Falknerei, Zirkusse und co

Eine Bekannte wies mich vergangene Woche auf eine Falknerei hin, die auch Fotoshootings mit den dort lebenden Vögeln anbietet, quasi als Anregung für Shootingideen. Die Bilder sind zugegebenermaßen auch echt toll. Daraus entstand eine kleine Diskussion um das Für und Wider von Falknereien. Die Bekannte argumentierte, dass das Halten von Hunden, Katzen und Pferden auch nicht artgerecht ist. Das stimmt und auch den Hinweis, dass meine Katzen im “goldenen Käfig” leben, lasse ich zu. Das ist Fakt.

Dennoch sehe ich es bei einer Falknerei differenzierter. Die genannte Einrichtung ist sicher vorbildhaft und den Tieren geht es dort gut. Es sind und bleiben jedoch wilde Tiere. Im Gegensatz zu Hunden, Katzen und Pferden, die seit Jahrtausenden domestiziert wurden. Unsere Katzen hätten in der freien Natur dieselbe Überlebenschance, wie ich im Dschungel von Papua Neuguinea, nämlich Null. Ich gehe mit meinen Katzen auch nicht auf Beizjagd. Der Vergleich hinkt. Ein Pferd ist auch auf menschliche Obhut angewiesen, wenn es kein Wildpferd ist, das noch nie in Gefangenschaft gelebt hat. Bei Hunden ist es ähnlich. Es sind Hunde und keine Wölfe. Meine Katzen sind auch keine Wildkatzen sondern sehr verwöhnte Hauskatzen.

Selbst in den veganen Reihen gibt es Verfechter von “Artgerecht ist nur die Freiheit”. Allerdings sieht man ja selbst beim Wolf, dass ein harmonisches Miteinander mit den Menschen nicht einfach ist. Man stellt sich die “Freiheit” auch oft sehr verklärt vor. Ich habe schon Kastrationsaktionen in Streuner Kolonien mit durchgeführt. Die Katzen sind oft krank, nicht selten gibt es Inzest und ein “schönes Leben in Freiheit” sieht definitiv anders aus. In vielen ärmeren Gegenden der Welt gibt es neben Hunden und Katzen auch ausgesetzte Pferde die sich von Müll ernähren müssen, weil die ehemaligen Besitzer es sich nicht mehr leisten konnten, sie zu halten. Es ist ein täglicher Kampf ums Überleben und hat mit romantischer Freiheit rein gar nichts zu tun.

Gänzlich anders sieht es bei Raubvögeln aus. Auch wenn sie nicht mit drastischen Maßnahmen gezähmt wurden, sind es dennoch wilde Tiere und keine domestizierten Arten. Das ist für mich ok, wenn die Tiere gerettet und vom Menschen aufgezogen wurden, weil die Eltern starben und sie sonst gestorben wären. Es gibt ja viele Aufzucht- und Auffangstationen für Wildtiere. Wenn diese Tiere – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr aus gewildert werden können, ist das völlig ok, wenn sie in menschlicher Obhut leben.

Ich kenne eine junge Frau, die einen zu dünnen Igel aufgenommen hatte. Er wollte nie wieder von ihr weg und lebt nun schon seit Jahren bei ihr. Sie hatte versucht ihn auszuwildern, aber er kam immer wieder zurück und nun lebt er eben mit ihren Katzen im Garten. Solche Geschichten gibt es viele, auch mit Eichhörnchen, Waschbären, Raben, Bussarden, Falken etc. Das sind Mensch-Tier-Freundschaften, wo sich die Tiere freiwillig dazu entschieden haben bei ihren Menschen zu bleiben.

Bestimmt liebt der Falkner seine Tiere auch und sieht sie nicht nur als Gelderwerb. Vermutlich lieben auch viele Zirkusbesitzer oder Betreiber von Pferdeshows ihre Tiere genauso wie ich meine Katzen, dennoch ist es etwas anderes, wenn die Tiere Kunststücke vorführen müssen. Wenn das ein Tier gerne und freiwillig macht, ist es für mich auch ok, aber ich glaube, das sind die Wenigsten. Deshalb hinkt der Vergleich auch hier. Ja, meine Katzen leben auf 145 Quadratmeter und 16 Quadratmeter Außengehege obwohl sie in der Natur einen Radius von mehreren Kilometern hätten. Sie sind aber auch vor Verkehrsunfällen, Psychopaten und Diebstahl beschützt und müssen niemals Kunststücke aufführen, sondern können den lieben langen Tag tun und lassen, was immer sie möchten.

Irgendein schlauer Mensch sagte mal, dass man Tiere so behandeln soll, dass man im Falle eines Rollentauschs prima zurecht käme. Ich beneide meine Katzen oft um ihr “freies, selbstbestimmtes” Leben, das ich so gar nicht habe. Oder um es mit den Worten einer Freundin auszudrücken: “Wenn ich wiedergeboren werde, möchte ich als Katze bei Menschen wie Euch leben”.

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