Im Grunde meines Wesens bin ich glaube ich der Ideologie von sogenannten “Alternativen” nicht abgeneigt.. wenn da nicht mein Snobismus wäre und meine Neurosen. Ich bin ein klitzekleines bisschen eine weibliche Variante von Adrian Monk. Auch ich gehe nie ohne Sterilium aus dem Haus. Auch ich mag die Nähe von fremden Menschen nicht. Auch ich bin etwas schrullig.
In meinen Tagträumen würde ich gerne in einer Selbstversorger Kommune leben, tja, wenn ich nicht so Etepetete wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir die Leute – seien sie auch noch so nett – bald auf den Zeiger gehen und ich Privatsphäre brauchen würde.
Irgendwie sehne ich mich nach Freiheit, bin aber zu sehr auf Sicherheit bedacht. Ich mag den Gedanken von Second Hand, mache das aber nur als Tauschparty mit Freundinnen und Bekannten, weil ich mich vor Flohmarktsachen ekle.
Ich mag die Natur, mag es aber gar nicht zu Campen. Ich mag es auch nicht, wenn ich zum Beispiel in eine Hütte ohne sanitäre Anlagen eingeladen bin. Das geht echt gar nicht!
Ich bin auch eine kleine Tussie. Ich mag es, mich zu stylen, ich habe ein Faible für Mode, Schmuck, Taschen und Schuhe. Mich würde man sicher nie in einem selbstgebatiktem Leinensack sehen – Klischeeschublade auf – nein, das bin ich nicht und werde ich nicht sein.
Ich mag gerne Biogemüse und Obst, mag aber keinen Salat mit vielen Krabbeltieren drin… ich mag einen schönen Garten und wünschte unserer wäre schöner, mache meine Hände aber nicht so gerne schmutzig. Ich mag Regenwürmer, Schnecken und Insekten, doch ich mag sie nicht so gerne in meiner Nähe. Sie dürfen alle gerne in meinem Garten sein, ich tue ihnen nichts, aber sie sollen bitte nicht auf mir herumkriechen.
In meinem tiefsten Herzen wäre ich gerne eine Hippie-Seele, doch hat der Snob in mir meistens die Oberhand und ich benötige immer einen gewissen Komfort und mein eigenes Reich, in das ich mich zurück ziehen kann. Ich fürchte ich bin eine Spießerin.
Aber ist das wirklich so schlimm, spießig zu sein? Ich mag Schuhe sehr gerne. Ich kenne eine Frau, die läuft von März bis Oktober immer barfuß. Das passt auch für sie. Für mich wäre das nichts. Entweder würde ich erfrieren, oder ich würde einen akuten Waschzwang entwickeln.
Ich schätze Menschen, die sich selbst versorgen und sogar ihre Hygieneartikel häkeln. Ich bewundere das wirklich, weiss aber, dass ich so nicht leben könnte. Ich scheitere schon an der Haarwaschseife, die mir eine Kollegin zum Geburtstag geschenkt hat. Irgendwie werden meine Haare damit nicht schön. Ja ich weiss, man muss Geduld haben, bis sich die Haare an das neue Waschzeugs gewöhnt haben, aber leider bin ich nicht der geduldigste Mensch und wenn ich mit frisch gewaschenen Haaren ausschaue wie Pechmarie, fördert es diesen Umstand nicht unbedingt.
Vielleicht reicht es auch für`s Erste, wenn ich kleine Schritte mache. Ich muss nicht von Null auf 100. Erstmal die Haarwaschseife wieder durch mein früheres erprobtes Shampoo ersetzen (weil ich das einfach lieber mag, basta!), dann ein Hochbeet, ab und an mal (bei warmen Temperaturen!) barfuß laufen, Bio Gemüse und Obst direkt vom Biohof kaufen -Babyschritte. Eins nach dem anderen.