Kulturbanausen

Ich kann mit Fug und Recht von mir behaupten, dass ich eine Kulturbanausin ist. Die meisten meiner Freunde auch. Man trinkt lieber Asti Spumante anstatt Champagner, man genießt lieber Ritter Sport Marzipan anstatt belgischer Pralinen für fünf Euro pro Stück. Ich esse am allerliebsten Pizza und Pasta anstatt hochgestochener Gerichte, von denen eh kein Mensch satt wird. Erdbeerbowle wird eindeutig irgendeinem so genannten Edelgesöff wie Gourmet-Essig vorgezogen. Ich bekam einmal einen schweineteuren Eiswein geschenkt. Ich wusste dies jedoch nicht zu würdigen und trank ihn morgens um acht zusammen mit einigen meiner Freunde aus Plastikbechern. Er schmeckte nicht schlecht, war jedoch kein Vergleich zu Himbeerlikör.

Auch lege ich keinen großen Wert auf irgendwelche Marken. Speziell bei Klamotten gilt das Motto: Hauptsache ist, es sieht gut aus. Alles, was einem gut steht, ist erlaubt. Dabei ist es egal, ob die Teile von einem Markenhersteller oder aus der kleinen Boutique um die Ecke stammen.

Zeitgenossen, die sich ständig durch irgendetwas profilieren müssen, gingen mir schon immer gewaltig auf den Zeiger.

Mir ist es gleichgültig, was meine Familie oder meine Freunde für Autos fahren, erst recht bei fremden Leuten. Ich würde es eh nicht merken. Ich unterscheide Autos nicht nach dem Hersteller, sondern nach Farben. Wenn man mich fragen würde, was für ein Auto ich fahre, würde ich vermutlich „Ein Weißes“ antworten. Mein Mann fährt ein Schwarzes. Das Fabrikat ist mir total gleich. Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände, die einen gut und sicher von A nach B bringen sollten, nichts weiter.

Ich mag Musicals nicht und auch Theaterauffürungen sind nicht so mein Ding. Ich höre lieber Bosse, Maxim oder Cro per Kopfhörer auf meinem IPhone. Ich stehe mehr auf Dancefloor à la David Guetta oder Taio Cruz anstatt auf Klassik oder Oper. Musikalisch bin ich ein Kind des neuen Jahrtausends.

Würde sich mein Charakter ändern, wenn ich richtig reich wäre und das Geld mit vollen Händen zum Fenster rauswerfen könnte? Würde ich mir dann auch eine Flasche französischen Wein aus dem 18. Jahrhundert bestellen für tausend Euro die Flasche, den ich nicht mal mögen, sondern als Sauerampfer runterwürgen würde? Würde ich mir auch ein Auto in der Preisklasse eines größeren Einfamilienhauses zulegen mit dem Spritverbrauch einer Kleinstadt? Würde ich mir gar eine Yacht kaufen?

Würde ich dann eine dieser botoxverschandelten Schnepfen werden, die man öfter in drittklassigen Pseudo-Reportagen sieht? Würde ich eine dieser versnobten, oberflächlichen Bussi-Bussi-Tussies werden, wie man sie in München oft herumstolzieren sieht? Wäre ich auch eines dieser gelangweilten Modepüppchen, für die die Welt untergeht, wenn einer der Gelfingernägel abbricht? Würde ich Designerklamotten für meine Katzen kaufen? Nun, meine Kätzin würde mit einem Diamantdiadem bestimmt wunderschön aussehen. Aber nein, ich würde höchstwahrscheinlich sehr bodenständig bleiben. Ich würde mir gewiss mehr gönnen als jetzt und meiner Familie und meinen Freunden viel Gutes tun. Wahrscheinlich ein größeres Haus in meiner Heimat bauen. Ein Haus in der Nähe meiner  Familie und Freunde mit Swimmingpool. Ein Platz für viele schöne Feiern im Kreise von allen mir wichtigen Menschen.

Sicherlich würde sich der Lebensstandard erhöhen, wenn ich Geld im Überfluss hätte, aber mein Mann und ich würden keinesfalls abheben. Dessen ich mir sicher. Es würde weiterhin Pizza und Pasta anstatt Kaviar mit Tongabohnensorbet geben. Ich würde mir auch auf keinen Fall goldene Wasserhähne einbauen lassen oder sonstigen komplett überflüssigen Schnickschnack. Jedoch würde ich mir eine Putzfrau leisten. Ich würde mit meinem Mann die Hochzeitsreise auf die Seychellen nachholen. Ich würde mir mit meinen Freundinnen einen Shopping-Trip nach London gönnen anstatt nach München. Ich würde vermutlich viel Geld für teure Kosmetik ausgeben, aber vor Schönheitsoperationen würde ich auf jeden Fall zurückschrecken. Obwohl:  Eventuell würde ich für spezielle Events einen Stylisten engagieren. Wenn Geld wirklich absolut keine Rolle spielen würde, würde ich mir sicherlich auch einigen Luxus gönnen, alles andere wäre blauäugig. Es würde allerdings im Rahmen bleiben. Ich würde mich ebenfalls sehr für den Tierschutz einsetzen und Geld spenden.

Es wäre interessant, herauszufinden, ob man sich wirklich wesentlich verändern würde. Prägt einen Geld oder das Umfeld? Würde das Umfeld überhaupt gleich bleiben oder würde es sich ändern? Was wäre, wenn man plötzlich richtig reich wäre?
Vielleicht gilt auch hier der Spruch: Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen

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