Der Fuchs geht um

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Das ist unser kleines bulgarisches Fuchskind. Er kam im Februar zu uns. Zuerst war er recht schüchtern. Etwa vier Wochen, nachdem wir ihn hatten, waren wir mit ihm beim Tierarzt weil wir dachten, er wäre heißer. Der Tierarzt konnte nichts finden und wir erfuhren, dass er wohl schon immer so gemaunzt hätte. Ich hatte vorher extra nachgefragt, weil wir uns dann den Tierarztbesuch hätten sparen können. Da hieß es, er würde normal maunzen und dann kam plötzlich, dass er doch immer so ein Kittenstimmchen hatte. Es hieß auch ständig, dass er so lieb und sanft ist und “always such a good boy”, aber als ich ne beginnende Blutvergiftung hatte, weil er mich gebissen hatte, wurde eingeräumt, dass er auch schon die Pflegedame in Bulgarien gebissen hat. Mit dem Alter hat man es auch nicht ganz so genau genommen. Er wurde uns als circa 2017 / 2018 geboren vermittelt. Er verhält sich jedoch wie ein Teenager. Er schaut auch viel jünger aus und seine Pfoten sind riesig proportional zum Körper, was darauf hin deutet, dass er noch im Wachstum ist. Das erklärt so einiges. Er ist ein Pubertier!

Ich bin sauer auf die Organisation. Vermitteln um des Vermitteln willens ist für niemand gut! Vielleicht wäre Yoshi als Einzelprinz besser aufgehoben gewesen, als in einem Mehrkatzenhaushalt. Vielleicht sind aber unsere anderen drei einfach so gutmütige Wesen, dass er hier seine Dominanz ausleben will. Wer weiss. Ich denke, er ist nicht richtig sozialisiert. Vermutlich zu früh von der Mama weggekommen. Das ist auf der Pflegestelle aber sicher auch aufgefallen. Ich werde von dieser Orga sicher nie wieder ein Tier adoptieren, soviel ist klar. Es lief von vornherein ganz anders als bei unserem Muffin, den wir ja kurz zuvor von einer anderen Organisation adoptiert hatten. Muffin ist exakt wie beschrieben und auch vom Charakter her passt er super zu unserem Orpheus. Auch sonst war die Betreuung durch die Vermittlerin total nett und liebevoll.Genauso, wie wir es wollten. Yoshi wurde uns als lieb und sanft und auch total lieb mit anderen Katzen vermittelt. Fragt sich nur in welchem Universum! Als die ersten Probleme auftraten, waren die Damen von der Orga nicht sehr nett und wir wurden sofort gemaßregelt, dass unsere Erwartungshaltung zu groß wäre und insgeheim unterstellt, dass es quasi unsere Schuld wäre, dass die Zusammenführung der Katzen nicht gut läuft. Hier ist er jedenfalls ein kleiner Diktator, der alles schlägt, was um ihn ist. Wir mussten ihn deshalb separieren und versuchen gerade, die anderen durch täglich mehrfaches bespielen und Clickertraining mit ihm zu vergesellschaften.

Es kamen dann alle möglichen “Tipps”:

“Lasst das die Katzen unter sich ausmachen”

Nur war es leider so, dass Onya sich selbst vor Panik angepinkelt hat, wenn er sie gejagt hat. Dann muss ich sie schützen!

“Sie müssen nur laut und klar zu ihm sagen, dass er sich benehmen soll”

Ja sichi, als ob ihn das jucken würde!!! Was für ein Schmarren!

“Gebt ihn doch einfach ab!”

Und wohin sollen wir ihn “abgeben”? Laut Vertrag müssten wir ihn wieder an die Orga zurück geben und das werde ich ganz sicher niemals tun. Sie würden ihn wieder als “lieb und sanft und so ein guter Junge” vermitteln und der nächste Eklat wäre vorprogrammiert. Nee, seien wir doch ehrlich und realistisch. Mit der Situation müssen wir leben. Wir müssen das Beste draus machen. Ich denke, viele Menschen hätten ihn nach diesen Situationen schon lange vor die Tür gesetzt:

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Always such a good boy. Mein Mann sieht übrigens ähnlich aus.

Ich kann und darf sauer auf die Orga sein, die uns sagen wir es wohlwollend – ein paar Details verschwiegen bzw. beschönigt hat. Die Leidtragenden sind unsere anderen Katzen und natürlich ist es auch für uns Stress und viel Arbeit. Ich bespasse das Füchslein jeden Tag mehrfach und das Clickertraining ist auch sehr aufwendig und nicht jeden Tag ist er kooperativ. Es ist ein auf und ab. Einen Tag arbeitet er gut mit, am nächsten Tag ist er wieder massiv aggro. Aber wir machen weiter. Wir haben bisher ungefähr 700 Euro für die “Therapie” des Fuchses ausgegeben. Also für Bachblütenexperten, Zylkene, Fellifriend-Stecker, Anxitane Tabletten, Tierpsychologin, Tiertrainerin (hey, 30 Euro pro 15 Minuten sind echt krass, ich glaube, ich werde Tiertrainerin!), Tierkommunikatorin, CBD Snackies von Canna Oil, Gittertür – das alles hat sich zusammen summiert zur stolzen Summe von bestimmt über 700 Euro und es wurde leider bisher nur geringfügig besser. Wir reiben die Katzen nun alle mit einem Handtuch gegenseitig ab, damit sich der Geruch vermischt, ich tausche die Fressnäpfe und Deckchen aus demselben Grund. Wir tun wirklich alles, um den kleinen Rotfuchs in die Gruppe zu integrieren. Ob wir das schaffen, weiss ich noch nicht. Die Hoffnung stirbt zum Schluss. Wir haben das kleine rote Männlein natürlich lieb gewonnen, ganz gleich, ob er uns kratzt und beisst. Ich habe offen gesagt, keinen Plan B, was wir machen könnten, wenn er sich nicht vergesellschaften lässt. Und schon kommt wieder Wut auf die Orga auf. Zu dritt sind die Katzen so entspannt und friedlich, sowie der Fuchs im Haus umgeht, sind alle auf Habachtstellung und alles andere als entspannt. Die CBD Snackies und die speziell für ihn gemischten Bachblüten haben ihn tatsächlich gechillter werden lassen. Er beisst auch nicht mehr so extrem rabiat zu, wie zu Anfang. Wir haben nur noch leichte Biss- und Kratzspuren und keine aufgeschlitzten Pulsadern mehr. Etwas Schwund ist immer und damit könnte ich leben, solange er die anderen Katzen in Ruhe lassen würde. Es ist eben jetzt so, dass wir durch die Desinformation der Orga eine Katzen WG mit zwei sehr fitten 60jährigen haben (wenn wir in Menschenalter umrechnen), einem sehr ruhigen, gechillten Enddreissiger und einem 13Jährigen. Wenn wir ein Jungtier wissentlich adoptiert hätten, könnte man sagen “Tja selber blöd”, aber wir wollten eben gezielt absolut kein Kitten oder einen Halbwüchsigen. Jetzt haben wir aber unfreiwillig einen Halbstarken.

Falls noch irgendjemand Tipps hat, gerne her damit. Ich bin für alles dankbar, was helfen könnte, dass alle vier Katzen harmonisch zusammen leben. Er ist ja schon echt süss, der kleine Rotschopf, auch wenn er leicht bis mittelschwer tyrannische Züge hat und mir kann wirklich keiner erzählen, dass er vorher komplett anderes gewesen wäre! Hilft ja nix, wir müssen da jetzt durch und alles Menschenmögliche tun, um ihn in die Gruppe zu integrieren.

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