Tschüssikowski und andere Unarten

Vorgestern lief ich zur Bushaltestelle und hörte, wie hinter mir ein Mann einem Bekannten sehr laut “Tschüssikowski” zurief. Es ist nicht so, dass es mich nervt, ich finde es eher belustigend. Was ich aber gar nicht mag, sind so Unarten wie “Zum Bleistift” anstatt “Zum Beispiel”, oder “Alles Klärchen” anstatt “alles klar”…”Wunderbärchen”, oder ganz schlimm “Gefickt eingeschädelt” an Stelle von “Geschickt eingefädelt”.

“Lästerschwein” für “Schwesterlein” mag ja ab und an das Gleiche sein, aber was soll der Spruch “Das habe ich im Urin” bedeuten? Das habe ich noch nie verstanden. Ebenso tierisch auf den Senkel gehen mir Sprüche wie “bin voll im Stretch”, “Alle Klarheiten beseitigt”, “Tschö mit Ö”, “Hätte, hätte Fahrradkette”, “Finger im Po – Mexiko”, “Ich glaub mein Schwein pfeift”, “Herzlichen Glühstrumpf”, “Schankedön / Schittebön” oder verballhornte Berufsbezeichnungen wie Fritöse für Friseurin.

Wenn Ihr mich jemals so etwas sagen hört, dann entgegnet mir bitte mit “Noch so nen Spruch, Kieferbruch” oder “Noch so nen Ding, Augenring” 😀

Zurück in der Gegenwart

Ich las auf Facebook einen Spruch, der meine Gefühle zu Treffen mit Leuten, die ich von früher kenne, sehr gut beschreibt:

“Wenn Dich die Vergangenheit anruft, geh nicht ran, denn sie hat Dir nichts Neues zu erzählen”!

Wer kennt das nicht – man trifft Menschen, mit denen man früher mal befreundet war, oder zusammen zur Schule ging oder der Exfreund der besten Freundin läuft einem  nach Jahren wieder über den Weg.

Gemeinsam ist allen Kategorien, dass sie fast immer über die Vergangenheit quatschen wollen. “Weißt Du noch” und “Wie war das damals”, “Damals hast Du dies und das gesagt” blablabla. Ich freue mich ja, die Leute mal wieder zu sehen, aber Vergangenes ist für immer vorbei und Schnee von vorgestern. Ich mag das alte Zeug nicht wieder aufwärmen. Es ödet mich an.

Dann erzählen sie einem womöglich noch von Leuten, an die man seit Jahren (aus guten Gründen) nicht mehr gedacht hat. – von denen ich mir nicht einmal mehr die Gesichter ins Gedächtnis rufen kann, weil sie so weit weg sind, wie aus einem anderen Leben oder einem (sehr schlechten) Film. Das nervt. Ich will nicht wieder zurück in diese alte Zeit, auch nicht für ein Gespräch. Es ist als würde ich das Tor zur Hölle wieder einen Spalt öffnen, das ich doch so gut verschlossen hatte. Die Gegenwart ist so viel besser, als das “Damals” von Personen, die die letzten 15-20 Jahre kaum mehr Kontakt mit mir hatten. Ich mag sie gerne, aber groß vermisst habe ich sie in den vergangenen Jahren auch nicht.

Sie kennen weder meinen Mann, mein Zuhause, meine Kinder, meine Freunde, wissen nicht, wo ich jetzt arbeite. Was mich umtreibt, was mich als Mensch ausmacht. Sie kennen nur mein Ich von vor 1,5 bis 2 Jahrzehnten. Doch das bin ich nicht mehr. Viel zu viel ist seither passiert und hat mich zu der Persönlichkeit gemacht, die ich heute bin. Interessiert die Leute aber nicht. Sie gehen nahtlos zu der Zeit über, wo man zuletzt noch sowas wie engere Kommunikation mit ihnen hatte.

Ich will da nie wieder hin und ich hatte mich die vergangenen Jahre nicht ohne Grund distanziert. Weil es mir einfach nicht guttut, erinnert zu werden. Was begraben ist, soll begraben bleiben. Geschehenes ist geschehen. Die Zeit ist vorbei. Unwiederbringlich und unabänderlich. Es ist schon so lange Gras über all die Geschehnisse und Menschen gewachsen. Jeder hat ein neues Leben und das ist gut so.

Ich wünsche allen Leuten aus meiner Vergangenheit, die ich immer mal wieder sporadisch irgendwo treffe nur das Beste. Seid glücklich, lebt Euer Leben. So wie ich meines lebe. Wenn Ihr mit mir reden wollt, dann über das hier und jetzt und nicht über den alten wiedergekäuten Mist, den keiner mehr (außer Euch anscheinend) interessiert. Ist bei Euch die Zeit echt stehen geblieben? Habt Ihr heute kein Leben? Erzählt mir, was Ihr heute so macht und für was Ihr Euch interessiert. Aber bitte keine ollen Kamellen mehr!

 

Wie viele Schweine passen in einen Corsa?

ich habe einen wiederkehrenden Traum. Er läuft immer ähnlich ab. Schweine flüchten von einem Viehtransporter und ich verstecke sie in meinem Kleinwagen.

Als ich meinem Mann das erste Mal von dem Traum erzählte, fing er an zu lachen und fragte “Wie viele Schweine waren denn im Corsa”. “Ein Schweinchen vorne auf dem Beifahrersitz, drei auf der Rückbank und eines im Kofferraum”. “Du weist schon, wie groß eine ausgewachsene Sau ist? Womöglich saßen sie aufrecht und waren angeschnallt?”

Tatsächlich saßen sie in meinem Traum genau so im Auto – bis auf die eine im Kofferraum natürlich.

Ich träume diesen Traum alle paar Wochen. Manchmal sind es Wildschweine, die ich vor einem Jäger rette, dann wieder Mastschweine, die in einem kurzen unbeobachteten Moment aus einem Kleintransporter, der mit niedlichen Schweinchen bemalt ist, türmen können und sofort auf meinen Opel zu eilen.

Der Traum endet immer damit, dass wir unseren Häschern gerade so entkommen können.

Gestern musste ich an einer Ampel halten und vor mir stand exakt so ein Transporter, der – wie in meinem Traum – hinten mit niedlichen Schweinchen bemalt war. Seitlich waren vermutlich so Luftschlitze. Ich dachte an meinen Traum, doch in der Realität ging die Hintertür leider nicht auf und die Schweine konnten nicht in meinen Corsa flüchten. Wenn ich sie aus dem Wagen geholt hätte, wäre ich des Diebstahls angeklagt worden. Ich hätte sie vielleicht dem Metzger abkaufen können. Und dann? Was hätte ich dann mit ihnen gemacht? Ich war wieder im gleichen Gewissenskonflikt, wie im Juli, als ich die Kälbchen bei dem Bauer sah.

Ich war auf dem Weg um eine Freundin abzuholen um auf einem Volksfest zu feiern, doch für die Schweinchen war es der Weg zum Schlachthof. Der Transporter fuhr genau in diese Richtung und bog dann auch dorthin ab. Ich fuhr fast 5 Minuten hinterher und war hin und her gerissen und doch hilflos. Hätte ich dem Transporter bis zum Schlachthof nachfahren sollen, den Fahrer dann bitten, mir die Tiere zu verkaufen? Dann hätte ich Gnadenhöfe für sie suchen können… und hätte vor dem Schlachthof vermutlich noch mehr solche Lieferungen gesehen. Auch mit anderen Tierarten. Das wollte ich nicht sehen. Ich kann die Leute schon verstehen, wenn sie verdrängen wollen, was dort vor sich geht und was mit den Tieren geschieht. Auch ich will es nicht sehen. Auch keine Videos, wie Küken geschreddert werden. Keine Schlachtszenen. Keine schlimmen Bilder. Das verursacht mir Alpträume und ich bekomme diese Bilder nie wieder los.

Nur ist der Unterschied, dass ich meine Konsequenz schon vor sehr vielen Jahren gezogen habe und zuerst Vegetarierin und dann Veganerin wurde. Ich möchte dieses perfide, grausame System nicht unterstützen. Ich möchte nicht daran beteiligt sein, dass Tiere ausgebeutet, misshandelt und getötet werden.

Ja, vermutlich wird es mir nie ganz gelingen komplett vegan zu leben. Auch ich hatte schon Fliegen auf der Windschutzscheibe und eine meiner Katzen hat erst letzte Woche zwei Kröten und einen Grashüpfer als “Geschenk” angeschleppt… leider schon tot. Eine dritte Kröte lebte noch und ich konnte sie in Sicherheit bringen. Dennoch versuche ich es soweit wie möglich und so gut es geht, so zu leben, dass ich anderen Lebewesen möglichst wenig schade.

 

Tanz der einsamen Herzen

in meinem Umfeld gibt es ein paar Singles. Öfter schon beobachtete ich, wie sie ihre Einsamkeit in Alkohol ertränken und sich mit flüchtigen Abenteuern ablenken. Zurück bleibt jedesmal ein “Hangover”- nicht nur dem Wein geschuldet, sondern auch ein emotionaler “Kater”.

Ist es heutzutage schwerer geworden echte Gefühle zu finden, weil alles so “unverbindlich” ist? Tinder, Loovoo und wie die Dating Apps alle heißen. Wenn einem jemand nicht gefällt, wird er weg gewischt. Zurück bleiben trotzdem einsame Herzen.

Ich wurde kürzlich auf Facebook von einem Mann aus Amerika angeschrieben. Er sendete mir eine Freundschaftsanfrage und gleichzeitig eine Privatnachricht mit seiner gesamten Lebensgeschichte. Facebook hatte ihm mein Profil vorgeschlagen und das hielt er für einen Wink des Schicksals. Er wäre sehr gottesfürchtig und deshalb hatte er mein Profil als “Zeichen” gewertet. Er ist ein junger Witwer mit einem 10jährigen Kind. Ich schrieb ihm nett und höflich zurück, dass mir sein Schicksal sehr leid tut, ich aber glücklich verheiratet bin. Ich fragte ihn, ob er nicht irgendwo in der Nachbarschaft oder auf der Arbeit Anschluss finden könnte um so neue Menschen kennenzulernen. Er antwortete mir, dass er nicht daran interessiert ist, Leute auf diese altmodische Art kennen zu lernen. Lieber schrieb er eine ihm total unbekannte Frau an, die einen Kontinent und Ozean entfernt lebt.  Vielleicht will er gar keine “richtige” Beziehung, sondern eine Traumwelt auf Distanz. Aus Angst, dass eine “reale Beziehung” nicht dem hohen “Ideal” der Illusion entspräche?

Eine Bekannte, die ab und zu mit mir auf Feste geht, sagte kürzlich “Flirten unter Alkohol ist wie hungrig einkaufen gehen. In beiden Fällen bekommt man etwas, was einem nicht guttut.” Trotzdem tut sie es immer wieder. Sie geht aus, betrinkt sich und kaum dreht man sich kurz um, hat sie irgend einen Typen zum rumknutschen aufgegabelt. Meistens ist es ihr am nächsten Tag peinlich und sie sieht die Kerle auch selten wieder. Bei Manchen kann sie sich auch gar nicht mehr an das Aussehen erinnern und sie sagt dann immer “Warne mich, wenn Du den mit der Lederjacke siehst, ich weiss nicht mehr, wie der ausschaut, Du aber schon”. Ich würde ihn tatsächlich wieder erkennen. Er hatte ihr nach der Knutscherei 3 Tage lang Whatsappnachrichten geschrieben “Wie sehr er sich auf ein Treffen freuen würde”. Doch als der Tag des Dates nahte, hörte sie ewige Zeiten nichts mehr von ihm. 5 Monate später war ihm anscheinend langweilig und er fragte wieder nach einem “romantischen Dinner”. Was geht in solchen Köpfen vor sich? Sie traf sich natürlich nicht mit ihm.

Wenn sie ihr verhalten nicht ändert, wird das Unverbindliche die Oberhand in ihrem Leben behalten. Oder ist es gar eine Wechselwirkung? Wenn man selber nichts Tiefergehendes anstrebt und vielleicht aus Angst davor verletzt zu werden nichts “Ernstes” zulässt, zieht man vermutlich dasselbe an. Ich würde ihr so sehr wünschen, dass sie mal jemand Nettes findet und das dann auch zu schätzen weiss.