Neulich mal wieder an der Bushaltestelle

Ich erzähle öfter von obskuren Begegnungen an Bushaltestellen. Irgendwie scheine ich seltsame Menschen anzuziehen, die mir ungefragt ein Gespräch rein drücken.

So auch letzte Woche wieder. Ich war auf dem Weg zur Arbeit und stand an der Bushaltestelle. Eine Frau stellte sich ungefähr 4m von mir entfernt dazu. Sie stand noch keine zwei Sekunden, als sie mir erzählte, wie sehr sie Gott lieben würde und dass sie an Jesus Christus glaubt. Ich sagte nur: “Schön für Sie”. Doch sie redete weiter. Sie erzählte mir, dass die Pandemie eine Strafe Gottes wäre und wir für unsere Sünden büßen müßten. Ich hielt lieber meinen Mund und es kam dann zum Glück auch der Bus und ich setzte mich so weit wie möglich weg von ihr.

Sie kann gerne glauben an was sie mag, aber ich habe keinen Bock drauf, mir das anzuhören. Was denken sich diese Menschen?  Ich erzähle doch auch nicht jeder Person die ich unterwegs treffe, dass ich an das unsichtbare rosa Einhorn glaube und dass das Einhorn will, dass wir möglichst viel Pizzen essen. Dafür würde ich vermutlich irgendwann in der Klapse landen, ist aber genauso weit oder wenig weit hergeholt wie das, was mir die “Dame” erzählt hat. Gott hat auch noch keiner gesehen und niemand kann eindeutig und zweifelsfrei beweisen, dass es ihn wirklich gibt. Genauso wie niemand beweisen kann, dass Gott eben kein Einhorn ist. Vielleicht ist Gott ein Einhorn, wer weiss das schon.

Ich für meinen Teil habe die Bushaltestelle so morgens am liebsten: Ohne andere Menschen die mich Vollsülzen.

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An alle Fleischesser

Heute sah ich, dass ein Bekannter auf seinem Whatsappstatus folgendes gepostet hatte:

An alle Veganer: Wir wurden wegen einer Frucht aus dem Paradies geworfen und nicht wegen einer Leberkässemmel!

Was soll man dazu sagen in Zeiten einer Pandemie und mitten im Klimawandel, verursacht durch eine Zoonose und die exorbitante Ausbeutung unserer Mitgeschöpfe.

Manche haben den Schuss noch immer nicht gehört. Oder um den depperten Spruch richtig zu stellen: Wir stecken wegen Tierausbeutung und massivem Fleischverzehr in dieser globalen Scheisse und nicht wegen einem Apfel!

Trotz Corona

In Zeiten wie diesen spürt man schnell, welche Kontakte nur oberflächlich sind und welche tiefer gehen. Man kann auch Kontakt halten, trotz oder gerade aufgrund von Corona.

Mit meiner besten Freundin telefoniere ich regelmässig. Mit einem befreundeten Pärchen treffen wir uns abwechselnd zum “Perfekten Dinner”. Mit ein paar wenigen anderen schreibe ich ab und zu oder wir spazieren in der Natur.

Bei Einigen jedoch war die Devise “Aus den Augen – aus dem Sinn” und das ist auch gar nicht schlimm.

Wie immer und überall zählt die Qualität und nicht die Quantität.

Hier noch ein Eindruck von einem schönen Abend in angenehmer, unkomplizierter und wohltuender Gesellschaft:

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Natürlich halten wir uns immer an die geltenden Regeln, aber so schwer ist das nun auch wieder nicht.

“Sie sind ja bald 53”

Gestern sagte mir jemand, dass ich jetzt ja bald 53 wäre und das wäre gleichbedeutend mit alt und gebrechlich. Ich sagte, dass ich ziemlich fit bin und er erwiderte “na zum Glück noch”. So als ob ich in einigen Wochen, wenn ich tatsächlich 53 werde, schon mit einem Fuss im Grab wäre.

Der Typ war selbst schon kurz vorm Rentenalter, vielleicht auch schon drüber, das sah man aufgrund der Gesichtsmaske nicht so ganz.

Gestern war ich zu perplex und hatte andere Gedanken, doch heute kam mir seine Aussage wieder in den Sinn und ich muss sagen “Geht’s noch???” Wie unverschämt ist das denn!

Vielleicht hat das aber gar nichts mit mir zu tun. Vielleicht hat ER ein Problem mit dem Älterwerden.

All energy is a gift – regardless of how it feels. Ich sollte als Geschenk daraus mitnehmen, dass ICH mir durch das Gerede wieder bewusst geworden bin, dass ich immer jung sein werde, egal was andere sagen.

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Hier noch ein tagesaktuelles Selfie. Ja, ich sehe in der Tat aus, wie eine Greisin hahahahahaha.

Total schräg, skurril, abgedreht, aberwitzig und manchmal auch einfach nur schön

Hier eine kleine Sammlung der abgefahrenen Begegnungen, die ich in meinem bisherigen Leben hatte:

  • Ich lief eines abends nach der Arbeit zum Parkplatz, als mich ein Fremder ansprach. Er übergab mir einen Strauß roter Rosen mit der Erklärung, dass seine Freundin ihn versetzt hätte und er jetzt keinen Bock mehr hat, ihr die Blumen zu schenken. Ich nahm den Strauß perplex entgegen und der Typ verschwand in der Fußgängerzone.
  • Ein ehemaliger Kollege lud einen Teil der Belegschaft zur Einweihung seiner neuen Wohnung ein, die er mit seiner Freundin bezogen hatte. Im Schlafzimmer stand gegenüber dem Bett auf einer Kommode ein kleines Passbild von mir.
  • Meine Nichte und ich waren auf dem Stadtfest meiner Heimatstadt und wir warteten am Taxistand auf unser Taxi. Es lief ein junger Kerl vorbei, der uns mit “Ihr seid es wirklich” ansprach. Dann zog er aus seiner Jackentasche seinen Geldbeutel, öffnete ihn und zog ein Bild von uns Beiden heraus. Es war ein Bild, welches im Jahr zuvor auf einer Internetplattform von einem Eventfotografen veröffentlicht worden war. Es zeigte uns beide, wie wir vor einem Riesenrad standen.  Das war sehr unheimlich. Er hatte das Bild ausgedruckt, ausgeschnitten und bewahrte es seit einem Jahr in seinem Portemonnaie auf, wie andere ihre Familienbilder.
  • Ein mir wildfremder älterer Mann zischte mir beim Vorbeilaufen ein nicht sehr freundliches “Du dürre Hexe” zu.
  • Zwei alte “Damen”, die hinter mir liefen, redeten ziemlich laut und deutlich folgendes über mich: “Die läuft wie ein Storch”. Ich drehte mich um und entgegnete “Stimmt. Ich laufe wie ein Storch!”. Sie redeten danach nicht mehr über mich.
  • Ein Mitglied eines Motorradclubs bot mir mal auf einer Party wortwörtlich eine Handvoll Kartoffelsalat an. Er hatte mit der bloßen Hand in den Salat gefasst und bot mir diesen auf seiner Handfläche dar. Undankbar lehnte ich ab und er war total sauer.
  • Ich lachte mal oft und viel auf dem Rathausplatz meiner Heimatstadt während der jährlich stattfindenden Kulturtage. Neben uns stand ein stadtbekannter Restaurantbesitzer. Irgendwann kam er her und sagte, ich solle gefälligst aufhören zu lachen, weil ihn das stören würde. Irgendwie musste ich noch mehr lachen und bekam so einen Lachflash, dass ich beinahe daran erstickt wäre. Je mehr der gute Mann sich aufregte, desto mehr musste ich lachen. Es war wirklich fatal. Irgendwann wurde es ihm zuviel und er verließ den Ort.
  • Ich war auf einer Party, wo ich fast niemand kannte. Es wurde so ein lustiger und abgedrehter Abend, dass mich zum Schluss alle kannten und mich regelrecht feierten. Keine Ahnung, was ich gemacht hatte, aber alle sagten mir zum Schluss wie toll sie mich finden würden und umarmten und herzten mich, als ob sie meine allerbesten Freunde wären. Auf eine Art war das echt schräg, aber ich muss gestehen, dass das in 2020 der allerbeste Abend war und ich schon lange nicht mehr so viel Spass hatte wie an jener Feier.
  • Letztes Jahr auf dem Sommernachtsfest sagte ein betagter Herr zu mir “Sie schweben an mir vorbei wie eine Fee”. Das war echt schön.

Fortsetzung folgt