Weihnachten ist Scheisse

Dieser Satz kam diese Woche von einer meiner Freundinnen. Sie hat es nicht leicht. Weihnachten ist immer ein Drahtseilakt bezüglich der Familienkonstellation, in der sie sich befindet. Es ist verständlich und kein Wunder, dass sie Weihnachten am liebsten ausfallen lassen würde. Jedes Jahr herrscht an den Feiertagen bei ihr Drama, Drama, Drama.

Wie kann man diesen Teufelskreis unterbrechen? Einfach die Situationen nicht so ernst nehmen, es ändert ja doch nichts. Feiertage werden eh total überbewertet. Für mich war eines der schönsten Weihnachten, als wir vor vielen Jahren mal so eingeschneit waren, dass wir das Haus nicht verlassen konnten. Wir verbrachten die Tage geruhsam mit den Katzen und “Drei Haselnüssen für Aschenbrödel”. Auch wenn mein Mann den Film nicht ausstehen kann. Da muss er jedes Jahr mindestens 1x durch.

Silvester ist ebenfalls sehr belastet mit Erwartungen, die fast niemals erfüllt werden. Meistens wartet man sehnlichst auf Mitternacht, dass man endlich nach Hause kann und ins Bett. Das bescheuerte Geböllere tut sein übriges, dass ich Silvester nicht so wirklich mag. Es ist wie mit Geburtstagen, es ändert sich die Zahl, aber alles andere bleibt gleich. Der “Dreck vom letzten Jahr” wird mit rüber genommen.

Wir sind eh nicht gläubig, zumindest nicht im Sinne einer der Weltreligionen. Ich glaube eher daran, dass die Natur heilig ist und alle Tiere (auch wir Menschen). Meine “Mythologie” sieht so aus, dass ich glaube dass alles beseelt ist und wir alle zusammen “Gott” ergeben. Also, dass wir alle ein Teil des Göttlichen sind. Ich bin sowieso in einem Alter anbelangt, wo mich nicht mehr so viel beeindrucken kann. Materielles schon gar nicht. “Geschenke” brauche ich nicht wirklich, weil ich alles habe. Mir sind liebevolle Gesten viel lieber als Geschenke.

Weihnachten muss nicht Scheisse sein. Spass ist das, was man draus macht. Ich bin momentan krank. Der Fachbegriff lautet Lumboischialgie. Sehr schmerzhaft, sehr lästig und trotzdem ändert sich nichts an der Situation, wenn ich ewig darüber wehklagen würde. Ich denke auch nicht, dass geteiltes Leid halbes Leid ist, sondern im Gegenteil: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid! Ich meine damit nicht, dass Freunde oder Familienmitglieder mir nicht mehr ihre Sorgen, Probleme und Ängste erzählen dürfen. Das ganz sicher nicht. Ich habe jederzeit ein Ohr dafür, außer wenn es zum Dauerjammertal wird, aus dem es kein Entrinnen gibt. Dort möchte ich nicht hineingezogen werden. Ich habe auch keine Kraft dafür. Wenn sich die Geschichten über Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte immer gleichen und es immer dasselbe Muster ist, dann bin ich es einfach leid, es immer und immer und immer wieder zu hören.

Es gibt so einen gewissen Menschenschlag, der gerne jammert und sich gerne im Elend suhlt. Es ist aber nicht meine Aufgabe, die Personen daraus heraus zu ziehen. Ich kenne Menschen, bei denen es egal ist, wie gut ich vorher drauf war, nach einer halben Stunde mit ihnen, fühle ich mich elend und energielos. Sie saugen einen aus mit ihrer Negativität. Ich plädiere hier nicht dafür, immer nur positiv zu denken, das geht auch gar nicht. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Es gibt aber Leute, die haben ein schlechtes Leben. Ich möchte aber kein schlechtes Leben haben. Ich möchte ein schönes Leben und glücklich sein.

Impressionen aus Barcelona

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Ankunft am SonntagabendIMG_1596

Sagrada Familia am MontagIMG_1605

Diese süsse Elster sass vor der Sagrada Familia – so ein SchatzIMG_1606

schöne GasseIMG_1608

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innen in der Sagrada Familia
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Spruch an der Wand neben einem SteakhausIMG_1717

in der Botschaft des Grafen von St. Germain hahahaha
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Strand BarcelonetaIMG_1772

Seilbahn IMG_1861

Strand mit MondIMG_1870

Adios Barcelona

Es war ein schöner Kurztrip. Die Katzen wurden hervorragend versorgt, so dass wir den Urlaub genießen konnten. Was aber echt nervig war, waren die vielen Verkäufer, die einem alles Mögliche und Unmögliche andrehen wollten. Vogelgezwitscher-Imitat-Gedönsverkäufer, Verkäufer von Mojitos, Verkäufer von dreckigen, hässlichen Picknickdecken, Verkäufer von Fake Handtaschen, Rosenverkäufer (seit den 90er Jahren nicht mehr gesehen), Massageangebote, Clown und Pantomimen. So geballt habe ich sowas schon lange nicht mehr erlebt. Es war wirklich unschön, alle 5 Minuten angesprochen zu werden, oder besser gesagt schon fast belästigt zu werden. Was ebenfalls negativ auffiel, war der hohe Eintritt bei fast allen Sehenswürdigkeiten. Es war mal sehenswert und Ende November nochmal Sonne tanken bei milden 20 Grad war auch toll, jedoch muss ich glaub nicht nochmal dort hin. Man soll niemals nie sagen, aber es gab Städte, die mir besser gefielen. Meine bisherigen Lieblingsmetropolen sind London und Budapest. Von beiden Städten war ich sehr begeistert. Gefolgt von Rom, was mir ebenfalls gut gefiel, danach kommt Berlin im Ranking und dann geht es schon bergab. Barcelona und Amsterdam teilen sich einen Platz, danach kommt Paris und das Schlusslicht bildet New York. Dort nervten mich die Verkäufer ebenfalls. Wenn ich noch ein weiteres “Hey guys, how are you” gehört hätte, wäre ein “Fuck you!” gefolgt. Noch schlimmer fand ich, dass es immer und überall Plastikbesteck und Becher gab. Geht gar nicht. Selbst in “Restaurants”. Das war in Barcelona nicht der Fall, weil sowas in Europa allgemein nicht verbreitet ist und zurecht als no go angesehen wird. Selbst jetzt im November war es teilweise sehr voll. Im Sommer möchte ich dort ganz sicher nicht sein. Too peoply out there. Vielleicht bin ich noch Pandemie-geschädigt und ertrage große Menschenansammlungen noch immer nicht so gut. Die Stadt ist schon sehenswert und wir hatten vom Wetter her auch wirklich Glück. Ich kann nichtmal sagen, weshalb es mich nicht sooo sehr begeistert hat. Vielleicht weil mich gar nichts so richtig begeistert? Kann gut sein. Ein Erholungsurlaub war es sicher nicht. Wir waren jeden Tag so um die 10km zu Fuss unterwegs. Dementsprechend fertig sind wir heute. Wirklich günstig war der Kurztrip echt nicht. Zwar war der Flug und das Hotel relativ günstig, aber die Eintrittspreise und das Essen kosteten zusammen nochmals soviel, wie wir für die Reise gezahlt hatten. Für 5 Tage ist das ziemlich teuer im Vergleich mit einem Pauschalurlaub irgendwo hin. Wir waren jedoch in den letzten 19 Jahren nur selten im Urlaub. 2006 waren wir eine Woche auf Teneriffa, 2010 fünf Tage in Ägypten, 2011 eine Woche bei meiner Nichte in USA, 2012 für 4 Tage in London, 2016 für 4 Tage in Berlin, 2022 für 4 Tage in Budapest und nun 5 Tage in Barcelona. Urlaub ist irgendwie nicht so ganz mein “Ding”. Angeblich reisen die Schütze geborenen doch so gerne. Das trifft auf mich überhaupt nicht zu. Nach spätestens 5 Tagen bekomme ich Heimweh.  Urlaub wird eh total überbewertet. Wichtiger wäre ein Leben, von dem man keinen Urlaub braucht.

Seltsames Verhalten en masse

Ich habe ja schon öfter darüber geschrieben, dass mir auffiel, dass seit dem bösen C-Wort die Menschen immer seltsamer wurden. Ich fürchte, es wird auch nicht so schnell ein “zurück” zu “normalem” Sozialverhalten geben, wenn es das jemals gibt.

Ich lief letzte Woche an einer Gruppe Leuten vorbei, die ich alle kannte. Sie standen in einer Gruppe zusammen und rauchten. Zwei davon ignorierten mich, eine glotzte in ihr Handy, einer schaute in den Himmel und einer winkte mir freudestrahlend schon von weitem zu und ich winkte ihm genauso freundlich und nett zurück.

Ich glaube nicht, dass diejenigen, die mich ignorierten, ein Problem mit mir haben, sie waren einfach in ihrem “Modus”. Wenn ich sie woanders getroffen hätte, unter anderen Umständen, hätten sie mich sicher gegrüßt. Sie sind einfach nur seltsam geworden. Von 5 Personen hat sich nur einer sozial verhalten.

Es sind oft nur so Kleinigkeiten, wie dass man Freunde kurz anruft, wenn man weiss, dass es ihnen gerade nicht gut geht. Oder dass man nahestehenden Personen persönlich zum Geburtstag gratuliert und sei es auch nur durch ein Telefonat und nicht nur einfach eine Email schreibt, wie man es geschäftlich tun würde. Wann wurde es üblich, dass man mit Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern überwiegend per Email oder WhatsApp kommuniziert? Finde nur ich das distanziert und unpersönlich?

Mit geschriebenen Wörtern ist das eh so eine Sache. Man kann viel reininterpretieren und oftmals was missverstehen. Ich hatte zum Beispiel einer lieben Bekannten geschrieben, dass ich für uns was gefunden habe, was wir beide mögen und es kam als Antwort “Ich glaubs ja nicht”. Zuerst dachte ich “Hä, was soll denn das, unterstellt sie mir jetzt, dass ich lüge und das gar nicht gefunden habe?”, aber dann wurde mir klar, dass es einfach ihre Art war, auszudrücken, dass sie sich darüber freut, dass ich den Gegenstand gefunden habe. Wenn sie mich angerufen hätte, wäre am Klang ihrer Stimme ganz klar erkenntlich gewesen, wie sie es meint.

Sprachnachrichten sind auch so eine Unart. Ich mag sie nicht. Es gibt Freunde und Bekannte, die schicken oft und gerne auch manchmal sehr lange Sprachnachrichten. Ich muss mir dann immer merken, was sie gesagt haben, damit ich nichts vergesse, worauf ich zu antworten habe. Wie viel einfacher wäre es, simpel zu telefonieren. Das “mögen” viele aber nicht. Weil sie die direkte Kommunikation verlernt haben. Es ist einfacher, etwas aufzuquatschen und zu verschicken oder zu schreiben, als mit der Person zu telefonieren. Warum eigentlich? Weil die Personen dann nicht Wiedersprechen können?

Wenn man Bekannte, Freunde, Familienmitglieder sieht, dann grüßt man sie. Sei es auch nur ein huldvolles Nicken. Selbst wenn man im Auto sitzt und nicht aussteigen will, kann man wenigstens kurz winken. Klar, kann man mal in Gedanken sein und vor sich hin schauen, wenn es aber zur Gewohnheit wird, dass man – wie am Beispiel der fünf Bekannten – Menschen einfach ignoriert oder ausblendet, dann ist das schon ein asoziales Verhalten.

Ich mag es, wenn man Fragen beantwortet und nicht einfach ignoriert. Ich telefoniere gerne mit Freundinnen. Ich freu mich, wenn mir Bekannte zuwinken und mich anlachen. Ich steh drauf, wenn geklingelt wird, wenn mich jemand abholt und nicht einfach nur gehupt wird (das geht absolut gar nicht!!!). Ich mag es, wenn Freunde noch warten, bis ich die Haustüre aufgeschlossen habe, bevor sie wegfahren und oder sie nochmals aus dem Auto heraus rauswinken. Ich mag es, wenn Menschen zur Haustüre reinkommen und nicht wie Hausierer an der Türschwelle stehen bleiben, wenn sie auch nur “kurz” vorbei kommen, denn dann muss ich nicht ständig in Sorge sein, dass die Katzen abhauen könnten. Ich mag es, wenn Freundinnen mich anrufen in Zeiten, wo sie wissen, dass es mir nicht gut geht oder ich viel am Hals habe. Ich feiere es, wenn liebe Freunde mir Care-Pakete vorbei bringen, wenn wir krank sind und unter Quarantäne stehen. Denn ich mach das alles andersrum genauso.

Für allen anderen Scheiß bin ich glaub zu alt!

In da club

ist eines meiner favorisierten Lieder von 50 Cent. Am Dienstag war ich tatsächlich in einem Club. Nicht in ner Disse in der Provinz, sondern in einem richtigen Club in der nächstgelegenen Großstadt. Ich war dort mit einer 20 Jahre jüngeren Freundin. Zuerst hatte ich bedenken, dass der Türsteher mich nicht reinlässt, aufgrund meines exorbitant hohen Alters, doch er lächelte mir zu und wünschte uns viel Spass.

Im Club selbst wurde Musik gespielt, die 1:1 aus meiner Playlist hätte stammen können. Wir tanzten und wir wurden sogar angebaggert. Bevor die Jünglinge jedoch von der anderen Seite der Bar zu uns kommen konnten, verschwanden wir.

Es war ein ausgelassener Abend und meine Bedenken, dass jemand dort mein Alter hätte erahnen können, waren unbegründet, denn bei Nacht sind bekanntlich alle Katzen grau.

Wenn die Eltern alt werden

Früher dachte ich, es ist vollkommen egal, wenn man spät Kinder bekommt. Heute sehe ich es – als betroffenes Kind – etwas differenzierter. Natürlich kann man in jedem Alter mit Gebrechen und Behinderungen der Eltern konfrontiert werden. Mit zunehmendem Alter ist die Wahrscheinlichkeit jedoch höher.

Eine gleichaltrige Freundin geht mit ihrer Mutter oft auf Wellnesskurztrips oder am Wochenende Frühstücken oder Abends in eine Cocktailbar. Das wäre bei mir undenkbar, weil meine Mutter fast 90 ist und ich das jüngste Kind. Vermutlich war ich nicht mehr so ganz geplant, eher “Ohps, da kommt jetzt noch so ein Nesthäkchen”.

Anstatt Wellnesstrips planen wir Pflegestufengrade, Kurzzeitpflege etc. Natürlich bin ich für meine Mutter da und tu das mir Möglichste, um ihr ein – den Umständen entsprechend – gutes Leben zu ermöglichen. Dennoch ist man immer auf Habachtstellung und erschrickt bei jedem Anruf, ob wieder etwas ist. Ist sie wieder gestürzt? Hat sie wieder etwas gebrochen? Diese Grundanspannung hängt seit Jahren wie ein Damoklesschwert über uns Geschwistern.

Zum Glück ist sie nur körperlich beeinträchtigt, geistig ist sie topfit. Die Mutter einer Bekannten ist deutlich jünger, aber erzählt oft 5x hintereinander dasselbe, ohne es zu merken. Ich bin froh, dass das bei meiner Mutter nicht so ist. Sie ist geistig hellwach und”nur” körperlich stark beeinträchtigt.

Wir wollten auch mal ein Kind und da war ich auch schon Ende 30 / Anfang 40. Zum Glück hat das nicht geklappt. Aus vielerlei Gründen. Es wäre glaub einfach nicht so unser Ding gewesen, Eltern eines Menschenkindes zu sein. Wir sind glaub echt eher die Katzeneltern und da bin ich schon viel zu helikoptermässig unterwegs. Ein pubertierendes Kind und eine hochbetagtes Elternteil würde mich glaub gänzlich überfordern, von daher ist es besser so, wie es ist.

Natürlich kann man auch bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit sein, das gibt es selbstverständlich auch und man kann nie pauschal sagen, nur jung Eltern zu werden ist gut. Es gibt immer Vor- und Nachteile und es ist wie es ist.

Ich werde meine Katzenkinder vermutlich leider immer überleben. Zwei der drei Katzen sind inzwischen auch schon im geriatrischen Alter angelangt und auch hier bin ich immer auf Anspannung, ob etwas mit ihnen sein könnte.

Auch ich werde vermutlich, vom Genmaterial betrachtet, hoch betagt werden. In unserer Familie wurden die Menschen sehr alt. Für die damalige Zeit waren auch meine Großeltern und Urgroßeltern alt, als sie starben. Ich habe sogar noch eher die Chance fit und gesund alt zu werden, aufgrund der geänderten Lebensbedingungen und ich glaube der Fakt, dass ich seit circa Anfang der 90er Jahre kein Fleisch mehr gegessen habe und seit 2011 vegan lebe, wird nochmals dazu beitragen.

Falls ich also alt werde und nicht mehr alleine leben kann, habe ich mir vorgenommen entweder so eine coole Alten-WG zu gründen, wie in dem Film “Wir sind die Neuen”, oder aber, falls ich nicht mehr gesund sein sollte, Drogenexperimente zu starten. Ich werde dann mit dem Kiffen anfangen und mich zu bewusstseinserweiternden Experimenten à la Timothy Leary weiter arbeiten.

Die Beschaffung wird vermutlich ein Problem werden. Dope natürlich nicht, das wird bis dahin auf jeden Fall legalisiert sein. Aber LSD wird mutmaßlich nach wie vor nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich sein. Ich sehe mich schon als 90jährige nachts durch die Stadt schleichen auf der Suche nach einem LSD Dealer, hahahaha. Das setzt natürlich auch das nötige Kleingeld zum Erwerb der Drogen voraus. Mit ner Schmalspurrente werde ich kein LSD erwerben können. Also ich möchte hier ganz sicher nicht zum Drogenkonsum raten. Das ist nur mein Plan B fürs hohe Alter, wenn eh “alles zu spät ist” und ich Schmerzen hätte, dann würde ich das mit den Drogen noch ausprobieren, weil dann könnte ich ja “nix mehr kaputt machen”. Ich habe ja dann keine Kinder, die alles für mich regeln und wäre auf mich alleine gestellt. Wer weiss wie das in 40 Jahren sein wird. Vielleicht erlebe ich es auch gar nicht. Besser ist es, dass wir nicht wissen, wie alt wir werden. Ein Tag nach dem Anderen und jeden Tag so gut wie möglich leben ist das Beste, was wir tun können.

“Das macht der Margit nichts aus”

Ich war mit  ein paar Bekannten in einem Restaurant essen. Sie bestellten Fleischgerichte. Eine der Bekannten sagt “Das macht der Margit nichts, wenn wir mit ihr an einem Tisch sitzen und Fleisch essen”.

Ich sagte nichts, blieb still und das ist eigentlich nie ein besonders gutes Zeichen. Was sollte ich darauf auch entgegnen. Sie würde es nicht verstehen. Sie würden mich alle für militant halten. Ich wäre dann die “missionierende” Veganerin. Also sage ich in solchen Situationen nichts und versuche nicht auf die Teller zu schauen.

Sie essen nicht alles, sondern lassen bestimmt 1/3 zurück gehen. Noch schlimmer. Die Tiere sind also zu 30 % umsonst gestorben. Sie haben garantiert keine Sekunde darüber nachgedacht, ob das  Wesen, das das Stück Fleisch auf ihren Tellern einmal war, je Tageslicht gesehen hat, ob es Freunde hatte. Kühe zum Beispiel haben enge Freundschaftsbeziehungen. Sie verschwendeten keinen Gedanken daran, ob das Tier unter “guten Bedingungen” gelebt hat, oder eingepfercht auf engstem Raum, womöglich fixiert in einem Kastenstand. Keiner schert sich einen Deut darum, ob die Tiere Todesangst hatten, als sie ins Schlachthaus gekarrt wurden und ob sie betäubt waren oder noch bei vollem Bewusstsein, als der Schlachter sie tötete.

Doch, das macht der Margit sehr viel aus!!! Diese Gleichgültigkeit und absolute Emphatielosigkeit unseren Mitgeschöpfen gegenüber schockiert mich zutiefst!

Menschen und Schuhe

Mir fiel der Spruch “Für Menschen und Schuhe gilt das Gleiche: Tun sie Dir weh, dann passen sie nicht” in die Hände.

Vor zwei Wochen habe ich massiv meine Schuhschränke aufgeräumt und alle Schuhe eliminiert, die drückten, Blasen verursachten, meine Zehen einquetschten und einfach unbequem waren. Mindestens 10 Paar Schuhe brachte ich zum Container.

Mit Menschen ist das so eine Sache. Auch da sind viele unbequem, drücken mich, verursachen mir Schmerzen. Dennoch kann ich nicht alle “aussortieren”. In keinem Lebensbereich ist das möglich und man ist immer wieder mit ihnen konfrontiert. So gern man es manchmal möchte, aber man kann sie nicht in einem Container entsorgen :-D.

Man muss mit ihnen klar kommen. Irgendwie. Doch wenn es einem zu sehr schadet, muss man weg von ihnen oder den Kontakt soweit wie möglich einschränken. Das wird die nächsten Wochen / Monate ein paar Leute “treffen”. Ich kann sie zwar nicht “aussortieren”, aber ihnen so weit wie möglich aus dem Weg gehen.

Ich bin heute halt a bissle breit

Es war irgendwann Ende der 90er. Meine damalige Clique und ich waren auf dem Wirtefest in meiner Heimatstadt. Wir waren alle miteinander schon etwas angeschickt, als ein damaliger Kumpel ein “Parken verboten” Schild auf dem Boden liegen sah. Er nahm es und stopfte es unter seine Collage Jacke. Meine inzwischen verstorbene Freundin war so betrunken, dass sie freudestrahlend auf ein Polizei Auto zuhüpfte mit den Worten “Da ist ein Taxi”. Ich wollte ihr noch sagen, dass sie sich irrt, als das “Taxi” neben ihr hielt und die Scheibe herunter kurbelte. “Was hüpfen Sie denn so?”, fragte der Polizist ziemlich unfreundlich. Meine Freundin erkannte ihren Irrtum und sagte weiterhin fröhlich hüpfend “ich bin eben ein fröhlicher Mensch”. Dagegen konnte niemand was einwenden, doch dann fiel der Blick auf unseren Kumpel, der das Parkschild unter seiner Jacke versteckt hatte. “Was haben Sie denn da versteckt?”, “Nichts, ich bin halt heute recht breit”. Auch dagegen konnte nichts gesagt werden und der Streifenwagen fuhr weiter. Erleichtert stiegen wir doch noch in ein richtiges Taxi und fuhren nach Hause.

Montags darauf hatte ich morgens einen Clown gefrühstückt oder jedenfalls sass mir stark der Schalk im Nacken. Ich sass im Büro und kam auf die Idee meinen Kumpel anzurufen, von dem ich wusste, dass er Urlaub hatte. Mit verstellter Stimme meldete ich mich mit “Polizeirevier C. Sie wurden am Samstag den XX.XX. beobachtet, wie Sie ein Parkschild entwendet haben”. Der Kumpel fing an zu stottern “Das muss eine Verwechslung sein, ich weiss nichts von einem Parkschild”. Ich spann die Geschichte noch etwas weiter, aber irgendwann musste ich über meine eigene Albernheit lachen. Der Kumpel rief “DAS Lachen kenne ich doch! Margiiiiit, das war echt fies”. Ja das war es zugegebenermaßen, aber letztendlich musste auch er darüber lachen. Das Schild hing lange in seiner Studentenbude und machte dort echt was her.

Nachhaltig ist glaub anders

Meine langjährigste Freundin, die ich als meine Cousine bezeichne, rief mich letzte Woche an. Sie hatte ihren Schrank von Sommer auf Winter umgeräumt und mit entsetzen festgestellt, dass sie exakt 40 Kleider besitzt. Also nur Kleider. Die Hosen, Tops, Röcke, Shorts noch lange nicht mitgezählt. Um es abzumildern sagte sie “Aber ein paar der Kleider sind reine Arbeit-Haus-Kleider, die ich nur daheim trage”.

Ich räumte ebenfalls meinen Schrank um und stellte fest, dass ich weit über 50 Kleider besitze und ich habe keine reinen Arbeit-Haus-Kleider. Auch hier die andren Klamotten keinesfalls berücksichtigt. Ich rufe meine Cousine an und nenne ihr die Zahl. Sie antwortet “Weisst Du, die Flohmärkte machen die Situation nicht besser. Früher haben wir ein neues Teil für 40€ gekauft und heute 10-20 Teile zum selben Preis auf dem Flohmarkt”. Das ist wirklich so. Man überlegt auch nicht, sondern nimmt es einfach mit. Es waren deshalb auch schon ein paar Fehlkäufe dabei, die nicht passten, nicht standen, die falsche Farbe hatten, doch insgesamt finden wir wirklich geniale Sachen. Designermantel für € 15,00 zum Beispiel. Neu mit Etikett. Auch wenn er ausschaut wie der Morgenmantel von Hugh Hefner.

Trotzdem konsumieren wir schon ein bissle exzessiv. Ich werde mich beim nächsten Flohmarkt ermahnen, sorgfältiger einzukaufen. Aber es ist wie ein Rausch. Wir sind dann auf Schatzjagd und nehmen mit was kommt. Meine beste Freundin hat beim letzten “Feldzug” eine Kette gekauft, die sich im Nachhinein als genauso teuer herausgestellt hat, wie wenn sie sie neu gekauft hätte. Dafür hat sie die anderen Teile deutlich günstiger ergattert, was es in der Summe wieder ok macht.

Ich habe auch bei der vorletzten “Schatzjagd” Ohrringe gekauft, die vermutlich zu teuer waren. Angeblich sollen sie echt silber sein, aber ich fand nirgends einen Stempel. Sie haben 5€ gekostet, also alles ok und nicht weiter tragisch, wenn sie doch nicht echt sind. Ich hab sie tagelang in Sagrotan eingeweicht, das haben sie überstanden, es könnte also doch Silber sein, oder Edelstahl. Jedenfalls kein Billigblech.

Tatsache ist, dass die Schatzjagd ein Spass für uns Freundinnen ist und wir uns an den meisten Schätzen lange erfreuen. Wir hatten früher auch Fehlkäufe, das hat man glaub immer. Diese werden weiterverschenkt oder verkauft und gut ist es. Es gibt glaube ich schlimmere “Laster” als oft und viel auf Flohmärkten einzukaufen.