Rebel yell

Jemand aus meinem weiteren Umfeld sagte zu mir, dass ich doch darüber nachdenken solle, meine langen Haare schneiden zu lassen. In meinem Alter wären solch langen Haare nicht mehr angebracht.

Wisst Ihr, was daraufhin geschehen ist? Richtig, ich habe sie noch länger wachsen lassen.

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So sehen sie gerade aus. Sie gehen exakt bis zu meiner OP Narbe und sie werden noch länger. Jetzt erst recht!

Immer wenn sich jemand anmasst, mir vorschreiben zu wollen, was ich tun oder lassen soll, hat das den gegenteiligen Effekt und weckt die Rebellin in mir.

So einen Blödsinn, wie dass man ab einem bestimmten Alter dies oder das zu tun oder zu lassen hat, ging mir schon immer gewaltig auf den Zeiger!

Ab Mitte 20 wird einem eingeredet, dass man nun nicht länger Sachen tragen darf, die Teenager tragen. Ungefähr zeitgleich fangen die saublöden Fragen an, wie “Hast Du einen Freund”, “Wann heiratet Ihr”, später gefolgt von “Wann kommt den endlich was Kleines”. Ab 30 wird man schräg angeschaut, wenn man noch immer Party macht und tanzen geht und ab und an einen über den Durst trinkt. Man sollte doch jetzt vernünftig sein. Blablabla. Irgendwann werden kurze Röcke und Kleider sanktioniert, lange Haare geächtet und bunte Sachen sowieso.

Ich denke, wir sind aus den Zeitaltern raus, wo man ab 40 nur noch schwarz, dunkelblau oder mausgrau tragen durfte und am besten eine adrette Kurzhaarfrisur trug.

Das mit den Haaren ist bei mir vermutlich ein kleines Kindheitstrauma, weil meine Mutter lange Haare doof fand und sie mir immer abschneiden ließ. Seit ich 17 bin, habe ich deshalb lange Haare. Immer wieder mal so richtig lang. Meist nach Bemerkungen wie dem, des Bekannten, der mir eine Kurzhaarfrisur aufschwatzen wollte. Aufgrund von Trotzreaktionen wurden sie dann immer sehr lang, so wie nun wieder. Ich finde kurze Haare bei den wenigsten Frauen schön. Dafür muss man wirklich eine ganz bestimmte Kopfform haben, ansonsten steht es den wenigsten. Gerade bei älteren und alten Frauen finde ich es ganz schlimm und es sieht nicht mehr weiblich, sondern sehr burschikos aus.

Kennt Ihr diese Personen, die von hinten ausschauen wie Männer, bis sie sich umdrehen und man feststellt, dass es doch Frauen sind? Ist es gewollt so, dass Frauen ab, sagen wir circa 50 unsichtbar werden sollen mit ihren “pflegeleichten” Kurzhaarschnitten? Es ist ok für mich, wenn jemand kurze Haare gefallen und die Person das für sich selbst – ohne diese Bemerkungen, dass man das ab einem gewissen Alter so haben sollte – entscheidet, hey, ich fühl mich super mit dem Kurzhaarschnitt. Dann ist das absolut fein für mich, auch wenn es mir nicht gefällt. Mir muss sicher nicht alles gefallen. Geschmäcker sind verschieden. Ich würde auch sicher nie verlangen, dass alle Frauen lange Haare tragen müssen. Das wäre genauso bescheuert.

Ich finde meinen langen Haare übrigens extrem pflegeleicht. Ich wasche sie einmal die Woche, trage 5 Minuten eine Kur für langes Haar auf, knete ins nasse Haare eine leave in Pflege und bei Bedarf kommt etwas Haaröl in die Spitzen. Ich lasse sie lufttrocknen und ab und zu – zu besonderen Anlässen – mache ich mir Locken mit meinem Lockengerät, oder glätte sie mit der Glättbürste. Das wars. So wie auf dem Bild, sehen sie aus, wenn ich sie einfach nur durch kämme. Kein Styling, kein Spray, kein stundenlanges Herumgewurstel, wie es bei kurzen Haaren aufgrund meiner vielen Wirbel der Fall war. Ich habe selten bad hair days. Lange Haare sind alles andere als pflegeaufwendig.

Und um den “Willst nicht endlich mal Deine Haare kurz schneiden lassen” – Personen zu antworten: NÖ! Macht Ihr doch mit Euren Haaren was Ihr wollt und lasst mich mit meinen Haaren machen was ich will! Das geht Euch nämlich einen feuchten Kehricht an!

Almost harmless stimmt nicht so ganz

Ich habe gestern spaßeshalber bei einer großen, bekannten Jobplattform als Suchkriterium “Tierschutz” eingegeben. Ratet was für Jobs mir angeboten wurden? Exakt einer, nämlich als Metzger eines großen Fleischproduzenten in der Nachbarstadt.

Das ist in etwa so, als wenn ich bei der Suche “Pfarrer” eingeben würde und es würde ein Jobgesuch als Satanist erscheinen.

Diese Suchmaschine spiegelt die Gesellschaft wider. Es gibt so viele Tierheime, die ihre Jahresfeiern mit der Verköstigung von toten anderen Tieren abhalten. Die Hunde, Katzen, Kaninchen, Hamster etc werden gerettet und aufgepäppelt, die sogenannten Nutztiere getötet, gegrillt und gegessen.

Ich bin mal aus einem Tierschutzverein hier in der Gegend ausgetreten, weil die regelmässigen Treffen in einer Metzgereigaststätte stattfanden.

Es ist nur anerzogener Karnismus. Hierzulande sind Meerschweinchen Haustiere, in Peru sieht man das gänzlich anders. Welche Tierart gegessen wird und welche nicht, ist völlig willkürlich und von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich. In vielen Ländern wird kein Schwein gegessen, in anderen ist es kein Problem Hunde oder Katzen zu verspeisen.

Ich bin der Meinung, dass jedes Leben gleich lebenswert ist. Eine Kuh, ein Schwein, ein Schaf etc, hat es genauso verdient, ein schönes Leben zu führen, wie ein Hund oder eine Katze.

Ich sah gestern ein Reel auf Insta, wo ein Huhn aus Bodenhaltung gerettet worden war. Es hatte die Nummer 3000. Es hatte einen gebrochenen Flügel, viele Hämatome, Pickstellen am Kopf und sah wirklich sehr lädiert aus. Ein tierliebes Paar päppelte es über Monate auf, bis es letztendlich ein glückliches, gesundes Huhn wurde, das zum ersten Mal richtigen Boden und Sonnenlicht spüren durfte. Hühner sind überaus liebenswerte Mitgeschöpfe, genauso wie alle anderen Tiere.

Hier noch passend zu Ostern mein Lieblingslammrezept: Man nehme ein Lämmchen, rette es und lässt es glücklich leben, bis es eines Tages einen natürlichen Tod an Altersschwäche stirbt.

Jeder der eine Katze oder einen Hund hat, der weiss, das es eigenständige Persönlichkeiten sind, die Gefühle haben. Wieso sollte das bei anderen Tierarten anders sein. Das ist es natürlich nicht und alle empfinden Freude, Schmerz, Angst und haben Familie und Freundschaften.

Nochmals: Wir sind die Hüter unserer Tiergeschwister. Wir müssen sie beschützen, nicht ausbeuten, quälen, ausnützen und töten.

Ich sah diese Woche die Science Fiction Serie “3 Body Problem” und als die Aliens sagten, dass sie Angst vor den Menschen haben, konnte ich das sehr gut verstehen.

Fake new world

Das bin ich, ungeschminkt (nur mit etwas Wimperntusche) und ohne Filter:

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Und das bin ich mit Filter, digitalem Make-up und leicht retuchiert:

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und das bin ich komplett retuschiert:

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Mit ein paar Mausklicks wurde ich so “verschönt”. Makellosigkeit ist langweilig und diese Einheitsgesichter auf Insta sind meiner Meinung nach sehr gefährlich. Mit Filtern und retuschiert entspricht man einem unerreichbaren “Idealbild”, aber im wahren Leben gibt es keinen Filter, keine Retusche, die man drauflegen könnte. Da ist das Gesicht unbearbeitet (ausser Make-up).

Es gibt in meinem Umfeld so ein paar Kandidatinnen, die verändern ihre Profilbilder so sehr, dass man sie nur noch mit Mühe erkennen kann. Aber das ist doch eigentlich bescheuert, weil wenn man sie in Natura trifft, dann sehen sie eben aus, wie sie aussehen und nicht wie auf Social Media. Ich kenne auch Fotografen, die Bildbearbeitung so betreiben, dass die Bilder zwar makellos aussehen, aber die Menschen sich nicht einmal mehr ansatzweise selbst ähneln. Es werden die Gesichtszüge komplett umgemodelt. Sowas schürt unterschwellig vorhandene dysmorphophobe Tendenzen und fördert den ungesunden Schönheitswahn. Alle jagen einem scheinbaren Ideal hinterher. Volle, pralle Lippen und perfekte Augenbrauen, hohe Wangenknochen und ein spitzes Kinn.

Ich las mal auf einem Plakat “In a world full of Kardashians, be a Janis (Joplin)”. Ich drücke das jetzt einfach mal so aus: “In einer Welt voller Prinzessinnen, sei eine Hexe!”

Stink und Stunk

Eine meiner Lieblingsserien als Kind war “Die Märchenbraut”. Ich verbrachte viele Sonntagnachmittage mit Prinzessin Arabella und dem Zauberer Rumburak. Besagter Hexenmeister hatte zwei Gehilfen Namens Stink und Stunk.

Aus Gründen, die ich hier nicht veröffentlichen kann, wurde ich in den vergangenen Tagen an diese Märchenfiguren erinnert. Ich wurde mit Stink und Stunk konfrontiert. Wie kann eine erwachsene Person so massiv stinken, dass die Phrase “10 Meter gegen den Wind” durchaus angebracht ist? Das muss man doch selbst riechen. Das war nicht nur ein bisschen “Schweiß”, sondern Tage alter Körpergeruch.

Ich habe mir überlegt, ob ich der Person was sagen soll, aber das wäre mir unangenehm gewesen. Wie sagt man sowas jemand Fremdem? Ich hatte vor vielen Jahren eine Azubine, die ebenfalls einen sehr strengen Körpergeruch hatte. Ich war damals zu feige, es ihr zu sagen und habe ihr einen – wirklich sehr netten – Brief geschrieben. Bei ihr lag es damals nicht an mangelnder Körperhygiene, sondern an Kleidung mit hohem Polyester Anteil. Durch neue Kleidung aus Baumwolle, wurde die Angelegenheit schnell bereinigt.

Bei “Stinki”, wie ich die Person heimlich nenne, denke ich eher, dass ein Grundkurs Körperhygiene nötig wäre. Hat diesem Menschen niemand beigebracht, dass man Kleidung häufiger wechselt und man öfter mal duscht? Ich verstehe es nicht. Bei manchen Menschen muss ich manchmal an die Folge “Natürlich bist Du noch Single, sieh Dich doch nur an ,Du dumme Sau” von “How I met your mother” denken. Das ist zwar sehr barsch und hart ausgedrückt, aber bei einigen trifft es den Nagel auf den Kopf. Ich bin mir sicher, dass diese Person noch Single ist. Liiert könnte sie höchstens mit jemand ohne Geruchssinn oder mit ebenfalls fehlender Körperhygiene sein.

Das schlimmste Vorstellungsgespräch ever

Auch diese Geschichte geschah irgendwann 2012 und ist verjährt und darf somit erzählt werden:

Ich hatte mich bei einer Firma beworben und war zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich auf dem Gästeparkplatz vor der Firma parkte und bemerkte, dass die Mitarbeiter mich aus den Bürofenstern heraus beobachteten. Nicht etwa subtil, sondern offensichtlich gaffend. Ich wusste nicht so recht, wie ich zum Eingang laufen sollte, weil ich mich wirklich massiv beobachtet fühlte. Am Eingang angekommen, empfingen mich zwei Herren, etwa in meinem Alter. Der eine stellte sich als Abteilungsleiter vor, der andere als Projektleiter. Soweit so gut.

Wir gingen in einen Besprechungsraum und der Abteilungsleiter fing das Gespräch an mit “Wegen Ihnen musste ich früher immer an X vorbei laufen (meine frühere Arbeitsstätte) in der Hoffnung, dass wir Sie in der Mittagspause sehen, weil mein bester Kumpel total in sie verknallt war. Das war der XY (er nennt den vollständigen Namen und auch den Wohnort). Kennen Sie den?”. Ich kenne ihn nicht. Habe keinen Schimmer, wer das sein soll, aber anscheinend hat er mich über einen langen Zeitraum bestakert. Ich bin verunsichert. Sowas sagt man doch nicht in einem Vorstellungsgespräch zu der Bewerberin. Gerade als ich das denke, spricht der Projektleiter exakt das aus. Doch der Abteilungsleiter wischt es mit “Ach was, das kann man doch erzählen, das ist doch witzig” beiseite. Ich fühle mich unwohl. Es geht noch ein bisschen so weiter und irgendwann wird es endlich sachlich. Als ich nach einer Stunde wieder zu meinem Auto laufe, sehe ich, wie die Mitarbeiter wieder an ihren Scheiben kleben und heraus glotzen.

Ich erzähle es daheim meinem Mann und wir sind uns beide einig, dass das kein Arbeitsumfeld für mich ist. Ich habe die Geschichte auch irgendwann fast vergessen, als ich drei Monate später plötzlich einen Anruf der Firma erhalte. Der Geschäftsführer wäre entlassen worden und ob ich nochmals kommen möchte, es hätte sich nun viel geändert. Wider besseres Wissen meines Bauchgefühls gehe ich hin. Auf dem Parkplatz wieder das übliche Gegaffe. So viel hat sich wohl doch nicht geändert.

Es empfängt mich diesmal der neue Abteilungsleiter und eine Teamleiterin. Die Teamleiterin schaut aus, als wäre sie gerade daheim vom Wände tapezieren kurz weg. Ausgewaschene schwarze Jogging Klamotten, die etwas verratzt ausschauten. Es hätte nur noch der obligatorische Zeitungshut gefehlt, was definitiv besser gewesen wäre um ihre fettigen Haare zu verdecken. Für ein Vorstellungsgespräch war es eine absolut unpassende Aufmachung. Umso overdresseder wirkte der Mann. Er sah aus, wie aus einem Werbekatalog eines Designers. Seinen Kaschmirschal hatte er lässig über die Schultern gelegt. Er erzählte mir nichts von einem alten Stalker, sondern nur von sich. Sehr narzistisch erfuhr ich alles über sein körperliches Befinden und mir wurde immer unwohler. Zusätzlich rückte die ungepflegte Frau mir immer mehr auf die Pelle. Sie rückte ihren Stuhl dicht an meinen heran, so dass sich unsere Oberschenkel berührten. Ich rückte meinen Stuhl etwas ab. Sie setzte sich “lümmelnd” auf den Stuhl mit den Beinen auf der Sitzfläche, das linke Knie berührte so wieder mein Knie. Ich rückte wieder etwas ab. Der Narziss war inzwischen bei seinem Werdegang angekommen und informierte mich über seine großartigen Leistungen als Abteilungsleiter des Unternehmens. Die Frau flüsterte mir ins Ohr “Wäre voll toll, wenn Du bei uns anfangen würdest, Du gefällst mir”. Ich beendete das Vorstellungsgespräch und rannte beinahe zu meinem Auto, natürlich wieder verfolgt von den neugierigen Blicken der Angestellten.

Ich schwöre, dass sich alles exakt so zugetragen hat. Ich dachte, das wäre es jetzt, doch bereits am nächsten Tag rief mich die verwahrloste “Dame” an und sagte mir, dass sie mir den Arbeitsvertrag zukommen lassen wollen, weil ich im Vorstellungsgespräch sehr überzeugt hätte. Ich log und sagte, dass ich ein besseres Angebot einer anderen Firma hätte. Sie sagte daraufhin “Das ist so schade, ich hatte mich so auf Dich gefreut”.

Ich sah zum Glück niemand von diesen Menschen jemals wieder, oder vielleicht doch und erkannte sie nicht mehr, das könnte sein. Sie mich aber zum Glück dann auch nicht. Das war so unfassbar schräg, dass ich zeitweise dachte, dass ich bei “Versteckte Kamera” wäre. Aber die meinten das echt ernst. Nicht lange danach, laß ich in der Zeitung, dass die Firma insolvent wäre. Irgendwie verwunderte mich das nicht.