Teuflisch

Es ist mal wieder an der Zeit für eine aberwitzige Story aus meinem Leben. Diese Geschichte hat sich vor 18 Jahren zugetragen und ist deshalb verjährt und kann erzählt werden.

Wir waren damals noch auf der Suche nach Gebrauchtimobilien und schauten ein Haus an, welches zum Verkauf stand. Die Familie, die es verkaufte, öffnete die Tür und wir sahen eine Schar voll Kinder. Die Mutter schaute aus, wie eine Amish. Sie trug einen schwarzen langen Rock, eine langärmelige Bluse und so eine Art Haube auf dem Kopf, wie eine Ordensschwester. Ich trug damals unwissentlich einen Pentagramm Anhänger um meinen Hals. Sie schaute mich an, als ob ich der Laubhaftige in Person wäre. Dennoch zeigte sie uns das Haus.

Die Immobilie war seltsam. Die Räume alle sehr schlauchartig schmal und überall hing ein Kruzifix an der Wand. Selbst die Wohn- und Schlafräume waren sehr schmal. Uns war schnell klar, dass dieses Haus für uns nicht in Frage kam, da man die Räume auch nicht erweitern konnte, durch tragende Wände, die nicht eingerissen werden konnten. Wir gingen hinaus und die Dame des Hauses zeigte uns den Garten. Vor dem Garten standen unsere Autos. Wir waren nicht zusammen zum Besichtigungstermin erschienen, sondern getrennt, da wir beide von der Arbeit kamen. Sie sah die Nummernschilder, die beide mit 666 endeten. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie uns an.

Wir sagten ihr, dass das Haus nichts für uns ist und sie atmete erleichtert auf. Ich glaube sogar, dass sie sich bekreuzigte, als wir wegfuhren. Vielleicht reinigte sie das Haus danach mit Weihrauch, wer weiss. Uns wurde das alles erst Zuhause klar und wir lachten sehr darüber, dass die Frau uns offenbar als diabolische Wesen betrachtete.

Selbigen Pentagramm Anhänger trug ich übrigens auch mal unbedarft und ohne mir Gedanken zu machen als Hochzeitsfotografin in einer Kirche. Zu allem Überfluss auch noch einen roten Hosenanzug dazu. Kein Wunder, dass der Pfarrer mich für Satans Tochter hielt und nicht aus den Augen lies. Ich glaube zu anderen Zeiten hätte er mich gerne auf einem Scheiterhaufen gesehen.

Ich trug den Anhänger schon lange nicht mehr. Eventuell sollte ich ihn mal wieder heraus kramen. Viele uralte Kirchen haben übrigens Pentagramm Ornamente angebracht, als Schutzsymbol gegen das Böse. Für mich symbolisiert es simpel den goldenen Schnitt. Symbole sind immer das, was wir daraus machen.

Unter Barbaren

Ich befinde mich mit mir mässig bekannten Menschen in einem Bus. Die näheren Umstände dazu kann ich aus Datenschutzgründen nicht erläutern.

Jedenfalls fahren wir eine Landstrasse entlang, bis es zu einem Stau kommt. Der Stau wird verursacht von einem Schäfer mit seinen Hunden und Schafen, die die Straße überqueren. Unter den Schafen sind viele Lämmer.

Herr Hinz (Name ist natürlich geändert) ruft laut “Da schnappen wir uns eines, dann haben wir ein Osterlamm. Dazu können wir dann Knödel und ein gutes Sößchen machen”. Frau Kunz (auch dieser Name ist selbstverständlich geändert) ergänzt: “Genau, so ein Lammbraten ist was Feines”.

Ich bin sprachlos. Das Einzige, was ich beim Anblick der Tiere dachte, war “So wunderschön”. Wie abgestumpft und barbarisch muss man sein, wenn man beim Anblick eines Lämmchens nur daran denkt, wie man es fressen kann! Ich hätte allerhöchstens daran gedacht es zu streicheln und zu knuddeln.

Wir fahren weiter und Herr Hinz und Frau Kunz erzählen entrüstet von einem Wolf, der irgendwo in Norddeutschland drei Lämmer gerissen hat. Der böse böse böse Wolf. Der sollte sofort abgeknallt werden.

Wie zynisch und doppelmoralisch. Wenn der Wolf die Lämmer reisst, dann ist es schlimm, aber wenn sie selbst Tierkinder essen, ist es “Tradition”. Ich will schreien, ihnen sagen, wie abartig und bestialisch ich sie finde, erinnere mich jedoch daran, dass es sinnlos wäre. Die Beiden finden sich moralisch im Recht, weil man das “schon immer so gemacht hat”.

Sie hatten mir schon die gesamte Woche – ob ich wollte oder eher nicht – erzählt, dass sie so gerne Hasen essen und dass der Kopf das beste wäre. Sie berichteten detailgetreu vom Schlachten von Schweinen und dem Kessel voll Innereien, von dem sie schwärmten. “So was Gutes”. Mich würgt es und ich kann nur mit Mühe ihr Geschwätz ausblenden.

Ich muss diese furchtbaren Menschen leider noch etwas ertragen. Es hilft ein wenig, wenn ich mir gebetsmühlenartig vorsage: “Don`t argue with Idiots!”

Kleine Randnotiz: Herr Hinz und Frau Kunz haben glaub alle Zivilisationskrankheiten, die man sich vorstellen kann. Hatten auch schon Schlaganfälle und von Osteoporosen bis Gicht echt alles. Mich wundert das nicht. Manchmal regelt Karma das doch.

Wieder was gespart

Ich bin ja momentan mit der Genesung beschäftigt. Damit meine Tage etwas strukturiert sind, habe ich mit Meditationen begonnen und italienisch zu lernen und ich laufe viel, was ich auch soll. Das kann man aber nicht tagesfüllend machen und ab und zu scrolle ich durch Insta oder schaue TV.

Was mir dabei auffällt ist, dass es anscheinend kaum mehr Menschen gibt, die nicht tätowiert sind, aufgespritzte Lippen haben, oder gar noch natürliche Augenbrauen haben.

Ich habe meine rechte Augenbraue irgendwann mal versehentlich überzupft und natürlich wachsen die Augenbrauen jetzt überall, nur dort nicht mehr. Ich kam auf die Idee, dass ich die fehlenden Haare per Permanent Make-up nachstricheln lassen könnte und fragte bei einem Kosmetikstudio nach den Kosten. Ich hatte explizit gesagt, dass ich lediglich die nicht mehr nachwachsenden 2-3 Härchen haben möchte und nicht etwa die gesamten Augenbrauen. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 300 Euro, plus noch weiteren Kosten zum nach korrigieren nach einiger Zeit. Also insgesamt vermutlich so 350 Euro.

Ich beschloss dann, mir einfach einen Microblading Stift für € 6,95 zu bestellen. Der reicht garantiert für Monate und für 350 Euro kann ich mir 50 solche Stifte kaufen. Wenn ich geschätzt zwei pro Jahr brauche, dann reicht mir das glaub vollends bis ans Ende meiner Tage. Das Risiko ist auch nicht gegeben, denn wenn ich mich vermale, dann kann ich es einfach wegwischen und gut ist es.

 

Wenn man schon als Kind mit dem saufen anfängt

Wie im vorherigen Blogartikel erwähnt, trank ich schon als Kind Alkohol. Nicht dass ich Alkoholikerin wäre, ganz und gar nicht. Doch ich habe wirklich schon als 9 Jährige begonnen Alkohol zu trinken und das kam so:

Meine Eltern mussten arbeiten und meine Oma war krank, weshalb mein Opa mit meiner Betreuung beauftragt worden war. Es war allerdings der Tag des Dorffestes und mein Opa nahm mich einfach dazu mit. Er traf sich mit seinem besten Freund und die beiden versprachen mir für jeden Schluck Wein 10 Pfennig. Um mein Taschengeld aufzubessern, trank ich einige Schlucke Wein und ich war ziemlich angeschickert, als meine Mutter mich abholte. Opa und sein Kumpel bekamen eine gehörige Standpauke von meiner Mutter. Ich schlief in dieser Nacht ausserordentlich gut und am nächsten Tag war die Episode vergessen.

Ich trank erst drei Jahre später wieder Alkohol, oder besser gesagt, ich aß ihn. Eines der Familienleibgerichte sind Waffeln mit heißem Most und Zimt. Dieses Gericht wurde zu Ehren von Gästen kredenzt und ich Kind sollte eigentlich Vanillesoße dazu essen. Heimlich löffelte ich jedoch den heißen Most mit Zimt. Als ich mittags zum Sportunterricht erschien, war ich echt besoffen und die Sportlehrerin schickte mich nach Hause und meine Eltern mussten abends beim Rektor antanzen. Es klärte sich natürlich auf und es geschah nichts. Es waren ja in beiden Fällen auch einfach nur witzige Anekdoten.

Millionenmal schlimmer finde ich da die Geschichte einer guten Bekannten. Sie hat als Baby wohl oft geschrien und geweint und um sie ruhig zu stellen, tunkten ihre Eltern den Schnuller in Schnaps und steckten ihn ihr in den Mund.

Nicht so ganz woke

Über mich kann man vieles sagen. Es gab mal eine ehemalige Kollegin, die mich eine schnippische Hexe nannte. Das stimme damals mit Sicherheit, doch bin ich das heute nicht mehr, aber ich bin glaub auch meilenweit entfernt davon, wirklich woke zu sein.

Ich bin eine privilegierte weiße cis-Frau. Ich gehöre keiner diskriminierten Minderheit an. Ich bin der Meinung, dass jeder gendern kann oder eben auch nicht. Sicher ist es dem einen oder anderen schon aufgefallen, dass ich auf meinem Block nicht gendere. Ich finde das vom Sprachfluss her einfach nicht so fließend. Das ist schon alles. Ich störe mich aber nicht wirklich dran, wenn Andere gendern. Das soll jeder halten, wie es beliebt.

Ich bin generell der Meinung, dass jeder so leben soll, wie es denjenigen glücklich macht, solange dabei niemand zu Schaden kommt. Womit ich nicht so fein bin, ist die Überkorrektheit, die immer mehr zu nimmt. Man darf anscheinend nicht mehr Obdachloser sagen, sondern Wohnungssuchender. Was ist schlimm an dem Begriff obdachlos? Die Situation ist für die Menschen verbesserungswürdig, nicht die Begrifflichkeit. Wahrscheinlich ist arbeitslos auch verpönt und wird durch arbeitssuchend ersetzt. Marienkäfer dürfen nicht mehr Marienkäfer genannt werden, sondern nur noch Sonnenkäfer. Heisst es dann jetzt auch “Schneewittchen und die 7 Schrumpfriesen”? Die Bezeichnung Riesen ist bestimmt auch inkorrekt. Was sagt man dann? Ich hab keine Ahnung. Wird Rotkäppchen zur “Heranwachsenden, die eine rote Kappe trägt”? Darf Dornröschen noch erzählt werden, obwohl der Prinz kein Einverständnis von ihr hatte, sie zu küssen? By the way, sie ist auch noch 84 Jahre älter als der Prinz. Beim gestiefelten Kater könnte man Menschen auf die Idee bringen, ihren Katern Stiefel anzuziehen…! Ich habe gelesen, dass das Wort Anreiz angeblich ein Euphemismus für Zwang wäre???!!! Genau das meine ich mit dieser Überempfindlichkeit, die mir auf den Zeiger geht.

Ich sah kürzlich einen Film – ich weiss den Titel nicht mehr, aber die Handlung war ungefähr so: Eine 17 Jährige Cheerleaderin stürzt bei einer Performance und liegt 20 Jahre im Koma. Sie erwacht als 37 Jährige und eckt überall an, weil nichts mehr so ist, wie damals. Für das Mädchen (das sie ja im Geiste noch ist) hat sich nichts verändert, die Welt jedoch ist eine gänzlich andere. Sie tappt von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

So ähnlich fühle ich mich manchmal auch. Versteht mich nicht falsch. Es geht hier nicht darum, dass ich nicht dafür bin, sensibel gegenüber Minderheiten zu sein. Ich finde nur, dass es allmählich in die falsche Richtung geht. Wie ich in meinem Blogartikel zur kulturellen Aneignung schon geschrieben habe, denke ich nicht, dass so eine Überspitzung der Sache dienlich ist. Es ist ein bissle so, wie im Bekanntenkreis. Da gibt es die Überempfindlichen, die jedes Wort auf die Goldwaage legen. Bei denen fühle ich mich nicht wirklich wohl. So ähnlich ist es im “Großen”. Wenn man immer aufpassen muss, was man sagt, weil man sonst gecancelt wird und man jedes Wort hinterfragen muss, dann verliert man dabei viel Humor, Ironie und Sarkasmus.

Ich habe mal eine Diskussionsrunde gesehen, wo Menschen mit Migrationshintergrund sich massiv daran gestört haben, wenn sie von jemand gefragt wurden, woher sie kommen. Ich kann das schon nachvollziehen, wenn sie zum Beispiel sagen “Ich komme aus Frankfurt / Berlin / Hintertupfingen / etc” und die Fragenden haken dann nochmal nach “Ja, aber wo kommst Du ursprünglich her?”. Das ist doof, weil die Menschen meistens in Deutschland geboren wurden. An sich jedoch, finde ich die Frage “Wo kommst Du her” nicht anstößig. In meiner Heimat Hohenlohe-Franken ist es normal, jeden zu fragen “Wo kumschn Du her?”. Manchmal sogar “Wemm kärschn Du?”, was soviel bedeutet wie “Wer sind Deine Eltern”. Das hat nichts Rassistisches oder Diskriminierendes an sich, sondern ist einfach ein Zeichen von ehrlichem Interesse.

Ich weiss nicht, wie es ist, einer diskriminierten Minderheit anzugehören und vielleicht habe ich deshalb kein Recht dazu, etwas zu diesem Thema zu schreiben. Es ist natürlich etwas anderes, wenn man als Veganerin als “Körnerfresser” oder “Tofutusse” bezeichnet wird, als wenn man z.B. als People of Color diskriminiert wird. Das ist nicht vergleichbar. Schon klar. Das will ich auch gar nicht. Ich denke jedoch, dass die politische Korrektheit einen Punkt überschritten hat. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu alt für den Scheiss. Ich bin einen Ticken zu jung für einen Boomer und viel zu alt für eine Millenial – ich bin irgendwo lost dazwischen und deshalb vermutlich manchmal cringe.

Ich stamme aus einer Zeit, wo man als Kind schon ab und an am Wein oder Bier nippen durfte, ohne dass das Jugendamt vor der Tür stand. Das erklärt vermutlich Einiges. Trotzdem bin ich froh, in dieser Zeit großgeworden zu sein. Wir konnten damals ohne die Überwachung der Erwachsenen spielen, bis es dunkel wurde. Das hat keine Sau gejuckt. Niemand hat uns zur Schule gebracht und abgeholt. Das ist heutzutage aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich. Gab es damals weniger Psychopaten? Ich weiss es nicht. Wir bekamen “Es geschah am helllichten Tag” vorgeführt und uns wurde massiv eingetrichtert, keinesfalls mit Fremden mit zu gehen. Ich wurde zweimal von zwielichtigen Typen angesprochen, daran kann ich mich noch erinnern. Einer wollte mich in sein Auto locken, als ich ungefähr 8 war und er war richtig wütend und fuhr davon, als ich mich strikt weigerte, obwohl er mir einreden wollte, meine Eltern hätten ihn geschickt um mich abzuholen. Der nächste Zwischenfall war viele Jahre später, als ich schon 16 war. Ich wurde von einem Mann angesprochen, ob er Bilder von mir machen könne. er versprach mir eine Modelkarriere. Ich sagte, dass ich darauf keinen Bock hätte und er trollte sich, Beschimpfungen vor sich hin murmelnd.

Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war. Beim Einhorn nicht. Natürlich musste die Sensibilisierung gegen Rassismus und Sexismus voranschreiten. Als ich nach dem Wirtschaftsgymnasium eine Ausbildung anfing, nannte mich der damalige Arbeitgeber tatsächlich “Fräulein”. In manchen Gegenden Deutschlands, waren Ende der 80er Jahre noch gefühlt die 60er am Start. Wie in “How I met your mother”, als Robin Scherbatsky in Kanada in den 90ern ein 80er Teenystar war. Vieles war früher im Argen, aber heute leider auch! Ich hatte die Hoffnung, dass das 21. Jahrhundert geprägt ist von Freiheit, Gleichheit und Einigkeit, aber gefühlt ist das Gegenteil der Fall. In vielen Ländern ist ein deutlicher Rechtsruck zu spüren. Die Gendergap besteht noch immer. Ich will nicht sagen, dass das der Überkorrektheit zuzuschreiben ist. Helfen tut es aber auch nicht so wirklich.

Zum Glück verjährt

Vor einigen Jahren fand in meiner Heimatstadt immer das Wirtefest statt. Viele ortsansässigeWirte hatten dazu in der Innenstadt Stände. Es war immer ein sehr schönes Sommerfest. Es muss eines der letzten Feste gewesen sein, als meine Nichte und ich zusammen dort waren.

Wir schlenderten gemächlich durch die Stadt und blieben am Ende der Gasse kurz stehen, um zu überlegen, was wir jetzt machen wollen. Wir standen noch keine 2 Sekunden, als ein Mann auf einem Fahrrad neben uns anhielt und uns mit “Ihr seid es wirklich” ansprach. Wir waren etwas perplex und fragten ihn, was er damit meint. Er zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche, öffnete ihn und beförderte ein laminiertes Bild zutage. Darauf waren meine Nichte und ich. Es war ein Bild aus einer dieser öffentlichen Bildergalerien und war ein Jahr zuvor auf einem anderen Fest entstanden. Es zeigte uns beide vor einem Riesenrad stehend.

Wir fragten ihn, weshalb er das Bild ausgedruckt, laminiert und in seinem Geldbeutel mit sich herumträgt und er antwortete “Weil ich es schön fand”. Damit radelte er von Dannen und wir blieben schwer verwirrt zurück.

Ich schwöre, dass es genau so geschehen ist. Ich habe nichts davon erfunden!

Die Mädle

Meine beste Freundin und ich interessierten uns für Heilpflanzen, weshalb wir uns bei einer heilkundigen Frau zu einem Kurs anmeldeten. Sie und ihr Mann leben abgeschieden nahe eines Waldes. Wir fuhren also dort hin und wurden auch freundlich begrüsst. Das Ehepaar unternahm mit uns eine Wanderung in den Wald, erklärte uns Flora und Fauna und wir stellten selbst eine Tinktur aus Wasserdost und hochprozentigem Alkohol her.

Die Frau hatte ein großes Wissen an heimischen Pflanzen und der Mann war auch recht nett. Wir freundeten uns etwas mit den beiden an und waren mehrere Male dort.  Eines Tages wurden wir zu ihrem Geburtstag eingeladen. Sie sendete uns die Koordinaten und eines nebligen Winterabends fuhren wir mit dem Auto meiner Freundin dort hin. Es war fast wie bei einem Gruselfilm, denn das Navi führte uns mitten in ein Wäldchen und letztendlich sagte die Navischlampe “Sie haben Ihr Ziel erreicht” und wir standen vor einer Blockhütte. Martina, die Pflanzenkundige (die Namen sind selbstverständlich geändert) begrüsste uns freudig und ihr Mann Peter hatte schon eine Suppe auf dem Herd. Die Hütte war voll mit Spinnweben und Dreck, was wir jedoch glücklicherweise im Kerzenschein nur vage erkennen konnten.

Wir fragten, ob wir die ersten Gäste wären und Martina antwortete, dass wir nicht nur die ersten, sondern auch einzigen Gäste wären. Das war dann doch etwas seltsam und uns wurde etwas mulmig. Peter servierte die Suppe in Kaffeetassen und Martina fing schon an, Kartoffeln zu rösten. Nach einem wirklich guten und üppigen Essen, fing Martina an zu trinken. Nicht nur ein bissle, sondern massiv. Sie trank zwei Flaschen Sekt alleine. Irgendwann war sie so betrunken, dass wir befürchteten, sie würde gegen den Holzofen fallen. Sie stolperte auch mehrfach über die Sektflaschen, die vor dem Tisch standen.

Irgendwann lallte sie noch, der Mann wurde immer stiller und meine Freundin sprach aus, was ich dachte: “Es ist jetzt echt schon spät und wir haben noch eine weite Heimfahrt, wir müssen jetzt gehen”. Martina wollte uns nicht gehen lassen und bettelte uns an, noch zu bleiben, aber es war uns wirklich langsam unheimlich dort. Wir bedankten uns für die Einladung und rannten regelrecht zum Auto. Wir waren froh, als wir wieder auf einer Bundesstrasse ankamen.

Meine Freundin sagte: “Das war echt schräg”. Dem war nichts hinzuzufügen. Martina hatte uns den halben Abend in der dritten Person mit “Die Mädle” angesprochen, obwohl wir beinahe gleich alt sind. Sie wollte kurz darauf noch, dass wir wieder zu ihr kommen, aber wir haben immer tausend Ausreden erfunden. Sie und ihr Mann sind wirklich nett, aber auch ein klitzekleines bissle merkwürdig. Irgendwann haben wir uns aber doch wieder breitschlagen lassen und fuhren zu ihr. Diesmal bei Tag. Wir waren auch nicht alleine, sondern in einer Gruppe mit anderen Leuten. Martina gab sich bei ihren Führungen wirklich grosse Mühe und es war auch sehr professionell und fundiert, was sie sagte. Dennoch blitzte immer mal wieder etwas seltsames hervor. Politische Aussagen, die wir befremdlich fanden, Weltanschauungen die nicht der unseren entsprach, Werte, die wir nicht teilten.

Auf dieser Wanderung war auch eine Frau dabei, die sehr esoterisch angehaucht war. Sie erschien in einer selbst gebatikten Haremshose und war barfuss. Sie war so hin und weg von der Veranstaltung, dass sie sich letztendlich auf einen Hügel setzte, mit weit ausgebreiteten Armen im Schneidersitz dasaß und lautstark bekundete, dass das der schönste Tag ihres Lebens wäre. Das gab uns den Rest und wir konnten seither weitere Begegnungen im Dunstkreis von Martina vermeiden.

 

Alien

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Diese sogenannten Sequester wurden mir am Dienstag aus dem Rücken operiert. Sie hatten meine massiven Schmerzen verursacht. Jetzt kann alles heilen und regenerieren. Mich erinnern die Teile irgendwie an einen Science Fiction à la “Alien” oder “Life”. Das würde wieder die Theorie des Kumpels stützen, der schon lange behauptet, dass ich eine Ausserirdische wäre.

Ich will gesund und glücklich sein. Krank sein mit Schmerzen ist nicht erstrebenswert. Ich will das Leben genießen und mich an meinem Leben erfreuen. Den Meisten ist es eh egal, wie es mir geht und viele Bekannte und Kollegen vergessen einen auch einfach, wenn sie mich länger nicht gesehen haben. In diesen Zeiten merkt man sehr deutlich, wem wirklich etwas an mir liegt. Es gab nur wenige, die mich besucht oder sich erkundigt haben, wie es mir geht und noch weniger, die am Tag der Operation an mich gedacht haben und mir alles Gute gewünscht haben. Das ist auch völlig in Ordnung, wenn sich die Spreu vom Weizen trennt. Ich bin aus dem Alter raus, wo ich viele Bekannte und Freunde brauche. Lieber Qualität statt Quantität und Schwund hat man immer.

Mein Vorsatz fürs neue Jahr ist nicht wie sonst so Zeug wie “Dünner” oder “Jünger” zu sein. Ich will einfach nur wieder gesund und schmerzfrei sein und sowas niemals wieder bekommen.

Ich werde mich aber auch – elefantös – erinnern, wer für mich da war und wer nicht und ich werde die Leute genauso behandeln, wie sie mich behandelt haben. So und so!

Das Apfelkernhaus

Auch diese aberwitzige Story ist verjährt und darf deswegen erzählt werden.

Es muss irgendwann Anfang der 2000er gewesen sein. Eine Kollegin und ich hatten eines warmen Sommertages eine Decke und Bikinis mitgebracht und sonnten uns in der Mittagspause verbotener Weise auf dem Flachdach des Firmengebäudes. Um auf das Dach zu kommen, waren wir aus dem Fenster eines Besprechungszimmers geklettert. Wir hatten Obst dabei und aßen Äpfel.

Als ich meinen Apfel verspeist hatte und nur das Kernhaus übrig war, warf ich es im hohen Bogen zum Flachdach hinunter… und hörte ein leises “Hey, was soll denn das?”. Ich schaute kurz zum Dach runter und sah, wie sich der Juniorchef der Firma die Reste des Apfels von der Schulter wischte. Ich sagte zu meiner Kollegin “schnell, leg Dich ganz flach auf den Boden und reg Dich nicht”. Ich tat dasselbe, damit man uns von unten nicht mehr sah.

Nach ein paar Minuten schauten wir wieder auf und sahen, wie der Juniorchef zum Pfad seines Hauses hoch lief und fingen an zu kichern. Genau in diesem Augenblick schaute einer der Kollegen aus dem Fenster des Besprechungszimmers “Aber halloooo, was macht Ihr denn hier?”. “Uns sonnen, das ist ja wohl offensichtlich”. Er kletterte ebenfalls auf das Dach und starrte uns unverhohlen lüstern an. Es war sehr unangenehm und wir beeilten uns, uns anzukleiden. “Aber bleibt doch noch, ist gerade so schön hier”. “Nee, lass mal”. “Kommt Ihr morgen wieder mit Euren Bikinis her?”. “Nein, ganz sicher niemals mehr”. Er schaute enttäuscht, als wir zum Fenster reinkletterten. Gerade als wir drinnen waren, sahen wir, wie der Junior sich nochmals umdrehte und den aufdringlichen Kollegen auf dem Flachdach stehen sah…

Bescheuertes Geböllere

Es fing gestern um 23:45 Uhr an und ging mit ein paar Unterbrechungen bis circa 2:30 Uhr. Teilweise hörte es sich so an, als ob jemand ein Flag Geschütz direkt vor unserer Tür abfeuern würde. Es war jedoch weiter weg.

Orpheus und Onya waren recht gechillt. Sie legten nur die Ohren etwas an. Muffin dagegen hatte große Angst. Er kauerte sich unter den Esszimmertisch und war nicht zu beruhigen. Erst als das unnütze Spektakel aufhörte, kuschelte er sich an mich und blieb die ganze Nacht in meine Arme geschmiegt.

Ich finde das Geböllere egoistisch, rücksichtslos und dumm! Ein Unterschichten “Vergnügen”. Dafür reicht die Kohle seltsamerweise immer.  Wildtiere werden aufgeschreckt, Igel aus ihrem Winterschlaf gerissen, Haustiere traumatisiert. Die Luft wird verpestet und Müll entsteht. Es gibt kein Argument für das Böllern ausser “Wir lassen uns das nicht verbieten”. Es ist nichtmal eine alte Tradition. Es wurde erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts “in”.

Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo andere zu Schaden kommen und das ist bei Silvesterfeuerwerk eindeutig der Fall. Es ist asozial, veraltet, rückständig und sollte endlich verboten werden.