Hochzeitsfotografie

Hochzeitsfotografie und ich – das scheint nicht so wirklich zusammen zu passen. Es gab bisher nur zwei Hochzeiten, die ich fotografiert habe, wo alles reibungslos über die Bühne ging doch bei den anderen lief es nicht so wirklich gut. Nicht was die Bilder betrifft, die waren immer gut, aber das Drumherum nervte mich ungemein:

1. Hochzeit eines Paares aus dem weitläufigen Bekanntenkreis. Es war eine dieser “wir laden Dich zu unserer Hochzeit ein und Du kannst uns doch dann die Bilder schenken”-Aktionen auf die ich mich damals blöderweise einließ.

Die Braut erschien schon mit einer Sauertopfmimik, die nicht mehr feierlich war (im wahrsten Sinne des Wortes).  Sie war wütend auf ihren Gatten und wurde zu allem Überfluss auch noch von einer Wespe ins Dekolleté gestochen. Das erhöhte die Stimmung nicht wirklich. Zum Glück hatte ich eine Flasche Sekt mit genommen und Gläser und schenkte der Braut großzügig ein. Nach dem zweiten Glas war sie in soweit erträglich, dass wir die Bilder machen konnten.

2. Hochzeit eines Paares, das partout noch wenige Tage vor Geburt des Kindes heiraten wollte. Braut also sichtlich hochschwanger. Sie wollte unbedingt Bilder, wo sie auf ihrem Pferd sitzt, was ich ihr jedoch ausreden konnte. Ich wollte keine geplatzte Fruchtblase während des Shootings riskieren.

Wir hatten die Bilder schon fast alle im Kasten, als ein plötzliches, heftiges Gewitter aufzog. Wir suchten Unterschlupf und als es wieder aufklarte, wollten wir weiter fotografieren. Doch der Hund der Familie suhlte sich in einer Mistbrühpfütze, kam dann freudestrahlend auf uns zu gerannt und schüttelte sich direkt vor uns…. an Bilder war danach nicht mehr zu denken. Wir waren allesamt von Kopf bis Fuß eingesaut…

3. Brautpaar streng katholisch, Pastor päpstlicher als der Papst… er hatte mir vorher schon eine Predigt gehalten, wann ich keinesfalls Fotografieren darf. Immer wenn er sprach, während des Segens, während der Vermählung selbst, während der Eucharistie… nicht wenn die Ministranten ihren Weihrauchkessel schwenkten… also eigentlich nie.

Im “Eifer des Gefechts” vergaß ich die strengen Regeln jedoch komplett und fotografierte immer dann, wenn sich schöne Momente des Brautpaars ergaben. Man sah dem Priester an, dass er in Gedanken einen schönen Scheiterhaufen für mich aufschichtete und in anderen Jahrhunderten hätte er mich garantiert darauf verbrennen lassen. So begnügte er sich damit, mich mit bösen Blicken zu durchbohren.

4. Bräutigam zeigte mir sehr deutlich, dass er mich nicht mag. Wenn die Braut nicht mit mir befreundet gewesen wäre, hätte ich ihm gesagt “weisst was? Mal Dir doch Deine Bilder”. Ich mochte ihn auch nicht. Sie sind heute zum Glück auch nicht mehr zusammen.

Ja, Hochzeiten und ich scheinen nicht so zusammen zu passen, aber vielleicht werden wir ja doch noch Freunde, die Hochzeitsfotografie und ich, wer weiß. Man soll niemals nie sagen.

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