Arschlochjahre

Es gibt Jahre die sind richtige Arschlöcher. 2010, 2014 und 2015 waren solche Jahre und nun auch wieder 2018.

Arschlochjahre sind für mich Jahre, wo man geliebte Wesen verliert.

Als der Sommer seinen Höchststand hatte, herrschte in mir Spätherbst. Die Traurigkeit versuchte ich mit Parties und Trubel zu übertünchen, was natürlich nicht funktionierte. Ich wahrte nur den schönen Schein, mehr nicht.

Inzwischen sind es sechs Monate, seit ich ohne meine geliebte Seidenfellschmusemaus leben muss. Die meisten Menschen — auch in meinem Umfeld – haben es längst vergessen und sind zur Normalität übergegangen. Für mich ist es noch immer so, als ob ein Stück von mir fehlen würde. Sie ist unersetzlich und einzigartig. Niemals wird es je wieder so sein, wie zuvor. Noch immer ertappe ich mich morgens, wie ich vier Porzellanschälchen aus dem Schrank räume, obwohl ich nur noch drei benötige. Dann halte ich inne, stelle eines zurück und spüre den Verlust wieder überdeutlich.

Niemand redet mehr lieblich mit mir, niemand liegt mehr nachts auf meinem Rücken / Bauch / Hüfte / Hals. Niemand spielt Fangen und Verstecken mit mir im Haus. Kein Mäusekarusselspielzeug wird mehr benützt. Es steht sinnlos im Eck und erinnert mich an schönere Zeiten.

Ich kann mir noch immer kein Bild, geschweige denn ein Video von ihr anschauen, ohne sofort zu flennen.

Das Jahr 2018 fing mit einem Tierarztbesuch an. Damals spürte ich, dass unsere gemeinsame Zeit bald enden wird. Bis jetzt habe ich den Tod noch immer gespürt, Monate bevor er dann letztendlich kam.

Vielleicht benötigen wir Arschlochjahre in unserem Leben, damit wir Nicht-Arschlochjahre besser zu schätzen wissen. Dass wir sie nicht als Selbstverständlichkeit ansehen, sondern als Geschenke, für die wir dankbar sein sollten. Ich hoffe, dass 2019 ein Nicht-Arschlochjahr sein wird.

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