Tierschutz ist nichts für Weicheier

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Wir fanden Fräulein Freitag getern ziemlich entkräftet und unterkühlt auf einer Waldlichtung. Sie bewegte sich nicht sehr, hatte aber natürlich noch immer Todesangst. Wir mussten Sie betäuben lassen, sonst hätten wir sie nie in den Transporter gebracht. Sie hatte sich auch schon durch die Brombeersträucher Kratzer zugefügt und ich bin mir sicher, dass sie nicht mehr lange im Wald überlebt hätte. Als sie betäubt war, hievten wir sie in den Transporter. Sie wiegt geschätzt so um die 150kg.

Kaum im Transporter, erwachte sie auch nach kurzer Zeit schon wieder aus der Narkose. Bis wir sie zum Gnadenhof gefahren hatten, war sie hellwach. Wir mussten nun sehr erfinderisch sein und fuhren den Transporter direkt an den Stall, so dass hinten nur noch die Türen aufgemacht werden konnten. Die Seitenbereiche stellten wir mit Mülltonnen und was so rumstand zu, damit sie nicht wieder ausbüxen konnte. Sie traute sich aber so nicht aus dem Gefährt heraus. Wir bastelten ihr aus Brettern eine provisorische Rampe, die sie tatsächlich herunter lief. Unten im Stall angekommen lotsten wir sie dann mit leichten Handbewegung Richtung ihrer präparierten Schlafkoje. Wir waren so was von froh, als die Stalltür sicher zu war.

Wir reden hier nicht von einem zahmen Hausschwein, sondern von einem Tier, das vor einem Metzger geflüchtet war, weil es nur zu gut wusste, was ihm sonst blüht. Das wir ihr nur Gutes wollen, konnte sie nicht ahnen und war dementsprechend auch uns gegenüber panisch. Ohne Betäubung hätten wir sie niemals sichern können. Sie schrie auch oft und markdurchdringend laut. Ich hatte sehr große Angst, dass sie uns an Herzversagen stirbt. Zum Glück hatten wir die Tierärztin vor Ort, die uns immer wieder versicherte, dass alles im grünen Bereich ist und so war es auch.

Dennoch, ein verängstigtes, erschöpftes Tier in Sicherheit zu bringen ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Die gesamte Aktion dauerte ungefähr 8 Stunden, angefangen von der Suche bis zur Unterbringung. Heute morgen kam noch die große Sorge dazu, weil es ihr sehr schlecht ging. Sie hat sich vermutlich so unterkühlt, dass sie sich eine Lungenentzündung eingefangen hat. Sie ist aber in guter tierärztlicher Versorgung und wir sind sehr zuversichtlich, dass es ihr die nächsten Tage besser gehen wird.

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Sie ist nun warm eingepackt und bekam Antibiotika und Schmerzmittel. Sie hat auch schon gefressen, was ein gutes Zeichen ist.

Mein Respekt und mein Dank gilt all den Tierschützern, die solche Aktionen ständig durchführen. Es ist ein Knochenjob. Danke für Euren beispiellosen Einsatz. Ich wusste zwar schon immer, dass Ihr Tolles leistet, aber seit gestern weiss ich, wie es sich tatsächlich anfühlt.

 

 

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