Essen ist definitiv keine Privatsache

Als vegan lebender Mensch muss man sich viele unnötigen Sprüche anhören. Mein “Highlight” ist “leben und leben lassen”. Leider meinen die, die diese Phrase dreschen das immer ernst. Sie kapieren nicht, dass ihr Leben das eben nicht leben lassen eines anderen Lebewesens voraussetzt. Der Spruch “Essen ist Privatsache” ist genauso sinnbefreit. Essen ist ganz sicher keine Privatsache wenn die Folgen uns alle betreffen. Spätestens seit gehäuft auftretenden Zoonosen sollte das auch dem letzten Verfechter der “geht niemand was an, was ich esse” Fraktion klar sein.

Die Freiheit des Einzelnen endet immer da, wo andere geschädigt werden.

Vielleicht hat es die Menschheit nicht verdient zu überleben

Zoonosen nehmen in dem Maße zu, wie die Tierausbeutung und die Umweltverschmutzung zu nehmen. Man braucht aber nicht mit dem Finger auf China zeigen. Auch hier wird nicht sehr gut mit den sogenannten “Nutztieren” umgegangen und auch mit den “Haustieren” nicht immer. Selbst bei Wildtieren spaltet sich die Gesellschaft. Der Wolf ist zurück und wird mehr und mehr zum “Problemwolf”. Ja, Wölfe reissen Schafe und ja, wenn es meine Schafe wären, würde ich sehr um sie trauern. Meistens ist es jedoch so, dass die Schafe, die gerissen werden aus Betrieben stammen, wo sie keine Familienmitglieder sind, sondern irgendwann für den menschlichen Verzehr enden. Was soll der Wolf tun? Er kann sich ja wohl keine Spargelpfanne bruzzeln. Wieviele Tiere fallen einem Wolf zum Opfer und wieviele dem Menschen? Ein paar Duzent zu mehreren Millionen. Aber der böse böse Wolf.

Freunde von mir haben viele Hühner durch einen Fuchs verloren. Er kam am hellichten Tag. Das Gehege wurde daraufhin mehrfach gesichert. Die Freunde waren über den Verlust der gefiederten Familienmitglieder natürlich und verständlicherweise sehr traurig. Dort leben die Tiere auch grundsätzlich bis sie eines natürlichen Todes sterben. Niemand tötet sie wegen ihres Fleisches. Dort wurden die Hühner geliebt und betrauert. Der Fuchs folgte nur seiner Natur und niemand wird dem Fuchs Vorwürfe machen. Der Mensch allerdings kann wählen, ob er sich pflanzlich ernährt oder ob Tiere für ihn sterben müssen. Ich habe mich 2011 dafür entschieden, dass für mich – wo immer ich es vermeiden kann – kein Tier leiden oder gar sterben muss. Ich lebe also seit 10 Jahren vegan und bin noch immer nicht an Proteinmangel eingegangen.

lch glaube jedoch nicht, dass die Zukunft vegan sein wird. Dazu ist die Menschheit zu ignorant und auch zu intolerant. Die Zukunft wird eher Cultured Meat sein. Gezüchtetes Fleisch, wie Memphis Meat, Supermeat oder wie es auch immer bei verschiedenen Herstellern heißt. Das Verfahren ist marktreif und ich wäre hinsichtlich eines Katzenfutters aus Cultured Meat unendlich dankbar. Auch dann wird es noch genug Ignoranten geben, die dann sagen werden “Das ist kein richtiges Fleisch, dass esse ich nicht”, aber es kann einen Großteil der Nutztierhaltung ablösen und die Menschen bekämen trotzdem noch ihr angeblich so unverzichtbares Fleisch, ohne dass Tiere dafür sterben müssten. Ich würde es nicht essen, ich bin viel viel viel zu weit davon entfernt. Ich habe zuletzt Anfang der 90er Jahre Fleisch gegessen. Es gibt keinen Weg dorthin zurück. Es muss sich etwas tun, sonst werden wir von immer mehr Seuchen heimgesucht und es wird sich rächen, was die Menschheit den Tieren seit Jahrzehnten immer mehr antut.

Im 21. Jahrhundert muss sich niemand mehr von Tieren ernähren um zu überleben. Es wird Zeit für Tierrechte! Alle Tiere sollten den Status von Personen erhalten. Die Menschheit hat nicht das Recht, Tiere auszubeuten und zu töten. Wenn wir als Spezies überleben wollen, wird das unabdingbar sein. Wenn wir das nicht schaffen, haben wir das Überleben auch nicht verdient und dieser schöne Planet ist besser dran, ohne Menschen. Menschen sind nicht, wie es bei Douglas Adams in Per Anhalter durch die Galaxis steht “mostly harmless”. Menschen sind überwiegend bösartig, egoistisch, zerstörerisch und grausam. Wenn wir das als Gesamtspezies nicht ablegen und es nicht schaffen untereinander in Frieden zu leben, dann ist es besser, wenn wir aussterben. Noch haben wir eine Chance und ich hoffe, sie wird genutzt. Wenn ich aber mitten in einer Pandemie beobachte, wie sich der überwiegende Teil meiner Mitmenschen verhält, habe ich da nur noch wenig Hoffnung.

Der Stall am Ende der Strasse

In einem Vorort der Stadt, in der ich wohne, steht ein sehr großer Kuhstall. Sommer wie Winter stehen die großen Stalltüren offen und man kann von der Straße aus die Kühe sehen. Sie stehen eng und immer angebunden auf ihren Plätzen und können sich kaum bewegen. Immer wenn ich sie sehe tut es mir so unendlich leid, dass ich sie nicht retten kann. Ich könnte, wenn ich ganz viel Geld hätte, einen Lebenshof eröffnen und sie freikaufen, doch dann würde sich der Bauer sofort wieder neue Kühe kaufen und wenn ich diese wieder freikaufen würde, hätte er den Stall auch bald wieder voll und so weiter und so fort. Es würde nie aufhören. Genau das ist das Dilemma. Es hört nicht auf.

Warum sehen nur die wenigsten Menschen das was ich sehe? Ich würde am allerliebsten jede dieser Kühe umarmen, ihnen sagen, dass alles gut wird, sie auf eine wundervolle Weide bringen, wo sie für den Rest ihres Lebens herumhüpfen dürfen und wo sie einen Stall haben, in dem sie sich frei bewegen können und ihn verlassen und betreten können wann immer sie möchten. Genau das wünsche ich mir für diese fühlenden, sanften Wesen. Nicht nur für die in diesem Stall, sondern für alle Tiere dieser Welt.

Lämmchen knuddeln

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Gestern war ich auf dem Lebenshof von Freunden zum Lämmchen kuscheln. Die Freunde hatten letztes Jahr einen Schafbock gerettet, ihn selbstverständlich verantwortungsbewusst kastrieren lassen, jedoch ging die OP schief, was zunächst unbemerkt blieb. Erst als im Dezember die ersten Lämmchen geboren wurde, lag der Verdacht nahe, dass hier was nicht so richtig funktioniert hatte. Der Bock hatte gleich mehrere Schafdamen geschwängert und an Ostern wurden diese beiden Lämmer geboren. Die Mama kann keine Milch geben, weshalb die süssen vier mal täglich mit der Flasche gefüttert werden müssen. Ich dufte gestern eines der Lämmer füttern und danach mit den Süssen knuddeln. Es war echt toll.

Bei der Gelegenheit besuchte ich natürlich auch unser Patenkind Giovanni:

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Der süsse Schatz kam sofort angerannt, als ich ihn rief. Ich bilde mir ein, dass er mich erkennt. Auch er hat sofort mit mir gekuschelt und mich beschmust.

Der Hof der Freunde ist kein Bauernhof, sondern ein Lebenshof. Alle Hofbewohner, die dort Zuflucht finden, dürfen glücklich umhegt und umsorgt leben, bis sie eines natürlichen Todes sterben. Kein Tier wird dort “genutzt”. Sie dürfen einfach sein. Ich wünschte, jedes Tier auf der Welt könnte so leben, wie Giovanni und die Lämmchen Jule und Jannik.

Back to the hair roots

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Letzten Montag habe ich meine Haare gefärbt und sie sind diesmal dunkler geworden, als ich es beabsichtigt hatte. Eigentlich sollten sie rehbraun werden, doch sie wurden schokobraun. Zuerst bin ich erschrocken, aber ich muss sagen, inzwischen gefällt es mir richtig gut. So ungefähr war glaub mal meine Naturhaarfarbe. Ich weiss es offen gesagt gar nicht mehr, weil ich die Haare schon seit über 25 Jahren färbe. Ich hatte schon mit Ende 20 die ersten grauen Haare. Ich bin also letzte Woche unbeabsichtigt zurück zu meinen Haarwurzeln gekommen. Mit jedem Tag gefällt mir die dunkle Haarfarbe besser. Ich bin wieder mehr “ich”. Es kann gut sein, dass ich sie mal wieder heller haben möchte, aber momentan sind sie dunkelbraun genau richtig.

Die vegane Haarfarbe, die ich mir immer aus England bestelle, hat jedoch glaub die Rezeptur geändert. Nachdem ich die Haare frisch gefärbt und gewaschen hatte, sah ich aus wie Pechmarie. Irgendwie hatten die Haare einen öligen Film. Es half nur Mehl in die Haare schmieren und auskämmen. Dadurch wurde das Öl gebunden und die Haare sahen wieder normal aus.

Wenn ihr mal – aus welchen Gründen auch immer – ölige Haare habt, ist Mehl wirklich eine Allzweckwaffe. Einfach einen Tee- oder Esslöffel Mehl (je nach Art des Desasters) in die Haare schmieren (am besten in der Dusche oder Badewanne – ich mache das immer Kopfüber) und die Haare durchkämmen. Danach kann man das Mehl, welches das Öl gebunden hat, einfach mit Wasser in den Ausguss spülen.

Eine Freundin von mir hatte mal in einer Frauenzeitschrift den “Tipp” gelesen, dass Niveacreme gut gegen Spliss wäre. Sie hatte sich deshalb großzügig den Inhalt der blauen Dose in die Haarspitzen geschmiert. Sie sah aus, wie nach einem Ölwechsel, selbst nach 20 Haarwäschen noch. Damals wusste ich das mit dem Mehl noch nicht und sie musste ewig warten, bis die Pampe endlich wieder aus dem Haar herausgewaschen war. Ich bin selbst einmal darauf gekommen. Ich hatte versehentlich in der Küche eine Flasche Öl herunter geworfen. Wasser hilft da nicht viel. Katzenstreu jedoch sehr. Als ich dann kurze Zeit später zu viel Haaröl erwischt hatte, wollte ich mir kein Catlitter in die Haare streuen und versuchte es mit Mehl. Ich hatte einen durchschlagenden Erfolg. Mehl hilft übrigens auch, wenn Ihr Eure Haare nur auffrischen wollt oder mehr Volumen möchtet. Wenn Ihr keinen Bock habt, die Haare zu waschen, ist Mehl ein günstiges, umweltfreundliches “Trockenshampoo”. Manchmal sind die Haare nach der Mehlbehandlung sogar schöner, als frisch gewaschen. Ich benutze Bio-Dinkelmehl. Für blonde Haare würde ich vielleicht ein helles Mehl empfehlen, aber das kann man ja ausprobieren. Ein Beutel Mehl hält ewig und kostet nicht viel und enthält keine Chemie. Es gibt dem Haar Volumen und Frische. Wichtig ist nur, es wieder gut auszukämmen. Mir ist es schon passiert, dass ich morgens meine Haare mit Mehl aufgefrischt habe und vergass, einen Teil wieder auszubürsten. Ich war an dem Tag noch sehr fertig, schlaftrunken und nicht ganz fit. Deshalb vergaß ich, es ganz auszukämmen und ging mit mehligen Haaren aus dem Haus. War nicht so prickelnd, aber zum Glück ging es gut ausschütteln und ich bemerkte es, bevor ich unter Menschen kam.

Ich kann Mehl als Haarpflegemittel uneingeschränkt empfehlen, wenn man nicht gerade eine Mehlallergie hat.

Es gibt schon arg bescheuerte Ignoranten

So, das musste heute einfach mal raus. Aus gegebenem Anlass, wie man so schön sagt! Gestern sah ich bei Insta, dass eine weitläufige Bekannte in ihrer Story gepostet hatte, dass sie einen Hahn vermitteln will. Ich bot ihr meine Hilfe an und tatsächlich hatte der Bruder einer Freundin Interesse, den Hahn aufzunehmen, was ich der Frau auch gleich mitteilte.

Gestern nacht schrieb sie mir trotzdem, dass der Hahn heute morgen geschlachtet werden würde. Ich schlief jedoch schon, als sie dies schrieb und las es erst heute morgen. Ich schrieb ihr, dass ich mich um das Zuhause für den Hahn kümmern werde, aber sie ihn keinesfalls schlachten sollen. Sie las es aber leider nicht. Auf Umwegen recherchierte ich ihre Telefonnummer und rief sie an. Sie sagte total gelassen “Der ist wahrscheinlich eh schon weg”. “Was heißt weg???”, “Na dass der Schlachter ihn geholt hat”. Ich sagte ihr, sie solle sofort versuchen, dass zu stoppen, doch sie antwortete seelenruhig “ja, das mach ich mal”. Ich sagte “Nicht mal, sondern sofort, auf der Stelle”. “Na ok”. Sie schrieb mir eine halbe Stunde später, dass der Hahn schon abgeholt worden wäre und sie die Telefonnummer des Metzgers nicht wüsste. Also wenn die Eltern jemand beauftragt haben, dann wissen die doch wie der heißt und wie man den erreichen kann, aber es war recht wenig Wille zur Hilfe da. Es kam sogar die Aussage “Der war jetzt eine Woche in einem Käfig, da ist es doch besser, wenn er geschlachtet wird”.

Es tut mir so leid für den Hahn und ich fühle mich so hilflos! Diese Frau ist die einzige Kontaktperson, die ich kenne, die Verbindung zum Hahn hat. Wenn sie nichts unternimmt, weiss ich nicht, wo der Hahn ist, was mit ihm passiert und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wurde er heute morgen geschlachtet. Ich könnte einfach nur heulen. Inzwischen hatte auch eine andere Freundin einen Platz gefunden. Der Hahn hätte also sicher ein gutes Zuhause gefunden. Er war erst 11 Monate alt und hätte noch ein sehr langes Leben vor sich gehabt. Mit einem bisschen gutem Willen, wäre er zu retten gewesen.

Ich bin wütend und traurig zugleich und fühle mich verantwortlich, obwohl ich nichts dafür kann. Trotzdem plagen mich Gedanken wie “wäre ich gestern länger aufgeblieben, hätte ich die Nachricht noch gelesen”, oder auch “Wäre ich heute früher aufgestanden, hätte ich ihn vielleicht noch retten können”. Fakt ist aber, dass es nicht meine Schuld ist, sondern das arschlochmässige Verhalten der Frau. Sie wusste, dass ich ein potentielles Zuhause hatte. Ich schrieb es ihr gestern. Aber nein, sie hat nichts unternommen und hat zugelassen, dass der Hahn abgeholt wird und auch dann hat sie nichts getan, um das zu stoppen. Selbst wenn er schon abgeholt worden war, wäre vielleicht noch eine Rettung möglich gewesen.

Ich schrieb ihr, dass ich unfassbar traurig bin und er so ein schönes Leben gehabt hätte. Was geht nur in den Köpfen solcher Menschen vor sich? Sie kannte den Hahn doch persönlich. Wahrscheinlich verspeist sie ihn morgen, würde mich zumindest nicht wundern. An Tagen wie diesen kann ich durchaus nachvollziehen, dass Leute im Tierschutz oft misanthropisch unterwegs sind. Wenn einem sowas öfter passiert kann man schon den Glauben in das Gute im Menschen verlieren. Noch ist das bei mir nicht so, aber diese Frau ist bei mir untendurch. Geht echt gar nicht!

“Damit machst Du Dir keine Freunde!”

Ein Bekannter informierte mich über einen Marder in einer (derzeit stillgelegten) Kantine einer größeren Firma. Ein weiterer Bekannter arbeitet dort und ich sprach ihn auf den Marder an und bat ihn, mich zu informieren, wenn man ihn gefangen hat, damit ich mich weiter um ihn kümmern kann. Ich erklärte ihm, dass ich ihm ein gutes Zuhause suchen will. Er schaute mich an, als ob ich reif für die Klapse wäre. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagte er zu mir “Das ist ein Marder, den fängt man in einer Lebendfalle und dann bringt man ihn um”. Ich erläuterte ihm nochmal, dass ich genau das vermeiden will und deshalb anbiete, den Marder mit zu nehmen um ihm ein geeignetes Zuhause zu suchen. Er antwortete “Mit so einem Anliegen machst Du Dir keine Freunde”. Ich will mir auch keine Freunde dadurch machen, sondern den Marder retten. Ob mich deshalb jemand für komplett verrückt hält ist mir doch gänzlich gleich. Der Marder ist so ein schönes Wesen. Ja, mir hat auch schon mal ein Marder Zeugs am Auto abgefressen und es war kostspielig, aber das kann ich doch dem Marder nicht vorwerfen. Deswegen bringe ich ihn doch nicht um.

Jedes Leben zählt. Auch das eines Marders! Wenn ich den Marder retten könnte, hätte ich mir doch einen Freund mit der Aktion gemacht. Ich fürchte jedoch, es wird mich niemand benachrichtigen und Niemand wird mich dort hin lassen und mich unterstützen.

Meine Hoffnung ist das, was der Bekannte ebenfalls noch sagte: “Wegen dem Marder brauchst Du Dir keinen Kopf machen. Es ist fast unmöglich einen Marder mit einer Falle zu fangen. Die sind viel zu schlau und zu schnell. Der haut vorher ab. Vermutlich ist er eh schon nicht mehr da”. Das hoffe ich zutiefst.

Lauf kleiner Marder. Geh weg von dort. Halt Dich von Menschen fern, denn sie wollen Dir in den aller seltensten Fällen etwas Gutes. Lauf so schnell Du kannst, wenn Du einen Menschen siehst und versteck Dich!

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk 2020

Vor einigen Tagen erhielt ich abends einen Anruf eines Herrn. Er wollte mich als Fotografin engagieren um seinen Hund und seinen Stier zu fotografieren, jedoch erst im Frühling, wenn die Wiese wieder grün ist. Wir unterhielten uns darüber, wie er sich die Bilder vorstellt und er fragte nach meinen Ideen. Er erzählte mir, dass der Hund und der Stier zusammen aufgewachsen wären und sich sehr mögen. Das gefiel mir sehr. Doch dann sagte er dass er die Portraits als Andenken an den Stier wolle, weil dieser geschlachtet werden soll.

Ich sagte ihm, dass ich in diesem Fall die Bilder nicht machen kann. Ich erklärte ihm auch warum: Ich weiss, dass ich nicht alle Tiere vor dem Schlachter retten kann. Wenn ich jedoch ein Tier persönlich kenne und eine Beziehung dazu aufbaue, dann bringt es mich in einen massiven Gewissenskonflikt. Dann würde ich den Stier unbedingt retten wollen. Ein Rind auf einem Lebenshof unterzubringen ist jedoch sehr schwer, wie ich aus Erfahrung weiss. Rinder sind auch im Unterhalt sehr teuer und man braucht viele Teilpaten, um die Versorgung sicher zu stellen. Trotzdem müsste ich das dann aber versuchen, weil ich nicht zulassen könnte, dass das Tier stirbt.

Ich erzählte ihm, dass ich vor drei Jahren einmal einen todkranken Hund fotografiert habe. Das Frauchen des Hundes wollte die Bilder ebenfalls als Erinnerung. Das tat mir damals auch sehr weh, weil der Hund wirklich toll war. Ich war dann auch wirklich traurig, als er zwei Monate später seiner Krankheit erlag. In diesem Fall stand es nicht in unserer Macht, den Hund zu retten und die Frau hätte auch alles für ihn getan, weil sie ihn sehr liebte.

Bei dem Stier wäre es nochmals eine schlimmere Situation, weil er ohne Not sterben müsste. Er ist ja kerngesund und hat noch eine Lebenserwartung von 15-20 Jahren. Der Mann hörte sich alles was ich zus sagen hatte in Ruhe an und sagte zuerst nichts, doch dann sagte er, dass es ihm auch unangenehm wäre, den Stier töten zu lassen. Er rief mich kurze Zeit später nochmals an und fragte, ob ich seine Tiere fotografieren würde, wenn der Stier auf einen Hof von Freunden von ihm käme und dort leben dürfte. Ich sagte ihm, dass ich dann absolut keinen Grund mehr hätte, die gegen die Portraits sprächen. Ich fragte ihn, warum er ihn nicht selbst als Ochse behalten könne und er sagte mir dass er darüber nachdenken wird.

Gestern kam eine WhatsApp von ihm, dass er das Rind als Ochse behalten wird. Ich sagte ihm, dass er mir kein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte machen können. Jetzt freue ich mich schon auf die Bilder im Frühjahr. Ich sehe es schon vor mir, wie beide Tiere glücklich zusammen auf der Koppel herum tollen und ich das mit der Kamera einfangen darf.

Is doch wahr!

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Eine Wahrheit, die man nicht gerne hört. Fleischkonsum, Massentierhaltung, Ausbeutung unserer Mitgeschöpfe – das alles sind die Gründe für die Misere in der wir nun alle sitzen. Und wofür? “Weil es so gut schmeckt” und weil man nicht darauf verzichten will. Wo ist nun die vielzitierte soziale Ader, andere zu schützen? Wenn sich jeder pflanzlich ernähren würde, hätten wir keine Zoonosen. Wo sind jetzt die ach so auf Correctness bedachten Zeitgenossen? Die posten fleissig Bilder von gegrillten Hähnchen und kommentieren es mit “So lecker”. Wo bleibt nun die Solidarität? Wenn schon nicht mit den gequälten Tieren, dann doch wenigstens mit den anderen Menschen? Soweit geht der Altruismus dann doch nicht. Wenn es um Fleischkonsum geht ist sich wieder jeder selbst der Nächste. Es ist auch einfach, die Zusammenhänge zu verdrängen. Fleisch von Schweinen, Kühen, Schafen, Enten, Gänsen, Rehen zu essen ist natürlich etwas gänzlich anderes, als Fledermäuse oder Pangoline zu verspeisen. Ist dem so? Es sind alles fühlende Wesen, die Schmerz und Angst empfinden. Es gibt keinen Unterschied. Es gibt kein “Besseres Fleisch”.

An alle Fleischesser

Heute sah ich, dass ein Bekannter auf seinem Whatsappstatus folgendes gepostet hatte:

An alle Veganer: Wir wurden wegen einer Frucht aus dem Paradies geworfen und nicht wegen einer Leberkässemmel!

Was soll man dazu sagen in Zeiten einer Pandemie und mitten im Klimawandel, verursacht durch eine Zoonose und die exorbitante Ausbeutung unserer Mitgeschöpfe.

Manche haben den Schuss noch immer nicht gehört. Oder um den depperten Spruch richtig zu stellen: Wir stecken wegen Tierausbeutung und massivem Fleischverzehr in dieser globalen Scheisse und nicht wegen einem Apfel!