Augenblicke

Wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, dann gibt es Phasen, wo man es akzeptieren kann und einen inneren Frieden hat, weil man weiss, dass der geliebte Mensch in eine andere Dimension übergegangen ist.  Doch dann gibt es wieder Momente, wo einen der Schmerz einholt.

Wenn man Glück hat bekommt man manchmal unerwarteten Trost aus Liedtexten, so wie:

My father said,
“Don’t you worry, don’t you worry, child.
See heaven’s got a plan for you.
Don’t you worry, don’t you worry now.”
Yeah!

Upon a hill across a blue lake… wer weiß, was mein Plan hier in dieser Welt ist? Ich sehe so oft keinen Sinn in diesem Leben, aber vielleicht bin ich genau jetzt zu dieser Zeit in dieser Inkarnation damit ich meiner besten Freundin beistehen kann, mich um andere Familienmitglieder kümmern kann, damit ich vielleicht Menschen inspiriere, wenigstens Fleisch, Milch und Eierkonsum zu reduzieren und sich Gedanken um unsere Mitgeschöpfe zu machen.

Jeder Mensch hat eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, um die Prüfung des Lebens zu bestehen. Entweder man findet diese Aufgabe und stellt sich ihr, oder man dreht eine weitere Runde auf dem Rad der Reinkarnation.

Ich werde versuchen, andere Menschen zukünftig nicht mehr zu beurteilen in dem was sie tun. Wer bin ich, mir anzumaßen, darüber zu urteilen, ob sie nicht genau diese Erfahrung machen müssen, um daran zu wachsen und zu reifen. In der Entwicklung eines jeden Menschen ist es in etwa so wie bei Star Trek mit der obersten Direktrive. So wie die Förderation nicht in die natürliche Entwiclung der humanoiden Lebensformen eines Klasse M Planeten eingreifen darf, so darf auch ich mir nicht anmassen zu beurteilen, oder gar zu verurteilen, wie andere Menschen leben, auch wenn ich es nicht immer verstehe. Ich muss nicht alles verstehen. Irgendwann fügt sich alles zu einem großen Ganzen zusammen und es wird so simpel sein, dass ich darüber lachen werde.

Don`t know what to do

Gestern musste ich bei weitläufigen Bekannten, die ich kaum kenne, einen Brief einwerfen. Diese Bekannten haben einen Bauernhof. Der Stall stand offen und ich musste daran vorbei laufen. Die Kühe standen eng an eng in dem Stall und hatten die Köpfe zwischen so Holzbalken eingeklemmt, so dass sie sich nicht so sehr bewegen konnten.

Sie taten mir so unendlich leid. Ich sagte zu ihnen, dass ich ihnen gerne helfen würde, aber nicht weiss wie.

Wenn ich genug Geld hätte, alle Kühe dort weg zu kaufen (was ich leider nicht habe), dann müsste ich einen Gnadenhof für sie finden und dann würde vermutlich in kürzester Zeit der Stall wieder mit anderen Kühen vollstehen…

Ich würde ihnen so gerne helfen, habe aber keine Ahnung wie…

Ich sah nur unweit von diesem Bauernhof noch einen.Weiteren. Dort waren die Tiere auf der Weide –  schon mal ein Fortschritt, aber ich sah vor dem Hof diese winzigen Boxen in die Kälbchen gepfercht waren. Am liebsten würde ich sie befreien, aber das wäre illegal und selbst wenn ich sie legal erwarben würde, hätte ich wieder dasselbe Dilemma, wie oben beschrieben… es ist ein Teufelskreis und ich fühle mich so hilflos.

Ich weiss, dass es leider Utopie ist, aber ich wünschte, kein Mensch würde irgendwas tun, wofür Tiere missbraucht und getötet werden müssen.

Strunzdumm

Sätze, die man nach dem Tod eines geliebten Menschen nicht hören sollte, aber leider gibt es auf diesem Planeten viele etwas schlichteren Gemüter, die einen tatsächlich mit soetwas konfrontieren:

– wie groß war denn der Krebstumor? Habt Ihr ihn ausgemessen?

– hast Du Dich gut erholt, während Du frei hattest (diese Person wusste genau, WARUM ich frei hatte…)

– na? Geht`s Dir wieder gut (2 Wochen nach dem Todesfall!!!)

– Leute die tot sind, sind halt weg

– (in lustigem Plauderton, so als ob ich 3 Wochen auf den Seychellen gewesen wäre) Du musst mir demächst mal erzählen, wie`s war, gell

– das passtiert jedem, das ist normal

Manchmal denke ich, was im Kopf solcher Leute vor sich geht! Geht echt mal GAR NICHT!!!

 

Der Tod

Foto 2-1

wenn man einem geliebten Menschen zuschauen muss, wie er stirbt, dann ist das eine der traumatischsten Erfahrungen die man erleben kann. Der geliebte Mensch leidet und man kann es kaum ertragen, dies mit anzusehen. Man will ihn nicht verlieren, weiß aber doch, dass man absolut nichts dagegen machen kann und der geliebte Mensch sagt einem auch, dass er sterben will. Er hat solche Schmerzen, dass er das Leben einfach nicht mehr eträgt.

In unserer Gesellschaft ist der Tod und das Sterben tabuisiert. Niemand redet davon. Trauernde werden “gemieden”, weil niemand weiß, wie man mit ihnen umgehen soll, aber genau diesen Kontakt bräuchte man gerade in dieser Zeit. Dass Freunde fragen, wie es einem geht und wie man mit der Situation zurecht kommt hilft sehr. Es hilft auch, über den geliebten Menschen reden zu können, den man verloren hat. Mit jeder Geschichte, die man über ihn zu erzählen weiß, jeder lustigen Anekdote wird er wieder lebendig und unvergänglich.

Wenn man die baldige Präsenz des Todes spürt, dann gehen einem 1000 Dinge durch den Kopf. Banales und Tiefgreifendes. Es ist schrecklich da zu sitzen und auf den Tod zu warten, aber noch schrecklicher wäre es für mich gewesen, den geliebten Menschen in diesem Zwischenstadium zwischen Leben und Tod nicht zu begleiten, oder ihn noch lange so leiden zu sehen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass der geliebte Mensch nicht mehr da war. Nur noch der Körper, die Hülle, die noch atmete, aber das Bewußtsein war nicht mehr da. Man ist so hilflos und dann hört der geliebte Mensch für immer auf zu atmen.

Zuerst funktioniert man dann automatisch. Die Ärzte müssen den Tod bestätigen, der Bestatter muss informiert werden, der Pfarrer, die Bestattungsuttensilien müssen herausgesucht werden, der Sarg, der Ablauf  der Trauerfeierlichkeiten, der Blumenschmuck, die Traueranzeige etc und man funktioniert einfach nur, wie ein Roboter. Man nimmt stoisch Beileidsbekundungen von weitläufig Bekannten entgegen, man wird in der Familie  und im engsten Freundeskreis stärker zusammengeschweißt, weil im Familienkreis jeder den gleichen Schmerz fühlt und im Freundeskreis mit einem gefühlt wird. Man umarmt sich viel, weil es einfach guttut, Menschen zu umarmen, die man lieb hat und die das Gleiche fühlen wie man selbst. Es heißt nicht umsonst “geteiltes Leid ist halbes Leid”. Es tut gut, wenn einen Freunde zur Beerdigung begleiten.

Irgendwann sind dann die Trauerfeierlichkeiten vorbei und man fällt in ein Loch der absoluten Leere. Als ob man innerlich leer ist. Es sind keine Tränen mehr da, die man weinen kann und das Herz tut einfach weh, so als ob es von irgendetwas zusammengedrückt wird. Man fragt sich, ob es dem geliebten Menschen gut geht, wo er jetzt ist und ob das, was man für ihn getan hat, genug war.

Doch dann gibt es Momente des inneren Friedens, wo der geliebte Mensch einem die Botschaft zukommen lässt “Du brauchst Dich nicht so durcheinander machen- ganz sicher nicht – alles ist gut so, wie es ist”.

Der geliebte Mensch ist jetzt in Sicherheit. In einer Dimension ohne Schmerz und ohne Leid. Er hat jetzt keine Schmerzen mehr und es geht ihm gut. Daran glaube ich ganz fest und irgendwann werde ich ihn wieder sehen, so wie ich alle geliebten Wesen dort wieder treffen werde, die schon vorausgegangen sind.