Ja, was kann man den dann noch essen?

Kürzlich unterhielt ich mich mit einer älteren Frau. Wir sprachen über gemeinsame Bekannte, die Hühnerhaltung betreiben.

Die Bekannten erfreuen sich einfach so ihrer Hühner und geben ihnen ein Zuhause, ohne eine Gegenleistung zu wollen. Sprich: Die Hühner dürfen einfach Hühner sein und werden betreut und behütet als Familienmitglieder.

Vor ein paar Monaten starb nun der Hahn im hohen Alter. Die Frau hatte das auch erfahren und sagte “Ja kann man denn den dann noch essen, wenn der so alt war?”. Ich sagte ihr, dass unsere Bekannten den Hahn namens Gustav niemals gegessen hätten, weil er zur Familie gehörte und Familie und Freunde isst man doch nicht!

Sie sah mich befremdet an, sagte aber nichts mehr. Ihr Blick sprach jedoch Bände.

Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen? Wenn der Familienhund oder die Katze stirbt, dann enden sie doch auch nicht als Braten, zumindest hierzulande nicht. Nichts anderes war es bei Gustav. Er bekam ein Grab im Garten und wurde unter Tränen bestattet.

Essen die Leute ihren Opa, wenn er stirbt? Wohl kaum! Warum also sollte jemand auf den absurden Gedanken kommen, Gustav zu essen?

Ach ja, weil es “normal” ist und weil man es “schon immer so gemacht hat” und weil es “Löwen auch tun”. Nicht zu vergessen hat der Mensch angeblich “Reißzähne” und stirbt an “akutem Proteinmangel”, wenn er sich nicht von toten Tieren ernährt. Fleischkonsum hat “Tradition” und Traditionen bricht man nicht gerne, egal wie barbarisch und grausam sie sind. Ein Spanferkel essen zum Beispiel. Objektiv betrachtet ist das schon ziemlich barbarisch und grenzt an Kannibalismus. Aber es ist “normal”, während die Leute, die sich aus ethischen Gründen pflanzlich ernähren die unnormalen Spinner waren. Ja waren, denn es setzt ganz langsam ein Umdenken ein.

Gestern sah ich ein Plakat auf dem ein Grill mit ganz viel Gemüse abgebildet war und darunter stand “Verantwortungsbewußte Väter grillen ihren Kindern nicht die Zukunft weg”. Genauso ist es.

Wenn es einem schon gänzlich Wurst ist, dass Tiere leiden, dann sollte man sich wenigstens um den eigenen Nachwuchs Gedanken machen und welche Welt man den Nachkommen hinterlassen will.

In Zeiten, wo es Ersatzprodukte gibt, die nahezu wie das “Original” schmecken, kann auch niemand mehr mit der fadenscheinigen Ausrede “Es schmeckt halt so gut” oder “Ich will auf den Geschmack nicht verzichten” daher kommen.

Wir haben diese Woche den Beyond Meat Burger im Lidl gekauft. Er roch so “echt”, dass es mir unmöglich war, ihn zu essen. Mein Mann musste sich “opfern” und alle Patties alleine essen, die er angebraten hatte. Er fand sie super lecker.

Mein Verstand wusste schon, dass er aus Erbsen hergestellt wird und kein Tier sein Leben lassen musste, dennoch war mir der Geruch zu heftig und zu stark an “echte” Burger erinnernd.

Allgemein finde ich es gut, dass diese Produkte Mainstream werden. Mc Donalds verkauft einen veganen Burger? Das ist doch klasse! Fast alle großen Fleischkonzerne haben eine vegane Edition auf den Markt geschmissen. Viele regen sich darüber auf, aber ich finde es richtig gut, denn es zeigt, dass der “unnormale Veganismus” in der “Normalität” angekommen ist. Zugegebenermaßen ist das schon ein klitzekleines bisschen so, als ob der Teufel Weihwasser verkaufen würde, aber hey, warum auch nicht. Jedes vegane Produkt (egal von wem hergestellt) trägt dazu bei, dass weniger Tiere zu Schaden kommen, selbst wenn “Satan” das Essen zubereitet hat, oder war es doch “Seitan”? Hierzu zitiere ich aus dem Film Detroit Rock City: “Satan / Santa – same letters, must be the same guy”.

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