Fear of missing out

Die Angst, etwas zu verpassen. Oh ja, ich kenne auch solche Leute, die immer auf der Jagd sind nach der noch cooleren Party, noch besseren Optionen, immer weiter höher schneller. Sich alle Eventualitäten bis zum Schluss offen halten. Ja keine Verbindlichkeiten, sich auf nichts festlegen. Und sich dann wundern, dass das Leben im Chaos versinkt.

Auch hier ist weniger mehr. Vieles, was verheissungsvoll angepriesen wird, ist unspektakulär, langweilig, fade, fake. Zurück bleibt ein schaler Geschmack und eine unerfüllte Leere.

Das ist eines der Grundprobleme unserer Welt. Es gibt zu wenig Wahres, Echtes, Verbindliches, Integres, Verlässliches, Solides.

Alles nur Fake

Am Samstag trafen wir uns mit meiner besten Freundin und ihrem Partner. Die beiden erzählten von einem Trip in eine bekannte deutsche Großstadt. Sie fanden die “Sehenswürdigkeiten” unspektakulär und überhaupt nicht besonders. Sie sagte “Dort gab es nichts wirklich Schönes”. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Auch ich war schon in Großstädten, nicht nur in Deutschland, und fand es alles andere als toll und aufsehenerregend. Ich fand es sogar oft langweilig und öde.

Vor 12 Jahren waren wir in einer weltweit bekannten Stadt, die alle immer ganz toll finden. Dort muss man gewesen sein, das muss man erlebt haben, das sollte man gesehen haben. Die Stadt, die angeblich niemals schläft. Wir waren heilfroh, als das Flugzeug uns endlich wieder nach Hause brachte. Ja klar, es war ein unvergesslicher Urlaub, aber ich muss dort nicht noch einmal hin. In einer anderen Großstadt erging es uns sogar mal so, dass wir mehrfach an einer Sehenswürdigkeit vorbei liefen, so unscheinbar und unspektakulär war sie. Oder um es mit den Worten meiner besten Freundin zu sagen “Dort gab es nichts wirklich Schönes”.

Es sind nicht nur die angeblichen “Places to be” sondern es fängt schon im Kleinen an. Wenn ich in letzter Zeit Filme angeschaut habe, dann war danach das schale Gefühl von “Was war denn das?”. Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, der mich nachhaltig beeindruckt hat und der noch eine ganze Weile nachgeklungen hätte, weil er vom Inhalt her entweder so toll war oder so beeindruckend.

Selbst groß angekündigte Filme mit Staraufgebot entlocken mir höchstens ein lahmes “Naja, ging so”. Es war in den letzten Jahren kein Film dabei, den ich wieder und wieder und wieder sehen möchte. Einmal reicht völlig. Manchmal fangen sie gut an und haben Potential doch dann fallen sie so massiv ab, dass man denkt, die Drehbuchschreiber hätten sich selbst gelangweilt und wollten die Filme einfach nur irgendwie zu Ende bringen. Was auch auffällt: Filme, die als Komödien deklariert sind, sind so unendlich unlustig. Manchmal sind es sogar Dramen. Ich werde gerne eines besseren belehrt, vielleicht gibt es noch ein paar wenige gute Filme und ich habe sie nur noch nicht gesehen. Die Hoffnung stirbt auch hier zuletzt. Ich würde gerne mal wieder einen richtig genialen “Kultfilm” entdecken. Ein Film wo alles stimmt. Die Geschichte, die Filmmusik, die Schauspieler, die Kameraführung. Ein Film, über den ich nach dem Anschauen noch lange nachdenke, oder der mich noch lange zum lachen bringt, oder einfach so wirklich richtig beeindruckt.

Vielleicht bin ich aber, je älter ich werde, einfach nicht mehr so leicht zu beeindrucken? Eventuell liegt es auch daran oder ein bisschen von Beidem.

 

Finde nur ich das komisch?

Es hat sich schon vorher abgezeichnet, aber durch Corona wurde der “Effekt” noch verstärkt. Schrullige Leute wurden noch schrulliger, Unhöflichkeiten und seltsames Gehabe wurden ebenfalls intensiviert.

Ich hasse es, wenn Menschen deutlich zu spät kommen. Gegen 15 Minuten bis 30 Minuten sag ich nichts und wenn wirklich was dazwischen kommt, bin ich die Letzte, die das nicht verstehen würde. Gänzlich anders schaut es aber aus, wenn immer die selben Personen immer grundsätzlich minimum eine Stunde zu spät kommen.

Wir haben den Kontakt zu solchen Individuen abgebrochen und vermissen sie nicht. Wir waren es leid, immer auf sie zu warten. Obwohl wir schon mit “Tricks” gearbeitet hatten und denen schon eine Stunde vorher als Termin genannt hatten. Trotzdem kamen sie noch immer zu spät. Es ist einfach respektlos anderen gegenüber, sie ständig warten zu lassen und es ist auch nicht witzig.

Ich hasse es auch, wenn nicht auf Fragen geantwortet wird. Auch das ist massiv respektlos, vor allem wenn man genau sieht, dass die Nachrichten gelesen wurden.

Vielleicht bin ich zu kompromisslos geworden, aber ich bin in einem Alter angelangt, wo ich einen Scheiss muss. Ich muss nicht auf Personen warten, die grundsätzlich mindestens eine Stunde oder zwei zu spät zu ausgemachten Terminen erscheinen. Es ist eine Unart, die ich nicht tolerieren muss. Dann fallen diese Menschen eben durch mein persönliches Deppenraster. Etwas Schwund ist bekanntlich immer. Ich bin es leid, auf Antworten zu warten. Was ist so schwer daran, kurz zurück zu schreiben “Das muss ich noch abklären”, oder “Ich weiss noch nicht, melde mich später”, oder gleich “Nee, da kann ich nicht / hab ich keine Lust zu / hab ich schon was ausgemacht / will ich lieber die Wand daheim anstarren / bin zu müde / bin zu gestresst / möchte lieber meine Ruhe haben”. Alles ist besser, als einfach nicht zu antworten.

Meine Toleranzspanne ist arg kurz geworden, das mag sein, aber ich bin es einfach leid. Alles was mich mehr nervt als mir guttut, hat keinen Platz mehr in meinem Leben und muss ausgemistet werden. Das gilt nicht nur für Krimskrams und Klamotten, die ich regelmässig ausmiste, sondern auch für Sozialkontakte. WhatsAppGruppen die mich nerven, verlasse ich. Leute die mir nicht antworten oder erst Tage später, sind mir auch nicht mehr wichtig, weil mir ihr Verhalten zeigt, was ich für einen Stellenwert habe. Menschen die mich nicht zu schätzen wissen, fallen durchs Sieb. Ich siebe aus und das tut gut auf allen Ebenen. Ich wünsche den Zuspätkommern und Nichtantwortern und mich immer Nervenden /Herunterziehenden alles Liebe. Ich trage ihnen nichts nach. Sie werden einfach nur ausgesiebt, damit mehr Platz und Zeit bleibt für die pünktlichen Menschen, für Antworter und für Nichtnerver. I have to set priorities.

Indizien dafür, dass ich ein Alien bin

Ein Kumpel meines Mannes behauptet ja schon seit Jahren, dass er überzeugt ist, dass ich nicht menschlich bin. Er sagt immer “Wenn das Mutterschiff kommt, dann werde ich sagen: Ich habe es Euch immer gesagt, dass das ein Alien ist!!! Denkt an meine Worte.”

Ich liste hier mal ein paar Anzeichen dafür auf, dass er recht haben könnte:

  • Ich mag nicht, was ein Großteil der Menschheit mag: Blumensträuße (sehr morbid), Musicals (kotzwürg) und Friseurbesuche (zu viel Schlechtes erlebt, um es entspannt genießen zu können)
  • Meine Körpertemperatur ist generell immer sehr niedrig. “Fieber” habe ich sehr selten. Das ist dann eher das, was bei anderen Normaltemperatur ist
  • Ich altere zum Glück langsam. Könnte an meiner Alien DNA liegen
  • Vieles von dem, was Andere tun, habe ich noch niemals ausprobiert und werde es auch nie tun: Solarium, Fitnessstudio, Sauna, Botoxbehandlungen und Diäten
  • Es fand sich bisher noch keine Sportart, die mir Spass machen würde. Allerdings kann ich essen wie ein Scheunendrescher ohne zu zu nehmen
  • Katzen lieben mich und ich liebe sie. Katzen haben ja auch etwas Ausser- oder sogar Überirdisches an sich
  • Tiere allgemein lieben mich eigentlich fast immer. Auch das beruht auf Gegenseitigkeit
  • Ich bin nie auf “erwachsen werden” reingefallen, ich wusste schon immer, dass das eine Falle ist
  • Tabletten schlucken ist nicht so mein Ding. Ich muss die Teile – egal wie klein sie sind – immer mit dem Finger in den Schlund runter schieben, sonst wird das nix

Vielleicht hat er recht und ich bin tatsächlich “nicht von dieser Welt”, aber wie heißt es doch so schön: When you feel strange in a world, it is because you are here to built a new one.

The Corona Chronicles

Ich habe nun schon seit Mittwoch, 22.03.2022 Erkältungssymptome und bin auch seither in Quarantäne. Der Schnelltest war jedoch erst seit Montag, 28.03. positiv und am Dienstag, 29.03. wurde dies vom PCR Ergebnis verifiziert.

Omikron ist nicht wie ein grippaler Infekt. Dieser Virus ist unberechenbar. Es kann gut sein, dass man sich besser fühlt und denkt, es geht endlich aufwärts. In diesen Momenten holt er aber nur Anlauf und kommt dann mit voller Wucht zurück. Es ist auch nicht so, wie man es von anderen Erkältungskrankheiten kennt, dass es einem erst schlecht geht und dann besser. Nein, bei dieser Krankheit kommt immer noch eine Schippe drauf.

Es startete bei mir mit massiven Kopfschmerzen, Halsschmerzen und einem insgesamt belämmerten Gesamtzustand. Dieser Zustand hielt drei Tage an, bis es mir am 4. Tag plötzlich gut ging. Keine Symptome mehr. Es war Samstag, der 26.03. und meine Tests waren weiterhin negativ. Ich war felsenfest überzeugt, immun gegen Corona zu sein und nur eine Erkältung gehabt zu haben. Es soll ja auch noch Erkrankungen ausserhalb des bösen C-Worts geben. Ich habe insgesamt ein robustes Immunsystem und war vorher schon recht zuversichtlich, dass ich verschont werde. Denkste!

Sonntag, 27.03. ging es mir nachmittags urplötzlich wieder schlechter. Es war warm, es war sonnig, die Blüten blühten und ich sass auf der Terrasse und war überzeugt: Das ist jetzt der jährliche Heuschnupfen. Es war bald Regen gemeldet und ich war wieder mehr als überzeugt, dass das spätestens mit dem prognostizierten Regen am Dienstag Geschichte wäre.

Doch meine Überzeugungen und die Realität klafften um Lichtjahre auseinander, denn mein täglicher Schnelltest am Montag war positiv. Mir ging es auch wirklich stündlich schlechter. Kopfschmerzen, Halsweh, Schniefnase und Druck auf den Ohren, generell stark benebelter Gesamtzustand.

Dieser Zustand hielt bis Mittwochnacht an. Doch dann wurde es nicht etwas besser, sondern es kam noch ein heftiger Reizhusten dazu und ein Druck auf den Bronchien. Donnerstag erwachte ich zusätzlich mit einem komplett entzündeten Rachen und heftigen Schluckbeschwerden. Jeder Schluck Tee oder Wasser tat höllisch weh. Freitag war der Kopfschmerz weg und die Nase war etwas freier, was das allgemeine Wohlbefinden deutlich verbesserte. Ich fiel wieder auf den eigentlich schon altbekannten Trick rein und dachte, dass ich den Höhepunkt nun überstanden hätte. Doch heute erwachte ich wieder mit Kopfschmerzen und bekam kaum Luft und anstatt zu frieren, wie die vergangenen 1,5 Wochen, ist mir plötzlich heiss. Ich glühe. Mir ist alles zuviel. Alles strengt mich so sehr an, selbst das Aufsetzen eines Teewassers. Im Laufe des Tages wurden die Kopfschmerzen glücklicherweise wieder besser und die Nase etwas freier. Ich wage sicher keine Prognosen mehr. Ich bin auch nicht mehr zuversichtlich, die Scheisse bald überstanden zu haben. Ich falle nicht mehr auf dieses heimtückische, hinterhältige Sars-Cov-2 herein.

Diesen Virus wünsche ich niemand und ich habe vermutlich noch einen “milden” Verlauf. Covid ist ein Arschloch!

Serienmix

Ich habe ernsthaft abwechselnd Game of Thrones Staffel 8 und alte Sex and the City Folgen von 2003 geschaut.

Gerarde noch mit Carrie, Samantha und Charlotte auf der Hochzeit von Miranda – zack, der Zappfinger landet wieder bei Daenerys und Jon, wie er zum ersten Mal Drachen reitet. Sansa, wie sie taff Winterfell regiert und zack wieder bei Carrie, wie sie sich die Frage stellt, ob sie zur Mutter taugt. Zurück zu Bran, der Sam auffordert, Jon über seine wahre Herkunft aufzuklären und wieder zurück zu den Belanglosigkeiten von Samantha und Co. und wieder zur Bedrohung durch den Nachtkönig.

Warum gerade diese Serien? Sie stehen für verschiedene Jahrzehnte meines Lebens. Ende der 90er / Anfang der 2000 mochte ich SatC gar nicht. Ich war damals der absolute Ally McBeal Fan. SaTC verstand ich nicht. Ich hielt die Weiber für ziemlich oberflächlich und doof. Ich mochte die Serie erst viel viel viel später, halte die Charaktere aber immer noch für ziemlich seltsam. So richtig sympathisch, waren mir die Figuren nie. Ganz im Gegensatz zu allen Charakteren aus Ally McBeal, die ich total mochte.

Früher war ich mehr wie Ally McBeal mit einem Touch John Cage. Heute wäre ich gerne eher wie Sansa Stark mit einem Hauch Carrie Bradshaw. Bei Letzterer aber nur in Bezug auf die Outfits. In der Realität bin ich aber glaube ich eher eine Mischung aus Pippi Langstrumpf, Annika und Tommy, mit den Outfits von Emily in Paris.

Es gibt ja nun die Fortsetzung von SatC namens “…and just like that”. Ich habe sie noch nicht gesehen, mir wurde jedoch aus zuverlässiger Quelle berichtet, dass es jetzt überpolitisch korrekt ist und alles vertreten, was die LGBTQ Bewegung zu bieten hat. Daran ist grundsätzlich nichts einzuwenden, aber, dass der Charakter der Miranda nun lesbisch ist, ist irgendwie nicht ganz nachvollziehbar und für mich nicht stimmig. Das verleidet mir irgendwie das anschauen und auch der Umstand, dass Samantha nicht mehr dabei ist. Zwar war sie immer die Rolle, die ich am wenigsten mochte, aber dass sie nun gar nicht mehr dabei ist, ist auch seltsam. Ganz zu schweigen davon, dass Big stirbt.

Manchmal wäre es besser, man lässt Serien einfach früher enden, bzw. setzt sie nicht mehr nach Jahrzehnten fort. Der Versuch, sie in den heutigen Zeitgeist zu pressen ist glaube ich ein schwieriges Unterfangen und vielleicht gerade deshalb so oft zum Scheitern verurteilt.

Unterschwellig boshaft

Kennt Ihr auch diese Personen, die scheinbar nebenbei Boshaftes von sich geben? Die in belanglos erscheinende Sätze Gemeinheiten verpacken? Die genau wissen, wie und wo sie Euch treffen können? Die selbst an oberflächliche Nettigkeiten noch Nebensätze anfügen, die diese “Komplimente” ad absurdum führen?

Ich habe immer wieder so ein “Vergnügen”. Manch Boshaftes erschließt sich mir erst Stunden oder Tage später, weil es so raffiniert eingebaut wurde. Diese Personen sind offensichtlich sehr schlau und rhetorisch gewandt. Sie ziehen ihr Selbstvertrauen vermutlich aus der Abwertung anderer. Vielleicht nicht immer grundsätzlich bewusst, ich unterstelle jedoch bei einem Teil der Wortwahl durchaus absichtliches Verletzen anderer. Für Unterbewusstes ist Manches zu ausgeklügelt.

Wie mit solchen Energievampiren umgehen? Sie meiden wäre gut. Wenn das nicht immer möglich ist, hilft die Einsicht: “All energy is a gift, regardless of how it feels”.

Random People

Gestern traf ich auf dem Parkplatz eines Supermarktes eine ehemalige Kollegin, mit der ich jahrelang geschäftlich zu tun hatte. Ok, zugegebenermaßen selten in Natura, sondern meist per Telefon, aber wirklich über 16 Jahre lang. Ich fand sie immer sehr nett und wir kamen gut miteinander aus. Ich hatte sie schon beinahe 10 Jahre nicht mehr gesehen und traf sie gestern auf besagtem Parkplatz – und erkannte sie nicht. Sie sprach mich mit “Margit, erkennst Du mich nicht mehr?” an und ich musste ehrlicherweise sagen “Ich habe keine Ahnung, wer Du bist”. Selbst als sie ihren Namen nannte, wusste ich zwar, dass ich früher viel mit ihr zu tun hatte, aber ich hätte nicht mehr sagen können, in welcher Abteilung sie gearbeitet hatte. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und wir freuten uns ehrlich, dass wir uns wiedergesehen hatte. Ich sagte ihr auch offen, dass ich wirklich ein massiv schlechtes Gesichter Gedächtnis habe. Das ist echt Fakt! Das hat auch nichts mit dem Alter zu tun, es war schon immer so. Menschen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, erkannte ich nicht mehr. Zu meiner “Verteidigung” muss ich sagen, dass die Leute sich oft stark verändert hatten, trotzdem erkannten sie viele andere sofort wieder, nur ich nicht. Manchmal reichte schon eine geringfügige Gewichtsveränderung oder eine andere Frisur für ein nicht erkennen meinerseits. Es ist mir schon so oft passiert, dass mich Menschen mit Namen ansprachen und offensichtlich gut kannten und ich mich nicht mehr an sie erinnern konnte.

Ich habe mal eine Reportage gesehen über Menschen, die das noch ausgeprägter haben wie ich. Bei mir ist es eher harmlos. Die Menschen in der Reportage erkannten selbst ihre Partner ausserhalb der eigenen vier Wände nicht mehr. Eine Prosopagnosie ist es bei mir glaub nicht, oder falls doch in einer sehr milden Variante. Ich glaube, mein Gehirn sortiert Irrelevantes einfach nur aus. Menschen, die mir nicht wirklich etwas bedeuten, werden irgendwie “ausgeblendet”. Meine “Festplatte” benötigt den Platz wohl für anderes hahahha. Nein, ernsthaft, manchmal macht es mir Angst, weil ich mich nicht an die Menschen erinnern kann, bzw. nur wieder wenn sie mir ihren Namen nennen. Vor 2,5 Jahren ist es mir auf dem Volksfest in meiner Geburtsstadt tatsächlich passiert, dass ich meinen Ex nicht wirklich erkannte. Ich schaute so durch die Gegend, als ich an der Theke auf mein Getränk wartete, dachte noch so “Den Typen da drüben kennst Du doch von irgendwoher” und in der Drehung, als die Bedienung meinen Lillet brachte, fiel es mir ein “Ach Scheiße, das war ja der”! Wie gesagt, Menschen, die mir nichts bedeuten, fallen durchs Erkennungsraster. Eigentlich ziemlich krass, aber ich kann es so oder so nicht ändern, deshalb ist es auch irrelevant, sich Gedanken darüber zu machen, dass ich Leute aus der Vergangenheit einfach vergesse.

Es tut mir nur um die Netten leid, so wie die ehemalige Kollegin von gestern. Aber als ich es ihr erklärte, nahm sie es mir keine Sekunde krumm, dass ich mich nicht mehr an sie erinnern konnte. Ich werde auch nicht mehr so tun, als ob ich die Leute kennen würde, wie ich es in der Vergangenheit aus lauter Peinlichkeit oft gehandhabt habe. Es ist wie es ist. Wenn ich es offen und ehrlich erkläre, verstehen es die Betroffenen auch.

Ich habe jedoch nicht allgemein ein schlechtes Gedächtnis, ganz im Gegenteil. Ich kann mir oft leider jeden Scheiss merken. Längst vergangene Begebenheiten kann ich wortwörtlich zitieren und ich weiss in vielen Fällen sogar noch haargenau, was die Beteiligten anhatten und was für Wetter an diesem oder jenem Tag war. Vielleicht benötigt all das so viel “Speicher”, dass für Gesichter nichts mehr übrig blieb. Aber ich vergesse ja nicht alle Gesichter. Diejenigen, die ich ständig sehe, vergesse ich nicht und kann sie auch gut zuordnen, aber nicht diejenigen, die ich schon länger (es müssen Jahre sein) nicht mehr gesehen habe und die mir nicht (oder nicht mehr, hihihihi) nahestehen. Diese Gruppe vergesse ich dann einfach und kann mich nicht mehr an sie erinnern, wenn ich sie sehe. Seltsam, aber es gibt wahrlich Schlimmeres.

Ich habs echt vergessen

Am 02.03.2015 starb meine Freundin sehr jung an Krebs. Ich war damals bis zum letzten Atemzug bei ihr und hatte sie auch über Monate auf der Palliativstation begleitet.

Das war vor 7 Jahren. Jedes Jahr darauf, dachte ich an ihren Todestag. Bis auf dieses Jahr. Ich hatte ihn total und gänzlich vergessen. Erst heute fiel es mir ein.

Meine Freundin habe ich selbstverständlich nicht vergessen. Sie ist noch immer oft in meinen Gedanken. Ich habe lediglich ihren Todestag vergessen. An ihren Geburtstag denke ich jedoch immer. Sind die Todestage wichtig? Ich denke nicht. Es war der Tag ihres Übergangs in eine andere Welt. Viel wichtiger waren die Tage, die wir zusammen lachten und weinten. Die Zeit, die wir zusammen erlebten. Egal ob als junge Erwachsene oder im Hospitzzimmer in ihrer letzten Lebensphase.

Sie wird es mir sicher nicht übel nehmen, dass ich dieses Jahr nicht an ihren Todestag gedacht habe.

Sehr merkwürdig

Wie schon bei Corona, treibt auch der Umstand über den Krieg in der Ukraine hierzulande wieder seltsame Blüten. Viele Einzelhandelsunternehmen haben russische Produkte aus dem Sortiment genommen. Also bei aller Solidarität, aber das trifft nun wirklich die Falschen. Die russisch stämmigen Menschen, die hier leben und ihre gewohnten Produkte kaufen wollen, haben mit all dem doch nichts zu tun. Die Produkte werden vermutlich auch oft hierzulande her gestellt und schon lange nicht mehr importiert.Ich trinke auch gerne Wodka. Hey, das bringt mich auf eine Idee. Ich glaube, ich schenke mir jetzt einen Wodka-Bull ein.