Darf man ehrlich sein?

Ich las heute in einer Reportage von einer Frau, die sich selbst einen Monat lang auferlegt hatte, nicht mehr zu lügen. Mit teilweise fatalen Folgen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Klar, Lügen sind nicht gut, aber manchmal sind sie die bessere Alternative. Wem wäre geholfen, wenn man immer aussprechen würde, was man denkt, wie in dem Film “Der Dummschwätzer”.

Sätze wie “Ich mag Dich nicht mehr so wie früher”, “Diese Arbeit kotzt mich so an”, “Deine Art geht mir gerade tierisch auf den Zeiger”, “Du bist heute echt wieder eine überhebliche, selbstgerechte Schnepfe”, “Du verhälst Dich wie eine Schlampe”, “Du bist der egoistischste Mensch, den ich kenne”  oder “Du willst wissen wie es mir geht? Mag ich Dir aber nicht sagen, weil eh nur wieder irgend ein pseudoschlauer Spruch kommen würde. Vorher würde ich`s meinem nicht vorhandenem Friseur erzählen, bevor ich Dir mein Innenleben anvertrauen würde” kämen echt nicht gut. Auch wenn sie mitunter die subjektive Wahrheit wären. Selbst in abgeschwächter Form wären sie nicht so ganz sozialkompatibel.

Diese Beispiele sind frei erfunden, aber vielleicht gab es mal Szenen im Leben, wo man diese Sätze echt dachte, sie aber natürlich heruntergeschluckt hat und brav  beantwortete mit: “Ja klar, können wir mal wieder was zusammen machen”, “Na sicher, das erledige ich doch gerne”, “Nein, es nervt mich nicht, wenn Du mir zum 1000sten Mal die gleiche Geschichte erzählst, mach ruhig”, “Du bist ja so talentiert”, “Nein, ich habe kein Problem damit, dass Du mehrere Typen datest, das ist Dein Leben, da mische ich mich nicht ein”, “Na klar ist es ok, wenn Du immer nur nach Dir schaust, ohne Rücksicht auf Verluste” und “Mir geht es prima”.

Es lebe die Notlüge, oder etwa doch nicht? Wäre es nicht klüger, doch öfter mal die Wahrheit zu sagen? Vermutlich wäre man dann sehr einsam.

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