Das Fest der toten Lämmer

Ostern – eigentlich das Fest, das an die Kreuzigung und Auferstehung Jesu gedenken soll. Es ist aber eher das Fest des Lammbratens und der Eiersuche geworden.

Und da ist noch die Pandemie. Ein Virus. Eine sogenannte Zoonose. Vom Tier auf den Menschen übertragene Krankheit.

Heute bin ich unendlich traurig, wenn ich all die Posts auf Insta  oder sogar im WhatsApp-Status von Bekannten sehe, die munter ihre Leichenteile auf dem Grill fotografieren und die Hoffnung schwindet, dass die Menschheit aus der Situation lernen wird. Ich fürchte, es wird danach gerade so weitergehen, vielleicht sogar noch schlimmer nach dem Motto “Jetzt erst recht”: Sie werden Leute wie mich weiterhin als Spinner ab tun, die ihrer Meinung nach der Narrenzunft angehören und Tiere essen, als ob es kein Morgen geben würde.

Wann hört diese Barbarei endlich auf! Vermutlich keinesfalls zu meinen Lebzeiten. Das Töten und Ausbeuten wird weitergehen. Die meisten Menschen scheren sich nur um sich selbst. Zuerst kommen hellhäutige Männer. Das ist die “Elite”, dann kommen vielleicht noch hellhäutige Frauen. Das sind aber schon Menschen zweiter Klasse, auch heute noch im Jahre 2020. Der Rest der menschlichen Rassen kommt unter ferner liefen und ganz zum Schluss die dunkelhäutigen Frauen. Nach den dunkelhäutigen Frauen kommen dann die Tiere in der vom weissen Mann festgelegten “Hierarchie” des Patriarchats.

Die Menschheit hat als Hüter der Natur und der tierischen Geschwister komplett versagt und der Virus war nur eine Frage der Zeit. Es war nie die Frage ob so eine Pandemie entsteht sondern lediglich wann.  Vielleicht ist es wirklich so, wie bei dem “Witz” wo sich zwei Planeten unterhalten und der eine sagt “Ich habe Menschen” und der andere antwortet “Ach das, das geht auch vorbei!”

… und doch sind da Menschen, denen es nicht egal ist, was mit den Tieren geschieht. Wir können leider nicht alle retten, das steht unglücklicherweise nicht in unserer Macht, aber jedes einzelne Leben ist wertvoll und ist es wert gerettet zu werden. Für diese Tiere macht es einen riesigen Unterschied und vielleicht denkt der eine oder andere doch über sein Verhalten nach und erkennt den Zusammenhang zwischen dem “geselligen Angrillen” und dem damit verbundenen Tod eines anderen Wesens, das genauso leben wollte.

Ein Schwank aus meiner Kindheit

Als Kind fuhr ich jedes Jahr  mit meinen Eltern in die Berge. Während einer dieser Urlaube fuhr ich mit der Seilbahn einen Berg hinunter. Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir den Berg  hochgekommen waren, die Fahrt hinunter wird mir jedoch immer in Erinnerung bleiben. Der Sessel der Seilbahn war schon sehr alt und würde heute wahrscheinlich sofort stillgelegt werden. Mitte der siebziger Jahre nahm man das noch nicht so genau. Jedenfalls bestand die Lehne des Sessellifts aus einem Rohr. Dieses Rohr war vorne offen und damit geradezu prädestiniert dafür, dass ich meinen Daumen dort hineinsteckte. Nur leider bekam ich ihn nicht mehr raus und die Bodenstation kam näher und näher. Die Seilbahn-Mitarbeiter riefen mir schon zu, ich solle endlich abspringen. Das ging nun mal nicht. Panisch zog ich an meinem Daumen, bis er endlich wieder befreit war, und sprang gerade noch rechtzeitig ab, bevor ich gegen das Rondell geknallt wäre. Der Finger hatte alle Schattierungen von schwarz bis lila. Es gab natürlich eine kräftige Standpauke. Ich fuhr ab diesem Zeitpunkt nie wieder mit einem Sessellift.

Jammern auf sehr hohem Niveau

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Das bin ich auf unserer Terrasse sitzend. Seit drei Wochen arbeite ich nun im Homeoffice. Es ist ok, aber ich vermisse meine Kolleginnen (nicht alle, aber ein paar wenige schon, hahaha). Den zwischenmenschlichen Austausch, das tägliche Kaffeetrinken und Lachen mit einem Kumpel, ja selbst die Begegnungen im Bus. Ich dachte immer Homeoffice wäre cool, aber ich habe herausgefundenen dass es ziemlich einsam ist.

Ok, nicht ganz einsam. Da sind meine flauschigen Mitbewohner, die täglich mehrfach kontrollieren, was ich den ganzen Tag so arbeite. Heute hat meine kleine Prinzessin ausversehen fast eine Datei gelöscht. Sie sprang leichtfüßig aus dem Stand heraus auf mein Laptop. Sie maunzte mich allerliebst an und ich konnte ihr nicht böse sein. Mein zweitältester Sohn hat letzte Woche auf ähnliche Weise beinahe eine frisch erstellte Agenda ins Nirvana befördert. Aber einen Blick in diese Augen und alles ist vergessen. Anstatt zu schimpfen nehme ich sie in den Arm und knuddele sie.

Mein Mann ist natürlich auch noch da und wenn wir beide telefonieren wird es schon mal laut. Groß ausweichen können wir aus Ermangelung an Tischen auch nicht. Letzte Woche hatte mein Mann einen freien Tag und der jüngste Kater hatte wieder eindeutige Frühlingsgefühle und berammelte den Arm meines Mannes und zwar unter lautstarkem Geschrei. So kann ich nicht arbeiten! Heute dachte ich, ich bin besonders schlau und wollte auf der Terrasse arbeiten, aber ich hatte vergessen, dass die Nachbarskinder Ferien haben. Ausserdem sass die Prinzessin am Fenster und schrie herzerweichend nach mir. Nach 10 Minuten ging ich schnell wieder ins Haus und das kleine Töchterchen war wieder glücklich.

Ich weiss natürlich, das ist wirklich jammern auf allerhöchstem Niveau. Ich kann noch arbeiten und wir sind alle gesund und Familie und Freunde sind auch alle gesund. Soweit also alles im grünen Bereich. Dennoch, ich vermisse Familie und Freunde. Klar kann man skypen und telefonieren und whatsappen, aber es ist nicht dasselbe.

Zumindest trug ich heute wieder normale Klamotten und hatte den Schlafi nur noch nachts an. Geschminkt habe ich mich jedoch nicht, trotz einer Webkonferenz mit zwei Kolleginnen. Sie haben es mir nicht übel genommen.

Smells like teen spirit

Heute ist der 26. Todestag von Kurt Cobain. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich von seinem Tod erfuhr. Ich jobbte damals in einem Fotogeschäft und wir hatten dort immer das Radio laufen. Nirvana war und ist meine Lieblingsband. Die Todesnachricht traf mich damals wie ein Blitz. Obwohl ich Kurt Cobain natürlich nicht persönlich kannte, war ich ehrlich betroffen.

Wo er wohl jetzt ist? Ob er schonl wieder reinkarniert ist?

Zu seinem Gedenken habe ich meine Lieblingslieder angehört: Lithium, Come as you are, Smells like teen spirit. Zeitlos schön.

 

 

Die Kultur von Angst und Kontrolle

So wie es jetzt weltweit im Großen geschieht, so ist es auch ganz oft im Kleinen. Da ist die Abteilung (natürlich rein fiktiv und Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten sind rein zufällig), die ihre Mitarbeiter auf Schritt und Tritt kontrolliert. Eine Umgebung in der eine Kultur aus “Ich darf auf keinen Fall Fehler machen” herrscht und man gerade dadurch erst recht viele Fehler macht. Jeder noch so klitzekleine Fehler wird dann ewig vorgehalten und unter die Nase gerieben – auf immer und ewig.

Ein von mir sehr geschätzter ehemaliger Vorgesetzter sagte einmal zu mir “Ich werde den Teufel tun, Dich zu kontrollieren. Wenn ich Dich ständig kontrollieren würde, würden Dir nur Fehler unterlaufen. Das ist so”.

Er hatte recht. Als ich mit ihm zusammen arbeitete, unterliefen mir auch höchst selten Fehler und wenn, dann fiel es entweder keinem auf oder man sah einfach darüber hinweg oder schmunzelte gar darüber, weil keiner pedantisch veranlagt war.

Es wirkt sich im Kleinen auf die Beteiligten in Form von schlaflosen Nächten, Angstzuständen und Magenschmerzen aus. Oder neurologischen Störungen in Händen und Beinen. Man will nicht mehr dort hin, man will seine Finger nicht mehr dafür rühren.

Das ist jetzt ein banales alltägliches Beispiel über einen ungeliebten Arbeitsplatz. Nichts Gravierendes, nichts was man nicht ändern könnte. Doch was hat es im Großen auf uns als Menschen im Gesamten für eine Wirkung, wenn wir schon im Kleinen solche Reaktionen zeigen?

Es herrscht derzeit Angst. Angst davor, dass geliebte Menschen durch das Virus sterben könnten. Angst, dass die Finanzmärkte zusammen brechen, Angst, dass sich die wirtschaftliche Situation drastisch verschlechtert. Angst, dass der Staat unsere Grundrechte dauerhaft empfindlich beschneidet. Aber nicht nur diese Ängste, sondern auch so Befürchtungen wie “Wann werde ich meine Familie wieder sehen?”, “Wird meine Oma depressiv werden, wenn sie nicht besucht werden darf?”, “Wann werde ich wieder etwas mit Freunden unternehmen können?”.”Wird es die nächsten Jahre wieder eine Zeit geben, wo wir unbeschwert Familienmitglieder und Freude umarmen können?” , “Werden wir nachhaltig ängstlicher und vorsichtiger sein im sozialen Umgang?”

Was wird dieser Virus mit uns machen? Werden wir uns entfremden und wird es noch mehr Nährboden für Fundamentalisten und Faschisten geben? Oder ist es eine Chance, zusammen zu finden, zusammen zu halten und uns als Menschheit weiter zu entwickeln? Werden wir lernen, dass in allem Materiellem weniger mehr ist und dass eine Wirtschaft, die auf immer weitere Gewinnsteigerung basiert keine Option mehr ist. Wir werden sehen. In ein paar Monaten sind wir schlauer. Ich habe noch immer die Hoffnung, dass wir daraus lernen, was wirklich wichtig ist und was zählt und dass wir alles andere aufgeben, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Was könnte die (selbstverständlich komplett fiktive) oben erwähnte Abteilung daraus für eine Lehre ziehen? Dass unwichtiger und pedantischer Firlefanz die Welt nicht untergehen lassen wird, genauso wenig wie ein Virus namens Covid-19.

I`m an alien, I`m a little alien

Ein Kumpel meines Mannes sagte vor ein paar Wochen (als die Welt noch eine andere war) “Ich glaube Du bist ein Alien und wenn irgendwann mal das Mutterschiff kommt und Dich abholt und es kommt groß in den Nachrichten, dann denkt an meine Worte, denn dann werde ich allen sagen, ich habe es schon immer gewußt”

Ich fand das so witzig und lasse das jetzt einfach mal umkommentiert so stehen.

Voll versagt

Es gibt Situationen in denen ich regelmässig komplett versage. Es ist wie früher in der Schule vor Prüfungen. Alles was ich wusste und gelernt hatte, war wie weggewischt. Die Prüfungskommission saß vor mir und ich redete nur unverständliches Kauderwelsch. Die Prüfungskommission steht in diesem Fall als Metapher für andere oft auch alltägliche Begebenheiten.

Seien es Jahresgespräche, Vorstellungsgespräche, Bewerbungsgespräche…  in all dem bin ich einfach nur mega schlecht. Ich  stottere, rede irgendeinen Blödsinn, verhaspele und verheddere mich und ich versaue es. Ich kann mich nicht gut verkaufen.

Ich kann mich an unzählige solcher Geschichten erinnern:

Ich musste einmal eine Schreibmaschinenprüfung ablegen.weil ich irgendwann in der 11. Klasse Physik abgewählt habe, zu Gunsten von “Masch”, wie das Fach bei uns Schülern umgangssprachlich hieß. Ich konnte das recht gut, aber nicht am Tag der Prüfung. Ich war so voller Angst, dass ich mich so verkrampfte, dass ich meine Finger nicht mehr bewegen konnte. Es war, als ob ich Gicht im Endstadium hätte. Ich war unfähig auch nur ein paar Buchstaben zu tippen. Ich hatte – mal wieder – nicht funktioniert.

Bei meiner Prüfung zur fremdsprachlicher Wirtschaftskorrespondentin bekamen wir Prüflinge einen Auszug aus “das Kapital” zum übersetzen. “Ein Gespenst geht um in Europa…”. Dieser Text wurde aus historischen Gründen ausgewählt, weil die Prüfung am 17. Juni stattfand. Es war 1997 und niemand hatte zu der Zeit mit so etwas gerechnet. Dementsprechend hoch war auch die Durchfallquote. Davon war ich zwar nicht betroffen, aber ich musste die wirklich nicht so gute Note mit einer mündlichen Prüfung ausgleichen, was mir zum Glück auch gelang. Damals war ich zwar auch kurz vor einem Blackout, wie sonst immer in Prüfungen, aber ich konnte das Schlimmste verhindern und mich einigermaßen zusammen reißen.

Es folgte ein wirklich massiv peinliches Vorstellungsgespräch vor einigen Jahren bei einer Ventilatorenfirma. Ein Mitarbeiter führte mich während des Vorstellungsgesprächs durch die Produktionshallen und zeigte mir einen großen Ventilator mit den Worten “Haben Sie jemals so einen großen Ventilator gesehen?” und was machte ich? Ich sagte geistesgestört “Ja, so einer ist in der Eingangshalle der Men in Black”. Ich habe noch selten so einen verstörten Blick gesehen… überraschenderweise wurde ich noch zu einem weiteren Gespräch dort eingeladen, das dann noch schräger wurde, aber davon will ich vielleicht ein andermal erzählen.

Was soll ich sagen, ich habe ein Händchen für Fettnäpfchen und wenn ich eines sehe, hüpfe ich rein und suhle mich darin.

Aber war es wirklich im Nachhinein alles so schlimm? Die Maschprüfung konnte ich wiederholen und bestand sie mit gut und heute bin ich sehr dankbar dafür, dass ich sehr schnell im 10Finger System tippen kann. Vor allem wenn ich oft sehen muss, wie manche Kolleginnen und Kollegen im Adler-Such-System unbeholfen auf ihrer Tastatur herumhacken.

Dass die Firma mich nicht eingestellt hat, stellte sich im Nachhinein ebenfalls als Segen heraus. Sie sind inzwischen insolvent.

Vielleicht vergeige ich nicht wirklich etwas, sondern mein Unterbewusstsein boykottiert Geschehen, die mir nicht gut tun würden. Gegen diese Theorie spricht, dass mein Unterbewusstsein dann mindestens einmal massiv versagt hat.