nicht nur im Sommer, sondern alle paar Monate überfällt mich – scheinbar aus heiterem Himmel – eine tiefe Traurigkeit.
In solchen Phasen hinterfrage ich dann mein Leben: War das jetzt schon Alles? Das kann doch nicht noch die nächsten 20 Jahre so weiter gehen und dann? Grüßt dann täglich das Murmeltier auf andere Art? Werde ich dann eine dieser bemitleidenswerten Individuen, für die es schon eine Sensation ist, wenn der Nachbar den Rasen dienstags anstatt mittwochs mäht? Werde ich auch irgendwann genau dokumentieren, wann meine Nachbarn aus dem Haus gehen und wer zu Besuch kommt und wie lange bleibt? Werde ich auch nur noch über Krankheiten reden und wen es wieder dahin gerafft hat? Am liebsten ausgeschmückt in allen Details? Werde ich vor Langeweile das Gras wachsen hören und mich an jedem Regentropfen stören, der mir auf den Kopf fällt? Werde ich irgendwann so werden, dass ich mir immer für alles das allerschlimmste Szenario vorstelle? Werde ich dann nur noch über Belangloses schnattern und immer in der Furcht leben, was “die Anderen” von mir denken oder sagen könnten? Wird dann meine größte Herausforderung sein, dass der Vorgarten anständig von Unkraut befreit wurde und die Hecke exakt geschnitten ist?
So will ich niemals werden und ich habe meinen Mann gebeten, mich unauffällig zu beseitigen, falls ich auch nur Ansatzweise so werden sollte. Er muss es halt geschickt anstellen und es wie einen Unfall aussehen lassen.
Ich habe noch die Hoffnung, dass ich nie so werde. Dennoch sitzt mir die Angst davor etwas im Nacken. Ich glaube aber, dass ich dann schon jetzt Tendenzen dazu hätte.
Woher kommt diese Melancholie alle paar Monate und wie kann ich das ändern? Will sie mir irgendetwas sagen?
Was steckt hinter dieser melancholischen Verstimmung und der Angst, irgendwann ein eintöniges, lustloses Leben führen zu müssen? Heute möchte ich mich gerne in mein nicht vorhandenes Schneckenhaus verkriechen und mich vor der Welt verstecken. Alle Emotionen haben vermutlich ihren Sinn.
Dennoch stelle ich mir an Tagen wie diesen die Frage, zu was ich hier bin. Was mache ich mit der mir verbleibenden Zeit? Ich kann sie nicht länger so vergeuden, wie die vergangenen Jahre. Ich habe ein Alter erreicht, wo man endlich etwas sinnvolles mit seiner Zeit anstellen sollte. Etwas von Dauer was Spuren hinterlässt. Nicht nur sinnloses, nichtsagendes Geplänkel um Nichtigkeiten.
Wie es Doc Brown schon sagte “Die Zukunft ist noch nicht geschrieben”. Wir können jeden einzelnen Tag die Karten neu mischen. Nun werde ich mich in die Natur begeben, mir den Wind um die Nase wehen lassen, der die trübseligen Gedanken verscheuchen wird. Ich habe es immer selbst in der Hand, welche Empfindungen mich beherrschen. Ich werde die Melancholie nicht bekämpfen, aber ich werde ihr auch nicht noch weitere Aufmerksamkeit schenken. Ich lasse sie einfach passieren.