Teuflisch

Es ist mal wieder an der Zeit für eine aberwitzige Story aus meinem Leben. Diese Geschichte hat sich vor 18 Jahren zugetragen und ist deshalb verjährt und kann erzählt werden.

Wir waren damals noch auf der Suche nach Gebrauchtimobilien und schauten ein Haus an, welches zum Verkauf stand. Die Familie, die es verkaufte, öffnete die Tür und wir sahen eine Schar voll Kinder. Die Mutter schaute aus, wie eine Amish. Sie trug einen schwarzen langen Rock, eine langärmelige Bluse und so eine Art Haube auf dem Kopf, wie eine Ordensschwester. Ich trug damals unwissentlich einen Pentagramm Anhänger um meinen Hals. Sie schaute mich an, als ob ich der Laubhaftige in Person wäre. Dennoch zeigte sie uns das Haus.

Die Immobilie war seltsam. Die Räume alle sehr schlauchartig schmal und überall hing ein Kruzifix an der Wand. Selbst die Wohn- und Schlafräume waren sehr schmal. Uns war schnell klar, dass dieses Haus für uns nicht in Frage kam, da man die Räume auch nicht erweitern konnte, durch tragende Wände, die nicht eingerissen werden konnten. Wir gingen hinaus und die Dame des Hauses zeigte uns den Garten. Vor dem Garten standen unsere Autos. Wir waren nicht zusammen zum Besichtigungstermin erschienen, sondern getrennt, da wir beide von der Arbeit kamen. Sie sah die Nummernschilder, die beide mit 666 endeten. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie uns an.

Wir sagten ihr, dass das Haus nichts für uns ist und sie atmete erleichtert auf. Ich glaube sogar, dass sie sich bekreuzigte, als wir wegfuhren. Vielleicht reinigte sie das Haus danach mit Weihrauch, wer weiss. Uns wurde das alles erst Zuhause klar und wir lachten sehr darüber, dass die Frau uns offenbar als diabolische Wesen betrachtete.

Selbigen Pentagramm Anhänger trug ich übrigens auch mal unbedarft und ohne mir Gedanken zu machen als Hochzeitsfotografin in einer Kirche. Zu allem Überfluss auch noch einen roten Hosenanzug dazu. Kein Wunder, dass der Pfarrer mich für Satans Tochter hielt und nicht aus den Augen lies. Ich glaube zu anderen Zeiten hätte er mich gerne auf einem Scheiterhaufen gesehen.

Ich trug den Anhänger schon lange nicht mehr. Eventuell sollte ich ihn mal wieder heraus kramen. Viele uralte Kirchen haben übrigens Pentagramm Ornamente angebracht, als Schutzsymbol gegen das Böse. Für mich symbolisiert es simpel den goldenen Schnitt. Symbole sind immer das, was wir daraus machen.

Unter Barbaren

Ich befinde mich mit mir mässig bekannten Menschen in einem Bus. Die näheren Umstände dazu kann ich aus Datenschutzgründen nicht erläutern.

Jedenfalls fahren wir eine Landstrasse entlang, bis es zu einem Stau kommt. Der Stau wird verursacht von einem Schäfer mit seinen Hunden und Schafen, die die Straße überqueren. Unter den Schafen sind viele Lämmer.

Herr Hinz (Name ist natürlich geändert) ruft laut “Da schnappen wir uns eines, dann haben wir ein Osterlamm. Dazu können wir dann Knödel und ein gutes Sößchen machen”. Frau Kunz (auch dieser Name ist selbstverständlich geändert) ergänzt: “Genau, so ein Lammbraten ist was Feines”.

Ich bin sprachlos. Das Einzige, was ich beim Anblick der Tiere dachte, war “So wunderschön”. Wie abgestumpft und barbarisch muss man sein, wenn man beim Anblick eines Lämmchens nur daran denkt, wie man es fressen kann! Ich hätte allerhöchstens daran gedacht es zu streicheln und zu knuddeln.

Wir fahren weiter und Herr Hinz und Frau Kunz erzählen entrüstet von einem Wolf, der irgendwo in Norddeutschland drei Lämmer gerissen hat. Der böse böse böse Wolf. Der sollte sofort abgeknallt werden.

Wie zynisch und doppelmoralisch. Wenn der Wolf die Lämmer reisst, dann ist es schlimm, aber wenn sie selbst Tierkinder essen, ist es “Tradition”. Ich will schreien, ihnen sagen, wie abartig und bestialisch ich sie finde, erinnere mich jedoch daran, dass es sinnlos wäre. Die Beiden finden sich moralisch im Recht, weil man das “schon immer so gemacht hat”.

Sie hatten mir schon die gesamte Woche – ob ich wollte oder eher nicht – erzählt, dass sie so gerne Hasen essen und dass der Kopf das beste wäre. Sie berichteten detailgetreu vom Schlachten von Schweinen und dem Kessel voll Innereien, von dem sie schwärmten. “So was Gutes”. Mich würgt es und ich kann nur mit Mühe ihr Geschwätz ausblenden.

Ich muss diese furchtbaren Menschen leider noch etwas ertragen. Es hilft ein wenig, wenn ich mir gebetsmühlenartig vorsage: “Don`t argue with Idiots!”

Kleine Randnotiz: Herr Hinz und Frau Kunz haben glaub alle Zivilisationskrankheiten, die man sich vorstellen kann. Hatten auch schon Schlaganfälle und von Osteoporosen bis Gicht echt alles. Mich wundert das nicht. Manchmal regelt Karma das doch.