“Ich verstehe nicht, wie man so leben kann”

Diesen Satz bekam ich diese Woche in Bezug auf meine vegane Lebensweise zu hören. Ergänzt wurde er noch mit “Auf Fleisch könnte ich nie verzichten”.

Was soll ich auf sowas sagen. Am besten Nix. Die Person meinte dann noch, dass es unmöglich wäre, wenn Eltern ihren Kindern ihre Ansichten aufzwingen. Dazu musste ich mich äußern. Ich sagte, dass meine Kinder Karnivoren sind und auch so ernährt werden. Ich sagte der Person, dass Eltern ihren Kindern immer bewußt oder unbewusst ihre Ansichten indoktrinieren. Egal ob Lebensansichten, Essgewohnheiten, Religionen oder die favorisierte Fußballmannschaft. Kindern Fleisch aufzuzwingen ist nach Auffassung der beschriebenen Person übrigens keine Indoktrinierung. Das ist lustig und eine beliebte und spassige Anekdote wurde noch zum besten gegeben, wie diese Person das Kind einer Vegetarierin immer heimlich mit einer Scheibe Wurst füttert.

Ich wäre froh gewesen, wenn mir als Kind die angeborene Tierliebe nicht abtrainiert worden wäre. Auch ich wurde als Kind von den Erwachsenen dafür gelobt, wenn ich Fleisch ass. Den Erwachsenen war es ebenfalls als Kind antrainiert worden, dass es “normal” ist, Tiere zu töten und zu essen. Ist es aber nicht. In der Steinzeit war das vielleicht einmal überlebensnotwendig, aber auch dann wurde nur soviel genommen, wie zum Überleben benötigt wurde. Ich glaube nicht, dass ein Steinzeitjäger so zum Spass die Hälfte des Wilds im Wald erlegte und nur einen Buchteil davon ass und den Rest vergammeln lies. Das Wild wurde auch vor dem Töten nicht noch ewig in eine enge Höhle gesperrt und dann lebendig in eine giftige Grube gestoßen. Soetwas macht nur der “moderne” Mensch. Die Tierausbeutung wurde in den vergangenen Jahren immer perfider und abartiger. Tiertransporte, immer größere Massentieranlagen, immer engere Ställe. Die sogenannten Nutztiere wurden zur Ware degradiert und Tiere sind per Gesetz noch immer eine “Sache”. Es sind aber keine materiellen Dinge, sondern fühlende Lebewesen. Sie fühlen Schmerz, Angst, Trauer – genauso wie wir Menschen. Wir haben nicht das Recht ihnen all das anzutun. Es ist unmenschlich, grausam und gewalttätig und wenn wir als Gesamtspezies nicht damit aufhören, wird es unser Untergang sein.

Wenn die hier beschriebene Person von “Gutem Essen” spricht, auf das dieser Mensch angeblich keinesfalls verzichten kann, dann sehe ich das Lebewesen, das dieses “Essen” einmal war. Es wurde lange lange lange vor Ablauf seiner natürlichen Lebensspanne für den persönlichen “Genuss” dieses Menschen und anderer seiner Art hingerichtet, ohne jemals etwas verbrochen zu haben. Meist im Kindes- oder Jugendalter. Erwachsen werden Nutztiere nur als Milchkühe oder Legehennen, was wiederum jahrelanges Siechtum bedeutet. Ohne je Tageslicht zu sehen in engen Ställen, angebunden, so dass sie sich nur wenige Meter (wenn überhaupt) bewegen können. Oft in den eigenen Exkrementen stehend. Nur für den Gaumenkitzel von Leuten, die sich einen feuchten Kehricht für ihr Leid interessieren und denen es egal ist, wie die Tiere leben mussten, bevor sie zerstückelt auf deren Tellern gelandet sind.  Das ist aber kein “Essen”, sondern ein Lebewesen. Ich hoffe inständig auf Cultured Meat. In den Vereinigten Staaten ist schon ein marktreifes Katzenfutter erhältlich und zwar aus Maus-Zellen. Ich freue mich schon darauf, dass es bald auch hier erhältlich sein wird, damit mein tägliches Dilemma gelöst wird. Ich selbst werde auch kein Clean Meat essen, weil ich es eh noch niemals gerne gegessen habe, aber für die IchkannniemalsaufFleischverzichten-Fraktion ist das die vermutlich einzige Lösung, die Massentierhaltung in naher Zukunft abzuschaffen.

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