Ich erzähle öfter von obskuren Begegnungen an Bushaltestellen. Irgendwie scheine ich seltsame Menschen anzuziehen, die mir ungefragt ein Gespräch rein drücken.
So auch letzte Woche wieder. Ich war auf dem Weg zur Arbeit und stand an der Bushaltestelle. Eine Frau stellte sich ungefähr 4m von mir entfernt dazu. Sie stand noch keine zwei Sekunden, als sie mir erzählte, wie sehr sie Gott lieben würde und dass sie an Jesus Christus glaubt. Ich sagte nur: “Schön für Sie”. Doch sie redete weiter. Sie erzählte mir, dass die Pandemie eine Strafe Gottes wäre und wir für unsere Sünden büßen müßten. Ich hielt lieber meinen Mund und es kam dann zum Glück auch der Bus und ich setzte mich so weit wie möglich weg von ihr.
Sie kann gerne glauben an was sie mag, aber ich habe keinen Bock drauf, mir das anzuhören. Was denken sich diese Menschen? Ich erzähle doch auch nicht jeder Person die ich unterwegs treffe, dass ich an das unsichtbare rosa Einhorn glaube und dass das Einhorn will, dass wir möglichst viel Pizzen essen. Dafür würde ich vermutlich irgendwann in der Klapse landen, ist aber genauso weit oder wenig weit hergeholt wie das, was mir die “Dame” erzählt hat. Gott hat auch noch keiner gesehen und niemand kann eindeutig und zweifelsfrei beweisen, dass es ihn wirklich gibt. Genauso wie niemand beweisen kann, dass Gott eben kein Einhorn ist. Vielleicht ist Gott ein Einhorn, wer weiss das schon.
Ich für meinen Teil habe die Bushaltestelle so morgens am liebsten: Ohne andere Menschen die mich Vollsülzen.