Es ist mal wieder Zeit…

… für eine mega abstruse Story aus meinem Leben.

Es war vor 17 Jahren, als ich noch eine Friseurin hatte, mit der ich auch befreundet war. Sie war nett, wenn auch mega naiv. Sie war der wandelnde Inbegriff von “Ich hab’s nur gut gemeint”. Wie wir wissen, ist “gut gemeint” echt immer Scheisse.

Ich war zu der Zeit Single und sie hatte wohl einen Kunden, der für mich schwärmte. Sie gab ihm unerlaubt und ohne zu fragen meine Handynummer. Ich habe keinen Schimmer mehr, wie er hieß, nennen wir ihn einfach Martin. Irgendwie sah der aus wie ein Martin. Er war ungefähr 5 Jahre älter als ich. Das wäre eigentlich kein Grund gewesen, aber Martin war sowas von nicht mein Typ. Er trug doch tatsächlich einen Schnauzer. Wir reden hier nicht von den 70er Jahren, sondern es war 2004 zur Hölle. Wer trug denn zu der Zeit einen Schnauzer, wenn er unter 60 war???

Er schrieb mir jeden Morgen “Hallo Du Süsse, na, wie geht es Dir, was machst Du denn heute Schönes?”. Ich wusste damals noch nichts von Ghosting und selbst wenn, hätte ich so etwas fieses nicht gemacht. Sehr nett war das, was ich mit Martin gemacht habe, jedoch auch nicht, aber nach zwei Wochen musste das ein Ende haben.

Er wollte ein Date mit mir und ich dachte mir, hier hilft nur die Holzhammermethode und willigte ein. Es war ein lauer Sommerabend und wir trafen uns im Biergarten. Das war mein üblicher Treffpunkt zum Körbe verteilen. Der Parkplatz war direkt daneben und er war nicht sehr gut besucht, so dass ich immer schnell wieder abhauen konnte. Strategisch klug wählte ich auch immer den ersten Tisch direkt neben dem Parkplatz, an dem – ausser mir – auch niemand sitzen wollte.

Er sass, wie von mir bestellt am “Katzentisch”als ich kam. Der gute Martin “strahlte” noch über beide Backen. Noch… Er erzählte mir von einer Kaffeefahrt und dass er sich dort eine Magnetfelddecke gekauft hätte. Oh mein Einhorn! Er fragte mich, was ich so in meiner Freizeit machen würde. Grober Fehler. Ich sagte ihm in aller Ernsthaftigkeit, zu der ich fähig war, dass ich schon seit Jahren nach dem Heiligen Gral suche, mich aber auch mit der Manna-Maschine begnügen würde. Er schaute etwas seltsam, aber jetzt kam ich erst richtig in Fahrt. Ich erklärte ihm, dass ich gerade Klingonisch lerne (was ich tatsächlich versucht hatte) und dass ich einen Hexenzirkel gegründet hätte (das stimmte nicht ganz, aber fast). Er war bleich geworden, beinahe grün. Ich verabschiedete mich auch recht schnell mit dem Hinweis, dass ich jetzt nach Hause müsse, um “Buffy” zu schauen, weil ich auch eine Vampirjägerin werden möchte. Letzteres stimmte nicht, aber dass ich nach Hause wollte um “Buffy” zu schauen, stimmte sehr wohl.

Ich dachte, dass ich ihn nachhaltig verschreckt hätte, aber denkste. Am nächsten Tag rief mich die Friseurin an. Der Martin hätte ihr von unserem netten Abend erzählt und dass er mich unbedingt wieder treffen wolle. Ich sagte ihr, dass sie sich gerne mit dem guten Martin treffen könne, aber ich auf gar keinen Fall ein zweites Mal. Ich sagte ihr, dass sie ihm das bitte beibringen solle und falls sie jemals wieder auf die Idee käme, dass sie irgend einem dahergelaufenen Hoschi meine Nummer geben würde, ohne meine Erlaubnis einzuholen, würde sie ihre Nummer in Riesengröße auf einem Plakat im Stadtklo wiederfinden. Das war mein Ernst und das wusste sie auch. Sie erklärte ihm, dass ich ihn nicht mehr sehen möchte, dass er niemals mein Typ sein wird und dass er sich eine andere Frau suchen soll.

Er schrieb mir ab diesem Zeitpunkt nicht mehr und das war gut so. Ich löschte auch direkt seine Nummer und dachte, “den seh ich nie wieder”. Aber dem war nicht so.

An Silvester desselben Jahres war ich mit meiner Nichte unterwegs und bekamen einen Anruf ihres Bruders mit der Bitte, ihn auf einer Veranstaltung in der Stadthalle abzuholen. Wir fuhren gleich hin und der Türsteher war so freundlich, uns unentgeltlich Eintritt zu gewähren. Wir suchten also meinen Neffen und liefen den Flur entlang, als Martin uns entgegen kam. Er starrte uns mit weit aufgerissen Augen an und murmelte etwas, was sich “Nixwieweghier” anhörte, was bei meiner Nichte und mir zu einem langen Lachflash führte. Er rannte daraufhin weg, als wäre der Teufel hinter ihm her. Vielleicht erinnerte er sich an meine Vampirjägerphantasien. Egal, ab da sah ich ihn wirklich nicht wieder. Oder vielleicht doch, keine Ahnung, ich wüsste nicht mehr, wie der aussah. Ist auch irrelevant und schon ewig verjährt. Wahrscheinlich hat der mich aber nicht vergessen, hahahahaha

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