Wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisst und sich auf Plätzen mit vielen Menschen aufhält, dann kann es durchaus vorkommen, dass man Gesprächsfetzen aufnimmt, die etwas befremdlich wirken. Zumindest auf mich. Ich hörte, wie eine Frau zu einer Anderen sagte “die Menschheit wird sich in zwei Lager spalten, nämlich die, die channeln können und die, die es nicht können”. Ich war perplex! Offensichtlich gehöre ich zu denen, die das nicht können. Ich kann ja nichtmal richtig meditieren.
Wenn ich bei Meditations-CD`s höre, dass meine Füsse in den Boden wachsen sollen und Wurzeln bilden, ist das für mich eine ganz und gar schreckliche Vorstellung. Ich will nicht, dass meine Füsse mit dem Boden verwurzeln. Das macht mir Angst. Immer wenn dann in so einer geführten Meditation gesagt wird, man solle sich ein Tor vorstellen, stelle ich mir – wirklich immer – das Friedhofstor in meinem Heimatort vor. Ich schaffe es einfach nicht, mir ein anderes Tor vorzustellen.
Wenn ich mir dann auch noch eine “reinigende violette Flamme” vorstellen soll, ist es vorbei mit meiner Konzentration. Ich will mir keine Flamme vorstellen, die mich umhüllt. Vielleicht erinnert mich das zu sehr an meine unzähligen Vorleben in denen ich wegen Ketzerei verbrannt wurde. Wer weiss.
Das Einzige, was einer Meditation nahe kommt, ist das honorige Schnurren meiner Katzen. Gerne auch als Kanon. Wundervolle Töne, die mich wirklich beruhigen und mich mehr “erden”, als imaginäre Wurzeln an meinen Fußsohlen.
Apropos Fußsohlen. Ich hörte auch, wie jemand sagte, dass sie am liebsten barfuß läuft, weil Schuhe sie einengen. Meine Schuhe engen mich speziell im Sommer auch sehr oft ein. Weil ich nämlich einen ausgeprägten Hallux Valgus am rechten Fuss habe. Ich müsste alle rechten Schuhe auf Höhe des Hallux Valgus so ausbeulen dass der innere Rand des Schuhs nicht ständig in meine Haut einschneiden würde. Auch mich hemmen meine Schuhe! Noch viel mehr hemmt mich aber die Vorstellung, im Straßendreck laufen zu müssen, ohne schützende Sohlen an meinen bloßen Füssen. Neinneinnein, das ist nichts für “Adriana Monk”. Ich laufe gerne barfuß im Gras, oder auf Moos, aber doch nicht in einer Stadt. Das ist für mich total “Pfui Daibel”… ich müsste meine Füsse ewig schrubben um den Dreck wieder herunter zu bekommen. Ich bin da etwas… nun ja… neurotisch, ich gebe es zu.
Ich hörte auch, wie jemand sagte, dass sie sehr oft ihre Wohnung von schlechten Einflüssen befreit durch eine Räucherung mit weissem Salbei. Früher mochte ich Räucherwerk total gern. Benzoe Sumatra – das roch so toll. Oder Duftöle. Ich hatte mal ein Sandelholzöl, das so genial roch, dass ich am liebsten darin gebadet hätte. Leider fand ich den Hersteller nicht mehr und alle anderen, die ich probierte, hatten irgendwie eine ranzige oder modrige Note, nicht diese Frische, die “Mein Sandelholzöl” hatte. Salbei riecht tatsächlich richtig gut. Die pelzigen Mitbewohner mochten die Räucherstoffe und die Duftöle jedoch nicht so gerne und deshalb mache ich es nur noch manchmal im Garten, in Katzen-freier Zone.
Sollten Menschen, die das Bedürfnis verspüren, ihre Räume durch Räucherungen von negativen Energien zu befreien, nicht lieber ihren Umgang überdenken? Ausserhalb meines Hauses kann man sich nicht immer “nicht so netten Zeitgenossen” entziehen, aber im eigenen Zuhause kann man doch durchaus entscheiden, wen man zu sich einlädt und wen nicht. Ich hatte noch nie das Bedürfnis, meine Bude zu räuchern, weil Leute da waren die mir nicht behagten.
Ich kann mich also nur schlecht in einen meditativen Zustand versetzen und mich auch nicht von negativen Energien säubern und channeln kann ich schon gar nicht. Aber muss ich das alles wirklich können und will ich das überhaupt? Ich mag Schuhe ganz gerne und wenn sie schön sind und bequem ist es um so besser. Ich mag es auch ohne Schuhe zu laufen, wenn der Untergrund weich ist. Dennoch möchte ich bei Wind und Wetter und in der Zivilisation schützendes Schuhwerk an meinen Füssen haben. Muss ich wirklich in Gedanken mit dem Boden verwurzeln? Reicht es nicht, wenn ich es schaffe, dass der Quatschkopf in meinem Hirn mal für ein paar Minuten seinen Rand hält? Muss ich räuchern, oder genügt es, wenn ich ein tolles Parfüm habe oder ein frisch riechendes Duschgel, das mich beschwingt? Es hilft auch schon, wenn ich meine Nase in das Fell meiner Katzen stecke, die so herrlich duften. Ich weiss nicht, wie sie es machen, aber sie riechen immer so gut. Muss ich channeln können, oder ist es völlig ausreichend, wenn ich erkenne, was mir guttut und was nicht?