diesen oder einen ähnlichen Ausspruch habe ich schon sehr oft gehört, seit ich Veganerin bin, ich hatte ihn auch schon gehört, als ich noch Vegetarierin war. Ich bin also “unnormal” und das ist gut so!
Kürzlich war ich auf einem Geburtstag eingeladen und es gab eine “vegetarische Torte” – also mit Agar Agar anstatt Gelatine, aber mit Milch und Eiern. Die Gastgeberin meinte “hier ist der Kuchen ohne Tod” und ich sagte “naja, das stimmt so nicht. Eier = Kükenschreddern, Milch = Kälbchen “Entsorgung durch Verwurstung”. Ich erntete verwunderte Blicke.
Ich glaube, die meisten Omnis verdrängen das bewußt. Selbst wenn man seine Eier bei Biohöfen holt, die auf das Töten der männlichen Küken verzichten und die Kälbchen lange bei der Mutter lassen. Es ändert nichts an der Tatsache, dass die männlichen Kälber schon als Halbwüchsige beim Schlachter enden und dass auch die Milchkühe nach wenigen Jahren geschlachtet werden, ebenso die Hühner, wenn sie keine Eier mehr legen und daher nicht mehr “von Nutzen” sind.
Von sehr hoch betagten Gästen kam auf der besagten Feier sogar der Ausspruch “Sollen die ihren Frass essen, wir bleiben bei unserem Fleisch, da weiss man, was man hat”. Ja… und nach uns die Sintflut. Selbst wer kein Tierfreund ist und keinerlei Empathie für unsere Mitgeschöpfe hat, sollte sich über die Zukunft unseres Planeten Gedanken machen. Jaja, fressen und gefressen werden, Fleisch hat man schon immer gegessen blablabla, aber noch niemals wurden Tiere in so großem Umfang ausgebeutet und getötet, wie in den letzten circa 70 Jahren und es wird immer perverser.
Die Gier nach Fleisch. Milch, Eiern und Honig ist unerstättlich geworden. In den so hochgelobten “guten alten Zeiten” war Fleisch ein Luxusprodukt, das es sehr selten gab. Höchstens einmal die Woche. Kuchen gab es auch nicht jeden Tag – nur zu besonderen Anlässen. Heute essen Omnis manchmal schon zum Frühstück tierische “Produkte” und setzen es über den Tag verteilt fort. Manche ernähren sich gar zu 80% von tierischen Produkten. Und wundern sich, dass sie so manches Zipperlein haben – schon in jungen Jahren.
Es ist normal, sich keine Gedanken über die Haltungsbedingungen der Tiere zu machen, die eingesperrt und / oder angekettet mehr oder weniger dahin vegetieren müssen, bevor ihr kurzes Leben gewaltsam von Menschenhand beendet wird. Es ist normal, dass dann sogar an dem “vegetarischen Kuchen” herumkritisiert wird, dass der “gar nicht so steif wurde, wie mit Gelatine und dass eben nur mit Gelatine die richtig gute Festigkeit erreicht werden könnte”. Es ist normal, zerteilte Leichenteile von sehr artverwandten Lebewesen in sich hinein zu stopfen, oder die Milch, die eigentlich für die Kinder anderer Spezies gedacht ist zu konsumieren und sich dann über die hohen Krebsraten in unseren Breitengraden zu wundern. Es ist normal, bewusst in Kauf zu nehmen, dass für jedes Ei das man isst und für jedes kommerziell hergestellte “Lebensmittel”, das Eier enthält, die männlichen Küken bei der “Produktion” der Eier auf der Strecke bleiben. In der heutigen Zeit, wo in allen Medien darüber berichtet wird, kann man sich nicht mehr heraus reden, man würde das nicht wissen. Dann müsste man schon hinterm Mond leben. Es ist derzeit in allen Zeitungen und auch in vielen TV Dokumentationen, im Internet sowieso. Aber auf das Frühstücksei zu verzichten wäre “unnormal”, so wie ich es bin. Es ist unnormal sich hinter die zu stellen, die sich selbst nicht wehren können. Es ist unnormal, sich Gedanken um “Nutztiere” zu machen, weil die werden doch eh geschlachtet, das ist doch “normal”. Wieviel CO2 bei der Massentierhaltung entsteht und welcher Wasserverbrauch damit verursacht wird ist gänzlich egal. Dass man die Flächen, die zum Anbau von Tierfutter verwendet werden locker dazu verwenden könnte, die ganze Welt zu ernähren ist komplett irrelevant.
Der Graslutscher (ein Kolumnist, den ich sehr gerne lese) hat es diese Woche mal wieder auf den Punkt gebracht: wer bei Hitze ein Autofenster einschlägt um einen Hund zu retten ist ein Held, wer Schlachthofscheiben einschlägt ist ein Terrorist. Karnismus in Reinkultur. Es ist vollkommen willkürlich, dass bei uns der Hund der “beste Freund” des Menschen wurde und das Schwein ein “Lebensmittel”. In asiatischen Ländern kann das schon mal anders sein. Dann geht ein Aufschrei durchs Land. Die Chinesen und Vietnamesen, wie können die nur, wie barbarisch... ein Hundefleischfestival und gleich noch mal ein Schnitzel bestellt. Am besten ein Kalbsschnitzel, weil`s so schön zart ist.
Ich habe das mit den Kälbchen auf Facebook gepostet und außer von ein paar wenigen Freunden habe ich keinerlei Resonanz darauf bekommen. Stellen wir uns jetzt mal vor, ich hätte ein Bild gemacht von circa 8 Monate alten Welpen oder Kitten, eingesperrt in einen Zwinger und jeder weiß, dass sie bald abgeholt werden zum schlachten… die Reaktion wäre eine gänzlich andere gewesen. Empörung, Ekel und wahrscheinlich hätten sich sogar einige zu meiner Unterstützung zusammen getan, die Welpen oder Kitten zu befreien. Der Halter hätte ganz gewiss einen Shitstorm erster Güte bekommen und vermutlich hätten sich auch Mitstreiter vor dem Zwinger zu einer Demo versammelt. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, den Tierschutz einzuschalten und die Kitten und Welpen wären beschlagnahmt worden, weil es hierzulande illegal ist, sie zu schlachten und eingesperrt in einem engen Zwinger zu halten.
Es wäre aber dieselbe Situation gewesen, nur eben andere Tierarten. Bei Katzen und Hunden wäre es ein Verbrechen, bei Hühnern, Schafen, Ziegen, Schweinen, Kühen etc ist es “normal”…
Ich freue mich über jeden Menschen, der “unnormal” wird und sich Gedanken macht! Wir Unnormalen sind in diesem Land ungefähr 1,1 Millionen mit stetig wachsender Tendenz. Vielleicht wird es in nicht allzu entfernter Zukunft normal unnormal zu sein!