Es ist mal wieder soweit

Es ist an der Zeit für eine weitere absurde Geschichte aus meinem Leben. Es ist schon mindestens 20 Jahre her und deshalb verjährt und ich kann darüber berichten.

Es war einmal eine Frau, die sehr eifersüchtig auf mich war, weil ich mit ihrem Freund befreundet war. Die Eifersucht war völlig unbegründet. Der Typ war nett, gutaussehend, aber absolut nicht mein Typ. Zudem war ich zu der Zeit auch liiert.

An einem lauen Sommerabend geschah dann der Eklat. Es war auf einem Dorffest in der Gegend und ich hatte schon einige Gläser Erdbeerbowle intus und musste echt mega dringend aufs Klo. Der Toilettenwagen stand etwas abseits und um dort hin zu gelangen, musste man an den gesamten Biertischgarnituren vorbei. Ich lief eiligen Schrittes in diese Richtung, als ich plötzlich ein “Hey Margit, warte mal” hörte. Auf der rechten Seite sass der Freund, dessen Freundin so eifersüchtig war. Sie saß wohl links, aber da ich von Geburt an auf dem linken Auge sehr fehlsichtig bin, sah ich sie nicht. Ich grüßte freundlich und meinte dann “Sorry, ich habs gerade eilig”. Deutlich entspannter kam ich vom Örtchen zurück, als mich diesmal sie auf meinem Rückweg aufhielt und zwar mit einem lautstarken “Du blöde Schlampe redest nur mit meinem Freund und ignorierst mich komplett”. Ich war erst einmal perplex und versuchte dann ihr die Situation zu erklären, aber sie war überzeugt von meiner Ignoranz ihr gegenüber. Ihr Freund versuchte sie zu beschwichtigen und auch ein Bekannter sagte ihr, dass sie sich da was einbildet, aber sie schrie mich weiter an.

Ich fuhr am nächsten Tag zu ihr und versuchte nochmals, mit ihr zu reden. Damals war ich extrem harmoniesüchtig, noch schlimmer als heute. Ich konnte es nicht ertragen, dass das Mädchen mich offensichtlich hasste, doch sie wollte nicht mit mir reden und knallte mir die Tür vor der Nase zu.

Am nächsten Tag erzählte ich die Geschichte einem Kollegen, der mir zu der Zeit sehr nahe stand. Ich grübelte so darüber nach, was ich unternehmen könnte, als mein Kollege in der Frühstückspause gerade die Kleinanzeigen aus der Lokalzeitung vorlas und in mir keimte eine Idee. Am nächsten Tag hatte ich einen ausgeklügelten Text verfasst: “Liebe *Sabine*(der Name und die Umstände wurden von mir selbstverständlich geändert), es tut mir sehr leid, wenn ich Dich in H. verletzt haben sollte. Lass uns Freunde sein. Liebe Grüße M. aus C.”

Die Kleinanzeige erschien eine Woche später. Ich hatte meinem Kollegen davon erzählt und er meinte noch so “Margit, Du spinnst. Die kann Dir doch gestohlen bleiben”, aber ich wollte nicht,, dass sie wegen mir so sehr litt. Ich wollte das aus der Welt schaffen. Eine Woche später erschien eine Kleinanzeige, die mir mein Kollege unter schallendem Gelächter vorlas: “Lieber M. aus C., ich liebe Dich noch immer. Deine S. aus H.” Gequirlte Scheisse! Da hatte sich jemand gänzlich anderes von meiner Kleinanzeige angesprochen gefühlt. Die Redaktion der Zeitung lag nur unweit meiner Arbeitsstätte und ich rannte regelrecht dort hin und gab folgende Annonce auf: “Ich M. bin weiblich und ich meinte S. aus H. und es geht nicht um eine Beziehung, sondern ich wollte S. nur was erklären”. Zwei Tage später erschien: “Ich Mario, männlich aus C. liebe auch S. aus H. noch immer”. Mein Kollege sagte “Hey, jetzt hast Du unbeabsichtigt zwei wieder zusammen gebracht”.

Ich gab keine Anzeige mehr auf, sondern hängte bei Sabine ein kleines Plüschtier, wie man es früher an Rückspiegel gehängt hat, mit dem Zettel: “Bitte verzeih mir” dran. Der muss aber wohl weg geweht worden sein, denn Sabine erzählte überall, dass sie einen unheimlichen Verehrer hätte, der ihr Auto mit Plüschtieren dekoriert hätte.

Ich gab nie wieder Kleinanzeigen auf und ich habe auch niemals mehr ein Plüschtier auf ihr Auto gelegt. Ich gab meine Harmoniesucht ihr gegenüber auf. Es sollte offensichtlich nicht sein, dass sie mir wohlgesinnt war. Seltsamerweise oder besser gesagt logischerweise verschwand ihre Eifersucht daraufhin und wir verstanden uns ab diesem Zeitpunkt nicht superprächtig, aber immerhin so, dass sie mich nicht nochmals anschrie.

Es ist mal wieder Zeit…

… für eine mega abstruse Story aus meinem Leben.

Es war vor 17 Jahren, als ich noch eine Friseurin hatte, mit der ich auch befreundet war. Sie war nett, wenn auch mega naiv. Sie war der wandelnde Inbegriff von “Ich hab’s nur gut gemeint”. Wie wir wissen, ist “gut gemeint” echt immer Scheisse.

Ich war zu der Zeit Single und sie hatte wohl einen Kunden, der für mich schwärmte. Sie gab ihm unerlaubt und ohne zu fragen meine Handynummer. Ich habe keinen Schimmer mehr, wie er hieß, nennen wir ihn einfach Martin. Irgendwie sah der aus wie ein Martin. Er war ungefähr 5 Jahre älter als ich. Das wäre eigentlich kein Grund gewesen, aber Martin war sowas von nicht mein Typ. Er trug doch tatsächlich einen Schnauzer. Wir reden hier nicht von den 70er Jahren, sondern es war 2004 zur Hölle. Wer trug denn zu der Zeit einen Schnauzer, wenn er unter 60 war???

Er schrieb mir jeden Morgen “Hallo Du Süsse, na, wie geht es Dir, was machst Du denn heute Schönes?”. Ich wusste damals noch nichts von Ghosting und selbst wenn, hätte ich so etwas fieses nicht gemacht. Sehr nett war das, was ich mit Martin gemacht habe, jedoch auch nicht, aber nach zwei Wochen musste das ein Ende haben.

Er wollte ein Date mit mir und ich dachte mir, hier hilft nur die Holzhammermethode und willigte ein. Es war ein lauer Sommerabend und wir trafen uns im Biergarten. Das war mein üblicher Treffpunkt zum Körbe verteilen. Der Parkplatz war direkt daneben und er war nicht sehr gut besucht, so dass ich immer schnell wieder abhauen konnte. Strategisch klug wählte ich auch immer den ersten Tisch direkt neben dem Parkplatz, an dem – ausser mir – auch niemand sitzen wollte.

Er sass, wie von mir bestellt am “Katzentisch”als ich kam. Der gute Martin “strahlte” noch über beide Backen. Noch… Er erzählte mir von einer Kaffeefahrt und dass er sich dort eine Magnetfelddecke gekauft hätte. Oh mein Einhorn! Er fragte mich, was ich so in meiner Freizeit machen würde. Grober Fehler. Ich sagte ihm in aller Ernsthaftigkeit, zu der ich fähig war, dass ich schon seit Jahren nach dem Heiligen Gral suche, mich aber auch mit der Manna-Maschine begnügen würde. Er schaute etwas seltsam, aber jetzt kam ich erst richtig in Fahrt. Ich erklärte ihm, dass ich gerade Klingonisch lerne (was ich tatsächlich versucht hatte) und dass ich einen Hexenzirkel gegründet hätte (das stimmte nicht ganz, aber fast). Er war bleich geworden, beinahe grün. Ich verabschiedete mich auch recht schnell mit dem Hinweis, dass ich jetzt nach Hause müsse, um “Buffy” zu schauen, weil ich auch eine Vampirjägerin werden möchte. Letzteres stimmte nicht, aber dass ich nach Hause wollte um “Buffy” zu schauen, stimmte sehr wohl.

Ich dachte, dass ich ihn nachhaltig verschreckt hätte, aber denkste. Am nächsten Tag rief mich die Friseurin an. Der Martin hätte ihr von unserem netten Abend erzählt und dass er mich unbedingt wieder treffen wolle. Ich sagte ihr, dass sie sich gerne mit dem guten Martin treffen könne, aber ich auf gar keinen Fall ein zweites Mal. Ich sagte ihr, dass sie ihm das bitte beibringen solle und falls sie jemals wieder auf die Idee käme, dass sie irgend einem dahergelaufenen Hoschi meine Nummer geben würde, ohne meine Erlaubnis einzuholen, würde sie ihre Nummer in Riesengröße auf einem Plakat im Stadtklo wiederfinden. Das war mein Ernst und das wusste sie auch. Sie erklärte ihm, dass ich ihn nicht mehr sehen möchte, dass er niemals mein Typ sein wird und dass er sich eine andere Frau suchen soll.

Er schrieb mir ab diesem Zeitpunkt nicht mehr und das war gut so. Ich löschte auch direkt seine Nummer und dachte, “den seh ich nie wieder”. Aber dem war nicht so.

An Silvester desselben Jahres war ich mit meiner Nichte unterwegs und bekamen einen Anruf ihres Bruders mit der Bitte, ihn auf einer Veranstaltung in der Stadthalle abzuholen. Wir fuhren gleich hin und der Türsteher war so freundlich, uns unentgeltlich Eintritt zu gewähren. Wir suchten also meinen Neffen und liefen den Flur entlang, als Martin uns entgegen kam. Er starrte uns mit weit aufgerissen Augen an und murmelte etwas, was sich “Nixwieweghier” anhörte, was bei meiner Nichte und mir zu einem langen Lachflash führte. Er rannte daraufhin weg, als wäre der Teufel hinter ihm her. Vielleicht erinnerte er sich an meine Vampirjägerphantasien. Egal, ab da sah ich ihn wirklich nicht wieder. Oder vielleicht doch, keine Ahnung, ich wüsste nicht mehr, wie der aussah. Ist auch irrelevant und schon ewig verjährt. Wahrscheinlich hat der mich aber nicht vergessen, hahahahaha

Mal wieder eine total haarsträubende Geschichte

Keine Ahnung warum und weshalb, aber ich dachte heute an eine längst vergessene Anekdote aus meinem Leben.

Es muss so um 1985 gewesen sein, ich war auf jeden Fall noch keine 18. Meine damalige Clique bestand aus 3 Typen aus meinem Heimatdorf. Ich war das einzige Mädchen und da ich weder Auto noch Führerschein hatte, war ich auf die Jungs angewiesen, wenn ich aus dem Dorf rauskommen wollte.

Wir fuhren damals an einem Freitagabend in die ungefähr 50km entfernte größere Stadt. Wir kannten uns dort nicht aus und landeten versehentlich in einer leicht versifften Kneipe. Ich weiss nicht mehr wie und aus welchem Grund, aber irgendwie landeten wir vier in einem Hinterzimmer, wo einige Mitglieder eines Motorradclubs an einem großen Tisch saßen. Wir wurden gebeten, uns dazu zu setzen.

Ein speckiger Kerl mit Lederjacket mit seinen Clubabzeichen drauf saß am Kopf der Tafel. Er fasselte fiel und dabei wackelte sein Doppelkinn. Seine fleischigen Finger fuchtelten dabei durch die Luft. Er war ein ganz toller Hecht, ganz klar. Ich achtete nicht auf sein großmäuliges Gerede, sondern schaute wie gebannt auf seinen dicken Siegelring, der einen seiner wurstigen Finger zierte.

Irgendwann merkte er wohl, dass ich seinen Ring anstarrte und er sprach mich in breitestem Dialekt an “Gell des isch a schäanar Ring”. Fishing for compliments war aber noch nie mein Ding und ich sagte wahrheitsgemäß “Um ehrlich zu sein, schaut der aus, als hättest Du ihn aus einem Kaugummiautomat gezogen”. Es wurde totenstill im Raum. Keiner traute sich zu atmen. Ausser mir. Jung und unendlich naiv wie ich damals war, dachte ich mir nichts, aber auch wirklich nichts dabei, dass plötzlich niemand mehr sprach und alle mucksmäuschenstill auf ihren Stühlen saßen und sich nicht mehr bewegen trauten. Einer meiner früheren Kumpels trat mit seinem Fuss gegen mein Schienbein und ich fragte ihn “Hey, was soll das?”. Einer der Anderen Jungs meinte kleinlaut “Es wird Zeit, dass wir heim fahren”. Er schaute mich eindringlich an und sagte “Jetzt sofort!”.

Wir standen auf und liefen Richtung Tür. Als wir draussen waren, sagte einer der Clubmitglieder, der uns gefolgt war: “Lauft so schnell Ihr könnt”.

Wir rannten zum Auto, hechteten auf die Sitze, der Fahrer startete den Motor und wir fuhren so schnell wir konnten davon. Als wir einige Kilometer gefahren waren, fand einer der Gefährten die Sprache wieder und sagte: “Margiiiiit, Du hast echt den Arsch offen! An dem Tisch saßen mindestens 100 Jahre Zuchthaus. Die fackeln dort nicht lange mit Körperverletzung oder sowas und Du beleidigst den Clubchef”.

Erst in dem Augenblick wurde mir bewusst, was ich getan hatte und dann kam in meinem jugendlichen Leichtsinn ein kompletter Lachflash. Ich fing an zu lachen und konnte nicht mehr aufhören und wer mein Lachen kennt, der weiß wovon ich hier rede. Zwei der Anderen lachten ebenfalls mit. Wir lachten, bis der Fahrer abrupt bremste und anfing zu schreien: “Wenn die nicht sofort aufhört zu lachen, ticke ich aus. Bitte stopft der endlich das Maul sonst drehe ich heute Abend echt durch!!!”.

Ich unterdrückte das Lachen so gut wie möglich und wir kamen doch noch heil nach Hause. Ich wurde vom damaligen Fahrer allerdings nie wieder irgendwo hin mitgenommen und ich kann es ihm nichtmal verdenken. Sicherheitshalber fuhren wir auch nie wieder in diese Stadt.

Total schräg, skurril, abgedreht, aberwitzig und manchmal auch einfach nur schön

Hier eine kleine Sammlung der abgefahrenen Begegnungen, die ich in meinem bisherigen Leben hatte:

  • Ich lief eines abends nach der Arbeit zum Parkplatz, als mich ein Fremder ansprach. Er übergab mir einen Strauß roter Rosen mit der Erklärung, dass seine Freundin ihn versetzt hätte und er jetzt keinen Bock mehr hat, ihr die Blumen zu schenken. Ich nahm den Strauß perplex entgegen und der Typ verschwand in der Fußgängerzone.
  • Ein ehemaliger Kollege lud einen Teil der Belegschaft zur Einweihung seiner neuen Wohnung ein, die er mit seiner Freundin bezogen hatte. Im Schlafzimmer stand gegenüber dem Bett auf einer Kommode ein kleines Passbild von mir.
  • Meine Nichte und ich waren auf dem Stadtfest meiner Heimatstadt und wir warteten am Taxistand auf unser Taxi. Es lief ein junger Kerl vorbei, der uns mit “Ihr seid es wirklich” ansprach. Dann zog er aus seiner Jackentasche seinen Geldbeutel, öffnete ihn und zog ein Bild von uns Beiden heraus. Es war ein Bild, welches im Jahr zuvor auf einer Internetplattform von einem Eventfotografen veröffentlicht worden war. Es zeigte uns beide, wie wir vor einem Riesenrad standen.  Das war sehr unheimlich. Er hatte das Bild ausgedruckt, ausgeschnitten und bewahrte es seit einem Jahr in seinem Portemonnaie auf, wie andere ihre Familienbilder.
  • Ein mir wildfremder älterer Mann zischte mir beim Vorbeilaufen ein nicht sehr freundliches “Du dürre Hexe” zu.
  • Zwei alte “Damen”, die hinter mir liefen, redeten ziemlich laut und deutlich folgendes über mich: “Die läuft wie ein Storch”. Ich drehte mich um und entgegnete “Stimmt. Ich laufe wie ein Storch!”. Sie redeten danach nicht mehr über mich.
  • Ein Mitglied eines Motorradclubs bot mir mal auf einer Party wortwörtlich eine Handvoll Kartoffelsalat an. Er hatte mit der bloßen Hand in den Salat gefasst und bot mir diesen auf seiner Handfläche dar. Undankbar lehnte ich ab und er war total sauer.
  • Ich lachte mal oft und viel auf dem Rathausplatz meiner Heimatstadt während der jährlich stattfindenden Kulturtage. Neben uns stand ein stadtbekannter Restaurantbesitzer. Irgendwann kam er her und sagte, ich solle gefälligst aufhören zu lachen, weil ihn das stören würde. Irgendwie musste ich noch mehr lachen und bekam so einen Lachflash, dass ich beinahe daran erstickt wäre. Je mehr der gute Mann sich aufregte, desto mehr musste ich lachen. Es war wirklich fatal. Irgendwann wurde es ihm zuviel und er verließ den Ort.
  • Ich war auf einer Party, wo ich fast niemand kannte. Es wurde so ein lustiger und abgedrehter Abend, dass mich zum Schluss alle kannten und mich regelrecht feierten. Keine Ahnung, was ich gemacht hatte, aber alle sagten mir zum Schluss wie toll sie mich finden würden und umarmten und herzten mich, als ob sie meine allerbesten Freunde wären. Auf eine Art war das echt schräg, aber ich muss gestehen, dass das in 2020 der allerbeste Abend war und ich schon lange nicht mehr so viel Spass hatte wie an jener Feier.
  • Letztes Jahr auf dem Sommernachtsfest sagte ein betagter Herr zu mir “Sie schweben an mir vorbei wie eine Fee”. Das war echt schön.

Fortsetzung folgt

Scharlatane oder nicht?

Wir verloren innerhalb sehr kurzer Zeit zwei unserer geliebten Katzenkinder und sind noch immer in der Trauerphase.

Es beschäftigt mich auch nach wie vor die Frage nach dem “Warum”, auf die ich letztendlich nie eine Antwort bekommen werde.

Mir wurde zur Trauerbewältigung eine sogenannte Tierkommunikation empfohlen.

Ich hatte das schon vor zwei Jahren, nach dem Tod unserer MissC ausprobiert und hätte es eigentlich besser wissen müssen. Die Dame erzählte mir damals, dass MissC nun ein Kolibri wäre und das Fliegen genießen würde. Sie erzählte noch etwas über Zeichen, die ich in Form von weissen Federn von ihr erhalten sollte, weil Federn die Leichtigkeit darstellen und blablabla. Ich erkannte meine MissC in nichts des Gesagten und ich bekam auch keine weissen Federn als Zeichen. Ich sagte der selbsternannten Tiertelephatin, dass ich damit nichts anfangen könne und bekam zur Antwort, dass alles was sie gesagt hätte stimmig wäre und wenn ich das nicht verstehen würde, wäre es mein Problem.

Dass ich bei dieser “Expertin” keine Tierkommunikation mehr machen würde war also klar. Ich bekam eine andere Frau empfohlen, bei der alles ganz anders wäre.

Sie erzählte mir, dass Gizmo sich schon im Himmel befinden würde und dort in der Obhut eines männlichen Verwandten von mir sei, dass er jedoch bald wieder inkarnieren wird. Merlin dagegen wäre noch auf der körperlichen Ebene, weil unsere Trauer ihn zurück halten würde. Er hätte so früh sterben müssen, weil er im Himmel eine Aufgabe zu erledigen hätte.  Sie sehe die Farbe türkis und Blumen, ob mir das was sagen würde. Ich sagte, dass ich Lavendel in sein Grab gelegt habe und sie sagte, das wäre es dann. Mein Einwand, dass türkis und lila zwei grundverschiedene Farben sind, wurde übergangen. Ich solle eine Schatulle mit einer Perlenkette suchen. Ich sagte, dass ich so etwas nicht besitze und sie antwortete, dass ich mir dann wahrscheinlich eine Gebetskette kaufen soll. Sie sah angeblich einen roten Gummiball. Ich sagte, dass wir so ein Spielzeug nicht besitzen. Darauf hin warf sie ein, dass das dann ein Spielzeug wäre, mit dem Gizmo und Merlin jetzt im Himmel spielen würden. Ja sichi! Meine Oma hätte spätestens an dieser Stelle gesagt “die hat schneller eine Ausrede, als eine Maus ein Loch findet”. Wohl wahr! Es stimmte wieder nichts und ich erkannte keine meiner Katzen in dem Geschilderten. Sie verwechselte sogar mehrfach die Namen der Katzen. Man kann sich doch zwei Namen korrekt merken verdammt noch mal, das ist ja wohl das Mindeste.

Weil ich nach diesen Erlebnissen noch immer nicht gescheiter war, buchte ich eine Schamanin für unseren Orpheus, der seit langer Zeit an Durchfall leidet.

Wir hatten in den letzten Monaten schon vier Tierärzte, 3 Tierheilpraktiker, 1 Osteopatin und eine Akupunkteurin “durch” und niemand konnte bisher helfen. Drei Allergietests, Ultraschall, mehrfache Blut-, Urin-, und Kotuntersuchungen mit dem Anlegen von Kulturen hatte rein gar nichts gebracht. Wir probierten zig verschiedene schulmedizinische wie homöopathische Mittel aus, jedoch bis jetzt leider ohne Erfolg. In solchen Situationen greift man dann gerne nach dem letzten Strohhalm. Die schematische Heilerin erzählte mir, dass Orpheus ihr erzählt hätte, dass er deswegen Durchfall hat, weil er in seinen früheren Inkarnationen immer wieder verjagt und verlassen wurde oder früh seine Eltern verlor. Deswegen hätte er jetzt angst, dass er auch in diesem Leben wieder verlassen wird. Er wisse, dass dies nicht der Fall wäre bei uns, jedoch trägt er diese Prägung aus den früheren Leben. Er wäre aber jetzt bereit dies aufzulösen und er wäre jetzt geheilt davon. Mutter Maria hätte geholfen ihn zu heilen. Ähm… ja sichi Mutter Maria, warum nicht gleich Jesus selbst oder Gottvater. Ich glaube nicht an diese Religion und hätte das von einer keltischen Schamanin auch nicht erwartet zu hören. In dem Moment dachte ich “Oh man Margit, Du bist wieder auf die gleiche Scheisse herein gefallen”. Doch dann sagte sie, dass sie einen roten Kumpel sehen würde, der bald zu Orpheus kommen würde. Dass sie eine rote Katze sah, hat mich dann wieder hoffen lassen, dass sie doch was kann. Als ich es meinem Mann erzählte, sagte er nur “Hey die hat Dich ganz sicher gegoogelt und wenn sie Deinen Blog gefunden hat, war es ein leichtes eine rote Katze einzubauen”. Mag ja sein, dass er recht hat. Ich glaube noch immer an das Gute in den Menschen.

Tja, leider ist der Durchfall nach wie vor noch da, was ich der Schamanin auch berichtete. Zur Antwort bekam ich: “Es kann sich manchmal sofort etwas verändern, manchmal dauert es, manchmal sind weitere Schritte nötig. Bei der Lesung wurde energetisch alles, was sich uns dazu gezeigt hat, durch die geistige Welt aufgelöst. Beobachte es mal”.

Der Kommentar meines Mannes war: “Wenn Du das Geld einfach zum Klo runter gespült hättest, wäre es genauso gewesen”. Ich musste ihm versprechen, nie wieder einen Cent für so was in der Art auszugeben.

Ich klammere mich noch immer an den Hoffnungsstrahl, dass die Geistheilerin keine Scharlatanin ist und dass der Durchfall von Orpheus bald aufhört ich werde sie jedoch für “Weitere Schritte” ganz sicher nicht mehr bezahlen. Was die anderen Tierkommunikatoren betrifft, so denke ich, dass sie – bewußt oder unbewußt – das Leid der Leute (wie bei mir) ausnutzen. Wenn die das wirklich könnten, dann hätten sie zumindest etwas gesagt, was ganz klar und eindeutig von meinen Tieren kam und nicht so ein Wischiwaschi Geschwätz ins Blaue geraten in der Hoffnung, dass mal ein Treffer dabei ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Blumen in ein Grab legt ist relativ gross und auch, dass jemand ein rotes Katzenspielzeug hat. Sie sagte noch, dass sie einen Futternapf sieht, hahahaha ach wirklich? Das ist ja mal etwas gänzlich aussergewöhnliches in einem Mehrkatzenhaushalt.

Ich darf zukünftig einfach nicht mehr so dumm sein und auf solche Leute hereinfallen. Es gibt Zeiten, da wünsche ich, ich wäre skrupelloser und könnte andere ebenso abzocken. Dann wäre ich “Die große Catsania” und würde auf einem einschlägigen Kanal den Leichtgläubigen die Zukunft aus der Katzenscheisse heraus lesen. Bin ich aber zum Glück nicht, weil so möchte ich echt nicht sein!

Ich werde gerne eines besseren belehrt, denke aber, dass die Mehrheit der Geistheiler, Schamanen, Tierkommunikatoren, energetischen Heilern und wie sie sich auch nennen, nichts können. Ein vermutlich kleinerer Teil davon sind Betrüger, die die Menschen bewusst herein legen. Ich befürchte der größere Teil sind einfach Dilettanten, die glauben es zu können. Sie betrügen die Leute nicht bewusst, sondern überschätzen sich einfach selbst. Ich weiss jetzt nicht, welche “schlimmer” sind, die wirklichen Scharlatane oder die Dilettanten?

Ich glaube, es gibt ein paar ganz wenige echte “Wunderheiler”, die telepathisch mit Tieren Verbindung aufnehmen können und sie heilen können. Diese echten Könner würden dann aber auch konkrete Angaben machen, die unverkennbar und einzigartig sind, wie z.B.: “Gizmo lag jede Nacht auf Deinen Knöcheln” oder “Merlin hat Deinem Mann immer beim Sport zugeschaut”. Das wäre sowas von eindeutig und glasklar gewesen und ich hätte es geglaubt. Im Gegensatz zu “Ihr sollt bei Mondschein spazieren gehen, das hilft bei Eurer Trauer”. Das kann schon helfen, ich bezweifle jedoch stark, dass das unser Merlin gesagt hat.

Nachtrag: nach zwei Wochen habe ich der keltischen Schamanin gesagt, dass Orpheus absolut unverändert ist und noch immer Durchfall hat. Daraufhin bekam ich zur Antwort, dass es dann meine Erwartungshaltung wäre, die verhindert, dass der Durchfall aufhört. Ja prima. Also bin wieder ich die “Schuldige”, dass es nicht funktioniert. Ich denke, wenn mir jemand sagt, die Traumata meines Katers aus vergangenen Leben hätte sich komplett aufgelöst und er wäre frei davon, dann darf ich auch erwarten, dass er dann keine Symptome mehr zeigt. Ich habe für diese Geistheilung € 120,00 an Lehrgeld bezahlt. Mein Mann sagte “Wenn’s ne Gute wäre, hätte sie Dir wenigstens einen Teil des Geldes zurück erstattet, wenn ihre “Heilung” keinen Erfolg zeigt”. Ja, wenn es ne Gute wäre… aber Ausreden finden und die Verantwortung an mich abwälzen ist einfacher. Kann schon sein, dass es wirklich gute Geistheiler, Tierkommunikatoren und Sonstiges gibt, aber meine Erfahrungen mit der “anderen Fraktion” haben mir jeglichen Glauben an “Gute” genommen.

Ein weiterer Schwank aus meinem tollpatschigen Leben

Vor noch nicht all zu langer Zeit wollte eine etwas übergewichtige Bekannte ein Buch über vegane Ernährung von mir leihen. Ohne darüber nachzudenken – um ehrlich zu sein, habe ich gar nichts gedacht, wirklich nichts – lieh ich der Dame das Buch Skinny Bitch. Mein Mann schüttelte nur den Kopf und kommentierte es mit “Das hast Du nicht getan?!?”. Doch hatte ich.

Ich habe mir wirklich nichts Böses dabei gedacht. Die arme Frau hat bestimmt gedacht, ich will sie verarschen oder mache mich über sie lustig, doch davon war ich Lichtjahre entfernt. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Im Nachhinein war es natürlich peinlich und ich habe mich dafür geschämt. Sie hat nie ein Wort darüber verloren und das Buch nach kurzer Zeit wieder zurück gegeben. Es landete in einem neutralen Kuvert in meinem Postfach. Uhppps. Sie grüßt mich noch freundlich, aber zu weiteren Gesprächen kam es seither nie wieder. Ich hatte keine Idee, wie ich das richtig stellen sollte. Klar hätte ich sagen können “Du, ich war einfach doof und habe meinen Kopf nicht eingeschaltet”. Naja, ich denke das ist so oder so offensichtlich. Sie war jetzt keine gute Bekannte, sonst hätte ich das Ganze geklärt.

Aber vielleicht sollte ich diese Geschichte zum Anlass nehmen, auch nicht immer Aktivitäten Anderer auf mich zu beziehen, vielleicht hatten die ebenfalls einfach ihr Gehirn ausgeschaltet.

Ein Schwank aus meiner Kindheit

Als Kind fuhr ich jedes Jahr  mit meinen Eltern in die Berge. Während einer dieser Urlaube fuhr ich mit der Seilbahn einen Berg hinunter. Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir den Berg  hochgekommen waren, die Fahrt hinunter wird mir jedoch immer in Erinnerung bleiben. Der Sessel der Seilbahn war schon sehr alt und würde heute wahrscheinlich sofort stillgelegt werden. Mitte der siebziger Jahre nahm man das noch nicht so genau. Jedenfalls bestand die Lehne des Sessellifts aus einem Rohr. Dieses Rohr war vorne offen und damit geradezu prädestiniert dafür, dass ich meinen Daumen dort hineinsteckte. Nur leider bekam ich ihn nicht mehr raus und die Bodenstation kam näher und näher. Die Seilbahn-Mitarbeiter riefen mir schon zu, ich solle endlich abspringen. Das ging nun mal nicht. Panisch zog ich an meinem Daumen, bis er endlich wieder befreit war, und sprang gerade noch rechtzeitig ab, bevor ich gegen das Rondell geknallt wäre. Der Finger hatte alle Schattierungen von schwarz bis lila. Es gab natürlich eine kräftige Standpauke. Ich fuhr ab diesem Zeitpunkt nie wieder mit einem Sessellift.

Wenn man viel Zeit hat…

… fallen einem die absurdesten Geschichten wieder ein…

Ich kann die Geschichte heute erzählen, denn sie ist schon längst verjährt:

Als ich damals – es war ungefähr Anfang der 90er – in dem Fotogeschäft arbeitete, gab es dort eine Stammkundin. Die Frau war sehr nett und sie war ein paar Jahre zuvor Oma geworden. Enthusiastisch fotografierte sie ihren Enkel zu allen erdenklichen und unerdenklichen Gelegenheiten. Ihr Lieblingsbild war, wie der kleine Kerl in den Wald kackte. Sie ließ diese Fotografie tausendfach vervielfältigen und verschenkte sie an alle, die sie wollten oder meistens eben nicht.

Ein Kollege und ich beschlossen, dass diesem Treiben ein für alle Mal ein Ende bereitet werden müsse. Wir vernichteten das “Ach so süsse” Negativ, indem wir es mit Aceton begossen und abwechselnd mit siedend heißem und polarkaltem Wasser bespritzten. Uhhhps, das tat uns aber sooooo leid, wie konnte das nur passieren. Selbstverständlich entschuldigten wir uns für unser “Missgeschick” bei der Dame. Für den Enkel kam jedoch jede Rettung vor dieser Aufnahme zu spät. Von da an bestellte seine Oma eben Abzüge per Bild vom Bild.

Was aus der Oma und dem Kind wohl geworden ist? Die Frau müsste heute so um die 80 sein und der Enkel ungefähr Mitte Dreißig. Ich hoffe, der junge Mann hat keine Spätfolgen durch die Fotografie erleiden müssen.

 

Eine weitere schier unglaublich klingende Geschichte

Man schrieb das Jahr 1990 und es war eine sternenklare Silvesternacht. Überall feierten kultivierte Menschen den Jahreswechsel. So auch eine Gruppe junger Erwachsener, wobei das Verständnis für Kultur dort sehr relativiert war.

Die Party in der Scheune neben dem Elternhaus des Gastgebers war in vollem Gange. Es gab hausgemachten Kartoffelsalat. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich hungrig mit meinem Teller am Büffet stand, als sich eine Horde Mitglieder einer Motoradgang an mir vorbeidrängelte, mit den bloßen Händen eine Portion aus der Schüssel nahm, sich diese in den Schlund stopfte und mit einem Krug Bier nachspülte. Irgendwie war mir daraufhin der Appetit vergangen. Als einer der Herrschaften mir netterweise eine Hand voll anbot, lehnte ich aus unerfindlichen Gründen dankend ab.

Die Stimmung war schnell auf dem Siedepunkt und konnte auch nicht durch das wiederholte Auftauchen von damals noch grün-weißen Fahrzeugen und mehrfachen Einsätzen eines Krankenwagens getrübt werden.

Der erste Sanitäter musste anrücken, als einer der Gäste beim Bierholen in eine Baugrube fiel, in der das Gebräu zwecks Kühlung abgestellt war, und sich dabei den Knöchel brach. Das zweite Mal kamen die guten Samariter, als einer der Gäste über die Blumenkübel der Mutter des Gastgebers torkelte und sich dabei eine böse Armfraktur zuzog. Und zum dritten Mal erschienen sie, als der Vater des Gastgebers das neue Jahr mit Böllerschüssen aus seiner Schrotflinte begrüßen wollte und dabei versehentlich einem der Umstehenden in den Fuß schoss. Nicht nur die Sanitäter, sonder auch die Teilzeitgäste in Grün hatten alle Hände voll zu tun. Unfallprotokolle mussten aufgenommen werden und die Anwohner hatten schon zigmal um Ruhe gebeten. Als kleine Zwischenunterhaltung wurde im winzigen Jugendzimmer des Veranstalters immer mal wieder sein dort abgestelltes Motorrad angelassen, wodurch  wiederum eine Person beinahe eine Vergiftung durch die Abgase erlitt.

Einer der Nachbarn rief beim Gastgeber an und bat darum, die Musik etwas leiser zu drehen, aber jener Bitte konnte dieser nur ein müdes Lächeln abgewinnen – und er drehte noch mal um ein paar Dezibel lauter. Als das Telefon erneut klingelte, zog er aus der Küchenschublade ein Schlachtermesser heraus, kappte kurzerhand das Telefonkabel und kommentierte sein Verhalten lapidar mit den Worten: „Jetzt ruft keiner mehr an.“ Wohl wahr.

Ich schwöre, dass sich alles genau so zugetragen hat. Ohne Übertreibung. Es fand wirklich so statt.

Alles geht irgendwann einmal zu Ende

Ich sitze gerade zu Hause weil ich angehalten wurde Überstunden abzubauen- dem Coronavirus geschuldet. Die unerwartete Freizeit kommt mir heute sehr entgegen, weil ich mich etwas müde und schlapp fühle. Ich lag also gerade so auf dem Sofa und dachte über die Zeiten in meinem Leben nach, die nicht so schön waren, aber dennoch irgendwann vorüber gingen.

Als ich Mitte / Ende 20 war arbeitete ich in einem Fotogeschäft und dort gab es einen Stammkunden. Er hasste mich, ich fand ihn einfach nur grausig. Er hatte die Angewohnheit, alle weiblichen Angestellten zwar zu siezen, aber mit ihren Vornamen anzusprechen. Die männlichen Angestellten wurden immer mit ihrem Familiennamen angesprochen. Wenn er den Laden betrat, mussten alle alles stehen und liegen lassen und sofort zu ihm eilen und seinen Wünschen entsprechen. Er hatte immer eine Lodenkluft an mit Jägerhut. Den das war sein Beruf: Jäger.

Viele Jahre sprangen wir alle zu ihm, sowie er die Tür durchschritten und sich zu seinem Stammplatz begeben hatte. Von dort erteilte er dann seine Befehle. Meist in sehr barschem Befehlston. Er hatte die Angewohnheit meinen Namen regelmässig zu verballhornen und mich mit Margot anzusprechen. Es bereitete ihm sichtliches Vergnügen, zu sehen, dass ich mich immer darüber aufregte. Jeder im Laden machte gute Miene und niemand erhob je das Wort gegen den Herrn. Tja, bis zu dem Tag, an dem die kleine Revoluzzerin in mir die Oberhand gewann.

Es war ein Tag an dem der Laden randvoll war mit Kundschaft. Jeder Angestellte war beschäftigt. Er kam herein und ich stand seinem Stammplatz am nächsten, beriet aber gerade einen anderen Kunden. Für gewöhnlich hätten wir alle jeden anderen Kunden kurz stehen lassen und ihm wenigstens vorerst seine Bestellungen aushändigen müssen. Nicht so an diesem Tag. Ich ignorierte ihn. Ich wollte den sehr netten Kunden, der mich um Rat gefragt hatte und dessen alte Fotografien wir gerade bezüglich Restauration besprachen nicht wegen dem alten penetranten Sack stehen lassen. Er hatte es nicht verdient, wegen so einem zu warten. Herr…ohm mir ist sein Name entfallen!!! Obwohl er mich jahrelang gepiesackt hat, fällt mir tatsächlich sein dämlicher Name nicht mehr ein – nennen wir ihn der Einfachheit halber einfach Depp. Herr Depp zischte unwirsch zu mir herüber “Margotttt holen Sie mir sofort meine Bestellungen” und ich sagte “Herr Depp, Sie sind an der Reihe, sowie ich Zeit habe!”. Ich war über meine eigenen Courage erstaunt. Nie hatte jemand es gewagt, Herrn Depp etwas abzuschlagen. Er wurde richtig zornig und schrie mich vor allen Kollegen und Kunden an: “Margotttt, holen Sie auf der Stelle meine Bestellungen, damit ich sie durchsehen kann”. Ich blieb unnatürlich ruhig, aber nur äußerlich, innerlich zitterte ich und ich sagte zu ihm: “Mein Name ist Margit und für Sie immer noch Frau M. (mein Nachname)! Und Sie warten jetzt auch mal, bis Sie an der Reihe sind, wie normale Menschen auch!”. Er schrie wutentbrannt: “Das wird Ihnen noch sehr leid tun”. Es war mucksmäuschenstill geworden. Kaum jemand traute sich zu atmen. Er nahm seine Aktentasche, stürmte zum Treppenhaus und rannte dort schnurstracks ins Büro des Ladenbesitzers um sich über mich zu beschweren.

Ein Kollege kam auf mich zu, umarmte mich und sagte “Ich bin stolz auf Dich”, eine Kollegin sagte “Oh Margit, das wird noch Ärger geben”. Der Mann mit den zu restaurierenden antiken Fotografien schaute nur total verdutzt und ich entschuldigte mich bei ihm, dass er in dieses Geschehen hinein geraten war. Er meinte “Ich glaube, das war echt mal überfällig mit dem Typen” und grinste mich an.  Es geschah danach nicht sehr viel. Der alte Sack hatte sich zwar massiv über mich beschwert, aber was hätte mein Vorgesetzter sagen sollen. Ich hatte mich nicht falsch verhalten. Es wurde vereinbart, dass ich Herrn Depp keinesfalls mehr bedienen dürfte. Darüber war ich natürlich äußerst traurig… hahahhhaaaa.

Keine Ahnung ob der noch lebt. Vermutlich schon. Es war eine äußerst drahtige, ausgemergelte Kreatur. Sowas konserviert. Er war damals bestimmt in seinen späten 60ern und müsste dann entsprechend heute so um die 85 / 90 sein. Doch ich bin mir fast sicher, dass dieser fiese kleine Arsch noch lebt und vermutlich in einem Altersheim die Pflegerinnen tyrannisiert.

Diese Geschichte soll mir verdeutlichen dass jede beschissene Situation irgendwann vorüber war. Ich habe Herrn Depp schon seit 1997 nicht mehr sehen müssen und kann mich nicht einmal mehr an seinen richtigen Namen erinnern. So ähnlich wird es spätestens in weiteren 23 Jahren (eher schon viel früher) mit Leuten sein, die mir im Hier und Jetzt das Leben schwerer machen als es sein müsste. Wenn es also so oder so zwangsläufig in absehbarer Zeit irrelevant sein wird, dann muss es mich jetzt auch nicht belasten oder aufregen. This too shall pass. Auch dies wird vorüber gehen!