Seit vier Wochen bin ich also Politikerin. Mitglied einer neuen Partei, die all das vertritt, was mir wichtig ist. Nicht nur in Bezug auf Tierrechte, sondern auch in Hinsicht auf alle anderen immens wichtigen Themen, wie Umweltschutz, bioveganer Landbau, Novellierung der Jagdgesetze, faire Subventionierungen, gerechtes Grundeinkommen und Vieles mehr.
Wir sind gerade dabei, die 2000 Unterstützungsunterschriften pro Bundesland zu sammeln, die uns erlauben, an der Bundestagswahl 2017 teil zu nehmen.
Gestern waren wir auf Unterschriften”fang” auf dem lokalen Wochenmarkt. Wir bekamen fast nur positive Stimmen zu hören, sogar oder fast ausschließlich von Omni`s.
Während aus dem “eigenen Lager” der Veganer seltsamerweise Bemerkungen kamen wie, dass es zu früh für solch radikales Gedankengut wäre.
Ist es wirklich radikal, einen schrittweisen Ausstieg aus der Massentierhaltung anzustreben, solidarische Landwirtschaft fördern zu wollen und die Vergiftung unseres Trinkwassers durch Nitrate zu beenden, ökologische Alternativen für Pflanzengifte und Gentechnik zu suchen, eine niedrigere Besteuerung pflanzlicher Biolebensmittel im Parteiprogramm zu haben? Ich kenne niemand, der Massentierhaltung und die daraus resultierenden Auswirkungen auf unsere Umwelt und Mensch und Tier gut findet. Egal ob Fleischesser oder nicht. Kein vernünftig denkender Mensch kann Massentierhaltung gut heißen und unterstützen.
Fluchtursachen beheben zu wollen und Nahrungsmittel weltweit gerecht zu verteilen? Waffentransporte stoppen und Klimaschutz forcieren? Nachhaltigkeit, Natur und Ressourcenschonung, Subventionierung von regenerativen Energien? Zu radikal? Zu früh? Leider eher schon viel zu spät, vielleicht schon zu spät.
Gleichstellung von Frau und Mann auch beim Verdienst? Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, Prüfung und Machbarkeit eines gerechten Grundeinkommens? Längst überfällig.
Natürlich kann man drauf warten, bis jeder einzelne auf der Welt eine Bewusstseinserweiterung erlebt. Das ist erstrebenswert und gut. Vielleicht haben diejenigen recht, die sagen, dass eine Veränderung der Gesellschaft langsam von innen heraus geschehen muss. Das sind alles Ansätze, die funktionieren können und jeder hat seinen eigenen Weg und soll ihn auch haben.
Das Eine schließt das Andere doch nicht aus. Die V-Partei will aufklären und diese Erkenntnis hervorrufen. Wir wollen auf die Menschen nicht dogmatisch zugehen, sondern sie da abholen, wo sie sich gerade befinden.
Spiritualität ist wichtig und wird von uns auch respektiert. Unser Programm ist säkular ausgerichtet und orientiert sich am Leitsatz „Wir lieben das Leben“, der neben den universalen Menschenrechten das Ziel gesellschaftlich anerkannter Tierrechte und eine Verantwortung für Natur und Umwelt auf unserem Planeten mit einschließt.
Vielleicht werden wir scheitern. Vielleicht werden wir die 2000 Unterstützungsunterschriften nicht zusammen bekommen. Vielleicht wird uns kaum einer wählen, wenn wir es schaffen, aber dann haben wir es wenigstens versucht.
Ich habe zwar keine Kinder der eigenen Gattung, dennoch möchte ich einen lebenswerten Planeten für zukünftige Generationen erhalten. Nur selbst vegan zu leben, war mir zu wenig. Wenn ich Veränderung für alle Lebewesen will, muss ich auch selbst dazu beitragen. Jeder auf seine Art. Ich versuche es jetzt einfach mal als Politikerin. Das Leiden von empfindsamen Lebewesen beenden zu wollen hat für mich nichts Radikales an sich, sondern ist ein längst überfälliger Schritt in der Entwicklung des Homo Sapiens.