Früher war es so, dass ich oft versucht habe, meine emotionale Leere und meinen Frust mit Einkäufen zu kompensieren. Es gab sogar Zeiten, da habe ich mir jeden Abend – echt ohne Scheiss – einen Schirm gekauft, wenn ich total gestresst aus der Arbeit raus kam. Irgendwann hatte ich so viele Schirme, dass ich nicht mehr wusste, wohin damit. Bei Schirmen gibt es zum Glück immer einen natürlichen Schwund und so hielt sich der Bestand nach relativ kurzer Zeit wieder in Grenzen.
Es gab sogar schon so exorbitant schlimme Zeiten, die ich mit dem Kauf von Stiefeln kompensieren “musste”. Zum Glück waren diese seltener, aber dieser Epoche verdankte ich eine stattliche Ansammlung an Stiefeln, Pseudo-Ugg Boots und Stiefeletten.
Kürzlich bin ich dazu über gegangen, nur noch Unterwäsche, Schuhe, Socken und Schmuck neu zu kaufen und alles andere Second Hand. Die Flohmärkte im Herbst und Januar waren eine wahre Fundgrube an Schätzen. Doch diese Märkte wurden im Frühjahr abgesagt. Bliebe also das Onlineshopping für eine “Süchtige” wie mich, aber ich habe kein Verlangen danach. Ich habe tatsächlich etwas gekauft, jedoch nicht für mich, sondern ich habe etwas für meine Mutter bestellt, die ich im Moment nicht besuchen kann um sie zu schützen. Klar ersetzt ein Geschenk keine menschliche Nähe, aber sie wird sich dennoch freuen. Weiterhin habe ich ein Geschenk für eine Freundin bestellt, die morgen Geburtstag hat und bestimmt auch eine Aufmerksamkeit in der Isolation wertschätzen wird.
Es wird mir guttun, weniger zu konsumieren. Materielles wurde von mir radikal reduziert. Nun arbeite ich an der Reduktion meiner Social Media Zeit. Ebenfalls eine Sucht von mir. Noch ist es schwer, gerade jetzt, wo ich viel Zeit habe. Dennoch ist mein Vorsatz, die Zeit auf ein Mindestmaß zu reduzieren und stattdessen Sinnvolleres mit meiner freien Zeit anzufangen. Das beinhaltet nicht unbedingt Online-freie Zeit, sondern eine Distanzierung von Insta, Facebook, WhatsApp. Wenn ich jedoch Onlineportale zum erlernen von etwas neuem nutze, ist das “erlaubt”. Mal gespannt, wie lange ich durchhalte.
Ich habe momentan genügend Abstand von dem, was mir sonst jegliche Energie absaugt – was vermutlich auch der Grund ist, weshalb ich jetzt nicht in irgend ein Suchtverhalten zurück gefallen bin. Vielleicht ist es eine Chance, mich auf das zu besinnen, was wirklich zählt, was ich auf jeden Fall will, was ich tatsächlich gerne mache.