Die Kultur von Angst und Kontrolle

So wie es jetzt weltweit im Großen geschieht, so ist es auch ganz oft im Kleinen. Da ist die Abteilung (natürlich rein fiktiv und Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten sind rein zufällig), die ihre Mitarbeiter auf Schritt und Tritt kontrolliert. Eine Umgebung in der eine Kultur aus “Ich darf auf keinen Fall Fehler machen” herrscht und man gerade dadurch erst recht viele Fehler macht. Jeder noch so klitzekleine Fehler wird dann ewig vorgehalten und unter die Nase gerieben – auf immer und ewig.

Ein von mir sehr geschätzter ehemaliger Vorgesetzter sagte einmal zu mir “Ich werde den Teufel tun, Dich zu kontrollieren. Wenn ich Dich ständig kontrollieren würde, würden Dir nur Fehler unterlaufen. Das ist so”.

Er hatte recht. Als ich mit ihm zusammen arbeitete, unterliefen mir auch höchst selten Fehler und wenn, dann fiel es entweder keinem auf oder man sah einfach darüber hinweg oder schmunzelte gar darüber, weil keiner pedantisch veranlagt war.

Es wirkt sich im Kleinen auf die Beteiligten in Form von schlaflosen Nächten, Angstzuständen und Magenschmerzen aus. Oder neurologischen Störungen in Händen und Beinen. Man will nicht mehr dort hin, man will seine Finger nicht mehr dafür rühren.

Das ist jetzt ein banales alltägliches Beispiel über einen ungeliebten Arbeitsplatz. Nichts Gravierendes, nichts was man nicht ändern könnte. Doch was hat es im Großen auf uns als Menschen im Gesamten für eine Wirkung, wenn wir schon im Kleinen solche Reaktionen zeigen?

Es herrscht derzeit Angst. Angst davor, dass geliebte Menschen durch das Virus sterben könnten. Angst, dass die Finanzmärkte zusammen brechen, Angst, dass sich die wirtschaftliche Situation drastisch verschlechtert. Angst, dass der Staat unsere Grundrechte dauerhaft empfindlich beschneidet. Aber nicht nur diese Ängste, sondern auch so Befürchtungen wie “Wann werde ich meine Familie wieder sehen?”, “Wird meine Oma depressiv werden, wenn sie nicht besucht werden darf?”, “Wann werde ich wieder etwas mit Freunden unternehmen können?”.”Wird es die nächsten Jahre wieder eine Zeit geben, wo wir unbeschwert Familienmitglieder und Freude umarmen können?” , “Werden wir nachhaltig ängstlicher und vorsichtiger sein im sozialen Umgang?”

Was wird dieser Virus mit uns machen? Werden wir uns entfremden und wird es noch mehr Nährboden für Fundamentalisten und Faschisten geben? Oder ist es eine Chance, zusammen zu finden, zusammen zu halten und uns als Menschheit weiter zu entwickeln? Werden wir lernen, dass in allem Materiellem weniger mehr ist und dass eine Wirtschaft, die auf immer weitere Gewinnsteigerung basiert keine Option mehr ist. Wir werden sehen. In ein paar Monaten sind wir schlauer. Ich habe noch immer die Hoffnung, dass wir daraus lernen, was wirklich wichtig ist und was zählt und dass wir alles andere aufgeben, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Was könnte die (selbstverständlich komplett fiktive) oben erwähnte Abteilung daraus für eine Lehre ziehen? Dass unwichtiger und pedantischer Firlefanz die Welt nicht untergehen lassen wird, genauso wenig wie ein Virus namens Covid-19.

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