Das bin ich – die vegane Bitch

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Heute erlebte ich wieder eine Episode von “Also, ohne Fleisch könnte ich nicht leben. Es schmeckt halt so gut. Ich kann nicht darauf verzichten”.

Die meisten Veganer meiden tierische Produkte auch nicht, weil es ihnen früher nicht geschmeckt hat, sondern weil sie es aus ethischen Gründen ablehnen.

Ich bin da eine kleinere Minderheit. Ich fand Fleisch, Wurst und Milchprodukte schon größtenteils als Kind nicht so prickelnd und als der ethische Grundsatz dazu kam, war es für mich sehr leicht zuerst Vegetarierin und später Veganerin zu werden.

Es war absolut kein Verzicht für mich, eher eine Befreiung.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich als Kind oft beinahe übergeben musste, wenn sich auf der Trinkschokolade so eine “Haut” gebildet hatte. Es schüttelt mich noch heute, wenn ich nur daran denke.

Vor einigen Tagen postete ein weitläufiger Bekannter auf Facebook einen Teller mit dunkelbraunen Würsten. Einige Kommentare darunter waren “Schaut lecker aus” und “Lass es Dir schmecken”. Ich dachte nur “Boah, das schaut stark nach Fäkalien aus”.

Viele Menschen wenden sich angewidert ab, wenn sie hören oder im TV sehen, dass in anderen Kulturen Insekten gegessen werden. Sie sind so konditioniert, dass sie keinerlei Probleme mit dem Verzehr von in Tierdärme gepresstem Fleisch oder Innereien anderer Säugetiere haben, doch bei Heuschrecken hört der “Spaß” dann doch auf.

Ich kenne liebe Menschen, die sehr stark im Tierschutz tätig sind und sich der Hunde- und Katzenhilfe verschrieben haben. Sie pflegen kranke, alte, behinderte Tiere und sparen lieber am eigenen Leben, nur um ein weiteres Tier versorgen zu können.  Auf Fleisch hingegen “wollen sie nicht verzichten”.

Ein Lamm oder ein Kalb ist genauso niedlich und süss, wie ein Welpe oder ein Kitten, dennoch essen viele Menschen Kalbsleberwurst oder Lammbraten, ohne jegliche Empathie für das Tier, dass es einmal war. Wenn sie einen Welpenbraten oder eine Katzenpatè vorgesetzt bekämen, wäre der Aufschrei groß. Wenn man schon bei Tierkindern keinerlei Skrupel hat, dann ist der Verzehr von erwachsenen Tieren erst recht kein Problem.

Die Menschheit ist darauf getrimmt, dass bestimmte Tierarten “essbar” sind, während andere als “nicht essbar” klassifiziert werden. Es ist normal einige Spezies auszubeuten und zu töten um sie zu verzehren, aber tabu, die Anderen anzurühren. Welche Tierart “genießbar” ist und welche nicht, ist willkürlich und von Kulturkreis zu Kulturkreis verschieden.

Den Hund, die Katze, das Meerschweinchen usw. liebt man, das Schwein, die Kuh, das Schaf etc isst man. Zumindest in Europa. Obwohl, man hört gerüchteweise, dass Katzen und Hunde nicht nur in Teilen Asiens, sondern auch in der Schweiz gegessen werden. In Peru sind Meerschweinchen sogar das Nationalgericht. Hierzulande für die Meisten undenkbar.

Ich wünschte, ich könnte herausfinden, wie man diese Indoktrination umkehren kann, denn nichts anderes ist Karnismus.

Verstärkt wird diese Indoktrination und Konditionierung durch die sogenannte Lebensmittelindustrie. Es wird eine heile Welt vorgegaukelt mit lila Kühen, Bärchenwurst, “glücklichen” Hühnern, Schweinchen mit Äpfeln im Mund. Die Mär vom Biobauern wo die Tiere mit Musik beschallt werden und gerne in ihren Ställen angebunden sind und freiwillig und von selbst Milch geben, bis sie todgestreichelt werden. Vom “Metzger des Vertrauens” liebevoll in appetitliche Happen zerstückelt, damit sie von normalen Bürgern zu einer “gesunden” Mahlzeit zubereitet werden können.

Doch es gibt Hoffnung. Immer mehr Menschen erkennen, dass es nicht ok ist, Tiere so zu behandeln. Ein globales Umdenken ist zu erkennen. Noch zaghaft, aber stetig wachsend.

Vor 10 Jahren war ich im gesamten Familien- und Freundeskreis die einzige Vegetarierin. Heute bin ich nicht einmal mehr als Veganerin alleine.

Gestern war ich auf der Geburtstagsparty einer Freundin. Noch vor circa 5 Jahren war ich die “Exotin”. Gestern hielt sich die Anzahl der Omnis mit den anwesenden Vegetariern schon die Waage. Ich war zwar noch immer die einzige Veganerin, aber es ist nur eine Frage der Zeit und ich werde  auch in diesem Kreis nicht mehr alleine sein.

 

 

 

 

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