Ich laß gestern auf einer Plattform, dass man Kindern diese Frage nicht mehr stellen darf, weil sie das zu sehr unter Druck setzen würde, wenn sie keinen Spaß hatten. OMG! Ernsthaft? Meine Fresse, ich bin wirklich zu alt für so einen Scheiß. Ich denke nicht, dass Kinder einen nachhaltigen Schaden erleiden, wenn man sie fragt, ob sie im Kindergarten oder sonstwo Spaß hatten.
Man kann Kinder auch nicht vor allem “Negativen” in Watte packen. Es gibt so einen Witz, der jedoch schon auch manchmal einen Kern Wahrheit enthält: “Wo ist denn der neue Azubi, der heute angefangen hat?”, “Der ging um 14:00 mit Burnout nach Hause”. Solche Jugendliche oder junge Erwachsene fördert meiner Meinung nach ein Verhalten, wo man jede Fragestellung auf die Goldwaage legt. Sind denn Eltern, die bei jedem Wort, jedem Satz hinterfragen “Oh, könnte das einen Schaden bei meinem Kind anrichten” überhaupt noch authentisch? Das bezweifle ich stark.
Gestern erzählte mir der Vater eines jungen Erwachsenen, dass er als Jugendlicher richtig schlimm war. Ihm war alles verboten worden und das hatte ihn zu einem schwer erziehbaren Kind und Teenager gemacht. Das wollte er seinem Kind ersparen und er hat seinem Sohn deshalb nie etwas verwehrt und hat damit – bei seinem Kind – alles richtig gemacht.
Genauso wie etwas von den Eltern übernommen werden kann, kann es auch gänzlich zum gegenteiligen Verhalten führen. So wie ich schon als Kind wusste, dass ich niemals rauchen werde, weil das “stank”, wenn mein Vater und mein Opa rauchten. Auch meine Brüder haben nie geraucht. Niemand in der Familie, der später geboren wurde, raucht. Für uns war es ein abschreckendes Beispiel, weil wir es als unangenehm riechend empfanden. Andere Kinder nahmen sich ihre rauchenden Eltern zum “Vorbild” und fingen ebenfalls – oft schon in jungen Jahren – das rauchen an. Generell kann man also nie sagen, dass etwas den Kindern schadet oder sie dazu ermutigt, dasselbe Verhalten an den Tag zu legen.
Andererseits hat die Prägung und Indoktrination dazu, Unangenehmes auszuhalten mich oft in Situationen gebracht, in denen ich nicht sein wollte und sollte. Eine langjährige Beziehung, die besser eine sehr kurze oder noch besser gar keine geworden wäre und Arbeitsverhältnisse, die so unangebracht waren, dass ich eigentlich, wenn ich anders geprägt gewesen wäre, schon am zweiten Tag nicht mehr hin gegangen wäre und nicht 7 Jahre dort verharrt habe mit Alpträumen und Situationen, die noch heute im Nachhinein Panikattacken bei mir auslösen, wenn ich nur daran denke. All das hätte ich mir ersparen können, wenn ich dazu fähig gewesen wäre, Negatives nicht lange zu ertragen und es zeitnah zu eliminieren.
Ein Mittelding wäre vermutlich das Richtige. Nicht dazu erziehen, alles zu ertragen, aber auch nicht alles gleich hin zu schmeißen, wenns mal nicht so rosig läuft. Das gilt für Arbeitsverhältnisse und Beziehungen.
In unserem Freundes- und Bekanntenkreis trennten sich in den letzten Jahren ein paar Paare. Teilweise waren sie echt lange zusammen, ein Paar noch nicht so lange. Bei dem Paar, das noch nicht so lange zusammen war, war der Trennungsgrund des Mannes, dass die Frau mehrere Monate krank war. Sie solle sich wieder melden, wenn sie wieder ganz gesund wäre, dann könne er nochmals über eine Beziehung nachdenken. Gehts noch? So einen Partner braucht echt keiner.
Diejenigen, die schon länger zusammen waren, galten nach Aussen als das “Traumpaar” schlechthin. Mehrere gemeinsame Kinder, seit vielen Jahren zusammen. Sehr konservativ. Bis der Mann eine Midlife Crisis bekam und sich eine (unattraktivere, aber jüngere) Geliebte suchte. Jetzt herrscht Rosenkrieg und ich kann die Frau verstehen, die zu Recht wütend und enttäuscht ist.
Ein weiteres Paar stand kurz vor der Hochzeit. Es war alles organisiert und scheinbar plötzlich wollte er nicht mehr heiraten. Auch dieses Paar wirkte von aussen betrachtet ziemlich glücklich und harmonisch. Hatte er Bindungsangst bekommen, also “kalte Füsse” und hat dann überreagiert? Keine Ahnung. Sie sind nun schon länger getrennt und ich denke, das wird auch nix mehr. Dazu ist zuviel passiert. Obwohl… man soll ja niemals nie sagen, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass die beiden wieder zusammen kommen, zumal er neu liiert ist.
Geben Paare heute zu schnell auf? Fehlt die Kommunikation und hätte man vorher noch was retten können, wenn man ehrlich miteinander gewesen wäre? Ich weiss es nicht. Vielleicht sind die in ihrer Kindheit auch zu oft gefragt worden, ob sie Spaß hatten und als es nicht mehr spassig war, war der Druck zu groß, wieder Spaß zu haben? Keine Ahnung. Ich bin aus einer anderen Generation. Ich kann noch telefonieren. Ich muss keine Sprachnachrichten hin und her schicken. Ich glaube das ist bezeichnend für die Generationen Y und Z.
Ich gehöre zur Generation X. Die Generation zwischen den Boomern und den Y-Gens und ich bin froh darüber. Ich wuchs ab circa 4 Jahren weitestgehend mir selbst überlassen auf. In einem Dorf, wo jeder jeden kannte, passte “das Dorf” auf einen auf. Wenn man irgendwo Blödsinn machte, erfuhren das die Eltern sofort. Wenn wir Kinder uns zofften, dann sagten die Eltern nie etwas dazu und meist vertrugen wir uns einen Tag später auch wieder. Ich kenne Eltern, die aufgrund Streitigkeiten ihrer Kinder seit 10 Jahren nicht mehr miteinander reden. Die Kinder sind übrigens noch immer miteinander befreundet.
Früher war weissdasEinhorn nicht alles besser und vieles würde heute auch gar nicht mehr gehen. Man kann auch in dem Dorf, in dem ich aufwuchs, Vierjährige heutzutage nicht mehr sich selbstüberlassen irgendwo spielen lassen und damals in Gaststätten zu sitzen, die so durch Zigarettenqualm eingenebelt waren, war echt nicht schön. Trotzdem denke ich, dass heute vieles unverbindlicher wurde und die Menschen – auch der Pandemie geschuldet – verlernt haben, integer zu sein trotz oder gerade wegen all der political correctness und cancel culture. So wie Symbole nur durch die Intention gut oder böse werden (Sonnenrad / H….kreuz) oder Messer sowohl zum Gemüseschneiden, wie auch zur Körperverletzung verwendet werden können, so ist es auch mit Worten. Ich denke, ein Kind trägt keinen Schaden davon, wenn die Eltern es aufrichtig und mit ernsthaftem Interesse fragen “Hattest Du heute Spaß?”.