Sei Du selbst

Das ist einfach gesagt. Wenn ich wirklich und wahrhaftig mein “Wahres Ich” rauslasse, würde ich bestenfalls als egozentrisch gelten, schlimmstenfalls in einer Zwangsjacke enden.

Wenn ich mich nicht “zurücknehmen” und auf Konventionen, die “Anderen Leute” und den aktuell gültigen Zeitgeist pfeifen würde, könnte es schon sein, dass ich ab und zu in Ballkleidern oder meinem Rotkäppchenkostüm anzutreffen wäre. Ein Krönchen zur Arbeit und meine Katzenmaske als Mund-Nasen-Schutz wäre durchaus im Rahmen des möglichen. Das wären aber nur Äußerlichkeiten. Gravierender wären die “inneren Werte”. Mein wahres Selbst ist nämlich nicht so zurückhaltend, nett, freundlich und angepasst. Die innere Sau, die ich rauslassen muss, ist aufmüpfig, rebellisch, unangepasst, politisch inkorrekt, oftmals gnadenlos ehrlich, wütend. Die echte Margit ist auch nicht dieses unsichere Wesen, das mir unglaublich auf den Zeiger geht. Ich bin im Grunde nicht so ängstlich und ohne Selbstvertrauen.

Ich bin in einem Alter angelangt, wo die Zeitspanne, die mir noch bleibt vermutlich kürzer ist, als die schon gelebten Jahre. Wenn die Zeit knapper wird, hat das den Vorteil, dass man mehr und mehr das aus seinem Leben eliminiert, was nicht mehr taugt. Ich bin viel kompromissloser geworden als in meinen 20, 30 und auch noch in den 40ern. Mein Harmoniebedürfnis schwindet ebenfalls. Ich muss nicht mehr mit jedem können und es muss mich wahrlich nicht mehr jeder mögen. Ich ecke jetzt gerne mal an und mach mir nicht mehr so einen Kopf darum wie früher. Was raus muss, muss halt ab und zu raus.

Es gibt jetzt auch Phasen, in denen ich nicht nur “Fick Dich doch” denke, sondern es auch sage. Vielleicht ist das so eine Art Superkraft, die ich jetzt habe. Kürzlich fand ich auf Insta einen Spruch: “You will be the most tempted to quit when you are the closest to your calling”. Dann bin ich wirklich sehr nah dran an meiner Berufung, denn ich würde lieber heute als morgen alles hinschmeißen. Vielleicht eines schönen Tages, werde ich Tabula Rasa machen. Ich weiss zwar nicht, wie es danach weiter gehen kann, aber vielleicht muss das Alte und Unnütze erst verschwinden, damit Platz für Neues entsteht. Mein Sicherheitsbedürfnis schwindet ebenfalls und das ist gut so.

Mark Darcy sagt in Teil 1 zu Bridget Jones, dass er sie genau so mag, wie sie ist. Gerade sah ich im Netz einen ebenfalls passenden Spruch dazu: “Wer Dich wirklich mag, mag Dich so, wie Du Biest”.

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