Kulturelle Aneignung

Vor vier Wochen war ich mit meiner BF auf einer Karnevalsveranstaltung. Es war dort exorbitant voll. Man merkte, dass die Menschen Nachholbedarf hatten, nach drei Jahren Pandemie.

Es begleiteten uns noch zwei Bekannte meiner Freundin und einer davon erwähnte beiläufig, dass er morgens eine Debatte über kulturelle Aneignung im Radio gehört hätte. Es ging darum, dass sich Kinder nicht mehr als Indianer verkleiden sollten, weil dies kulturelle Aneignung wäre.

Wir waren schon mittelschwer angeschickert und sahen kurz darauf einen als Indianer verkleideten Mann und beschlossen, ein Trinkspiel daraus zu machen. Immer wenn wir Kostüme mit “kultureller Aneignung” sahen, tranken wir einen großen Schluck aus unseren Gläsern. Wir weiteten das Spiel auf Partygäste mit Sombreros aus sowie auf Kostüme mit Rastas und zum Schluss tranken wir auch, wenn wir Wikinger oder Ägypter (Pharaonen) sahen. Jedesmal wenn wir tranken, riefen wir vorher “Kulturelle Aneignung”. Es war selbstverständlich ein nicht ernst gemeintes Trinkspiel und es war schon jede Menge Alkohol geflossen, bevor wir auf die “grandiose Idee” kamen.

Doch was ist kulturelle Aneignung wirklich? Der fast gleichaltrige Nachbarsjunge von früher und ich verkleideten uns nicht nur zu Fasching oft als Indianer, sondern auch unterjährig, weil wir von den amerikanischen Ureinwohnern fasziniert waren. Keines der Kinder wollte bei uns je einen Cowboy spielen, sondern immer nur , die unserer Ansicht nach edlen Indianer. Wir hatten schwarze Langhaarperücken und braune Kleidung mit Ornamenten bestickt und liebten diese Kostüme sehr. Wenn das kulturelle Aneignung war, dann bin ich froh, dass wir das gemacht haben, den es war ein sehr schöner Teil unserer Kindheit. Ich war auch mal als Inderin verkleidet. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ein Teenager und hatte mir den Sari selbst genäht und fand es toll. Es kam auch sehr gut an. Ist es nicht gerade der beste Teil an Karneval / Fasching, in andere Rollen schlüpfen zu können und sich als jemand anderes zu verkleiden? Dieses Jahr war ich als Reh verkleidet, ist das dann kulturelle Aneignung der Lebensweise der Waldtiere? Wie weit darf Zensur gehen? Sind die indigenen Völker wirklich diskriminiert und herabgewürdigt wenn sich Kinder (oder auch Erwachsene) hierzulande als Indianer verkleiden? Ist es wirklich eine “Abwertung”? Ich habe das nie so gesehen, sondern fand es eher als eine Art Hommage. Man verkleidet sich doch selten als etwas, was man nicht gut findet. Das gibt es in wenigen Fällen auch. Ich habe schon welche gesehen, die waren als Vogelscheuchen verkleidet, das ist aber die ganz seltene Ausnahme. Meistens sind speziell Frauen als was “Schönes” verkleidet. Als Fee, Prinzessin, Katze, Fuchs, Hase, Reh, Arielle, Elsa, Wednesday, Rotkäppchen oder eben als Indianerin, Mexikanerin, Inderin, Cleopatra. Ich habe welche gesehen, die hatten einfach ein Dirndl an. Das ist auch “kulturelle Bayrische Aneignung” wenn man es ganz genau nimmt. Darf dann auch niemand mehr Kuckucksuhren haben ausser den Leuten im Schwarzwald?  Was ist mit den nicht afrikanisch stämmigen Menschen die Dreadlocks tragen,”dürfen” die das dann auch nicht mehr? Wo fängt man an, wo hört man auf? Ist es wirklich Rassismus, wenn sich jemand als Squaw verkleidet? Ist nicht die Intention das Ausschlaggebende?

Früher im Urlaub wurde einem von PoC Frauen häufig angeboten, ob man sich bei ihnen die Haare flechten lassen will. Ich weiss nicht, ob es das heute noch gibt, aber 2008 auf Teneriffa war das so. Wenn man als Frau mit langen Haaren am Strand war, wurde man von Frauen angesprochen, ob man sich gegen Bezahlung Zöpfe flechten lassen wolle. Ich wollte das nie, weil ich schon immer der Meinung war, dass das bei weissen Frauen echt in den allerwenigsten Fällen gut ausschaut. Ich bin mir aber sicher, dass weder die Frauen, die die Flechtereien anboten, noch die Frauen, die sich die Haare flechten ließen auch nur ansatzweise Gedanken um kulturelle Aneignung gemacht haben. Die Fechterinnen waren meist sehr enttäuscht und oft auch sauer, wenn man sich keine Zöpfe flechten lassen wollte. Es war ein Business, von dem sie lebten, genauso wie die Sonnenbrillenverkäufer.

Mit all dieser “political correctness” und Anprangerung als “kulturelle Aneignung” bis hin zu “cancel culture” kann ich nicht so viel anfangen. Wir haben demEinhornseiDank noch freie Meinungsäußerung. Wie fade wäre die Welt, wenn sich niemand mehr etwas gerade heraus sagen trauen würde, aus Furcht davor zensiert, geächtet und dadurch benachteiligt zu werden?

Mich würde interessieren, wie die angeblich Betroffenen darüber denken. Was denkt eine People of Color über Rastas, Dreadlocks, Cornrows bei Weissen? Was denken amerikanische Ureinwohner über Karnevalskostüme, die sich von ihren historischen Trachten ableiten?

Ist kulturelle Aneignung nur schlimm und wert geächtet zu werden, wenn es um Gruppen geht, die unter Unterdrückung und Diskriminierung litten und leiden, während es akzeptabel ist, zum Beispiel as Wikinger auf den Fasching zu gehen, weil die Skandinavier zu keiner unterdrückten Volksgruppe gehören, genauso wenig wie die Bayern, weshalb es ok ist, überall auf der Welt in Dirndl und Sepplhose herumzulaufen, ohne dafür den Stempel der “kulturellen Aneignung” verpasst zu bekommen?

Es ist sicher gut, darüber nachzudenken, aber ich persönlich (freie Meinungsäußerung) denke, man kann auch alles übertreiben. Übertreibungen schaden oft mehr, als sie der Sache dienlich wären.

Ich nehme dazu ein Beispiel aus einem gänzlich anderen Umfeld:

Vor einigen Jahren nahm ich an einer Art offenen Stammtisch teil zum Thema Veganismus. Es gab dort leckeres, natürlich rein pflanzliches Essen und es sollte dazu dienen, dass Omnis (also Allesesser) sich informieren könnten über Massentierhaltung, Ausbeutung von Tieren, Speziesismus, Carnismus. Man wollte Aufklären und nebenbei das Essen schmackhaft machen. Es funktionierte auch recht gut und viele Interessierte kamen und es gab angeregte nette Gespräche. Doch dann wurde ein Gruppenmitglied plötzlich Straight Edge und immer militanter. Die Person vergraulte mit ihrer No Sugar, No Alcohol, No Nikotin Kampagne nicht nur einige der anderen Mitglieder, sondern natürlich auch die Interessenten. Letztendlich wurde der Stammtisch aufgelöst. Die radikale Person warf einen Schatten auf die gesamte Organisation und bewirkte nichts Gutes. Schon gar nicht für die, um die es uns geht: Die Tiere, deren Stimme wir sein wollten um ihnen zu helfen, dass Jahrtausende Speziesismus endlich enden.

Hühnchen süss-sauer

Vor einigen Monaten traf ich mich mit netten Bekannten im China-Restaurant. Es war ein angenehmer Abend. Es handelt sich um ein Paar. Ich mag beide wirklich gern, es sind nette Zeitgenossen. Die Frau hatte von der Organisation “Rettet das Huhn” mehrere Hennen aus einer Legebatterie übernommen.

Sie erzählte mir, in welch desolatem Zustand die Hühner bei ihr angekommen waren und wie toll sie nun ausschauen würden. Sie hatte sie gut aufgepäppelt und ihr Gefieder war wieder richtig schön geworden. Als sie bei ihr ankamen, waren sie total zerfleddert, mit vielen kahlen Stellen. Stolz zeigte sie mir Bilder der geliebten Vögel.

Sie erzählte mir auch, wie neugierig die Hennen sind und dass sie ihr bei der Gartenarbeit auf Schritt und Tritt folgen. Der Mann ergänzte, dass die Hühner wirklich sehr neugierig und intelligent sind. Beide freuten sich offensichtlich sehr über ihre gefiederten Freunde und waren stolz und froh, sie gerettet zu haben. Soweit, so angenehm das Gespräch. Ich freute mich mit ihnen und vor allem für die Hühner, dass sie so ein schönes Zuhause gefunden haben.

Doch dann kam die Bedienung und nahm die Bestellung auf. Sowohl die Frau, wie auch ihr Mann bestellten “Hühnchen süss-sauer” und untermauerten die Bestellung mit “Das haben wir schon lange nicht mehr gegessen”.

Aliens

Vor einiger Zeit waren mein Mann und ich Gäste auf einer Veranstaltung, wo wir die einzigen Veganer waren. Der Gastgeber meinte es gut. Doch wie wir wissen, ist gutgemeint echt immer immer immer Scheiße!

Wir wurden allen anderen Gästen, die wir nicht kannten, als “Die Veganer” vorgestellt. Auch das Personal wurde wenig dezent daraufhin gewiesen, dass “da hinten die Veganer sitzen”.

Als das Essen herein kam (Schlachtplatte für die Nichtveganer, Gemüseplatten für uns) wurde wieder unüberhörbar “Das bekommen die Veganer da hinten” mit dem Finger auf uns gezeigt.

Die Dame, die zur Rechten meines Mannes sass, begann die Konversation mit “Ich habe noch nie in meinem Leben etwas Veganes gegessen”. Ich fragte sie, ob sie wirklich noch niemals Gemüse, Obst, Getreide, Nüsse oder Beeren gegessen hätte, doch sie beharrte darauf, noch nie ein veganes Gericht gegessen zu haben. Ich fragte sie nochmals, ob sie wirklich noch nie Pommes mit Ketchup oder Spaghetti mit Tomatensosse gegessen hätte. Sie antwortete regelrecht erbost mit “Ich esse grundsätzlich nur Bolognesesoße”.

Kaum hatten wir die Hauptspeise vertilgt, wurden wir von mindestens 5 Leuten befragt, ob das vegane Essen auch geschmeckt hätte. Als der Nachtisch kam, began dasselbe Schauspiel von Vorne. Wieder wurde mit ausgestrecktem Finger auf uns gezeigt und lauthals “Den veganen Nachtisch bekommen die Veganer da hinten” verkündet. Auch hier kamen wieder Nachfragen, ob der vegane Nachtisch geschmeckt hätte. Ich habe mitgezählt: Der Gastgeber verwendete die Phrasen “veganes Essen”, “die Veganer” und “veganer Nachtisch” insgesamt 12x, ich habe ernsthaft mitgezählt, weil es mir so auf den Zeiger ging.

Wir wurden auf dieser Feier vorgeführt, wie Aliens oder exotische Tiere. Wir fühlten uns nicht wirklich wohl. Um uns herum drapiert hatte das Personal die Schlachtplatten und jeder der anderen Gäste verkündete, dass er niemals auf Fleisch, Milch oder Käse verzichten könne.

Was mich daran immer am meisten stört, ist nicht das vorgeführt werden. Das kann ich ab und im Nachhinein hat es auch immer eine unfreiwillige Komik. Was mich wirklich nervt ist der Umstand, dass niemand ausser uns, an die Tiere gedacht hat, die da zerstückelt auf den Platten lagen. Keiner verschwendete auch nur einen Gedanken daran, dass das einmal fühlende Wesen waren, die soziale Bindungen haben, die Angst und Trauer, aber auch Freude und Glück verspüren. Niemand macht sich einen Kopf darum, dass ihnen das Leben genommen wurde.

Das Paradoxe daran ist, dass immer mehr Zoonosen aufkommen, aber daran will keiner von den Fleischessern schuld sein. Nur wir sind die abartigen Veganer. Ich fürchte, wenn Krankheiten wie Corona, oder jetzt die Affenpocken, durch irgendeinen veganen Fleischersatz entstanden wären, bin ich mir sicher, dass die Meute uns schon lange gesteinigt hätte.

Früher war alles so schön

Vor einiger Zeit war ich auf einer Veranstaltung und mein Mann und ich saßen nur unweit eines älteren Herrn entfernt. Der Mann erzählte gern und viel von “Früher”. Wie schön damals alles war und so weiter. Wir beachteten ihn nicht so wirklich und hörten immer nur Bruchstücke seines Monologs. Bis das Essen serviert wurde.

Mit der hingestellten Fleischplatte erwachten seine Erinnerungen an die gute alte Zeit des Schlachtens und er erzählte lang und breit vom Töten von Hasen und wie er den Kopf immer am liebsten gegessen hatte. Vor allem die “Bäckchen” hätte er am liebsten verzehrt.  Er erzählte detailgetreu vom Waschen der Kutteln von Schweinen. Denn damals hat man die noch nicht so glattpoliert beim Metzger kaufen können, wie die Weicheier heute. Er schwadronierte weiter über das Köpfen von Hühnern. Lachend erzählte er, wie er das geköpfte Huhn noch “rennen lassen hat” und wie lustig das immer war.

Ausser ihm redete niemand mehr, weshalb wir nun leider jedes Wort mithören mussten. Uns blieb beinahe das Essen im Hals stecken und ich sprach irgendwann das aus, was ich fühlte “Ich glaub ich muss gleich kotzen, wenn das so weitergeht”. Es kam ein böser Blick in meine Richtung. Meine Tischnachbarin gegenüber sagte “Ich verstehe was Du meinst, ich ertrage das auch nicht”. Sie sprach den Herrn an, ob er nicht das Thema wenigstens während des Essens wechseln könne, weil seine Gesprächsthemen alles andere als appetitlich wären. Er war zwar etwas beleidigt, hielt aber endlich seinen Mund.

Nichts ist lustig am Köpfen von Hühnern und auch nicht am Schlachten von Hasen. Aber wie immer waren wir die absonderlichen Veganer, die sich komisch ernähren. Die wenigsten verstehen, dass wir das machen, weil wir eben nicht möchten, dass Hühnern der Kopf abgehakt wird, dass Schweine lebendig verbrüht werden, dass Küken gleich nach der Geburt geschreddert werden etc. Mit unserem Konsumverzicht unterstützen wir all das nicht mehr. Wir machen das nicht, weil wir uns auf einer Veranstaltung wichtig machen wollen und irgend einem Essenstrend hinterher laufen. Wir wollen schlicht und einfach nicht, dass wegen uns ein Tier leidet, ausgebeutet wird und sterben muss.

Am Schluss des Essens waren noch ganze Platten mit Fleisch übrig, genauso wie größere Mengen Beilagen wie Eierspätzle. Zusammengerechnet starb mindestens ein Tier gänzlich umsonst, weil all das was übrig blieb, zum Großteil weggeworfen wird. Dieses weggeworfene Essen ist nur ein Bruchteil dessen was weltweit an tierischen Produkten entsorgt wird und wofür unzählige fühlende Lebewesen ihr Leben lassen mussten. Der Konsum ist schon schlimm, das Wegwerfen noch schlimmer.

Mir tut es jedesmal von Herzen weh, wenn meine Katzenkinder ihre Näpfe nicht leer essen und ich Fleischstücke wegwerfen muss, weil sie angegammelt sind. Es ist schlimm für mich, doch ich hoffe auf ein baldiges InVitro Katzenfutter, das es schon gibt, nur hierzulande noch nicht erhältlich ist.

Das wird auch die Zukunft der menschlichen Ernährung sein. Die meisten Menschen sind zu bequem und wollen nicht auf ihr Fleisch, ihre Eier und ihre Milch verzichten. Machen wir uns nichts vor: Eine vegane Zukunft ist utopisch. Aber selbst wenn sich gezüchtetes Fleisch ohne Tierleid durchsetzen sollte, wird es noch einen gewissen Prozentsatz, wie den oben beschriebenen Herrn, geben, die auf keinen Fall auf “echtes” Fleisch und das Köpfen von Hühnern verzichten wollen. Leider ist das so und es wird immer so sein. Wer bitte bringt es fertig, einem Huhn den Kopf abzuhaken? Ich könnte es niemals, aber ein Teil der Menschheit hat damit offensichtlich kein Problem und feiert es auch noch. Ich fürchte, das ist das Grundproblem mit dem Homo Sapiens. Solange es keine Probleme bereitet, ein unschuldiges Tier zu töten, das sich nicht wehren kann, solange wird die Menschheit auch untereinander in Unfrieden leben. Ich glaube nicht, dass sich der Mensch weiterentwickelt. Er wird sich vorher selbst die Lebensgrundlage kaputt machen und ausrotten. Mitnehmen werden wir aber leider auch Abermillionen anderer Lebewesen, die dasselbe Daseinsrecht haben, wie wir auf diesem schönen blauen Planeten. Wir haben als Hüter unserer Mitspezies gründlich versagt. Aber vielleicht werde ich eines besseren belehrt und positiv überrascht. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

Der Wolf, der böse Wolf

Heute kam im Radio, dass ein Wolf in Süddeutschland ein Kalb gerissen hat. Das tut mir sehr leid für das Kalb und auch für jedes gerissene Schaf. Doch was soll der Wolf machen? Eine Spargelpfanne wird er sich wohl kaum bruzeln können.

An alle Menschen, die sich jetzt über den bösen, bösen Wolf aufregen eine kleine statistische Auflistung:

In Deutschland werden JEDEN TAG  über 1,7 Millionen Hühner, 151.000 Schweine, 94.000 Puten, 43.000 Enten, 9.348 Rinder und Kälber, 3.149 Schafe und Lämmer, 68 Ziegen und 14 Pferde geschlachtet. JEDEN EINZELNEN TAG.

Der Mensch kann sich eine Spargelpfanne bruzeln und ist nicht auf Fleisch angewiesen!

Das ist genauso schizophren, wie das, was ich kürzlich im Internet gefunden habe: “Jeder liebt die Geschichte von der Kuh, die vor dem Schlachten gerettet wird, aber niemand will zugeben, dass sie der Grund sind warum die Kühe überhaupt dort hingeschickt werden”.

Wie kann es ein zurück geben, ich versehe es nicht!

In der Veganer Community gab es eine sehr engagierte Aktivistin. Sie machte oft bei Demos, Infoständen und sonstigen Aktivitäten mit. Wir waren mal zu ihrem Geburtstag eingeladen, wo wir im Freien grillten und neben uns Fremde Putenfleisch grillten und sie deshalb zu weinen anfing. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sie schauderte und sagte “Und ausgerechnet auch noch Pute, denen geht es am dreckigsten in der Tiermast, die werden so gezüchtet, dass sie kaum stehen können”.

Sie war keine “Mode-Veganerin”, die das aus gesundheitlichen Gründen gemacht hat oder weil es gerade “in” ist. Sie war ethisch motiviert und überzeugt davon, dass es Unrecht ist, was die Menschheit den Tieren antut.

Vor zwei Jahren traf ich sie zufällig wieder und sie sagte mir, dass sie keine Veganerin mehr wäre, sondern wieder Vegetarierin, weil es ihr zu extrem geworden wäre und sie sich selbst nichts mehr verbieten will. Ich fand das komisch. Für mich würde es niemals ein zurück geben. Wenn man einmal verinnerlicht hat und erkannt hat, was der Konsum von tierischen “Produkten” für Konsequenzen hat, dann will man doch daran nie wieder beteiligt sein. Es kann eigentlich kein zurück mehr geben, wenn man genau weiss, was mit den Küken, den Kälbern und den Lämmern passiert, die “Abfallprodukte” des Systems sind. Da kann man auch nicht mehr guten Gewissens vegetarisch leben.

Vor ein paar Wochen traf ich sie wieder und nun ist sie auch keine Vegetarierin mehr, sondern Omni und was das Ganze noch absurder macht: Sie ist Köchin geworden in einem Omni Restaurant und bereitet alle Speisen zu, auch die Fleischgerichte. Ich kann das wirklich absolut und in keiner Weise verstehen oder nachvollziehen. Sicher, es gibt viele in meinem Umfeld, die wissen sehr wohl, was mit den Tieren geschieht und es ist ihnen zwar nicht egal, aber sie sind (vielleicht noch) nicht bereit, ihre Lebensweise zu ändern, auch wenn ihr Gewissen sie hin und wieder zwickt. Noch können sie es verdrängen. Aber wenn jemand schon vegan gelebt hat und in der Tierrechtsszene aktiv war, wenn jemand es verinnerlicht hatte, dass ein Tier genauso leidensfähig ist wie wir Menschen und es alles andere als ok ist, was die Menschheit mit ihnen macht? Wie um alles in der Welt kann man da wieder Allesesserin werden? Ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen und auch nicht verstehen. Selbst bei einer sehr weitläufigen Bekannten schockiert es mich. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, was die Person zu diesem Sinneswandel veranlasst hat. Ich weiss nur, dass ich das auch in hundert kalten Wintern nicht verstehen kann, ich muss aber auch nicht für alles Verständnis haben.

Greta

Vor ein paar Wochen verstarb ja leider der süsse Willi plötzlich und unerwartet. Mona lies Fräulein Freitag Zeit zum trauern.

Gestern jedoch zog Greta als neue Gefährtin für Freitag ein:

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Auf ein glückliches langes Schweineleben liebe Greta. Du hast lange genug in der Tierausbeutungsindustrie als Zuchtsau gelebt. Nun beginnt endlich ein schönes Leben für Dich, wo Du geliebt wirst und einfach nur Du selbst sein darfst.

Willi

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Das hat die liebe Mona vom Lebenshof Pegasus heute gepostet:

Und die Welt dreht sich weiter
Und dass sie sich weiterdreht
Ist für mich nicht zu begreifen
Merkt sie nicht, dass einer fehlt?
Haltet die Welt an
Es fehlt ein Stück
Haltet die Welt an
Sie soll stehen”
(Glashaus – Haltet die Welt an)
💔
Willi hat völlig unerwartet ganz still und leise die Seiten gewechselt. Sein Herz hat aufgehört zu schlagen.
Er lag im Strohbett mit geschlossenen Augen, als würde er schlafen, aber ich konnte ihn nicht wecken.😢
Für Schweine wie ihn ist ein Leben nach den ersten 6 Monaten nicht geplant. Dennoch hat es sein Herz geschafft, seinen überzüchteten und viel zu schnell wachsenden Körper fast zwei weitere Jahre durchs Leben zu tragen. Fast zwei Jahre, in denen er geliebt, geborgen, wertgeschätzt und glücklich als Familienmitglied leben durfte. Das ist mehr als unzähligen seiner Artgenossen je vergönnt ist.
Aber im Moment tröstet mich das nur wenig. Ich bin geschockt und unendlich traurig… Ich werde ihn so sehr vermissen… sein freudig aufgeregtes Quieken zur Begrüßung, seine wunderschönen braunen Augen, die solch unglaubliche Freundlichkeit, Wärme und Güte ausgestrahlt haben, das schöne Gefühl seine breite borstige Stirn zu streicheln oder sein Bäuchlein zu kraulen, während er alle viere von sich steckt. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt…Es zerreißt mir das Herz. So sehr hatte ich mich auf den Frühling gefreut. Darauf, dass die “Stubenhocker” wieder mehr draußen sind, sich sonnen und suhlen…doch das alles wird Willi nur noch in meinen Erinnerungen tun.😔
Mach’s gut, Willi… Mein Riesenbaby, mein rosa Engelchen…🤍 Danke für dein tiefes Vertrauen und all die wundervollen Erfahrungen mit denen du unser Leben bereichert hast!
Dein Platz ist hier bei uns – für immer….🌠
Ich liebe dich, so sehr!
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Das Bild ganz oben stammt vom August 2021, als wir Mona besucht haben. Ich durfte damals Willi und Freitag streicheln. Sie waren genauso liebevoll und süss wie meine Katzen. Willi hatte wirklich eine ganz besonders liebe Ausstrahlung und auch wenn ich ihn nicht so gut kannte, bin ich traurig, aber auch froh, dass er die wundervolle Zeit bei Mona hatte.
Ich bin auch traurig, wenn ich heute so durch die Statusposts meiner Freunde und Bekannten scrolle, denn es sind gleich zwei dabei, die munter Bilder vom Weisswurstfrühstück und vom Frühstücksspeck posten. Das ist so grotesk. Alle die Tierisches konsumieren sind für die furchtbaren Lebensbedingungen mit verantwortlich. Es hat jeder selbst in der Hand, das zu beenden. Jeder Einzelne kann etwas bewirken. Ich wünschte, Ihr alle, die Ihr noch Fleisch esst, könntet erkennen, dass das auf Euren Tellern mal ein genauso liebenswertes Wesen war, wie Willi. Nur leider hatte dieses Wesen nicht das Glück, geliebt zu werden und als Familienmitglied zu leben.

Das Zeichen

Auf Instagram las ich heute von einem Zeichen, welches manche Veganer verwenden, um damit auszudrücken, dass sie nicht mit Nicht-Veganern essen können. Es ist eine Gabel, die als Armreif umfunktioniert wurde.

Unter dem Post entstand eine Diskussion, dass Veganer doch tolerant sein sollen und Nicht-Veganer nicht ausschließen dürfen. Es fielen Sätze wie “Jeder muss seinen eigenen Weg finden und das müssen wir tolerieren” und so weiter. Das allgemeine Credo war, dass Veganer tolerant sein müssen gegenüber Fleischessern und weiterhin mit ihnen an einem Tisch sitzen müssen. Eine Diskussionsteilnehmerin antwortete “Das habe ich früher gelebt, aber ich ertrage es nicht mehr, mit Allesessern am Tisch zu sitzen und ihnen zu zusehen, wie sie meine Freunde essen”.

Ich kann das sehr gut verstehen. Wir essen oft mit Allesessern, sagen nichts, halten uns zurück und tun so, als wäre alles ok. Doch es ist für uns nicht einfach. Es schmerzt natürlich, wenn wir sehen, wie all die Tiere verspeist werden. Die Leute denken sich nix dabei, das ist mir schon klar. Viele verdrängen, dass das bis zur Unkenntlichkeit zerstückelte Teil auf ihrem Teller mal ein Tier war. Ich könnte manchmal schreien wenn mir Menschen vorschwärmen, wie lecker das Lamm, die Ente, das Spanferkel, das Kalbsschnitzel etc war.

Das essen der Tiere, sowie Ihrer Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen (Milch, Eier, Honig) ist schlimm für uns. Natürlich sagen wir nichts, weil wir sonst sofort die militanten Veganer wären. Egal ob wir was zu anderer Leute Ernährung oder deren Freizeitverhalten sagen. Wir finden es nicht gut, wenn die Leute Enten mit Brot vollstopfen, in den Zoo gehen, in Zirkusvorführungen, oder ihre Kinder zum Esel/Kamel/Elefanten/Ponyreiten schleifen.

Die Hälfte meiner Familie und Freunde / Bekannten isst Fleisch und tierische Produkte und auch meine Katzenkinder. Deshalb werden wir auch weiterhin mit Alles-Essern am Tisch sitzen. Ich hoffe wirklich inständig, dass sich bald das Cultured Meat durchsetzen wird, für das kein Tier mehr leiden und sterben muss. Allerdings fürchte ich, dass bis dahin noch ein ganz weiter Weg bevorsteht, gepflastert mit Tierleid und selbst dann wird es noch genügend ignorante Menschen geben, die sagen “Sowas esse ich nicht”. Die Hoffnung stirbt – wie immer – zuletzt.

Grillen mit Omnis

Wir haben neue Bekannte. Sehr nette und angenehme Menschen. Speziell die Frau mag ich sehr gerne. Sie hat uns zum Wintergrillen eingeladen. An sich eine schöne Idee. Doch ich habe abgelehnt und ihr auch erklärt weshalb. Diese lieben Menschen sind Allesfresser. Sie würden auf ihrem Grill garantiert Fleisch grillen. Für uns Pflanzenfresser ist das dann sehr eklig, wenn unser Zeug neben dem Fleisch liegen würde und beim Grillen der “Saft” rüberspritzt. Alleine schon der Gedanke, dass dort, wo unser Grillgut liegt, vorher schon zerstückelte Leichenteile von fühlenden Spezies lagen, verleidet uns das Essen. Selbst wenn wir zwei Grille hätten, wäre es nicht schön für uns, die Leichenteile von Wesen zu sehen, die wir schützen und auch schon selbst gerettet haben, wie “mein” Schweinchen. Wir wissen, wie toll sie sind und dass es keinen Unterschied gibt zwischen sogenannten “Nutztieren” und “Haustieren”. Die Bekannte verstand es und wir haben vereinbart, dass wir bei uns vegan grillen werden.

Oftmals machen sich Menschen keinen Kopf darum, wie das für uns ist. Wir folgen keinem hippen Essenstrend und wir machen das auch nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern weil wir alle Tiere als unsere Geschwister ansehen. Wir sind überzeugt davon, dass die Menschen nicht das Recht haben, andere Lebewesen auf diesem Planeten zu unterjochen, auszubeuten und zu töten. Tierrechte sind ein Grundrecht der Tiere, welches ihnen von Geburt an zusteht. Die Menschheit hat ihnen dieses Grundrecht widerrechtlich genommen und es wird Zeit, dass sich dies ändert.