Vor vielen Jahren hatte ich einen Bekannten mit dem wir ab und zu was unternahmen. Wir hatten damals einen kleinen Ausflug gemacht und saßen in einem Café. Es war noch lange vor Corona und das Café war sehr eng bestuhlt und gut besucht. Jedenfalls sassen am Tisch neben uns zwei sehr sympathisch wirkende Frauen. Die Bedienung kam und fragte, was sie trinken wollten und eine der Frauen sagte zu der Servicekraft “Du kannst ruhig Du zu uns sagen, Du musst uns nicht siezen”.
Der Bekannte schimpfte daraufhin vor sich hin “Jaja, Duzen! Als ob Ihr 20 wärt. Schaut Euch doch mal an. So taufrisch seit Ihr nicht mehr”. Er sagte es zum Glück nur laut genug, dass ich es hören konnte, aber nicht die Frauen, die ich grob auf Anfang 40 geschätzt hätte (sie sahen beide wirklich nett und angenehm aus). Er sagte es dermaßen boshaft, dass ich richtig erschrak.
Es war nicht das erste Mal, dass er und seine Frau mir negativ aufgefallen waren. Nicht nur durch sehr abfällige Bemerkungen, sondern sie durch extreme Launenhaftigkeit und er durch ein nicht eingehaltenes Versprechen.
Ich habe mit ihm und seiner Frau schon seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr und das ist auch ganz ok so. Keine Ahnung, warum ich heute an sie denken musste. Vielleicht weil sie mich lehrten, dass man auf die kleinen Bemerkungen acht geben sollte, die Menschen so beiläufig von sich geben. Sie offenbaren den wahren Charakter. Die vor sich hin gemurmelten Boshaftigkeiten, die unbedarft ausgesprochenen Verwünschungen, die großen Reden, denen keine Taten folgen.
Je weniger solcher Menschen man um sich hat, desto besser ist es.
Wenn ich an diesen Tag im Café zurück denke, dann wäre ich viel lieber mit den beiden netten Frauen befreundet als mit dem Griesgram und seiner Frau. Trau, schau, wem!