Der schöne Schein

Meine beste Freundin und ich hatten heute einen Freundinnentag. Wir fuhren mit der S-Bahn in die nächstgrößere Stadt und hatten dort ein Schmink-Tutorial mit einer Stylistin in einem angesagten Laden.

Wir betraten zum vereinbarten Zeitpunkt den hippen Raum im Boho-Stil und wurden nett von einer der Angestellten begrüßt. Unsere Stylistin war noch mit einer Kundin beschäftigt und wir konnten auf einem Sofa platz nehmen und bekamen Cappuccino serviert.

Nach 10 Minuten startete unser Tutorial und meine Freundin wurde nicht nur geschminkt, ihr wurde auch gezeigt, wie sie sich typgerecht und effektiv schminken kann. Jeder einzelne Schritt wurde erklärt und sie wurde beraten zu Contouring, Rouge, Augenbrauen betonen, Setting Spray, Highlighter, Foundation und die richtige Lippenstiftfarbe. Als sie fertig geschminkt war, kam ich an die Reihe. Auch ich wurde typgerecht geschminkt mit ausführlicher Erklärung und Beratung. Zum Schluss bekamen wir beide eine Liste mit den verwendeten Produktion inklusive genauer Farbangabe und einer Art kurzer Anweisung, wie was aufzutragen ist.

Es war ein wirklich schöner Ausflug und wir haben uns sehr wohl gefühlt.

Mein Ergebnis seht ihr hier:

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Ich sehe schon anders aus, als ich normalerweise ausschaue. Es ist wirklich gut gemacht. Ob ich es selbst so hin bekomme, wage ich zu bezweifeln, aber einiges habe ich doch mitgenommen und werde es auch umsetzen können.

Es war auch nicht allzu teuer. Die Kosten hielten sich im Rahmen. Inklusive Anfahrt zahlten wir knapp über 70 € / Person.

Doch jetzt, am Abend, wenn ich das Bild genau betrachte, dann sehe ich wieder überkritisch die “Zornesfalten” zwischen den Augen, die “Krähenfüße” und die Mitesser auf der Nase, die ich partout nicht los bekomme, egal was ich probiere (und ich habe schon viel ausprobiert). Der Quatschkopf in meinem Hirn flüstert mir zu “Und das ist schon die (professionell!!!) geschminkte Version von Dir und (ganz leicht) retouchiert hast Du es auch noch. Ungeschminkt und unbearbeitet hast Du viel tiefere Denkerfalten und noch mehr Krähenfüße.”

Das hat zur Folge, dass ich mich alt, hässlich und fett fühle. Das dysmorphophobe Syndrom schlug wieder mit voller Wucht zu und ich weiss nicht, was ich dagegen tun soll.

Morgen schaut die Welt hoffentlich wieder anders aus und der Quatschkopf hält dann vielleicht seine fiese Fresse. Ich hasse dieses elende Arschloch!

Hier noch das unbearbeitete “Vorher”-Bild:

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