Die unsägliche Leichtigkeit des unverbindlichen Lebens

“Wir müssen mal wieder was ausmachen”, “Meldet Euch mal, wenn Ihr in der Stadt seid, dann treffen wir uns”, “Wenn ich mal wieder Zeit habe, melde ich mich”. Genau, am Sankt Nimmerleinstag. Woher ich das weiß? Weil ich es mit Leuten, mit denen ich mich nicht so gerne treffe, genauso handhabe. Ich schiebe es und schiebe es und schiebe es, bis das “Treffen” im Tal des Vergessens verschwindet und die Menschen, die ich nicht treffen wollte, irgendwann nur noch Randfiguren in meinem “Spiel des Lebens” sind oder ganz daraus verschwinden.

Ich verhalte mich nicht gerade nett, aber ich weiss nicht, was ich sonst machen sollte. Direkt sagen, dass ich mich nicht treffen will, bring ich echt nicht.

Da ist die an sich schon nette Dame, die sich mit mir anfreunden wollte, aber es passte so gar nicht. Ihre Ansichten sind nicht die Meinen, ihr Dialekt hat mich getriggert und sie war auch einen Tick zu aufdringlich. Etwas weird. Ich habe das “Kaffee-Date” mit ihr immer wieder unter fadenscheinigen Gründen verschoben. Sie ist nicht dumm, sie hat schnell gemerkt, dass es einfach nicht sein soll.

Die Kollegin, die sich seit Jahren mit mir treffen wollte, habe ich so lange vertröstet, bis sie in Rente ging. Ich bin nicht stolz drauf, aber es war genauso wie bei der oben erwähnten Frau. Es passte hinten und vorne nicht. Ihre Stimme und ihre Art ging mir so auf den Zeiger, dass ich keinen Bock hatte, mich mit ihr zu treffen, auch wenn sie objektiv betrachtet sicher ein netter Mensch ist.

Nun ist es momentan bei Leuten in meinem Bekanntenkreis so, dass sie das “Spiel” mit mir spielen. Auch da ist es so, dass es einfach nicht passt und man sollte das auch nicht erzwingen. Es hat vielleicht mal gepasst und beide “Parteien” haben sich verändert. Wenn es mir wichtig wäre, den Kontakt aufrecht zu erhalten, würde ich mich melden, wenn ich in der Stadt bin, tue ich aber nicht. Stattdessen denke ich mir “Ich habe keinen Bock mich immer bei Euch zu melden, Ihr könntet Euch ja auch mal melden, wenn Ihr in der Stadt seid, pfff”, aber mir ist es offensichtlich ja auch nicht so wichtig, sonst würde ich mich mehr engagieren.

Ich hatte vor 22 Jahren eine Bekannte, von der ich nicht einmal mehr den Namen weiss, obwohl wir 2 Jahre lang jeden Mittwoch so eine Art privates “Perfektes Dinner” miteinander hatten (zusammen mit anderen Leuten). Ich versuche verzweifelt mich an ihren Namen zu erinnern, aber ich weiss ihn wirklich nicht mehr. Irgendwas an ihr hat auch damals nicht gepasst. Es ist schlimm das zu sagen, aber sie hat mich mal abgeholt und hatte total viel Ohrenschmalz in den Ohren und mich hat es so geekelt, dass ich mich ab da zurück zog. Das war vermutlich sehr oberflächlich von mir, aber ich empfand sie ab diesem Tag als sehr schmuddelig. Sie trug auch oft etwas gammelige Klamotten.

Das Leben ist unbeschwerter mit einem kleinen aber feinen Freundes- und Bekanntenkreis. Es ist besser, wenn es matcht, anstatt dass man krampfhaft versucht etwas aufrecht zu erhalten, was einen mehr nervt als guttut. Ich fürchte nur, wenn der Sankt Nimmerleinstag irgendwann tatsächlich kommt, werde ich ziemlich viel zu tun haben.

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