Anarchy in rural territory

Als ich ein Kind war, hatte ich einen zwei Jahre älteren Kumpel. Seine Mutter war sehr unkonventionell und ich fürchte, sie hat mich nachhaltig geprägt.

Bei ihm Zuhause war alles erlaubt. Wir sprangen auf den Wohnzimmerpolstermöbeln umher, wie auf Trampolinen, bis die Spiralfedern krachten. Wir stellten unter Anleitung der Mutter (inspiriert von Pippi Langstrumpf) Konrads Spezialkleber aus Backutensilien und Putzmitteln her. Das Zeug wurde so hart, dass es nie wieder aus der Schüssel heraus zu bekommen war. Sie nahm das Teil und warf es mit einem Achselzucken in die Mülltonne. Es verging fast keine Woche, wo sie uns nicht zu irgendwas anstiftete und wir liesen uns nur zu gerne anstiften. Einmal kam sie auf die Idee, einen Geldbeutel an einen durchsichtigen Faden zu binden und auf den Gehweg vor dem Haus zu legen und immer wenn jemand danach greifen wollte, zog sie den Geldbeutel an dem Faden weg und lachte sich einen Ast, wenn die Leute doof guckten. Nicht selten “mussten” wir irgendwelche Leute anrufen und sie mit verstellter Stimme verarschen. Das war eine sehr schöne Freizeitbeschäftigung. Es traf immer die “Richtigen”. Nette Menschen wurden von uns nie veräppelt, nur Arschlöcher. Ich habe viel von ihr gelernt und ich hielt mich gerne in dem Haus auf, weil dort alles erlaubt war und es weder die Mutter noch den Vater des Kumpels juckte, was wir den ganzen Tag taten. In den Sommerferien war das Zuhause des Kumpels unser Abenteuerspielplatz. Die Mutter war echt die coolste Socke!

Später, als ich so um die 20 war, übernahm ich viele ihrer Anregungen und trieb ähnlichen Schabernack zusammen mit einem ehemaligen Kollegen. Auch unsere “Opfer” waren immer nur üble Zeitgenossen und es gab immer einen “Anlass” für unsere Verarschungsaktionen. Es waren ausschließlich Reaktionen auf die Aktionen der “Probanden”.

Es ist wieder an der Zeit und mir fallen so einige Zeitgenossen ein, die anarchischen Schabernack meinerseits mehr als verdient hätten.

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