Voll versagt

Es gibt Situationen in denen ich regelmässig komplett versage. Es ist wie früher in der Schule vor Prüfungen. Alles was ich wusste und gelernt hatte, war wie weggewischt. Die Prüfungskommission saß vor mir und ich redete nur unverständliches Kauderwelsch. Die Prüfungskommission steht in diesem Fall als Metapher für andere oft auch alltägliche Begebenheiten.

Seien es Jahresgespräche, Vorstellungsgespräche, Bewerbungsgespräche…  in all dem bin ich einfach nur mega schlecht. Ich  stottere, rede irgendeinen Blödsinn, verhaspele und verheddere mich und ich versaue es. Ich kann mich nicht gut verkaufen.

Ich kann mich an unzählige solcher Geschichten erinnern:

Ich musste einmal eine Schreibmaschinenprüfung ablegen.weil ich irgendwann in der 11. Klasse Physik abgewählt habe, zu Gunsten von “Masch”, wie das Fach bei uns Schülern umgangssprachlich hieß. Ich konnte das recht gut, aber nicht am Tag der Prüfung. Ich war so voller Angst, dass ich mich so verkrampfte, dass ich meine Finger nicht mehr bewegen konnte. Es war, als ob ich Gicht im Endstadium hätte. Ich war unfähig auch nur ein paar Buchstaben zu tippen. Ich hatte – mal wieder – nicht funktioniert.

Bei meiner Prüfung zur fremdsprachlicher Wirtschaftskorrespondentin bekamen wir Prüflinge einen Auszug aus “das Kapital” zum übersetzen. “Ein Gespenst geht um in Europa…”. Dieser Text wurde aus historischen Gründen ausgewählt, weil die Prüfung am 17. Juni stattfand. Es war 1997 und niemand hatte zu der Zeit mit so etwas gerechnet. Dementsprechend hoch war auch die Durchfallquote. Davon war ich zwar nicht betroffen, aber ich musste die wirklich nicht so gute Note mit einer mündlichen Prüfung ausgleichen, was mir zum Glück auch gelang. Damals war ich zwar auch kurz vor einem Blackout, wie sonst immer in Prüfungen, aber ich konnte das Schlimmste verhindern und mich einigermaßen zusammen reißen.

Es folgte ein wirklich massiv peinliches Vorstellungsgespräch vor einigen Jahren bei einer Ventilatorenfirma. Ein Mitarbeiter führte mich während des Vorstellungsgesprächs durch die Produktionshallen und zeigte mir einen großen Ventilator mit den Worten “Haben Sie jemals so einen großen Ventilator gesehen?” und was machte ich? Ich sagte geistesgestört “Ja, so einer ist in der Eingangshalle der Men in Black”. Ich habe noch selten so einen verstörten Blick gesehen… überraschenderweise wurde ich noch zu einem weiteren Gespräch dort eingeladen, das dann noch schräger wurde, aber davon will ich vielleicht ein andermal erzählen.

Was soll ich sagen, ich habe ein Händchen für Fettnäpfchen und wenn ich eines sehe, hüpfe ich rein und suhle mich darin.

Aber war es wirklich im Nachhinein alles so schlimm? Die Maschprüfung konnte ich wiederholen und bestand sie mit gut und heute bin ich sehr dankbar dafür, dass ich sehr schnell im 10Finger System tippen kann. Vor allem wenn ich oft sehen muss, wie manche Kolleginnen und Kollegen im Adler-Such-System unbeholfen auf ihrer Tastatur herumhacken.

Dass die Firma mich nicht eingestellt hat, stellte sich im Nachhinein ebenfalls als Segen heraus. Sie sind inzwischen insolvent.

Vielleicht vergeige ich nicht wirklich etwas, sondern mein Unterbewusstsein boykottiert Geschehen, die mir nicht gut tun würden. Gegen diese Theorie spricht, dass mein Unterbewusstsein dann mindestens einmal massiv versagt hat.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert