Als ich kürzlich mal wieder über das Verhalten anderer Leute gegrübelt habe, sagte meine Freundin Anna “Denke nicht so viel darüber nach, die gehören einfach nicht zu unserem Tribe”.
Sie hat vollkommen recht. Warum sollte ich mir über Personen den Kopf zerbrechen, die einfach nicht (oder nicht mehr) zu mir passen. Vielleicht begleiten uns Manche ein Stück des Weges, aber dann kommt eine Wegkreuzung und sie gehen in eine andere Richtung, während ich einem unterschiedlichen Pfad folge. Es passt nicht mehr zusammen. Vielleicht stoße ich auch Menschen ab, durch das, was ich jetzt bin. Viele kommen mit meiner Lebensanschauung Tieren gegenüber nicht klar. Mit anderen hatte man einfach nur eine bestimmte Sache gemeinsam. Wenn diese weg fällt, merkt man oft, dass dann nichts mehr bleibt, was einen verbindet. Die Erinnerungen verblassen und die gemeinsam verbrachte Zeit wird oft verklärt. Vielleicht hatte man auch nie etwas gemeinsam und es nur nicht gemerkt.
Es gibt Fälle von “Ghosting” in meinem Leben. Ich glaubte mit diesen Menschen befreundet zu sein, bis sie eines schönen Tages einfach aus meinem Leben verschwanden, ohne das es Streit oder irgend etwas gegeben hätte. Sie waren einfach weg und haben sich nie mehr gemeldet. Das scheint ein neues Phänomen zu sein und viele Leute haben es schon erlebt. Teilweise mit “engen Freunden”. Wieso macht man das? Es ist müssig das zu fragen. Es ist wie es ist und inzwischen sind diese “Freunde” auch nur noch sehr selten in meinen Gedanken. Ich könnte tausend Möglichkeiten in das Verhalten hinein interpretieren und würde doch nie auf einen Nenner kommen. Ich bin ein Mensch, der bei solchen Situationen, die “Schuld” bei sich sucht. Dann denke ich “Habe ich irgendwas gesagt, getan, was dazu führte, dass sich diese Menschen von mir abgewendet haben?”. Ja bestimmt. Ich war einfach ICH. Das alleine reicht. Vielleicht hatten sie ein bestimmtes Bild von mir und eines Tages erkannt, dass ich dem nicht entspreche. Bei dem einen war ich vielleicht so etwas wie Kryptonit und er hat sich aus Selbstschutz von mir abgewandt, weil er wusste, dass nie sein wird, was er sich vielleicht insgeheim nach all den Jahren noch immer erhofft hat. Bei den Anderen habe ich keinen Schimmer. Ist aber auch nicht mehr wichtig. Es ist jetzt schon so lange her und ich habe mich damit abgefunden.
Mein einziger Vorsatz ist – nicht für das neue Jahr, sondern schon jetzt – dass ich aufhöre, zu spekulieren, zu analysieren und zu hinterfragen. Es ist einfach so und basta. Es gibt Menschen, die sind nur dazu bestimmt, einen ein Stück zu begleiten, während andere die gesamte Strecke bei einem sind. Das ist vollkommen in Ordnung und der normale Lauf des Lebens. Sie haben ihren Weg, dem sie folgen müssen und ich den meinen. Zwanghaft zu versuchen, irgendwo wieder eine gemeinsame Wegstrecke zu finden, bringt nichts. Weder mir, noch den ehemaligen Weggefährten. Ich muss sie ihren Weg gehen lassen, auch wenn das manchmal schmerzhaft ist und man die Leute vermisst und noch immer gern hat. Noch schmerzhafter wäre es, sie auf einen Pfad führen zu wollen, der nicht für sie bestimmt ist. Ein ganz lieber Mensch sagte mir: Manche Gefährten sind nur “Stationengefährten” und gehen, wenn ihre Station erfüllt ist.
Daran ist nichts Wertendes, es ist einfach wie es ist. Wenn nichts mehr zurück kommt, dann ist es Zeit es gut sein zu lassen. Sie gehören einfach nicht zu meinem Stamm.
Dazu passt – wie fast immer – ein weiser Spruch von SENECA:
Unter den Menschen müssen wir unbedingt eine Auswahl treffen und uns fragen, ob sie es wert sind, dass wir ihnen einen Teil unseres Lebens widmen, oder ob ihnen wenigstens der Aufwand unserer Zeit zugute kommt. Manche Menschen rechnen es uns nämlich sogar als Ehre an, wenn wir ihnen Dienste erweisen.