielzeug fischen. Er legt sich gerne auf den Rücken, streckt dabei die Pfoten in die Höhe und will seinen plüschigen Bauch gekrault haben. Dabei schleckt er unsere Finger ab und schnurrt. Er ist einfach ein Goldstück! Ich liebe dieses unendlich goldige Wesen!

Ganz wenige unserer Freunde und noch weniger Familienmitglieder haben ihn bis jetzt kennen gelernt.  Wenn ein Kind geboren oder adoptiert wird ist das Trara groß. Da gibt es Besuch ohne Ende und jeder bringt Geschenke mit. Aber wenn ein neues Katzenkind ins Haus kommt, dann ist das für die meisten Freunde oder Familienmitglieder anscheinend irrelevant.

Für uns sind unsere Katzen Familie. Unsere Kinder. Ich habe den Tod unserer ältesten Tochter letztes Jahr am 27.06. noch immer nicht verkraftet und sie wird immer fehlen. Sie war nicht “nur ein Tier”. Es sind eigenständige Persönlichkeiten mit Eigenarten, Macken und unterschiedlichen Interessen. Unsere Katzentochter spielt zum Beispiel total gerne. Sie ist die geborene Jägerin mit schnellen Reflexen. Sie ist sportlich und flink. Während die Kater eher träge und gemütlich sind. Zwei der Kater sind auch sehr verspielt, während einer ausschließlich schmusen will. Am allerliebsten den ganzen Tag. Er weckt mich nachts öfter mal, nur um mit mir zu knuddeln. Er schlüpft dann unter meine Decke und schmiegt sich an mich und ich muss ihn in den Arm nehmen. Dann ist er selig und schläft wieder ein. Der rote Kater schläft am allerliebsten an meine Beine geschmiegt. Körperkontakt muss aber immer sein. Das Mädchen ist schön und sie weiss es auch. Wenn Besuch da ist, setzt sie sich oft in “Pose”. Der gefleckte Kater heischt immer nach Aufmerksamkeit wenn Besuch im Haus ist. So nach dem Motto: “Seht her, was ich alles kann”. Dann springt er von der Küchentheke auf den Kratzbaum und auf den Tisch wie ein kleines Äffchen.

Ich könnte mir keine schöneren Kinder vorstellen. Ganz egal, ob andere in ihnen “nur Tiere” sehen, die nicht so viel wert sind wie Menschenkinder und in deren Augen nicht “gleichwertig” sind. Ich liebe sie genauso wie ich ein leibliches Kind geliebt hätte.

Es tut mir weh, dass mein kleiner Sohnemann nicht so interessant ist, wie es ein Menschenkind wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle schon lange da gewesen wären, wenn er ein Menschenbaby wäre. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, dass Tiere gleichwertig behandelt und angesehen werden. Jedoch ist der Same gesäet und ich bin überzeugt, dass es einmal eine Zeit geben wird, wo sich das grundlegend ändern wird. Vermutlich nicht mehr zu meiner Lebzeit, aber es wird einen Wandel geben. Ich werde mich in Sanftmut und Geduld üben. Es reicht für`s Erste, wenn ich weiss, dass meine Kinder gleichwertig sind.

Im Tal der Jammerlappen

Morgens treffe ich manchmal an der Bushaltestelle eine ältere Dame. Sie sieht etwas aus wie die Königin von England, weshalb ich ihr den Spitznamen “Die Queen” gegeben habe. Die Queen an sich ist schon eine nette ältere Dame, dennoch geht sie mir manchmal massiv auf den Zeiger. Das hat zwei Gründe. Vor 8:00 Uhr morgens ist meine Sozialkompetenz noch nicht sehr ausgereift. Ich bin eine Eule und ganz sicher keine Lerche. Eigentlich ist es keine gute Idee, mich so früh anzuquatschen. Der zweite Grund ist ihr schier endloses Gejammere. Es ist entweder zu kalt, zu heiß, zu windig, zu trocken, zu regnerisch, zu zu zu zu ALLES!  Neuerdings jammert sie über Bauarbeiter und Handwerker. Es ist natürlich zu laut und es dauert zu lange und und und. Nichts ist gut. An allem wird herumgemäkelt und gestänkert. Am Schlimmsten sind jedoch die Jahreszeiten und das Wetter.

Ich habe sie gründlich schockiert, als ich auf ihre rhetorische Frage “Ist der Regen nicht schrecklich” mit “Nö, ich mag den Regen voll gerne” antwortete. Sie starrte mich kurz an, rang nach Fassung und stammelte dann “aber aber aber es ist doch viel zu nass und zu kalt für die Jahreszeit”. Ich antwortete “Es ist wie es ist”. Plötzlich wurde es still. Sie sagte nichts mehr. Ich auch nicht. Ich genoss die Stille und beobachtete die Krähe, die dort oft herumstolziert und dachte mir “Was für ein schöner Vogel! Was ist er doch für eine angenehme Gesellschaft”.

Es ist nicht so, dass ich die Frau nicht mag. Ich finde sie ganz nett. Sie steht nur für die Gesellschaft an sich. Jammerjammerjammer. Auch ich jammere viel zu viel. Dass ich zu viele Falten habe, zu dick bin, zu untalentiert und was mir noch Schlimmes für mich selbst einfällt. Dabei ist es Bullshit. Ich habe kaum Falten und ich bin schlank. Ich habe ein kleines Bäuchlein, aber ich ernähre mich auch überwiegend von Zwiebeln, Erbsen, Bohnen etc. Zeige mir jemand der da kein Blähbäuchlein hätte. Ich wiege bei einer Köprergröße von 1,76 coole 66,6 kg. Die Zahl ist doch klasse. Das muss man erstmal hin bekommen. Natürlich habe ich auch schon mal 60kg gewogen und war deutlich dünner. Aber hey, da musste ich auch aufpassen, dass ich die Leute nicht mit meinen Ellenbogen aufspieße.

Heute ist ein trüber Tag Anfang Juni und ich finde es toll. Es hat angenehme 20 C° und die Wolken sind regenschwer und es wird auch demnächst anfangen zu regnen. Dann setze ich mich ans Fenster und höre dem Prasseln zu und wenn ich meine Augen schließe, stelle ich mir vor, es wäre Applaus. Applaus für mein Sein, für unser aller Sein. Oder wie es Marc Darcy zu Bridget Jones sagte “Ich mag Dich, genauso wie Du bist!”

 

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Bad Ideas

Überall wird man ungefragt mit “gutgemeinten” Ratschlägen überhäuft. Ich liste heute mal ein paar wirklich schlechte Ideen auf, die ich aus meinem großen Erfahrungsschatz beisteuern kann:

  • ich würde dringend davon abraten, mit einem Häkelbikini ins Wasser zu gehen. Das Ding saugt sich dann nämlich mit Wasser voll und wird extrem lappig. So lappig, dass man quasi im “Freien” steht falls man den Pool / den See / das Meer verlassen würde… gut ist es dann, wenn Freunde in der Nähe sind, die einem ein großes Handtuch bringen.
  • es ist auch keine gute Idee, bei flambierten Shots, den Strohhalm in das Getränk zu stecken, solange er noch brennt. Falls man diesen Rat in den Wind schlägt, kann es gut passieren, dass die Theke der Bar brennt und gelöscht werden muss.
  • ich würde auch niemandem empfehlen, den “hippen Tipp” einer Frauenzeitschrift zu befolgen und Niveacreme in die Haarspitzen zu schmieren. Es sei denn, man sieht gerne aus wie in einen Fettnapf gefallen. Falls Euch doch mal sowas passiert, könnt Ihr das Dilemma zügig korrigieren, indem Ihr Mehl in die Spitzen reibt und dann auskämmt. Das Mehl bindet die Creme. Mit Wasser geht es leider nur sehr schwer wieder raus.
  • nur mit einem Bikinioberteil und einem Rock (aber diesmal war es wenigstens kein Häkelteil) bekleidet Stiefel kaufen zu gehen. Kann man machen, muss man aber nicht. Wenn man es doch aus einer Laune heraus macht, muss man sich nicht wundern, wenn man permanent angestarrt wird. Das Pendant dazu wäre, mit ner fetten Winterjacke am See zu liegen, was ich zum Glück noch nicht ausprobiert habe und auch nicht ausprobieren werde. Warum ich das überhaupt gemacht habe? Nun, das Bikinioberteil war noch nass und wenn ich ein Shirt darüber gezogen hätte, hätte sich der nasse Bikini darunter auf dem Shirt abgezeichnet und das wäre aufgefallen… es wäre natürlich nicht so auffällig gewesen, wie nur das Bikinioberteil… nun ja, es war nicht gerade eine logische Entscheidung und ab da habe ich nie wieder vergessen einen trockenen Ersatzbikini einzupacken.
  • es ist im realen Leben auch nur halb so “trendy” den Rat eines Lifestyle Magazins zu befolgen, und im “angesagten Lingerie-Look” auf der Arbeit zu erscheinen, als es in solchen Hochglanzblättern suggeriert wird. Es ging beinahe böse aus, denn ein betagter Kollege bekam bei meinem Anblick im “Lingerie Oberteil” (pinkfarbenes Spaghettiträgertop aus Satin mit schwarzer Spitze umsäumt) beinahe einen Herzinfarkt.
  • im Sommer “spaßeshalber” eine Glühweinparty zu schmeißen ist nicht wirklich nice. Ich versichere, dass es keinen Spaß macht, bei 30 C° Glühwein zu trinken.
  • im Gegenzug ist eine Cocktailbar im Freien bei um den Gefrierpunkt ebenfalls nicht so prickelnd.
  • “F… Dich doch” zu sagen, wenn man auf jemand so richtig mega sauer ist, ist echt keine gute Empfehlung.
  • Eine wildfremde Frau als “Dumme Sau”  zu bezeichnen zeugt auch nicht von guter Kinderstube, auch wenn sie es durchaus verdient hatte und die Umstände mildernd angerechnet werden können. Jedoch ist es völlig legitim und verständlich, wenn man Menschen, die in der Silvesternacht vorm Haus herumlungern und nachts um drei noch Böllern mit “Ihr Arschlöcher” tituliert.

und bad ideas bringen nicht immer the best memories…

Wörter, die mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen

Es gibt ein paar Wörter, die verursachen bei mir eine  heftige körperliche Reaktion des Gruselns. Manchmal verbinde ich mit ihnen peinliche und oder traumatische Erlebnisse, oft mag ich sie aber einfach ohne jeglichen Hintergrund nicht.

“Bundesjugendspiele” gehört zur ersten Kategorie. Wenn diese light Variante der Hunger Games angekündigt wurde, hatte ich sofort Magengrummeln. An den Tagen selbst, war ich ein Nervenbündel und mir war von morgens bis abends übel. Noch heute denke ich mit Schrecken an diese Zeit der permanenten Demütigung.

Die Wörter adhoc, agil, Hamsterrad, Jour Fixe und Mindset mag ich einfach so nicht, keinen Schimmer weshalb. Sie lösen auch nur eine kleine Gänsehaut aus und kein massives Unbehagen wie etwa Begrifflichkeiten wie besagte Bundesjugendspiele oder auch Hauptversammlung, Vorstellungsgespräch, Ausschabung, Grasmilben oder Wundrose.

Ich versuche diese Wörter zu meiden und denke stattdessen an meine Lieblingsbegriffe: Katzen, Tiere, Liebe, Wärme, Frieden, Sonne, Mond, Sterne, Lachen.

Ich muss zum Glück niemals wieder an Bundesjugendspielen teilnehmen und hey, ich hab sogar eine Siegerurkunde aus der 1. oder 2. Klasse. Danach habe ich keine Urkunde mehr erhalten, abgesehen von Patenschaftsurkunden für meine Patenkinder. Das Schäfchen Hercules bei Schutzengel fpr Tiere und der Ziegenbock Giovanni vom Eulhof. Diese Urkunden sind mir auch viel wichtiger als irgendwelche “Triumphe” während der Schulzeit. Das wäre höchstens damals für mein Selbstwertgefühl gut gewesen. Ich war aber nun mal miserabel im Hochsprung (ich blieb mit meinen langen Storchenbeinen grundsätzlich an den Stangen hängen), im Weitwurf (von weit war ich Lichtjahre entfernt. Bei mir hätte es eher Nahwurf heißen müssen) oder gar beim Rennen… wenn die Hälfte der Klasse schon lange im Ziel war, rannte ich irgendwo auf halber Strecke. Beim Weitsprung waren meine langen Beine jedoch ein deutlicher Vorteil. Es war die einzige Disziplin, in der ich echt gut war. Sport war eh meine persönliche Hölle. Ich fürchte ich bin der unsportlichste Mensch der Welt. Ich hing wie ein nasser Sack an diesem Reck. An einen Feldaufschwung (ohje, noch so ein Gruseltrigger!) war nicht zu denken. Beim Bockspringen blieb ich entweder hängen oder schmiss das Ding gleich um. Beim Bändertanz verhedderte ich mich grundsätzlich selbst in den Dingern und bei allen Mannschaftssportarten blieb ich als Letzte auf der Bank und die Gruppe, die das Pech hatte mich nehmen zu müssen, seufzte immer schon im Chor “oh je, die fängt doch nie einen Ball, selbst wenn sie ihn direkt vor die Nase bekommt”. Jupp, war so. Meistens bin ich sogar einen Meter weg gesprungen, wenn der Ball auf mich zugeflogen kam. Aber auch hier ist das Gute: Es ist vorbei! Ich muss niemals wieder zum Sportunterricht. Ich muss so einen Scheißdreck nie wieder machen… bis auf…oh weh oh weh… Team-Motivationsveranstaltungen… wie Kegeln… noch so etwas Furchtbares. Ich fürchte, wenn irgendjemand auf die Idee käme, mit mir zusammen zur “Teambildung” zum Bogenschießen zu gehen, hätte das Team danach weniger Mitglieder…

Ich habe mir vorgenommen, all den Stuß, den ich nicht mag, einfach nicht mehr mitzumachen. Ich bin in einem Alter angelangt, wo ich echt nicht jeden Rotz ertragen muss. Wenn ich im Geschäft zu “Motivationsveranstaltungen” soll, die ich nicht mag, gehe ich nicht hin. Ein Musicalbesuch wird mich sicher nicht motivieren, eher quite the opposite. Wenn ich mich auf einer Faschingsveranstaltung nicht an einer Polonäse (Oh welch Schrecken!) teilnehmen will, dann tue ich das nicht. Genauso verhält es sich bei irgendwelchen bescheuerten Spielchen auf Hochzeiten. Sei es “Luftballon-Zerdrücken” oder Schunkeln (mir wird schlecht).

In jüngeren Jahren habe ich so einen Schmarrn noch mitgemacht, aber je älter ich werde, desto massiver geht mir sowas auf den Zeiger und desto weniger bin ich bereit, etwas zu tun, was mir widerstrebt. Ist ja auch offensichtlich dumm, etwas zu tun, was man nicht mag!

Wesen, die man vergisst und solche, die immer im Herzen bleiben

Letzte Woche traf ich beim Geld abheben am Bankomat eine frühere Freundin. Ich hätte sie beinahe nicht erkannt, weil ich sie gut und gerne 16 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Erst als sie anfing zu erzählen, wurde mir bewusst, wer das ist.

Ich hatte damals den Kontakt ausschleichen lassen, weil sie mir immer mehr auf den Zeiger ging mit ihrer besserwisserischen, altklugen Schlaumeierei. Vermisst habe ich sie wirklich nicht. Offen gesagt hatte ich sie sogar komplett vergessen.

Sie ist nicht die Einzige, die in Vergessenheit geriet. Wenn mich nicht jemand an meinen Expartner erinnert, denke ich von mir aus nie an den. Der ist vollkommen in der Versenkung verschwunden, genauso wie alle aus seinem Dunstkreis. Ich habe die Leute einfach vergessen. Sie bedeuten mir nichts. Es ist nicht so, dass ich denen irgendwas nachtrage oder ihnen wegen irgendetwas böse wäre. Sie sind mir einfach egal geworden und ich habe sie vergessen. Wenn mich jemand an die erinnert, dann muss ich erst einmal nachdenken “Wer war das nochmal? Ach ja der oder die”. Dann versuche ich mir kurz ihre Gesichter in Erinnerung zu rufen, was mir nicht gelingt und dann werden sie wieder irrelevant. Bis mich wieder jemand an sie erinnert. Dann denke ich kurze Zeit daran, dass es die einmal in meinem Leben gab, aber bedeutend waren sie im nach hinein betrachtet nicht. Wenn sie bedeutend gewesen wären, wären sie mir jetzt nicht gleichgültig.

Doch dann gibt es Wesen, an die denke ich sehr oft. An einige täglich und ich werde sie niemals vergessen. Sie haben Spuren in meinem Leben hinterlassen. Wie meine verstorbene Katzentochter. Als sie vor fast einem Jahr starb, war es, als ob ein Teil von mir ebenfalls gestorben wäre. Sie wird immer in meinem Herzen sein, genauso wie ihr Bruder. Wie alle Katzen, die ich um mich haben durfte. Selbst der Fuchs, den ich früher immer jeden Morgen auf einem Hügel sitzen sah, wenn ich zur Arbeit fuhr, ist noch öfter in meinen Gedanken, als viele Menschen aus meiner Vergangenheit. Obwohl ich ihn nicht richtig “kannte”, war ich damals sehr traurig, als er überfahren wurde. Trauriger als über den scheinbaren Verlust einiger Zweibeiner, die aus verschiedenen Gründen aus meinem Leben verschwanden, So wie diese ehemalige “Freundin”, die ich letzten Dienstag getroffen habe.

Ein früherer Kumpel sagte mal zu mir: “Wie kannst Du die alle vergessen haben, Du hast doch so viele Jahre mit denen zu tun gehabt, die können doch nicht einfach belanglos geworden sein”. Doch können sie. Weil es genauer betrachtet niemals eine wirkliche Beziehung, wirkliche Freundschaften waren. Es waren im Rückblick betrachtet oberflächliche Bekanntschaften ohne Tiefegang und man war mehr oder weniger aus Gewohnheit zusammen, oder weil man es einfach nicht besser wußte und kannte.

Klar kann man auch schon in jungen Jahren tiefgründige Beziehungen und Freundschaften aufbauen und sie halten ein Leben lang, doch dann gibt es auch solche Fälle wie bei mir. Man verändert sich und es passt nicht mehr, hat vielleicht nie gepasst und man verliert sich aus den Augen und aus dem Sinn. All Ihr von mir Vergessenen: habt ein schönes Leben im Land des ewigen Vergessens. Manchmal macht das Gehirn schon alles richtig.

Ja, was kann man den dann noch essen?

Kürzlich unterhielt ich mich mit einer älteren Frau. Wir sprachen über gemeinsame Bekannte, die Hühnerhaltung betreiben.

Die Bekannten erfreuen sich einfach so ihrer Hühner und geben ihnen ein Zuhause, ohne eine Gegenleistung zu wollen. Sprich: Die Hühner dürfen einfach Hühner sein und werden betreut und behütet als Familienmitglieder.

Vor ein paar Monaten starb nun der Hahn im hohen Alter. Die Frau hatte das auch erfahren und sagte “Ja kann man denn den dann noch essen, wenn der so alt war?”. Ich sagte ihr, dass unsere Bekannten den Hahn namens Gustav niemals gegessen hätten, weil er zur Familie gehörte und Familie und Freunde isst man doch nicht!

Sie sah mich befremdet an, sagte aber nichts mehr. Ihr Blick sprach jedoch Bände.

Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen? Wenn der Familienhund oder die Katze stirbt, dann enden sie doch auch nicht als Braten, zumindest hierzulande nicht. Nichts anderes war es bei Gustav. Er bekam ein Grab im Garten und wurde unter Tränen bestattet.

Essen die Leute ihren Opa, wenn er stirbt? Wohl kaum! Warum also sollte jemand auf den absurden Gedanken kommen, Gustav zu essen?

Ach ja, weil es “normal” ist und weil man es “schon immer so gemacht hat” und weil es “Löwen auch tun”. Nicht zu vergessen hat der Mensch angeblich “Reißzähne” und stirbt an “akutem Proteinmangel”, wenn er sich nicht von toten Tieren ernährt. Fleischkonsum hat “Tradition” und Traditionen bricht man nicht gerne, egal wie barbarisch und grausam sie sind. Ein Spanferkel essen zum Beispiel. Objektiv betrachtet ist das schon ziemlich barbarisch und grenzt an Kannibalismus. Aber es ist “normal”, während die Leute, die sich aus ethischen Gründen pflanzlich ernähren die unnormalen Spinner waren. Ja waren, denn es setzt ganz langsam ein Umdenken ein.

Gestern sah ich ein Plakat auf dem ein Grill mit ganz viel Gemüse abgebildet war und darunter stand “Verantwortungsbewußte Väter grillen ihren Kindern nicht die Zukunft weg”. Genauso ist es.

Wenn es einem schon gänzlich Wurst ist, dass Tiere leiden, dann sollte man sich wenigstens um den eigenen Nachwuchs Gedanken machen und welche Welt man den Nachkommen hinterlassen will.

In Zeiten, wo es Ersatzprodukte gibt, die nahezu wie das “Original” schmecken, kann auch niemand mehr mit der fadenscheinigen Ausrede “Es schmeckt halt so gut” oder “Ich will auf den Geschmack nicht verzichten” daher kommen.

Wir haben diese Woche den Beyond Meat Burger im Lidl gekauft. Er roch so “echt”, dass es mir unmöglich war, ihn zu essen. Mein Mann musste sich “opfern” und alle Patties alleine essen, die er angebraten hatte. Er fand sie super lecker.

Mein Verstand wusste schon, dass er aus Erbsen hergestellt wird und kein Tier sein Leben lassen musste, dennoch war mir der Geruch zu heftig und zu stark an “echte” Burger erinnernd.

Allgemein finde ich es gut, dass diese Produkte Mainstream werden. Mc Donalds verkauft einen veganen Burger? Das ist doch klasse! Fast alle großen Fleischkonzerne haben eine vegane Edition auf den Markt geschmissen. Viele regen sich darüber auf, aber ich finde es richtig gut, denn es zeigt, dass der “unnormale Veganismus” in der “Normalität” angekommen ist. Zugegebenermaßen ist das schon ein klitzekleines bisschen so, als ob der Teufel Weihwasser verkaufen würde, aber hey, warum auch nicht. Jedes vegane Produkt (egal von wem hergestellt) trägt dazu bei, dass weniger Tiere zu Schaden kommen, selbst wenn “Satan” das Essen zubereitet hat, oder war es doch “Seitan”? Hierzu zitiere ich aus dem Film Detroit Rock City: “Satan / Santa – same letters, must be the same guy”.