Letzte Woche hatte ich ein lustiges Erlebnis. Wir sassen in einer größeren Runde und Person X sagte “Wenn man so jung ist, wie die Margit, dann betrifft einen so ein Thema noch nicht” (es ging um den Ruhestand). Ich sah Person X entgeistert an und sagte “Wir sind doch fast gleich alt”. Person Y ergänzte “Margit ist älter als Du”. Wir stellten fest, dass ich tatsächlich 2 Jahre und drei Monate älter bin als Person X. Person X war fassungslos und äußerte den Satz, den ich in der Überschrift geschrieben habe. Ich war in Versuchung zu antworten “weil ich Veganerin bin”. Ich unterließ es und das war auch besser so, weil es so nicht stimmt. Vielleicht beeinflusst es mein Aussehen, aber ich tue auch viel für meine Haut mit Kosmetik, das meiden der direkten Sonne und ich war noch nie in meinem Leben in einem Solarium und werde es auch nie betreten. Und ich habe das, was die Stars gerne von sich geben, nämlich “gute Gene”. Meine Mutter hat mit ihren 87 Jahren tatsächlich noch eine relativ faltenfreie Haut und mein Papa war bis er starb groß und schlank. Ich habe das Aussehen von meinem Vater geerbt und die gute Haut von meiner Mutter. Mein ältester Bruder ist über 60 und hat keinerlei grauen Haare. Das ist alles genetisch bedingt. Dafür färbe ich meine Haare schon seit ich Anfang 30 bin, weil die grauen Borsten schon sehr früh wuchsen.
Klar, es kann dazu beitragen, dass man gesünder ist und frischer ausschaut, wenn man vegan lebt, weil man sich meistens (ganz sicher nicht immer) mehr mit der Nahrung auseinandersetzt, die man zu sich nimmt. Wir essen viel bio und kochen jeden Abend frisch. Wir essen selten Convenience Food und auch Süssigkeiten sind Mangelware. Gänzlich verbannen tun wir sie aber nicht. Ab und zu gibt es Schokolade und Eis und auch Alkohol. Wir schlafen auch nicht immer genug und ich bin ein absoluter Sport Muffel. Ich bin vermutlich einer der unsportlichsten Menschen der Welt. Ich habe aber noch keine Sportart (ausser tanzen) gefunden, die mir Spass macht.
Ich kenne Veganer, die haben 1 zu 1 ihre früheren Essgewohnheiten beibehalten. Nur sind die Nürnberger Rostbratwürste inzwischen aus Seitan. Dünn sind sie nicht und sie sehen auch nicht sehr gesund aus. Ich kenne eine Veganerin, die ist jedoch so dünn, dass ich sie am liebsten füttern würde, jedesmal wenn ich sie sehe. Dünne Ärmchen und Beinchen, wie bei einem Insekt. Gesund ist das bestimmt auch nicht wirklich. Das ist aber auch nicht die Intention. Alle Veganer, die ich kenne (bis auf ganz wenige Ausnahmen) sind aus ethischen Gründen vegan geworden. Nicht weil sie schöner, gesünder oder dünner sein wollten, sondern weil sie nicht mehr für das Leid der Tiere mit verantwortlich sein wollten. Weil ihnen klar war, dass sie für das Kückenschreddern, dem Wegsperren der Kälbchen in Iglus und letztendlich dem frühen Schlachten der männlichen Kälber, der grausamen Haltungsbedingungen und der Ausbeutung mit verantwortlich sind, durch ihren Konsum.
Vegan macht einen nicht unbedingt schöner, schlanker, gesünder. Mir hat es jedoch meinen Seelenfrieden ein Stück weit zurück gebracht. Ich bin nicht mehr mit verantwortlich für all das Leid. Ich bin aus dem System Tierausbeutung und Tötung raus, soweit ich es vermeiden kann. Ganz vermeiden werde ich es nicht können, solange ich nicht Selbstversorger bin. Auch bei der Ernte werden Tiere unbeabsichtigt getötet. Zwar gibt es immer mehr Einsätze von Drohnen, die das deutlich verringern, aber ganz vermeiden kann man es nicht. Ich habe auch schon nachts im Dunkeln eine Weinbergschnecke zertreten, was mir unendlich leid tat und ich habe einmal einen Vogel überfahren. Ich hatte das nichtmal bemerkt. Erst als die Nachbarskatzen an meinem Kühlergrill die Reste rausholten, bemerkte ich es. Auch das tat mir sehr leid. Es macht aber einen Riesen Unterschied, ob es sich um einen Unfall handelt, oder ob man Tieren mit Absicht lange Zeit vor Ablauf ihrer natürlichen Lebensspanne das Leben nimmt.
Die Menschheit hat noch immer nicht begriffen, dass wir die Hüter des Planeten sein sollten und nicht die Zerstörer. Wir sind für unsere Tiergeschwister verantwortlich und wir sollten dafür sorgen, dass ihnen kein Leid geschieht. So wie die Bishnoi es vorleben. Sie haben verstanden, wozu wir hier auf diesem Planeten sind. Wenn wir alle wie die Bishnoi leben würden, wäre die Erde das Paradies. Ich glaube ja noch immer, dass der Sündenfall nicht das Essen eines Apfels war, sondern das absichtliche Töten eines Tieres.