Zurück zur Normalität?

Kommt es nur mir so vor, dass nicht nur der Winter abrupt vom Sommer abegelöst wurde, sondern auch der Lockdown von einer Beinahenormalität?

Wir waren letzte Woche in München und dort ging es zu, wie vor der Pandemie. Besoffene Gruppen von JunggesellInnen, immens viele Menschen auf einem Platz ohne großen Abstand und ohne Masken. Wir leben in der tiefen Provinz und dort war es bis kurz davor noch so, dass wir ohne Tests nicht in Restaurants konnten. Ich war beinahe überfordert mit der “Normalität”. Dieses Wochenende nun war es auch hier so, dass man im Biergarten weder Maske noch Tests benötigte. Ok, bei einer Inzidenz von 2 ist das vermutlich auch nicht mehr nötig, aber irgendwie ging mir das zu schnell und ich komme noch nicht ganz mit.

Eine Freundin von mir war in einem Modegeschäft einkaufen. Sie war früh morgens gleich nach Eröffnung dort und es war recht leer. Sie nahm einige Kleidungsstücke mit in die Umkleide und auf einmal hörte sie immer mehr Stimmen. Als sie wieder aus der Kabine kam, hatte sich der Laden deutlich gefüllt und sie bekam Panik. Sie ließ alle Klamotten zurück und verließ beinahe fluchtartig den Shop. Es war ihr zuviel und ich kann es verstehen.

Was vielen Menschen nicht klar zu sein scheint: dieser Virus wird nicht mehr verschwinden, er wird für immer in der Welt sein, ganz gleich, wie er entstanden ist. Es ist wie mit einem Grippevirus. Auch der Erreger der Spanischen Grippe verschwand nie. Ich bin weder ein Virologe noch ein Epidemieloge, ich bin keine Verschwörungstheoretikerin und auch keine Virusleugnerin. Dennoch finde ich es äußerst seltsam, dass die geimpften Menschen (zu denen ich auch gehöre) fast alle Rechte und Freiheiten zurück erhalten haben. Es ist weder genau bekannt, ob man nun wirklich nicht mehr ansteckend ist, noch wie lange der Impfschutz anhält. Ist es hier auch so, wie mit den Masken? Zuerst waren sie angeblich unnütz, dann auf einmal zwingend erforderlich, aber jeder musste sie selbst nähen, dann urplötzlich waren die Stoffmasken verboten und nur noch medizinische Masken erlaubt, in manchen Bundesländern auch nur noch FFP2 Masken. Kinder waren am Anfang komplett aussen vor. Die galten als quasi immun und man musste nur die Alten schützen, jetzt muss man die Kinder schützen. Wir haben auch gelernt, dass man sich in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei der Arbeit nicht anstecken kann, nur in der Freizeit. Ausnahme waren bestimmte Feiertage, wie Weihnachten und Ostern. Da hat das Virus auch geruht, nur um abends ab 20:00 Uhr wieder Fahrt aufzunehmen. Es gibt so viele Ungereimtheiten. Überhaupt hat gefühlt niemand mehr einen normalen grippalen Infekt. Es gibt nur noch Corona.

Wir trafen kürzlich junge Eltern in der Stadt. Sie haben eine 2,5 Jährige Tochter. Sie erzählten, dass das Mädchen nicht mit fremden Kindern spielen durfte, nur Kontakt zu den Eltern hatte, anfangs auch nicht die Großeltern sehen durfte… etc… was macht das mit einem Kleinkind? Überhaupt die Kinder und Jugendlichen. Sie tun mir nach wie vor leid und ich fürchte, dass sich erst die nächsten Jahre die Kollateralschäden zeigen werden.

Auch die ganzen Traumata, die entstanden, weil man Sterbende nicht begleiten durfte, Alte nicht besuchen, Operationen wegen Corona verschoben werden mussten und so fort.

Ich kann verstehen, dass man sich nach Erholung und Entspannung sehnt, aber ganz ehrlich, so ganz nachvollziehen kann ich es nicht, dass die halbe Welt unbedingt in Urlaub fahren / fliegen muss. Was bringt dann jeder wieder aus dem Urlaub mit? Vermutlich Mutationen bis wir irgendwann bei der Z Variante anbelangt sind und dann geht es weiter mit irgendeiner anderen Benennungsform? War es nicht letzten Sommer genauso? Alles wurde gelockert, man kehrte fast wieder zur Normalität zurück und dann zack im Herbst wieder Lockdown und die Scheisse begann erneut? Sind wir irgendwann bei der 10 Welle und dazwischen fahren die Leute immer munter in Urlaub und kurbeln die Wirtschaft mit Konsum an? Das erinnert mich an “Brot und Spiele”.

Hat man wirklich nichts gelernt? Es kann nicht mehr weitergehen mit immer höher, schneller, weiter. Unendliches Wachstum und Gewinnsteigerung auf Kosten der Umwelt und unserer Mitgeschöpfe haben zu dieser Misere geführt.Im Herbst stellt man dann womöglich auch noch fest, dass die Impfungen nicht das bewirken, was sie versprechen und das ist ja auch ganz logisch. Die Grippeimpfung muss ja auch jedes Jahr aufgefrischt werden und hält nicht auf immer und ewig, weil es jedes Jahr neue Virenstämme gibt (ausser letzten Winter, da gab es nur Corona, keine Grippe). Es ist halt wie immer und mit allem. Wenn ich sage “Die Massentierhaltung muss verboten werden, Feuerwerke sollten generell verboten werden, der Einsatz von Spritzmitteln wie Glyphosat und ähnlichem sollten für immer untersagt werden, Einwegplastik muss dringend sofort verboten werden, das Artensterben muss aufgehalten werden, lasst den Bienen ihren Nektar”, bin ich die Fanatikerin, die die Leute einschränken will, obwohl jeder mit etwas Grips im Hirn sehr wohl um die Zusammenhänge weiss. Wenn wir aber Mitten in einer Pandemie sitzen (und es ist vermutlich noch lange nicht zu Ende), dann ist das gefühlte Hauptproblem der Menschen, dass ihr Urlaub nicht gefährdet wird oder die Europameisterschaft oder eine Olympiade. Wir können wirklich froh sein, dass Sars-Covid -2 nicht noch ansteckender ist oder eine hohe Mortalität hat, wie z.B. Ebola. Wenn dem so wäre, wäre die Menschheit schon lange ausgestorben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert