Agro

Zeitweise bin ich gerade aggressiv. Leicht reizbar. Vielleicht muss halt raus, was raus muss. Manchmal trifft es Unschuldige, manchmal aber auch genau die Richtigen.

Ich bin in einem Alter angelangt, wo ich anecken darf. Ich bin schließlich eine “Schrullige Alte” Azubi. Ich bin nicht mehr das angepasste, brave Mädchen.

Ich kann ab und an laut aussprechen, was ich denke.

Es schadet nicht, zu sagen “Nein, jetzt nicht, ich habe zu tun”, oder “Darauf habe ich keinen Bock!”.

Letzte Woche war ich so gereizt, dass ich abends einer Veranstaltung fern blieb, weil sonst verbale Kollateralschäden zu erwarten gewesen wären. Vielleicht hätte ich hin sollen, dann hätte sich so manches Elend erledigt.

Es kann sein, dass mir ab und zu an der falschen Stelle ein ungepflegtes “Fick Dich doch” herausrutscht, das ist dann nicht so schön. Es schadet jedoch sicher nicht, immer öfter Grenzen zu setzen und “Nein” zu sagen, wenn ich etwas nicht möchte. Ich habe keinen Bock mehr auf lieb und nett. Das hat mich 54 Jahre nicht weitergebracht. Jetzt ist mal “frankly speaking” dran.

Früher dachte ich mir oft kleine anarchische Aktivitäten aus und führte sie auch durch. Nichts Schlimmes. Ausschließlich harmlose Streiche. Ich habe mal – das kann ich inzwischen zugeben, weil es verjährt ist – einem Kollegen jeden Tag kleine Bauernhoftiere auf den Schreibtisch gestellt. Zuerst ein Pferd, dann ein Schwein, später kamen noch Kühe und Hühner dazu. Er wunderte sich zwar, sagte aber nie ein Wort dazu. Warum ich as getan habe? Weil ich einfach Bock drauf hatte. Ein ehemaliger Kollege und ich schmuggelten auch einmal kleine Schnapsflaschen in das Schaufenster eines Modegeschäftes und mit einem anderen Kollegen veranstalteten wir in der Mittagspause ein Raclette Essen und ich brachte dazu mein Raclette mit ins Büro. Besagter Kollege aß auch mal eine Woche lang jeden Morgen einen Gyrosteller zum Frühstück und einmal – auch das ist verjährt, da über 20 Jahre her – tanzte ich in der Mittagspause tatsächlich zu einem Rapsong auf dem Bürotisch und meine damalige Kollegin sang schräg dazu.

Ich brauche anarchischen Spass. Es muss wieder mehr Schabernack in meinem Leben geben. Ich war viel viel viel zu lange angepasst. Die kleine Hippie Seele inside me muss wieder öfter an die frische Luft, dann sage ich auch nicht mehr so oft “Fick Dich doch” an passender oder unpassender Stelle.

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